Hotel Adlon, Berlin

Lorenz Adlon wurde 1849 in Mainz als sechstes von neun Kindern des Schuhmachers Jacob Adlon und dessen als Hebamme tätiger Ehefrau Anna Maria Elisabeth geboren. Nach einer Tischler-Ausbildung eröffnete Lorenz Adlon eine Weinhandlung und ein Ausflugslokal. Später übernahm er die Gastronomie bei Großereignissen, so beim Deutschen Turnfest 1880 in Frankfurt/M, auf der Bayerischen Gewerbeausstellung 1882 in Nürnberg und auf der Weltausstellung 1883 in Amsterdam. 1886 zog Lorenz Adlon nach Berlin, übernahm das Gourmet-Restaurant Hiller und einige andere Gaststätten, ein Hotel und eine Weingroßhandlung.

César Ritz eröffnete 1898 ein Luxushotel in Paris und acht Jahre später ein zweites in London. Nach diesem Vorbild plante Lorenz Adlon den Bau eines Hotels der Spitzenklasse in Berlin. 1905 erwarb er am Pariser Platz, also am Anfang des Prachtboulevards Unter den Linden, in unmittelbarer Nähe des Brandenburger Tors, zwei Grundstücke. Für den Hotelbau ließ er im Jahr darauf das Stadtpalais Redern abreißen, das Karl Friedrich Schinkel 1830 bis 1833 für den Generalintendanten der Königlichen Schauspiele zu Berlin, Friedrich Wilhelm Graf von Redern, gestaltet hatte. Weil Kaiser Wilhelm II. sich von einem Luxushotel eine Aufwertung der Reichshauptstadt versprach, unterstützte er Lorenz Adlon und sorgte dafür, dass dieser die erforderlichen Genehmigungen bekam.

Lorenz Adlon errichtete ein neoklassizistisches Bauwerk mit Jugendstil-Elementen. Am 23. Oktober 1907 führte er den Kaiser durch das fertige Hotel, das kurz darauf eröffnet wurde. Das Gebäude verfügte über eine eigene Stromversorgung und fließend warmes Wasser. In der Hälfte der 350 Gästezimmer gab es sogar ein Bad. Die prunkvollen Säle waren in neubarockem Stil gestaltet und mit wertvollen Möbeln der Mainzer Firma Bembé ausgestattet.

Das Hotel Adlon wurde vom Auswärtigen Amt des Deutschen Reichs für die Unterbringung von Staatsgästen genutzt und entwickelte sich zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in Berlin. Im Mai 1913 gehörten sogar der britische König Georg V. und Zar Nikolaus II. zu den Gästen.

Lorenz Adlon wurde 1918 am Brandenburger Tor auf der eigentlich dem Kaiser vorbehaltenen mittleren Durchfahrt von einem Lastkraftwagen mit aufständischen Soldaten angefahren. Drei Jahre später starb er an den Folgen eines ähnlichen Unfalls an fast derselben Stelle. Sein 1874 geborener Sohn Ludwig („Louis“) Anton Adlon übernahm daraufhin die Leitung des Hotels.

Im Ersten Weltkrieg löste die Republik das Kaisertum ab. Die Hofgesellschaft gab es nicht mehr. Aber reiche Amerikaner entdeckten das Hotel Adlon in den „Goldenen Zwanzigerjahren“. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten blieben die Amerikaner allerdings aus, und Adolf Hitler bevorzugte das 1875 eröffnete Hotel Kaiserhof in der Wilhelmstraße. Der Kaiserhof wurde allerdings am 23. November 1943 durch mehrere Bombentreffer zerstört.

Gegen Ende des Krieges wurde im Hotel Adlon ein Lazarett eingerichtet. Das Gebäude überstand beide Weltkriege. Aber in der Nacht vom 2./3. Mai 1945 brannte das von Angehörigen der Roten Armee besetzte Hotel aus ungeklärter Ursache bis auf einen Seitenflügel ab. Die Mauerreste wurden 1952 abgetragen, und den Seitenflügel sprengte man 1984.

Louis Adlon wurde am 25. April 1945 von der sowjetischen Besatzung in seinem Wohnhaus in Neu Fahrland (Potsdam) vorübergehend festgenommen. Der 70-Jährige starb am 7. Mai auf der Straße. Seine Witwe Hedda Adlon lebte noch bis 1967.

Nach dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands entstand 1995 bis 1997 der Neubau des Hotels Adlon. Dabei handelt es sich nicht um eine Rekonstruktion, sondern um einen historisierenden Neuentwurf. Im Beisein von Bundespräsident Roman Herzog fand am 23. August 1997 die Eröffnung des neuen Hotels statt. 2003 bzw. 2004 wurde es durch das Adlon-Palais und die Adlon-Residenz erweitert.

Pächter des Hotels ist die Hotel Adlon GmbH, eine Tochtergesellschaft der Kempinski AG. Der zehnjährige Pachtvertrag läuft bis zum 31. Dezember 2017 und kann um weitere zehn Jahre verlängert werden.

1955 drehte Josef von Báky den Film „Hotel Adlon“. Das Drehbuch schrieben Emil Burri und Johannes Mario Simmel nach der 1955 von Hedda Adlon veröffentlichten Autobiografie „Hotel Adlon. Das Haus, in dem die Welt zu Gast war“ (Kindler Verlag, München, 423 Seiten). Im Januar 2013 sendete das ZDF den dreiteiligen Fernsehfilm „Das Adlon. Eine Familiensaga“.

© Dieter Wunderlich 2013

Uli Edel: Das Adlon. Eine Familiensaga

Arno Geiger - Unter der Drachenwand
In seinem Antikriegsroman "Unter der Drachenwand" zeigt Arno Geiger die Absurdität des Kriegs und rekonstruiert zugleich das Lebensgefühl der Menschen in den Kriegsjahren 1943/44. Dabei gibt er sich lediglich als Herausgeber von Auszügen aus Briefen und Tagebüchern, lässt also (fiktive) Zeitzeugen zu Wort kommen.
Unter der Drachenwand

 

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.