Franz Hessel


Franz Hessel wurde am 21. November 1880 in Stettin als Sohn eines Bankiers geboren. Im Alter von achtzehn Jahren begann er in München, Jura zu studieren, wechselte dann zur Orientalistik, brach jedoch auch dieses Studium ab.

Von 1903 bis 1906 lebte er mit Franziska Gräfin zu Reventlow (1871 – 1918) und deren Lebensgefährten Bodan Baron von Suchocki in einer Wohngemeinschaft in München-Schwabing. Dann ging er nach Paris und befreundete sich dort mit dem Kunstsammler Henri-Pierre Roché und der Modejournalistin Helen Grund (1886 – 1982), die er 1913 heiratete.

Ihr Sohn Stéphane wurde 1917 in Berlin geboren.

Nach dem Ersten Weltkrieg lebten Franz und Helen Hessel zunächst in Schäftlarn. Sie ließen sich 1921 scheiden, heirateten jedoch im Jahr darauf erneut.

Franz Hessel zog nach Berlin und arbeitete in den Zwanziger- und Dreißigerjahren als Lektor im Ernst Rowohlt Verlag. Parallel dazu übersetzte er Werke von Casanova, Stendhal, Honoré de Balzac, Marcel Proust („Eine Liebe Swanns“) und Jules Romain. Außerdem schrieb Franz Hessel für Zeitschriften und veröffentlichte Romane, die zum Teil autobiografisch waren. So schlug sich seine Zeit mit Franziska Gräfin zu Reventlow und Bodan Baron von Suchocki in dem Roman „Kramladen des Glücks“ (1913) nieder; die Anfänge seiner Beziehung mit Helen in „Pariser Romanze“ (1920).

Obwohl die Nationalsozialisten dem jüdischen Schriftsteller ein Berufsverbot erteilten, blieb Franz Hessel beim Rowohlt-Verlag und in Deutschland, bis er im Herbst 1938 mit seiner Familie nach Paris emigrierte und dann aus Sorge vor einem Einmarsch der Deutschen nach Sanary-sur-Mer weiterzog. 1940 wurden Franz Hessel und sein jüngerer Sohn Ulrich wie viele andere deutsche Emigranten in Les Milles bei Aix-en-Provence interniert. Während der zwei Monate in dem berüchtigen Lager erlitt Franz Hessel einen Schlaganfall. Kurz nach seiner Entlassung starb er am 6. Januar 1941 in Sanary-sur-Mer.

Helen Hessel zog nach dem Zweiten Weltkrieg zu ihrem Sohn Stéphane nach New York und lebte dann in verschiedenen Gegenden in den USA. Sie wirkte an der Übersetzung des Romans „Lolita“ von Vladimir Nabokov mit.

Henri-Pierre Roché schrieb über seine Freundschaft zu Franz Hessel und die Beziehung der beiden Männer zu Helen Grund den autobiografischen Roman „Jules und Jim“, der von François Truffaut verfilmt wurde: „Jules und Jim“.

Literatur über Franz Hessel:

  • Gregor Ackermann und Hartmut Vollmer (Hg.): Über Franz Hessel. Erinnerungen, Porträts, Rezensionen
  • Manfred Flügge (Hg.): Letzte Heimkehr nach Paris. Franz Hessel und die Seinen im Exil
  • Manfred Flügge: Gesprungene Liebe. Die wahre Geschichte zu Jules und Jim
  • Magali Laure Nieradka: Der Meister der leisen Töne. Biografie des Dichters Franz Hessel
  • Henri-Pierre Roché: Jules und Jim
  • Christiane Zauner-Schneider: Berlin – Paris. Victor Auburtins und Franz Hessels deutsch-französische Wahrnehmungen

© Dieter Wunderlich 2008

Henri-Pierre Roché (Kurzbiografie)
François Truffaut: Jules und Jim

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In eine Schublade lässt sich "Scharnow", der Debütroman des Musikers Bela B Felsenheimer, nicht pressen, aber man könnte von einer Persiflage auf das Genre des Schund- bzw. Groschenromans mit Versatzstücken eines Comics sprechen. Der Autor erzählt mit überbordender Fabulierlaune, sprudelndem Einfallsreichtum und viel Sprachwitz eine durchgeknallte Geschichte.
Scharnow