Matrix

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Matrix

Originaltitel: The Matrix - Regie: Larry und Andy Wachowski - Drehbuch: Larry und Andy Wachowski - Kamera: Bill Pope - Schnitt: Zach Staenberg - Musik: Don Davis - Darsteller: Keanu Reeves, Carrie-Anne Moss, Laurence Fishburne, Hugo Weaving, Paul Goddard, Gloria Foster, Joe Pantoliano, Marcus Chong, Julian Arahanga, Matt Doran, Belinda McClory, Anthony Ray Parker, Robert Taylor u.a. - 1999; 135 Minuten

Inhaltsangabe

Die mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten Maschinen übernahmen die Weltherrschaft und versklavten die Menschheit. Die hat das alles seit Generationen vergessen, denn die Maschinen gaukeln ihr eine im Computer generierte Scheinwelt vor: die Matrix.
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Kritik

"Matrix", das ist die um 2000 Jahre zeitversetzte Geschichte von einem Erlöser, den eine Schar Jünger herbeisehnt, während die Menschheit gar nicht ahnt, dass sie unfrei ist. Das Besondere an diesem SF-Thriller sind Stil und Spezialeffekte.
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Tagsüber arbeitet Thomas Anderson (Keanu Reeves) in einer renommierten Softwarefirma, nachts betätigt er sich unter dem Namen Neo als Hacker. Seit Jahren beschäftigt ihn die Frage nach der „Matrix“. Trinity (Carrie-Anne Moss), eine Bekanntschaft aus dem Internet, weist ihm den Weg zu einer von Morpheus (Laurence Fishburne) geführten Gruppe, die die Antwort kennt: Die um die Jahrtausendwende geschaffene künstliche Intelligenz (AI) verselbständigte sich, und die damit ausgestatteten Maschinen übernahmen die Weltherrschaft. Vergeblich setzten die Menschen alles in Brand, um den Himmel zu verdüstern und ihnen die Sonnenenergie zu nehmen: Daraufhin begannen die Maschinen, Menschen zu züchten und als Energiequelle zu nutzen. Die Menschheit hat das alles seit Generationen vergessen, denn die Maschinen gaukeln ihr eine im Computer generierte Scheinwelt vor: die Matrix.

Zu der Gruppe, die in einem Raumschiff lebt und sich zum Ziel gesetzt hat, die Menschen aus der Knechtschaft zu befreien, gehören außer Morpheus und Trinity Tank (Marcus Chong), Cypher (Joe Pantoliano), Apoc (Julian Arahanga), Mouse (Matt Doran), Switch (Belinda McClory) und Dozer (Anthony Ray Parker). Morpheus betrachtet Neo als Auserwählten, als den Einzigen, der in der Lage ist, das Vorhaben auszuführen.

„Hattest du schon einmal einen Traum, von dem du glaubtest, er sei real?“, fragt er Neo. „Und was wäre, wenn du aus diesem Traum nicht mehr aufwachen würdest? Woher wüsstest du, was Traum ist und was Realität?“

Ein Computerspezialist der Gruppe holt Neo aus der Matrix und programmiert sein Gehirn innerhalb von zehn Stunden so, dass er anschließend ein Meister in asiatischen Kampfsportarten ist und vom Dach eines Hochhauses zum anderen springen kann. Nur so wird er eine Chance haben, den Agenten zu entkommen. Agenten wie Smith (Hugo Weaving), Brown (Paul Goddard) und Jones (Robert Taylor) sehen aus wie Men in Black, aber es handelt sich um Maschinen, die innerhalb der Matrix die Gestalt jedes Menschen annehmen können und noch nie besiegt wurden.

Morpheus und Trinity wollen Neo zum Orakel (Gloria Foster) begleiten, das ihm die Zukunft voraussagen soll. Dazu legen sie sich hin und werden von Tank in die Matrix gebeamt. Verblüfft stellt Neo fest, dass es sich bei dem Orakel um eine auf den ersten Blick ganz normale Hausfrau handelt, die in ihrer Küche Plätzchen bäckt. Die Prophezeiung, die sie für ihn hat, beunruhigt ihn: Er sei nicht der Auserwählte und werde bald entscheiden müssen, ob er oder Morpheus stirbt.

Inzwischen wendet Cypher, ein Mitglied der Rebellengruppe, sich an die Agenten: Er möchte vergessen, was er über die Matrix weiß und einfach wieder einer der Menschen sein, die darin leben, ohne viel zu fragen. Als Gegenleistung verlangt Agent Smith, dass Cypher ihm hilft, Morpheus in seine Gewalt zu bekommen.

Durch Cyphers Verrat gelingt es den Agenten, Morpheus, Trinity und Neo auf dem Rückweg vom Orakel in einem rasch umprogrammierten Haus zu stellen. Morpheus bleibt zurück, um die Verfolger aufzuhalten; Neo und Trinity entkommen durch einen Versorgungsschacht. Während Cypher im Raumschiff der Gruppe Amok läuft, bis er selbst erschossen wird, lassen Neo und Trinity sich an der nächsten Telefonzelle wieder aus der Matrix herausholen.

Während Tank und Trinity resignieren, will Neo Morpheus retten und besteht darauf, wieder in die Matrix versetzt zu werden. Trinity kommt mit ihm. Gemeinsam schaffen sie es, die Wachmannschaft zu überwältigen und Morpheus zu befreien. Morpheus verlässt die Matrix als Erster; gerade als Trinity in der Telefonzelle zum Hörer greift, sieht sie die Agenten kommen. Es ist zu spät: Sie befindet sich bereits wieder an Bord des Raumschiffs – das gerade von Computerspinnen angegriffen wird.

Neo ist den Agenten allein ausgeliefert. Obwohl einer von ihnen beim Kampf auf den Gleisen einer U-Bahn-Station nicht rasch genug auf den Bahnsteig zurückkommt, steigt er gleich darauf unverletzt aus dem einfahrenden Zug. Neo hat keine Chance. Nachdem er in der Matrix im Kugelhagel gestorben ist, beugt Trinity sich im Raumschiff über den bewusstlos vor ihr Liegenden und spricht zu ihm: Das Orakel habe ihr prophezeit, sie werde sich in den Erlöser verlieben. Also könne er nicht tot sein. Als sie ihn küsst, öffnet Neo in der Matrix die Augen. Die auf ihn zufliegenden Kugeln können ihm nichts mehr anhaben, denn er glaubt jetzt an sich.

Am Ende spricht Neo aus einer Telefonzelle zu den Menschen: „Ich zeige euch, wie alles beginnen wird, […] eine Welt ohne Gesetze, ohne Kontrollen, eine Welt, in der alles möglich ist. Wie es dann weitergeht, das liegt ganz bei euch.“ Während die Passanten offenbar nichts hören und herumeilen, fährt Neo wie Batman zum Himmel auf.

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Es geht darum, uns für die Manipulationen zu sensibilisieren, denen wir ständig ausgesetzt sind. „Matrix“, das ist die um 2000 Jahre zeitversetzte Geschichte von einem Erlöser, den eine Schar Jünger herbeisehnt, während die Menschheit gar nicht ahnt, dass sie unfrei ist. Auch den dazu gehörenden Verräter gibt es in der Rebellengruppe, die sich gegen die Unterdrücker auflehnt. Aus dem Verräterkuss wurde allerdings ein Dornröschenkuss. Weder die Wiederaufstehung noch die Himmelfahrt fehlen.

So wie die Gefangenen in Platons Höhlengleichnis Schatten für die Wirklichkeit halten, verwechseln die Menschen in diesem Film das Leben in einer von Computern geschaffenen virtuellen Welt – der Matrix – mit der Realität. (Diesen Gedanken griff bereits Rainer Werner Fassbinder in seiner brillanten Verfilmung des Romans „Welt am Draht“ von Daniel F. Galouye auf: „Welt am Draht“.) „Matrix“ ist ein Spiel mit Illusion, Simulation und Realität, beinahe so etwas wie ein Hybrid aus Kinofilm und Computerspiel.

Selten hat es einen so philosophischen Film über Sein und Nicht-Sein gegeben. (Richard David Precht: Wer bin ich – und wenn ja, wie viele? (Seite 368)

Das Besondere an diesem Science-Fiction-Thriller sind Stil und Spezialeffekte. Nach 118 Drehtagen in Australien arbeitete John Gaeta zwei Jahre lang an den aus konventionellem Filmmaterial und Computeranimationen kreierten Szenen. Man muss kein Fan des Kung-Fu-Kinos sein, um Gefallen an den perfekt choreografierten, in bullet time dargestellten Kampfszenen zu finden, bei denen die Kontrahenten schon mal an den Wänden hochlaufen, meterhoch springen und in der Luft schweben. Um die Kampfszenen ohne Doubles spielen zu können, ließen Keanu Reeves, Carrie-Anne Moss, Laurence Fishburne und Hugo Weaving sich im Winter 1997/98 vier Monate lang von Yuen Wo Ping in Kung Fu und anderen Techniken ausbilden. Bestechend ist auch der Stil der Bilder, die vorwiegend schwarz gekleidete Menschen bzw. Agenten in nüchtern eingerichteten und mit Neonröhren ausgeleuchteten Räumen zeigen. Nur einmal, da entdeckt Neo unter den Straßenpassanten eine attraktive Frau im feuerroten Kleid. Aber das sei auch nur eine Computersimulation, erfährt er kurz darauf von dem stolzen Programmierer, der anbietet, ihn mit ihr bekannt zu machen.

„Matrix“ erhielt 1999 vier „Oscars“. Ausgezeichnet wurden Zach Staenberg für den Schnitt, John Reitz für den Ton, Dane A. Davis für den Toneffekteschnitt und John Gaeta für die visuellen Effekte.

2003 kamen zwei Fortsetzungen in die deutschen Kinos: „Matrix Reloaded“ am 22. Mai und „The Matrix Revolutions“ am 6. November.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002 – 2009

Larry und Andy Wachowski: Matrix Reloaded
Larry und Andy Wachowski: Matrix Revolutions
Tom Tykwer, Andy & Lana Wachowski: Cloud Atlas

Patricia Highsmith - "Small g" – eine Sommeridylle
Die Handlung ist unspektakulär. Bei "'Small g' – eine Sommeridylle" handelt es sich wohl kaum um Patricia Highsmiths bestes Werk, aber um eine leichte, unterhaltsame Lektüre und ein Plädoyer für Toleranz und Solidarität.
„Small g“ – eine Sommeridylle