Siegfried Lenz : Schweigeminute

Schweigeminute
Schweigeminute Originalausgabe: Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2008 ISBN: 978-3-455-04284-9, 128 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Die Liebesgeschichte eines Schülers und seiner Lehrerin dauert nur ein paar Wochen. Anlässlich der Gedenkfeier für die verstorbene Geliebte erinnert sich der 18-Jährige an die gemeinsamen Erlebnisse mit ihr. Für ihn ist das ein Schritt auf dem Weg zum Erwachsenwerden.
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Kritik

In seiner Novelle "Schweigeminute" überlässt Siegfried Lenz das Wort einem 18-jährigen Ich-Erzähler. Die in Form von Rückblenden entwickelte Binnengeschichte hat er in die Rahmenhandlung über eine Trauerfeier mit Schweigeminute eingefügt.
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Schweigeminute

In der vollbesetzten Aula des Lessing-Gymnasiums in Hirtshafen an der Ostseeküste findet eine Gedenkstunde mit Schweigeminute für die verstorbene Englischlehrerin Stella Petersen statt, die bei den Kollegen und Schülern gleichermaßen beliebt war. Schuldirektor Block hatte den Schüler Christian Voigt vorher schon gefragt, ob er als Klassensprecher bei der Feier ein paar Worte darüber sagen wolle, „was der Verlust dieser hochgeschätzten Lehrkraft für Sie bedeutet.“ Der 18-Jährige sieht sich emotional nicht in der Lage, vor Publikum seine Gefühle zu äußern. Der Verlust dieser hochgeschätzten Lehrkraft bedeutet nämlich sehr viel für ihn.

Die Lehrerin

Die nähere Bekanntschaft mit ihr ergab sich in den Sommerferien:

Christians Vater ist Steinfischer. Das heißt, er senkt von einem Lastkahn aus Steine ins Meer, die zu Wellenbrechern aufgeschichtet werden. Christian hilft ihm oft dabei, indem er taucht und die Lage der Steine prüft. Bei dieser Tätigkeit werden sie von einer jungen Frau beobachtet, die ihnen zuwinkt und zu verstehen gibt, dass sie auf den Prahm kommen möchte. Christian erkennt sogleich seine Englischlehrerin. An Bord interessiert sie sich sehr für den seltenen Beruf des Vaters und erkundigt sich, wo man die dafür geeigneten Steine findet. Christian bietet an, ihr die Riffs zu zeigen. So ein Steinfeld möchte Stella unbedingt sehen.

An einem Sonntag findet eine Regatta statt, die Stella von dem alten Ausflugsschiff Katarina aus beobachten darf. Das Schiff gehört Christians Vater. Aufkommende Fallböen machen es schwierig, mit den Jollen Kurs zu halten, sodass das Boot von Georg Bisanz, Frau Petersens Lieblingsschüler, eine Wendemarke zu kurz nimmt und gegen eine Boje schrammt. Die Jolle kentert. Georg gelingt es nicht, unter dem auf das Wasser gekippten Segel hervorzukommen. Christian steuert mit der Katarina auf die Unglücksstelle zu. Während die Männer des Wettkampfgerichts noch diskutieren, was zu tun sei, handelt Stella kurzentschlossen: Sie zieht ihr Strandkleid aus und hält Christian das Ende einer Leine hin, das er ihr umbinden soll. Mit kräftigen Kraulschlägen erreicht sie Georg, den sie unter dem Segel hervorholt und am Hemdkragen packt, sodass Christian die beiden mit der Leine in Sicherheit bringen kann. Zu dem Zeitpunkt weiß er noch nicht, dass Stella Meisterschaftsschwimmerin ist.

Der Ausflug

Um zu dem unterseeischen Steinfeld zu gelangen, benützen Christian und Stella ein Dingi. Als sie auf die Vogelinsel zufahren, will Stella unbedingt ans Ruder. Ein Windstoß erfasst ihr Boot, und es wird gegen den Strand geworfen. Da sich das Schiff in einer Wurzel verfangen hat, bekommen sie es nicht frei und müssen aussteigen. Kniehoch waten sie an den Strand. Das Missgeschick scheint Stella zu belustigen – wie sie immer lachbereit ist, auch in der Klasse. Als es dann zu regnen anfängt, vertröstet Stella ihren Begleiter auf ein andermal, um zu den Steinen zu fahren.

Christian kennt auf der Insel eine alte Hütte des Vogelwarts, wo sie sich während des Gewitters unterstellen können. Als Stella ihn auffordert, sich neben sie auf die Liege zu setzen, kann es der Schüler kaum fassen. Er legt seine Hand auf ihre Schulter; mehr wagt er nicht, und er traut sich auch nicht, ihr seine Gefühle zu gestehen. Sie lehnt ihren Kopf an seine Schulter und streicht ihm mit der Hand kurz über die Wange. Dann geht sie nach draußen und schöpft Wasser aus dem Dingi. Währenddessen kommt Frederik, der Bootsmann von Christians Vater, zufällig mit der Katarina auf den Strand zugefahren. Er nimmt die beiden jungen Leute mit und setzt sie vor Stellas Hotel ab. Christian geht mit ihr von Bord.

Sie nimmt es ganz selbstverständlich hin, dass der Junge mitkommt. An der leeren Rezeption vorbei gehen sie hinauf zu ihrem Zimmer. Nachdem sie sich erkundigt hat, ob er zu Hause nicht vermisst werde, gibt sie ihm einen flüchtigen Kuss. Als sie die Bettdecke hebt, um ihm zu demonstrieren, wie schwer diese ist, fällt auf das Laken glühende Asche ihrer Zigarette und hinterlässt ein Brandloch. Um sie wegen ihres Ungeschicks zu trösten, umarmt Christian sie und ist erstaunt, dass sie es geschehen lässt. Sie küssen sich, und Stella geht ohne ein Wort zum Bett.

Sie wollte nicht, dass ihr Kopf in der Mitte des Kopfkissens lag, es war ein breites, geblümtes Kopfkissen, das Platz für zwei bot, mit einer beherzten Bewegung warf sie sich auf und gab die Hälfte des Kopfkissens frei oder trat sie mir ab, ohne ein Zeichen, ohne ein Wort, dennoch bewies mir das Kopfkissen eine unübersehbare Erwartung. (Seite 36)

Erinnerungen

Während der Gedenkfeier, bei der Lehrer und Schüler ehrende Worte über die Verstorbene sprechen, schaut Christian auf das mit einem Trauerflor versehene Foto von Stella und erinnert sich dabei an weitere Erebnisse mit seiner Geliebten.

So fällt ihm ein, dass auf dem Kopfkissen, das sie beide benutzten, sich nur ein einziger Abdruck abzeichnete als er sich von ihr gegen Morgen verabschiedete und er ihr sagen wollte, dass er sie liebe. Das erschien ihm damals aber doch zu schwülstig und er sagte nichts.

Die erste Englischstunde nach den Sommerferien: Christian kann nicht vergessen, was ihn mit seiner Lehrerin verbindet. Stella lässt sich nichts anmerken, hält es offenbar aber für unangebracht, dass ihr Schüler sich unaufgefordert während des Unterrichts zu Wort meldet.

Es fallen mehrere Englischstunden aus; die Schüler erfahren nicht warum. Im Hotel wohnte Stella nur für ein paar Tage in den Ferien. Von einem Freund erfährt Christian Stellas Adresse. Dort trifft er einen alten Mann an, Stellas Vater. Die herbeigerufene Lehrerin lässt nicht mehr als ein sachliches Willkommen erkennen. Nachdem sie ihren kränkelnden Vater versorgt hat, führt sie Christian in ihr Zimmer. Seine körperliche Berührungen wehrt sie diesmal ab. Ob er sich schon überlegt habe, wie es mit ihnen weitergegen solle, fragt sie ihn. Sie erwäge eine Versetzung an eine andere Schule; das würde die Angelegenheit wahrscheinlich einfacher machen. Da wolle er mitkommen, reagiert er spontan. Sie schüttelt nur den Kopf. Als Stella von ihrem Vater gerufen wird und Christian allein im Zimmer ist, bemerkt er ein Foto, das einen athletischen Mann zeigt – am Bildrand eine Widmung „Stella with love, Colin“. Bei einem Telefonanruf, den sie in seiner Gegenwart entgegennimmt, erfährt er, dass ein mit Freunden geplanter Segeltörn sich noch einmal verschiebt. Seinen Vorschlag, jetzt mit ihm zu den unterseeischen Steinfeldern hinauszufahren, lehnt sie ab und meint, nach ihrer Rückkehr sei dafür auch noch Zeit.

Tage später passt Christian sie auf der Straße zum Strand ab. Mit dem geliehenen Auto eines Freundes überrascht er sie unterwegs. Christian fotografiert Stella am Meer, wobei sie übermütige Posen einnimmt, dann aber ängstlich fragt, wo er den Film entwickeln lasse.

Zu seinem Bedauern fordert sie Christian nicht auf, sie nach Hause zu begleiten. Ihre Freunde seien nun eingetroffen, erzählt sie ihm, und würden sie wahrscheinlich schon am nächsten Tag an Bord nehmen. Sie küsst ihn und winkt ihm vor der Haustür zurück.

[…] nicht flüchtig, nicht beiläufig, sondern langsam und so, als sollte ich mich abfinden mit dieser Trennung. Vielleicht wollte sie mich auch trösten. Damals dachte ich zum ersten Mal daran, mit Stella zu leben. (Seite 75)

Hoffnungen

Ein Brief Stellas aus Dänemark macht Christian glücklich, obwohl er nur allgemeine Schilderungen enthält. Aber die Unterschrift lautet: „Hope to see you soon, best wishes, Stella.“

Der Vogelwart, der im Sommer die Hütte auf der Vogelinsel bewohnt, hat vor, sein Amt aufzugeben. Das bringt Christian auf die Idee, die Hütte zu reparieren und einzurichten. Außerdem würde er Holz und Lebensmittel dorthin schaffen. Am Anlegesteg will er ein Schild aufstellen „Hier anlegen untersagt“. Sein Vorhaben schreibt er sogleich in einem Brief an Stella nieder. Besonders erwähnenswert findet er,

dass wir uns schon nach dem Aufwachen haben, füreinander dasein würden. Als PS fiel mir noch der Satz ein. „Vielleicht könnten wir auch zusammenleben lernen.“ (Seite 81)

Diesen Brief bewahrt er vorerst in seiner englischen Grammatik auf – für später. Christians bedenkt auch die finanziellen Bedürfnisse. Sein Sparbuch wird er sich auszahlen lassen. Darüber hinaus bringt er seinen Vater dazu, ihn für seine Arbeit auf dem Schiff zu entlohnen.

Der Unfall

Der Tag, an dem der Zweimaster Polarstern mit Stella an Bord zurückkehrt, scheint schlechtes Wetter zu bringen. Windböen werfen hohe Wellen in der Bucht auf. Christian beobachtet von Weitem die Einfahrt des Seglers. Es trägt nicht zu seiner Beruhigung bei, als er den Hafenkapitän neben sich murmeln hört, dass es besser wäre, wenn die Besatzung das Großsegel wegnähme und mit Motorkraft hereinkäme. Wenn sie doch nur den Anker fallen ließen! Einmal droht das Schiff querzuschlagen, wird durch einen mächtigen Windstoß jedoch wieder auf Kurs gebracht, und es sieht so aus, als könne es in waghalsiger Fahrt in den Hafen einfahren. Doch an der Stelle, wo vor nicht langer Zeit Steine versenkt wurden, wird der Segler über das Hindernis hinweg gerissen. Mehrmals taucht der Bug ein und wird wieder hochgeworfen. Und man kann nur hilflos zusehen, wie das Schiff auf die Mole zuschießt und dagegen kracht. Der vordere Mast bricht, schlägt aufs Deck und reißt zwei Personen von Bord, die in den Spalt zwischen Mauer und Bootskörper sinken. Zu dritt, Christian ist dabei, versuchen sie, das Schiff von der Steinwand fernzuhalten. Als ihnen das nicht gelingt, setzen sie einen Haken ein. Unter sich im Wasser sehen sie zwei schlaffe Körper trudeln.

Zuerst ziehen sie einen jungen Mann an Deck. In der zweiten Person erkennt Christian sogleich Stella. Er bindet sich ein Seil um, bekommt ihren willenlos pendelnden Körper zu fassen und kann sie aus dem Spalt befreien. Auf sein Zeichen werden sie hochgezogen. An Deck sieht er, dass sie am Kopf verletzt ist. Er möchte sie streicheln, aber vor Zeugen scheut er die Liebkosung. Während seiner Wiederbelebungsversuche spricht er auf sie ein, sie solle ihn ansehen, und er glaubt, in ihrem Blick etwas Fragendes zu sehen. Als sie dann die Lippen bewegt, meint er, sie spräche seinen Namen aus. Auf der Fahrt zum Krankenhaus sitzt er mit im Rettungswagen.

Georg Bisanz schlägt Christian vor, ihre Lehrerin im Krankenhaus zu besuchen; er müsse da ohnedies hin wegen seiner Großmutter. Zu viert stehen sie an Stellas Bett und wünschen ihr verlegen alles Gute. Stella reagiert nicht und Christian fühlt, dass auch er sie nicht erreichen würde, jedenfalls solange seine Mitschüler dabei sind.

Ein paar Tage später begegnet er Georg, der ihm erzählt, dass er gerade von dem routinemäßigen Besuch bei seiner Großmutter komme. Da er schon im Krankenhaus war, wollte er bei Frau Petersen vorbeischauen. Entgegen des Hinweises an der Zimmertür, nur nach Anmeldung einzutreten, habe er die Tür geöffnet. Sie lag mit offenem Mund und geschlossenen Augen da, vertraut er dem Freund an, und es gebe keinen Zweifel für ihn, dass sie tot sei.

Christian eilt sofort zum Krankenhaus, stürmt ins Krankenzimmer – aber das Bett ist leer. Von der Stationsschwester erfährt er, dass Stella an ihren schweren Kopfverletzungen starb. Unverzüglich will er Stellas Vater die Nachricht überbringen, aber der weiß bereits davon. Der alte Mann kramt dann im Zimmer seiner Tochter einen Brief hervor, den sie ihm von unterwegs schickte und den er Christian persönlich aushändigen soll. Er bedaure, sagt er, ihm den Brief nicht früher gegeben zu haben.

Den Umschlag öffnet Christian erst zu Hause. Auf der Rückseite eines Fotos mit einem Delfin steht nur ein Satz. „Love, Christian, is a warm bearing wave.“

Trauer

Nach der Gedenkfeier, als sich die Aula geleert hat, nimmt Christian das zum Andenken für Stella Petersen aufgestellte Foto an sich und verwahrt es in seiner Schulbank. Er muss wohl dabei beobachtet worden sein, denn Direktor Block spricht ihn daraufhin an. Als Entschuldigung gibt der Schüler an, er wollte es für das Klassenzimmer haben, aber das lässt ihm der Direktor nicht durchgehen. Das Bild solle in der Aula zusammen mit den anderen Porträts ehemaliger Lehrer aufgestellt werden.

An der Zeremonie der Seebestattung kann Christian nicht teilnehmen. Es ist kein Platz mehr für ihn auf dem Schiff des Bestattungsunternehmers; zuviele Trauergäste hatten sich schon angemeldet. Da kommt es Christian gelegen, dass Frederik ihm anbietet, dem Schiff hinterherzufahren. Durch das Fernglas kann er die Feierlichkeiten beobachten. Er sieht, wie Stellas Vater die Urne entleert und eine dünne Aschenfahne sogleich auf das Wasser niedergedrückt wird. Der Vater schleudert einen Kranz hinaus und die anderen Trauernden werfen Blumensträuße hinterher.

Einzelne Blumen lösen sich aus den Gebinden. Christian hat keinen Zweifel, dass sie auf die Vogelinsel zutreiben und dort am Strand angeschwemmt würden. Er werde die Blumen aufsammeln und sie zum Trocknen in die Hütte des Vogelwarts legen, denkt er sich aus. In den Ferien wird er sich dort einrichten

[…] und auf der Liege aus Seegras schlafen, im Schlaf werden wir nah aneinander heranrücken, Stella, deine Brust wird meinen Rücken berühren, ich werde mich dir zudrehen und dich streicheln, alles, was Erinnerung aufgehoben hat, wird dann wiederkehren. Was Vergangenheit ist, ist dennoch geschehen und wird fortdauern, und begleitet von Schmerz und einer zugehörigen Angst werde ich versuchen, das zu finden, was unwiederbringlich ist. (Seite 122)

Er bleibt noch eine Weile auf der Insel allein und geht erst später über die Landzunge zu dem Kaffeegarten, in dem sich die Trauergäste zum gemeinsamen Essen zusammenfinden. Christian will sich nicht dazusetzen. Eine Gelegenheit sich stillschweigend zu entfernen ergibt sich, als ein Schnellboot dröhnend näherkommt, das ein Segelschiff mit gebrochenem Mast im Schlepp hat.

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Mit Empathie und Zuneigung zu seinen Protagonisten entwickelt Siegfried Lenz in der Novelle „Schweigeminute“ eine melancholische Liebesgeschichte.

Das Buch beginnt mit einer Schweigeminute bei der Trauerfeier einer tödlich verunglückten jungen Lehrerin in der Schule. In diese mehrmals eingeblendete Rahmenhandlung ist die eigentliche Handlung eingebettet, und zwar in Form von Rückblenden bzw. Erinnerungen des 18-jährigen Ich-Erzählers Christian Voigt, aus dessen Perspektive Siegfried Lenz das Geschehen darstellt. Ungewöhnlich ist, dass der Ich-Erzähler seine verstorbene Geliebte in der Du-Form anspricht. Mitunter wechselt er mitten im Satz nicht nur das Tempus, sondern auch von der dritten zur zweiten Person Singular.

Ich wartete darauf, dass sie sich zu mir setzte, doch sie tat es nicht, sie trat ans Fenster und blickte hinaus, gerade so, als suchtest du etwas, einen Zuspruch, eine Eingebung.

Dieses Stilmittel gibt der Novelle „Schweigeminute“ einen besonderen Reiz.

„Schweigeminute“ dreht sich zwar um die heimliche Liebesbeziehung einer Lehrerin und eines Schülers, aber Siegfried Lenz vermeidet schlüpfrige Details und vermittelt auch kaum etwas von der sexuellen Begierde, die bei einem 18-Jährigen zu vermuten wäre.

Dass die Lehrerin Stella heißt, ist kein Zufall, denn Christian schaut zu ihr auf wie zu einem Stern, den er erreichen möchte.

Sinnliche Prosa ist es: Man kann alles fühlen, sehen, hören und riechen. Es wird geschwommen, gerudert und gesegelt und natürlich geangelt, es gibt Schlauchboote, Lastkähne und Ausflugsdampfer. Aus den sich rasch ablösenden Bildern entstehen wie von selbst Genrebilder […] Respekt, Diskretion, Dezenz, Takt: das sind die Vokabeln, die sich mir zunächst aufdrängen. Lenz hat Respekt vor den Figuren, die er geschaffen hat. Er gönnt ihnen den Anspruch auf Diskretion, er spart nichts aus, aber er schreibt vorsichtig, dezent und taktvoll […] Wir haben meinem Freund Siegfried Lenz für ein poetisches Buch zu danken. Vielleicht ist es sein schönstes. (Marcel Reich-Ranicki)

Siegfried Lenz (1925 – 2014) begann die Arbeit an der Novelle „Schweigeminute“ – zunächst unter dem Titel „Wellenbrecher“ – kurz bevor seine 87-jährige Ehefrau Liselotte („Lilo“), mit der er 56 Jahre lang verheiratet war, im Februar 2006 nach einem Schlaganfall starb.

Innerhalb von fünf Monaten wurden mehr als 250 000 Exemplare des 2008 veröffentlichten Buches „Schweigeminute“ verkauft. Der Verlag freute sich: „Bislang hat sich kein Buch von Siegfried Lenz in so kurzer Zeit so gut verkauft, nicht einmal die ‚Deutschstunde‘„.

Die Novelle „Schweigeminute“ von Siegfried Lenz gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Konstantin Graudus (Hoffmann und Campe, Hamburg 2008, 2 CDs).

Thorsten M. Schmidt verfilmte die Novelle von Siegfried Lenz mit Julia Koschitz und Jonas Nay in den Hauptrollen: „Schweigeminute“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Irene & Dieter Wunderlich 2008 / 2009
Textauszüge: © Hoffmann und Campe

Thorsten M. Schmidt: Schweigeminute

Siegfried Lenz (Kurzbiografie)
Siegfried Lenz: Es waren Habichte in der Luft
Siegfried Lenz: Der Mann im Strom (Verfilmung)
Siegfried Lenz: Brot und Spiele
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Siegfried Lenz: Deutschstunde
Siegfried Lenz: Die Phantasie
Siegfried Lenz: Das serbische Mädchen
Siegfried Lenz: Fundbüro
Siegfried Lenz: Wasserwelten
Siegfried Lenz: Landesbühne
Siegfried Lenz: Der Überläufer

Umberto Eco - Nachschrift zum Namen der Rose
"Begonnen habe ich im März 1978, getrieben von einer vagen Idee: Ich hatte den Drang, einen Mönch zu vergiften", gesteht Umberto Eco in "Nachschrift zum Namen der Rose".
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