Friedrich Schiller
Johann Kaspar Schiller (1723 – 1796), ein Wundarzt und Offizier im Dienst des Herzogs von Württemberg, heiratete 1749 Elisabeth Dorothea Kodweiß (1732 – 1802), die siebzehnjährige Tochter des Marbacher Löwenwirts. Zehn Jahre später, am 10. November 1759, bekamen sie ihren Sohn Johann Christoph Friedrich. Bevor Friedrich Schiller ab 1766 in Ludwigsburg die Lateinschule besuchte, war er vom Ortspfarrer in Lorch in Schreiben und Lesen unterrichtet worden. Eigentlich wollte er Theologie studieren, aber Herzog Karl Eugen von Württemberg (1745 – 1793) ordnete an, den Dreizehnjährigen auf die militärische „Pflanzschule“ in Stuttgart zu schicken. (Aus dieser überaus streng geführten Hochschule für den Beamten- und Offiziersnachwuchs ging später die Herzogliche Akademie bzw. die Hohe Karlsschule hervor.) Dort begann Friedrich Schiller im Janaur 1773 mit dem Jurastudium, wechselte dann aber zur Medizin über und promovierte 1780 in diesem Fach. (Seine Dissertation trug den Titel „Versuch über den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen“.) Im selben Jahr begann er als kärglich besoldeter Militärarzt bei einem Stuttgarter Grenadierregiment zu arbeiten.
1781 gab er anonym im Selbstverlag das Schauspiel „Die Räuber“ heraus, das am 13. Januar 1782 von Intendant Heribert von Dalberg am Hof- und Nationaltheater Mannheim uraufgeführt wurde. Als er im Juli 1782 noch einmal unerlaubterweise zu einer Aufführung der „Räuber“ nach Mannheim fuhr, verbot ihm der Herzog das „Komödienschreiben“ und arrestierte ihn zwei Wochen lang in der Festung Asperg bei Ludwigsburg. In der Nacht vom 22./23. September 1782 floh Schiller aus dem Herzogtum Württemberg, zunächst nach Oggersheim, im Dezember dann nach Bauerbach südlich von Meiningen, wo ihn Henriette von Wolzogen, die Mutter eines Kommilitonen, beherbergte.
Als er sich jedoch unglücklich in deren Tochter Charlotte von Wolzogen verliebte, reiste er am 24. Juli 1783 überstürzt nach Mannheim und wurde dort am 1. September vom Hof- und Nationaltheater als Dramatiker engagiert. Im Frühjahr 1785 folgte Friedrich Schiller einer Einladung seines Bewunderers Christian Gottfried Körner (1756 – 1831) nach Leipzig. Mit großen Hoffnungen zog er zwei Jahre später nach Weimar, wo er Christoph Martin Wieland (1733 – 1813) und Johann Gottfried Herder (1744 – 1803) kennen lernte.
Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller begegneten sich erstmals am 7. September 1788. Goethe vermittelte dem zehn Jahre jüngeren Dichter zwar eine unbezahlte Professur am Lehrstuhl für Geschichte der Universität Jena, aber näher kamen sich Goethe und Schiller erst einmal nicht.
Nachdem ihm der Herzog von Meiningen im Januar 1790 den Hofrattitel verliehen hatte, heiratete Friedrich Schiller am 22. Februar seine Verlobte Charlotte von Lengefeld.
Ein Jahr später erkrankte Friedrich Schiller an einer schweren Lungenentzündung, von der er sich erst nach einigen Monaten und einer Kur in Karlsbad einigermaßen erholte.
Danach beschäftigte er sich intensiv mit den Schriften von Immanuel Kant (1724 – 1804) und ließ sich davon stark beeinflussen: Während Goethe die harmonische Einheit des natürlichen Seins zu spüren glaubte,
sah Schiller den Menschen in der Spannung zwischen Geist und Körper, Freiheit und Natur. Freiheit bedeutet, die im Inneren vernehmbare Forderung des absoluten sittlichen Gesetzes zu verwirklichen. Nur wenn das Pflichtbewusstsein über die Neigung siegt, gewinnt der Mensch seine innere Freiheit. Der Gehorsam gegenüber der Stimme des Ewigen macht die alles Endliche übersteigende Bestimmung des Menschen aus.
Am 20. Juli 1794, nach einer Sitzung der Naturforschenden Gesellschaft in Jena, wo Johann Wolfgang von Goethe einen Vortrag über die Urpflanze hielt, trafen die beiden großen deutschen Dichter erneut zusammen. Es war der Beginn ihrer Freundschaft.
Am 3. Dezember 1799 zog Friedrich Schiller mit seiner Frau Charlotte und den Kindern dauerhaft nach Weimar und traf sich von da an häufig mit Johann Wolfgang von Goethe zum Gedankenaustausch. Für die Zusammenarbeit der beiden großen deutschen Dichter prägte Heinrich Laube 1839 den Begriff „Weimarer Klassik“. Leider war sie von verhältnismäßig kurzer Dauer, denn Friedrich von Schiller – so durfte er sich seit 16. November 1802 nennen – starb am 9. Mai 1805 im Alter von fünfundvierzig Jahren an den Folgen der nie ganz auskurierten Lungenentzündung.
Dominik Graf inszenierte den Film „Die geliebten Schwestern“, der am 31. Juli 2014 in die Kinos kam. Das überladene Drama dreht sich um die Ménage à trois, die Friedrich Schiller 1788 mit den Schwestern Charlotte von Lengfeld und Caroline von Beulwitz eingegangen sein soll.
Originaltitel: Die geliebten Schwestern – Regie: Dominik Graf – Drehbuch: Dominik Graf – Kamera: Michael Wiesweg – Schnitt: Claudia Wolscht – Musik: Sven Rossenbach, Florian van Volxem – Darsteller: Henriette Confurius, Florian Stetter, Hannah Herzsprung, Claudia Messner, Ronald Zehrfeld u.a. – 2014; 135 Minuten
Friedrich von Schiller: Bibliografie (Auswahl)
- Die Räuber (1782)
- Die Verschwörung des Fiesko zu Genua (1783)
- Kabale und Liebe (1784)
- Don Carlos (1787)
- Wallensteins Lager (1798)
- Die Piccolomini (1799)
- Wallensteins Tod (1799)
- Maria Stuart (1800) [Kurzbiografie]
- Die Jungfrau von Orleans (1801)
- Die Braut von Messina (1803)
- Wilhelm Tell (1804)
Literatur über Friedrich von Schiller
- Sigrid Damm: Das Leben des Friedrich Schiller. Eine Wanderung (Insel Taschenbuch)
- Katharina Mommsen: Kein Rettungsmittel als die Liebe. Schillers und Goethes Bündnis im Spiegel ihrer Dichtungen
- Claudia Pilling, Diana Schilling und Mirjam Springer: Friedrich Schiller (Rowohlt Bildmonographie)
- Rüdiger Safranski: Schiller oder die Erfindung des deutschen Idealismus
(Carl Hanser Verlag) - Rüdiger Safranski: Goethe & Schiller. Geschichte einer Freundschaft (Carl Hanser Verlag)
- Kurt Wölfel: Friedrich Schiller (dtv portrait)
© Dieter Wunderlich 2004
Weimarer Klassik
Johann Wolfgang von Goethe (Kurzbiografie)
Rüdiger Safranski: Goethe & Schiller. Geschichte einer Freundschaft
Friedrich Schiller: Kabale und Liebe
Friedrich Schiller: Maria Stuart
Martin Weinhart: Schiller