Joseph Goebbels


Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda (1933 – 1945), Generalbevollmächtigter für den totalen Kriegseinsatz (1944/45), Reichskanzler (1945) u.a.

Wegen seiner Gehbehinderung verspottet und als Sohn eines „Stehkragenproletariers“ verachtet, wurde der kränkliche Gymnasiast Joseph Goebbels zum hasserfüllten Außenseiter. Die Solidarität in der Bevölkerung, die sich beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs zu bilden schien, erfüllte ihn mit Hoffnung.

Als jedoch nach dem verlorenen Krieg die gesellschaftlichen Schranken neu errichtet wurden und niemand seine literarischen oder journalistischen Arbeiten veröffentlichen wollte, klagte Goebbels über die Ungerechtigkeit der Welt und gerierte sich als Sozialist. Er löste sich von seinem katholischen Glauben

Buchtitel. © Verlag F. Pustet 2002

und suchte verzweifelt nach einer anderen Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens.

Die glaubte er schließlich in der nationalsozialistischen Bewegung gefunden zu haben: Er wurde zum glühenden Jünger Adolf Hitlers, schwor dem Sozialismus ab und passte sich fortan jeder Meinungsänderung seines Idols an. Joseph Goebbels stilisierte den „Führer“ zum Erlöser des deutschen Volkes, propagierte das „nationale Erwachen“ und gewann durch die Überzeugung, der Elite eines „Herrenvolkes“ anzugehören, neues Selbstvertrauen.

Weder Göring noch Himmler hasste die Juden so wie dieser Menschen verachtende arrogante Zyniker. Als einer der mächtigsten Männer des Regimes kam er in die Lage, schöne Frauen wie Spielzeug für seine unersättliche Begierde benutzen zu können: Auch in der Rolle des Don Juan kompensierte er seinen Minderwertigkeitskomplex. Wenn der fanatische Demagoge spürte, wie er die Massen dirigieren konnte, quälten ihn keine Selbstzweifel mehr.

Der Reichspropagandaminister verhetzte seine Landsleute, und als sich die Niederlage abzeichnete, trieb er sie in den „totalen Krieg“. Nach dem Suizid ihres Abgotts vergifteten Joseph und Magda Goebbels ihre sechs Kinder und dann sich selbst.

© Dieter Wunderlich

Magda Goebbels (Kurzbiografie)

Dieter Wunderlich: Göring und Goebbels. Eine Doppelbiografie
Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2002

Lukas Bärfuss - Hundert Tage
Lukas Bärfuss arbeitet in seinem gründlich recherchierten Roman "Hundert Tage" heraus, wie gut gemeinte Entwicklungshilfe ungewollt zum Aufbau der Ordnung beitrug, die den organisierten Völkermord in Ruanda überhaupt erst ermöglichte. Er veranschaulicht das grausam endende Geschehen in einer schnörkellosen klaren Sprache und entwickelt die Handlung ebenso stringent wie temporeich. Gerade deshalb ist "Hundert Tage" eine erschütternde Lektüre.
Hundert Tage

 

 

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Aber seit November 2024 bin ich nicht mehr dazu gekommen, auch nur ein einziges Buch zu lesen.