Der Stich des Skorpion

Der Stich des Skorpion

Der Stich des Skorpion

Originaltitel: Der Stich des Skorpion - Regie: Stephan Wagner - Drehbuch: Holger Karsten Schmidt, nach Motiven der Autobiografie "Ich war Staatsfeind Nr. 1" von Wolfgang Welsch - Kamera: Thomas Beesch - Schnitt: Gunnar Wanne-Eickel - Musik: Irmin Schmidt - Darsteller: Jörg Schüttauf, Martina Gedeck, Matthias Brandt, Matthias Brenner, Ulrike Krumbiegel, Kathrin Kühnel, Hannes Jaenicke, Martin Brambach, Rüdiger Dambroth, Christian Grashof, Volkmar Kleinert u.a. - 2004; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Wegen versuchter "Republikflucht" aus der DDR wurde Wolfgang Stein 1964 zu zehn Jahren Haft verurteilt. 1971 kaufte die Bundesregierung ihn frei. Einige Zeit später begann er, sich als Fluchthelfer zu betätigen und baute ein effizientes Netzwerk auf, mit dem er 200 DDR-Bürger in den Westen schleuste. Deshalb ordnete die Stasi unter dem Codenamen "Skorpion" seine Ermordung an ...
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Kritik

Dem Politthriller "Der Stich des Skorpion" liegt die Autobiografie des Fluchthelfers Wolfgang Welsch zugrunde. Trotz des sachlichen Tons fesselt der spannende Film die Aufmerksamkeit des Zuschauers.
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Beim Versuch, die DDR mit einem plump gefälschten bundesdeutschen Pass zu verlassen, wird Wolfgang Stein 1964 an einem Grenzübergang festgenommen. Man unterzieht ihn täglichen Verhören und schlägt ihn dabei immer wieder brutal zusammen. Stasi-Offizier Jürgen Bungert (Martin Brambach) versucht, die Namen von Fluchthelfern aus ihm herauszubekommen und arrangiert einmal sogar eine Scheinhinrichtung mit Platzpatronen, aber Wolfgang schweigt und wird schließlich zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Davon sitzt er sieben in Bautzen ab, dann gehört er zu einer Gruppe von politischen Häftlingen, die von der Bundesregierung freigekauft und im März 1971 in den Westen gebracht werden.

Im Auffanglager verliebt er sich in die Krankenschwester Anne (Martina Gedeck), die seine Gefühle erwidert und nach einiger Zeit zu ihm zieht.

Dieter Michaelis (Matthias Brenner), ein Mithäftling aus Bautzen, der ebenfalls freigekommen ist, überredet Wolfgang eines Tages, ihm dabei zu helfen, einen Leidensgenossen mit gefälschten Dokumenten über Sofia aus der DDR herauszuholen. Als Dieter Michaelis sich von der Stasi verfolgt fühlt, bittet er Wolfgang, auch noch einem Ehepaar mit zwei Kindern zur Flucht aus der DDR zu verhelfen und bringt ihn mit Sebastian Krüger (Hannes Jaenicke) zusammen, einem bundesdeutschen Geheimdienstmitarbeiter, der ihm vier Blankopässe verschafft.

Als Anne bereits hochschwanger ist, heiraten sie und Wolfgang. Am 13. April 1973 wird ihre gemeinsame Tochter Natalie geboren.

1976 wird Michael Kleinschmidt, der zusammen mit Wolfgang von der Bundesregierung freigekauft worden war, von DDR-Grenzbeamten erschossen. Er hatte versucht, Selbstschussanlagen abzubauen, um auf die Unmenschlichkeit des DDR-Regimes aufmerksam zu machen. Auch als Fluchthelfer war er tätig gewesen.

Dieter Michaelis und seine Ehefrau Maria (Ulrike Krumbiegel) finden eines Morgens beim Aufwachen eine Gewehrpatrone neben dem Bett, obwohl die Alarmanlage nicht losging und sie keine Einbruchspuren feststellen können. Aber jemand muss neben ihnen gestanden haben, während sie schliefen. Das kann nur ein Einschüchterungsversuch der Stasi sein! Schockiert beendet Michaelis seine Fluchthelfer-Aktivitäten und rät auch Wolfgang, damit aufzuhören, aber statt auf den Rat seines Freundes zu hören, sucht Wolfgang sich einen anderen Partner: Volker Erler (Matthias Brandt), mit dem er sich ebenfalls während der Haft in Bautzen befreundet hatte.

Das Ministerium für Staatssicherheit beobachtet, dass Wolfgang jedes Jahr mehr DDR-Bürgern zur Flucht in den Westen verhilft. Zweihundert Fälle zählt man schließlich. Da wird Bungert von seinem Vorgesetzten, dem Stasi-Major Fink (Volkmar Kleinert) in Berlin-Treptow, beauftragt, unter der Code-Bezeichnung „Skorpion“ eine neue Akte über Wolfgang Stein anzulegen und dessen Liquidierung vorzubereiten.

Eines Tages zeigt Wolfgang seinem neuen Partner Volker das Foto eines gewissen Alexander Ritter, dessen Familienangehörigen er zur Flucht aus der DDR verhelfen soll. Volker kennt den Mann und weist Wolfgang darauf hin, dass er ihn in Bautzen unter dem Namen Manfred Landowski (Christian Grashof) kennen gelernt hatte. Es handelt sich also vermutlich um einen Spitzel der Stasi. Wolfgang gibt das an Krüger weiter, aber bevor Landowski festgenommen werden kann, bringt er sich in der DDR in Sicherheit.

Obwohl nach Landowskis Enttarnung klar ist, dass die Stasi Wolfgang auf der Spur ist, soll dieser einem DDR-Bürger dabei helfen, von Sofia aus in den Westen zu kommen. Es sei dringend, meint Krüger, der Mann werde sonst in Kürze aus politischen Gründen verhaftet. Weil es für ihren Mann zu gefährlich erscheint, übernimmt Anne die Aufgabe und fliegt mit ihrer kleinen Tochter nach Sofia. Tatsächlich handelt es sich um eine Falle. Statt Wolfgang wird Anne festgenommen und von Bungert verhört. Er schlägt sie ins Gesicht, droht, ihr Kind zur Adoption freizugeben und sie für längere Zeit einzusperren. Das könne sie nur vermeiden, wenn sie sich als Informelle Mitarbeiterin der Stasi verpflichte und regelmäßig Informationen über ihren Mann und andere Fluchthelfer liefere.

Durch Krüger erfährt Wolfgang von der Festnahme seiner Frau. Daraufhin entführt er einen bulgarischen Diplomaten und erpresst auf diese Weise die Freilassung Annes und Natalies.

Als Anne erfährt, dass Volker mit seiner Freundin Bianca (Kathrin Kühnel) einen Urlaub in Israel plant, überredet sie Wolfgang dazu, sich dem Paar mit ihr und Natalie anzuschließen. Zu fünft bereisen sie die Wüste Negev in einem Wohnmobil. Nach einem gemeinsamen, von Volker zubereiteten Abendessen erkranken Anne und Wolfgang. Volker wollte immer schon als Fotograf arbeiten, und wegen eines unerwarteten Auftrags in Buenos Aires brechen er und Bianca ihren Israel-Urlaub vorzeitig ab. Wolfgang wird auf dem Heimflug von Krämpfen heimgesucht, nach der Landung bewusstlos in ein Krankenhaus gebracht und dort reanimiert. Erst nach neun Tagen kommt er wieder zu sich. Dr. Saller, der behandelnde Art, klärt ihn darüber auf, dass man in seinem Körper 6,5 mg Thallium gefunden habe, das sechseinhalbfache der als letal geltenden Dosis. Wie durch ein Wunder hat er den Mordanschlag überlebt. Anne und Natalie waren nur leicht vergiftet. Mit Hilfe der deutschen Botschaft in Argentinien hat man inzwischen bereits nach Bianca und Volker gesucht, damit sie sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben, aber von ihnen fehlt jede Spur.

Am 9. November 1989 fällt die Berliner Mauer, und die Grenzen der DDR öffnen sich (Wiedervereinigung). Sobald die Möglichkeit besteht, will Wolfgang nach Ostberlin fahren und sich in der Gauck-Behörde die Unterlagen ansehen, die vom Ministerium für Staatssicherheit über ihn angelegt wurden. Anne kann ihn nicht davon abhalten. Tagelang blättert er in den Aktenordnen, aus denen hervorgeht, dass insgesamt dreimal versucht worden war, ihn zu töten. Er liest von einer IM Marion, die hin und wieder mit einem IM Lucie zusammenarbeitete, den die Stasi auf ihn angesetzt hatte: Bianca und Volker! Ausgerechnet sein langjähriger Freund versuchte, ihn während des Urlaubs in Israel umzubringen! „Operation Skorpion“, hieß das. Die Aufdeckung Landowskys durch Volker war nur ein Bluff, um Wolfgangs Vertrauen in den vermeintlichen Freund zu erhöhen. Außerdem war eine IM Linda auf Wolfgang angesetzt. In deren Berichten steht viel Privates über ihn. Das kann nur Anne gewesen sein! Hatte sie in Sofia eine Verpflichtungserklärung unterschreiben müssen?

Aufgeregt fährt Wolfgang nach Hause. Anne liegt tot im Schlafzimmer. Sie hat sich erschossen. In ihrem Abschiedsbrief heißt es, dass sie ihm nach seinem Besuch bei der Gauck-Behörde nicht mehr in die Augen hätte sehen können.

Wolfgang findet Volkers neue Identität und Adresse heraus und taucht unvermittelt bei ihm auf. Der Verräter ist inzwischen mit einer Frau namens Corinna verheiratet und hat eine Tochter: Susanne. Unmittelbar nachdem Volker den Mordanschlag zugegeben hat, wird er von einem schon vorher verständigten Polizeikommando festgenommen. Ein Gericht verurteilt ihn zu sechseinhalb Jahren Haft.

Der ehemalige Stasi-Major Fink erhängt sich zwei Wochen nach seiner Verhaftung in seiner Gefängniszelle.

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Für den Politthriller „Der Stich des Skorpion“ griff der Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt auf die 2001 veröffentlichte Autobiografie von Wolfgang Welsch zurück: „Ich war Staatsfeind Nr. 1. Als Fluchthelfer auf der Todesliste der Stasi“. Die Figur des Fluchthelfers Wolfgang Stein trägt also authentische Züge von Wolfgang Welsch. Welche Szenen auf Tatsachen beruhen, und welche fiktiv sind, lässt sich nicht erkennen. Holger Karsten Schmidt (Drehbuch) und Stephan Wagner (Regie) strebten auch keinen Dokumentarfilm an, sondern sie schufen ein spannendes Drama und veranschaulichten damit die Machenschaften des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Trotz des sachlichen Tons fesselt der spannende Film die Aufmerksamkeit des Zuschauers. Es handelt sich ja auch um eine brisante Mischung – Folter, Geheimdienste, Mordanschläge, Fluchthilfe, Verrat – vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund des Kalten Krieges und der Wende in Deutschland.

Erfunden ist zwar auch der Name „Michael Kleinschmidt“, aber das erwähnte Ereignis ist authentisch: Am 30. April 1976 wurde der zweiundzwanzig Jahre alte Michael Gartenschläger an der Grenze zwischen Schleswig-Holstein und der DDR erschossen. Er hatte zum wiederholten Mal versucht, Selbstschussanlagen abzubauen, um auf die Unmenschlichkeit des DDR-Regimes aufmerksam zu machen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

Ministerium für Staatssicherheit (Stasi)
Wolfgang Welsch: Ich war Staatsfeind Nr. 1
Michael Gartenschläger (Kurzbiografie)

Stephan Wagner: Liebestod
Stephan Wagner: Dienstreise. Was für eine Nacht
Stephan Wagner: Tatort. Borowski und die Frau am Fenster
Stephan Wagner: Lösegeld

Waris Dirie - Wüstenblume
Auch wenn die Autobiografie "Wüstenblume" keinen literarischen Ansprüchen genügt, ist das Buch bemerkenswert, denn es ist Waris Dirie gelungen, die Weltöffentlichkeit für das Thema genitale Verstümmelung zu sensibilisieren.
Wüstenblume

 

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.