Erster Weltkrieg: Kriegswende 1918


Am 8. Januar 1918 entwickelte Woodrow Wilson in seiner Jahresbotschaft an den Kongress in Washington einen Friedensplan („Vierzehn Punkte“). Von den Mittelmächten verlangte er, die russischen, balkanischen, belgischen und französischen Gebiete zu räumen. Elsass-Lothringen sollte Frankreich überlassen werden. Einem unabhängigen polnischen Staat wurde ein eigener Zugang zur Ostsee in Aussicht gestellt. Die Meerengen sollten für die internationale Schifffahrt geöffnet werden. Im Osmanischen Reich und in der k. u. k. Doppelmonarchie wollte der US-Präsident das Selbstbestimmungsrecht der Völker angewendet wissen. Er beschränkte sich nicht auf diese konkreten Friedensbedingungen, sondern regte darüber hinaus eine Neuorientierung der Weltpolitik an: Der Welthandel und die Schifffahrt in internationalen Gewässern sollten nie mehr behindert werden. Wilson schlug vor, die Rüstung zu beschränken, auf die Geheimdiplomatie zu verzichten und einen Völkerbund zu gründen.

In der zweiten Januarhälfte und den ersten Februartagen des Jahres 1918 streikten in den deutschen und österreichischen Industriestädten Hunderttausende von Arbeitern, um für eine sofortige Beendigung des Krieges zu demonstrieren.

Ohne Rücksicht auf die deutsche Kriegsmüdigkeit versuchte Erich Ludendorff 1918 noch einmal, eine militärische Entscheidung an der Westfront durchzusetzen („die große Schlacht in Frankreich“). Die Oberste Heeresleitung verlegte ihr Hauptquartier am 8. März nach Spa in den Ardennen.

Am 18. März griffen die Deutschen die Nahtstelle der französischen und britischen Stellungen zwischen Cambrai und St. Quentin an. In dichtem Nebel rückten die deutschen Infanteristen zunächst so rasch vor, dass sie vorübergehend die Verbindung mit der Artillerie verloren. Jedoch endete die Offensive ohne durchschlagenden Erfolg am 5. April. Vier Tage später durchstießen deutsche Truppen zwar die britischen Stellungen bei Lille (Ypernoffensive, 9. – 29. April), aber eine Kriegswende vermochten sie nicht zu erzwingen. Manfred Freiherr von Richthofen (1892 – 1918), der erfolgreichste deutsche Kampfflieger im Ersten Weltkrieg („der rote Baron“), wurde am 21. April mit seinem Fokker-Dreidecker an der Somme abgeschossen und dabei tödlich verwundet. Auch die letzten deutschen Vorstöße in Nordfrankreich im Sommer 1918 blieben stecken (27. Mai – 6. Juni; 9. – 15. Juni; 15. – 17. Juli).

General Ferdinand Foch (1851 – 1929), dem die Briten und Amerikaner ihre in Frankreich kämpfenden Truppen unterstellt hatten („chef des armées alliés“), setzte am 18. Juli zur Gegenoffensive an. Am 8. August („schwarzer Tag des deutschen Heeres“) durchbrachen englische Panzer die deutschen Stellungen bei Amiens und brachten die Front in Bewegung.

Am 18./19. September 1918 durchbrachen die von Arabern unterstützten Briten die bis dahin von Türken und Deutschen gehaltene Palästinafront bei Jaffa (Palästinaschlacht, 18./19. September 1918). Anfang Oktober kämpfte sich Lawrence von Arabien mit arabischen Truppen bis Damaskus vor und vertrieb die Osmanen aus der Stadt. In Arabien, im Nahen Osten und von Griechenland aus wurden die Türken hart bedrängt. Nachdem die Briten und die Franzosen am 29. September 1918 in Saloniki einen Waffenstillstand mit den Bulgaren unterzeichnet hatten, standen ihnen die Häfen und Eisenbahnverbindungen auch dieses Balkanstaates zur Verfügung, und die Verbindung der Türken zu ihren Bündnispartnern riss ab. Am 30. Oktober 1918 legten die Türken die Waffen nieder (Waffenstillstandsabkornmen von Mudros).

Fortsetzung

© Dieter Wunderlich 2006

Erster Weltkrieg: Inhaltsverzeichnis

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