Rainer Werner Fassbinder


Rainer Werner Fassbinder wurde am 31. Mai 1945 in Bad Wörishofen als Sohn des Arztes Dr. Hellmuth Fassbinder und dessen Ehefrau Liselotte geboren, wuchs jedoch in München auf. Als er sechs Jahre alt war, ließen seine Eltern sich scheiden, und er wurde von seiner Mutter (1922 – 1993) erzogen, die damals als Übersetzerin tätig war und 1959 den Journalisten Wolff Eder heiratete. (Später spielte sie unter ihrem Mädchennamen Lilo Pempeit in den Filmen ihres Sohnes mit.)

Nach dem vorzeitigen Abgang vom Gymnasium im Mai 1961 verdiente Rainer Werner Fassbinder seinen Lebensunterhalt durch Gelegenheitsarbeiten und nahm ab 1963 Schauspielunterricht, bestand jedoch 1966 nicht die Aufnahmeprüfung der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin. Daraufhin engagierte er sich in verschiedenen Theatergruppen in München, bis er 1968 sein eigenes „antiteater“ (ohne h) gründete und dafür Bühnenstücke schrieb. 1969 drehte Rainer Werner Fassbinder seine ersten beiden abendfüllenden Kinofilme: „Liebe ist kälter als der Tod“ und „Katzelmacher“.

Mit anderen Regisseuren gemeinsam gründete Rainer Werner Fassbinder 1971 den „Filmverlag der Autoren“. 1974/75 leitete er das „Theater am Turm“ (TaT) in Frankfurt am Main.

Fernsehgeschichte schrieb er 1979/80 mit seiner fünfzehnstündigen, vierzehnteiligen Verfilmung des Romans „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin.

Am 10. Juni 1982 fand Fassbinders Lebensgefährtin, die Cutterin Juliane Lorenz (*1957), den Siebunddreißigjährigen tot in seiner Wohnung. Vermutlich hatte er sich mit einer Überdosis Kokain und Schlaftabletten selbst das Leben genommen. Seine Urne wurde auf dem kleinen Prominentenfriedhof in München-Bogenhausen beigesetzt.

In der kurzen Zeit, die ihm zur Verfügung stand, verfasste Rainer Werner Fassbinder siebzehn Theaterstücke; er inszenierte vierundvierzig Filme, schrieb ebenso viele Drehbücher, spielte in zahlreichen Filmen mit, produzierte fünf Filme, stand bei zwei Filmen selbst hinter der Kamera und war bei fünfzehn Filmen für den Schnitt verantwortlich.

Um Fassbinders Werk zu pflegen, gründete seine Mutter Liselotte Eder die Fassbinder Foundation. Nach ihrem Tod am 7. Mai 1993 übernahm Juliane Lorenz den Vorsitz. Obwohl sie sich um die Stiftung verdient machte, geriet sie mit Ingrid Caven (*1938) in Streit, die von 1970 bis 1972 mit Rainer Werner Fassbinder verheiratet gewesen war und der Vorsitzenden nicht nur Selbstherrlichkeit vorwarf, sondern auch anzweifelte, dass Juliane Lorenz ab 1978 die Ehefrau des Regisseurs gewesen sei.

Der Regisseur Marco Kreuzpaintner plant seit längerem ein Biopic über Rainer Werner Fassbinder zu drehen (Süddeutsche Zeitung, 9. Juni 2012).

Rainer Werner Fassbinder: Filmografie (Auswahl)

Literatur über Rainer Werner Fassbinder

  • David Barnett: Rainer Werner Fassbinder. Theater als Provokation (Henschel Verlag, Leipzig 2012)
  • Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder (Bertz und Fischer, Berlin 2012)
  • Juliane Lorenz (Hg.): Das ganz normale Chaos. Gespräche über Rainer Werner Fassbinder (Henschel Verlag, Berlin 1995)
  • Juliane Lorenz, Lothar Schirmer (Hg.): R. W. Fassbinder. Die Filme. Ein illustriertes Werkverzeichnis aller 44 Kino- und Fernsehfilme 1966 bis 1982 mit 1368 Filmbildern und 46 Photographien (Schirmer/Mosel Verlag, München 2016)
  • Michael Töteberg: Rainer Werner Fassbinder (Rowohlt Bildmonographie)
  • Jürgen Trimborn: Ein Tag ist ein Jahr ist ein Leben. Rainer Werner Fassbinder (Propyläen Verlag, Berlin 2012)

© Dieter Wunderlich 2004 / 2012

Rainer Werner Fassbinder: Der Müll, die Stadt und der Tod
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