Henrik Ibsen


Henrik Johan Ibsen wurde am 20. März 1828 in Skien als ältester Sohn einer traditionsreichen, vornehmen norwegischen Familie geboren. Trotzdem wurde sein Vater, der Kaufmann Knud Ibsen, gesellschaftlich geächtet, als er 1836 bankrott ging. Er zog sich daraufhin mit seiner Ehefrau und den fünf Kindern auf das Landgut Venstøp zurück.

Von 1844 bis 1850 absolvierte Henrik Ibsen in Grimstad eine Ausbildung als Apotheker. 1850 zog er nach Kristiana (heute: Oslo), schrieb sich für ein Medizinstudium ein und näherte sich der Arbeiterbewegung, aber sein Hauptinteresse galt inzwischen bereits der Literatur. 1850 vollendete er sein erstes Stück, das historische Revolutionsdrama „Catilina“, für das er jedoch erst einmal kein Theater fand (Uraufführung: 3. Dezember 1881 im Nya Teatern in Stockholm). Im Jahr darauf wurde Henrik Ibsen Dramaturg am norwegischen Nationaltheater in Bergen, und 1857 übernahm er die künstlerische Leitung des Norske Teatret in Kristiana, das allerdings fünf Jahre später Konkurs anmelden musste.

Am 18. Juni 1858 vermählte Henrik Ibsen sich mit Suzannah Thoresen, einer Pfarrerstochter aus Bergen. (Ihr gemeinsamer Sohn Sigurd heiratete später Björnstjerne Björnsons Tochter Bergliot.)

Björnstjerne Björnson (1832 – 1910; Nobelpreis für Literatur 1903) setzte sich dafür ein, dass sein Freund Henrik Ibsen ein Dichterstipendium für eine Studienreise bekam. Von 1864 bis 1891 lebte Henrik Ibsen abwechselnd in Deutschland (Dresden, München) und Italien (Rom). Dann kehrte er nach Kristiana/Oslo zurück. Dort starb er am 23. Mai 1906.

Henrik Ibsen begann seine Karriere als Schriftsteller mit Versdramen in der Tradition der norwegischen Nationalromantik. Dann wandte er sich in gesellschaftskritischen Stücken gegen die bürgerliche Doppelmoral. Ohne den Naturalismus ganz zu verlassen, nahm Henrik Ibsen in sein Spätwerk auch psychoanalytische und mythische Elemente auf.

Der S. Fischer Verlag begann sein belletristisches Programm 1887 mit der deutschsprachigen Ausgabe des Theaterstücks „Rosmersholm“ von Henrik Ibsen.

Ibsen hatte mit seinen Werken eine außerordentliche Wirkung auf das moderne Theater. Kann man aus heutiger Sicht die spätromantische Gestaltung norwegischer Folklore in seiner frühen Phase und den Naturalismus der mittleren Schaffensperiode eher als zeitgebundene Bedeutung ansehen, so hat Ibsen darüber hinaus dem Theater des Symbolismus, dem realistischen gesellschaftskritischen Theater und dem psychologischen Drama vielfältige Impulse gegeben. Auch die von ihm perfektionierte analytische Dramenform […] wurde weltweit, u. a. von G. B. Shaw und A. Miller, aufgegriffen. (Harenbergs Lexikon der Weltliteratur, Dortmund 1989, Band 3, Seite 1412f)

Henrik Ibsen: Bibliografie (Auswahl)

  • Catilina (1850)
  • Das Fest auf Solhaug (1856)
  • Olaf Liljekrans (1857)
  • Nordische Heerfahrt (1858)
  • Die Helden auf Helgoland (1858)
  • Komödie der Liebe (1862)
  • Die Kronprätendenten (1864)
  • Brand (1866)
  • Peer Gynt (UA: 1876 – Verfilmungen: 1934, Regie: Fritz Wendhausen;
    1987, Regie: István Gaál; 2006, Regie: Uwe Janson)
  • Der Bund der Jugend (1869)
  • Kaiser und Galiläer (1873)
  • Die Stützen der Gesellschaft (1877 – Verfilmung: 1935, Regie: Detlef Sierck)
  • Nora oder Ein Puppenheim (1879 – Verfilmung: 1943, Regie: Harald Braun; 1972, Regie: Joseph Losey; 1973, Regie: Rainer Werner Fassbinder; 1973, Regie: Patrick Garland)
  • Gespenster (1882)
  • Ein Volksfeind (1882 – Verfilmung: 1937, Regie: Hans Steinhoff;
    1978, Regie: George Schaefer)
  • Die Wildente (1884 – Verfilmung: 1976, Regie: Hans W. Geissendörfer;
    1984, Regie: Henri Safran)
  • Rosmersholm (1886)
  • Die Frau vom Meer (1888)
  • Hedda Gabler (1890 / Verfilmung)
  • Baumeister Solness (1892)
  • Klein Eyolf (1894)
  • John Gabriel Borkman (1896)
  • Wenn wir Toten erwachen (1899)

Literatur über Henrik Ibsen

  • Robert Ferguson: Henrik Ibsen. Eine Biographie. Darmstadt 1998
  • Käte Hamburger: Ibsens Drama in seiner Zeit. Stuttgart 1989
  • Gerd Enno Rieger: Henrik Ibsen. Reinbek 1993

© Dieter Wunderlich 2006

Henrik Ibsen: Nora oder Ein Puppenheim
Henrik Ibsen: Peer Gynt (Verfilmung durch Uwe Janson)
Henrik Ibsen: Gespenster

Thomas Mann - Der Tod in Venedig
In der neoklassizistischen Novelle "Der Tod in Venedig" von Thomas Mann sind die Leitmotive mindestens ebenso wichtig wie die Handlung. Es geht um den Konflikt zwischen dem Apollinischen und dem Dionysischen am Beispiel des Verfalls eines Künstlers in der fauligen Atmosphäre einer morbiden Stadt.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.