Schiffsmeldungen

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Schiffsmeldungen

Schiffsmeldungen - Originaltitel: The Shipping News - Regie: Lasse Hallström - Drehbuch: Robert Nelson Jacobs, nach dem Roman "Schiffsmeldungen" von E. Annie Proulx - Kamera: Oliver Stapleton - Schnitt: Andrew Mondsheim - Musik: Christopher Young - Darsteller: Kevin Spacey, Julianne Moore, Judi Dench, Cate Blanchett, Scott Glenn u.a. - 2001; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Quoyle ist ein Verlierertyp. Nachdem ihn seine Frau verlassen hat, folgt er mit seiner Tochter Bunny der Schwester seines verstorbenen Vaters nach Neufundland. In der rauen Gegend, aus der seine Vorfahren stammen, wird er nicht nur mit der Geschichte der Quoyles konfrontiert, sondern auch mit den Schicksalsschlägen seiner Tante und aller anderen Menschen, denen er dort begegnet. Aber zugleich findet er allmählich zu sich selbst.

Kritik

Lasse Hallström hat den Roman "Schiffsmeldungen" von E. Annie Proulx überzeugend verfilmt.
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Als kleiner Junge wird Quoyle von seinem Vater ins Wasser eines Sees gestoßen. Er solle sich beeilen, das Schwimmen zu lernen, ruft ihm der Vater nach. „Ich hab nicht so viel Zeit!“ Verzweifelt strampelnd taucht das Kind immer wieder auf. In einer Überblendung wird aus dem Knaben der erwachsene Quoyle (Kevin Spacey), ein Verlierertyp, dem das Wasser bis zum Hals steht.

So beginnt Lasse Hallströms Verfilmung des Romans „Schiffsmeldungen“ von E. Annie Proulx. Der Film betont noch stärker als der Roman die Bedeutung des Wassers für Quoyle. (Abweichend vom Buch lernt er beispielsweise seine Frau Petal (Cate Blanchett) im strömenden Regen kennen.) Der Drehbuchautor Robert Nelson Jacobs verzichtete auf Quoyles Tochter Sunshine, Jack Buggits (Scott Glenn) Sohn Jesson, Quoyles Freund Partridge und Warren, den Hund von Agnis Hamm (Judi Dench). Mit Quoyles unglücklicher Ehe hält er sich nicht lange auf. Rasch kommt er zu dem Punkt, an dem der einsame, verzweifelte Quoyle mit seiner Tochter Bunny der Schwester seines Vaters nach Neufundland folgt. In der rauen Gegend, aus der seine Vorfahren stammen, wird er nicht nur mit der Geschichte der Quoyles konfrontiert, sondern auch mit den Schicksalsschlägen seiner Tante und aller anderen Menschen, denen er dort begegnet. Aber zugleich findet er allmählich zu sich selbst. Immer wieder begegnet er Wavey Prowse (Julianne Moore) und ihrem kleinen, geistig behinderten Sohn Herry, die während der Schwangerschaft von ihrem als Don Juan bekannten Ehemann verlassen wurde. Herry und Bunny freunden sich an, und zaghaft folgen Quoyle und Wavey dem Beispiel.

Obwohl E. Annie Proulx ihre Protagonisten fast ausnahmslos als stille, zurückhaltende Charaktere angelegt hat und ein Großteil der Wirkung der Geschichte auf den inneren Verletzungen dieser Menschen beruht, ist es Lasse Hallström gelungen, das Buch in einen Film zu übersetzen. Ohne hervorragende Darsteller wie Kevin Spacey, Judi Dench und Julianne Moore wäre das unmöglich gewesen. (Kevin Spacey ist zwar nicht so unförmig, wie E. Annie Proulx ihre Romanfigur beschreibt, aber es ist erstaunlich, wie sich der aus ganz anderen Rollen bekannte Schauspieler zurückzunehmen versteht und innere Vorgänge ohne spektakuläre Gestik intensiv und nuanciert zum Ausdruck bringt. Cate Blanchett hat Lasse Hallström ebenfalls gegen ihr Image besetzt: als Luder erkennt man sie kaum wieder.)

Die ruhige und sorgfältig konzipierte Kameraführung von Oliver Stapleton, die poetischen, symbolischen und stimmungsvollen Bilder tragen maßgeblich zu der Atmosphäre des Filmes bei.

Lasse Hallströms Film „Schiffsmeldungen“ steht mindestens auf dem gleichen Niveau wie der Roman von E. Annie Proulx; hinsichtlich Pointiertheit und lakonischem Humor ist er der Vorlage sogar überlegen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002

E. Annie Proulx: Schiffsmeldungen

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.