12 Years a Slave
12 Years a Slave
Inhaltsangabe
Kritik
Der 33-jährige afroamerikanische Zimmermann Solomon Northup (Chiwetel Ejiofor), der sich auch als Geiger bei Tanzveranstaltungen einen Namen gemacht hat, lebt 1841 mit seiner Ehefrau Anne (Kelsey Scott) und den beiden Kindern Margaret und Alonzo (Quvenzhané Wallis, Cameron Zeigler) in Saratoga Springs/New York. Mr Brown (Scoot McNairy) und Mr Hamilton (Taran Killam) bieten ihm ein Engagement als Geiger in einem Wanderzirkus an und locken ihn auf diese Weise nach Washington, D. C., wo sie ihn scheinbar großzügig zu einem Restaurantessen einladen.
Doch als Solomon Northup danach wieder zu sich kommt, liegt er angekettet in einem Verlies. Die beiden Weißen haben ihm offenbar ein Betäubungsmittel in den Wein gemischt und an Menschenhändler verkauft, die behaupten, er sei ein aus Georgia entlaufener Sklave namens Platt. Zusammen mit anderen Opfern wird Solomon Northup alias Platt auf einem Frachter nach New Orleans verschleppt. Um nicht aufzufallen und zu überleben, fügt Platt sich, übernimmt die neue Identität und behauptet, weder lesen noch schreiben zu können.
Der Plantagenbesitzer William Ford (Benedict Cumberbatch) erwirbt Platt und Eliza (Adepero Oduye) von dem Sklavenhändler Parker (Rob Steinberg). Eliza fleht vergeblich darum, nicht von ihren beiden kleinen Kindern getrennt zu werden.
William Ford schätzt Platts handwerkliche Fähigkeiten in der Holzwirtschaft und schenkt ihm sogar eine Geige. Das bringt allerdings John Tibeats (Paul Dano), den leitenden Zimmermann der Plantage, gegen den Sklaven auf. Tibeats schikaniert Platt und demütigt ihn bei jeder Gelegenheit. Platt erduldet es, aber als Tibeats ihn auspeitschen will, greift er ihn an und kämpft mit ihm. Daraufhin stiftet Tibeats zwei andere Männer dazu an, Platt zu erhängen. Im letzten Augenblick schreitet der Aufseher ein. Weil Ford befürchtet, dass Platt auch in Zukunft auf seiner Plantage seines Lebens nicht mehr sicher sein würde, verkauft er ihn an Edwin Epps (Michael Fassbender), den Besitzer einer Baumwollplantage. Vergeblich versucht Solomon Northup alias Platt, ihm zu sagen, dass er als freier Mann geboren wurde. William Ford ist gutmütig, aber er will keinen finanziellen Schaden erleiden und deshalb auch nichts über die Vergangenheit des Schwarzen hören.
Edwin Epps lässt jeden Tag die Sklaven auspeitschen, die das Tagessoll beim Baumwolle-Pflücken nicht geschafft haben. Die Sklavin Patsey (Lupita Nyong’o) ist nie unter den Bestraften; sie pflückt jeden Tag das Zweieinhalbfache der Durchschnittsmenge. Ungeachtet der Missbilligung seiner Ehefrau Mary (Sarah Paulson) schleicht Edwin Epps nachts zu Patsey und schläft mit ihr.
Als die Ernte durch eine Raupenplage vernichtet wird, glaubt Epps, das sei die Strafe für die Gottlosigkeit der Sklaven. Aus finanziellen Gründen muss er sie zumindest vorübergehend Richter Turner (Bryan Batt) für dessen Zuckerrohrplantage überlassen.
Turner entgeht nicht, dass Platt Geige spielen kann, und er empfiehlt ihn seinem Nachbarn, als dieser einen Maskenball veranstaltet. Das Geld, das Platt dafür bekommt, darf er behalten.
Sobald Epps‘ finanzielle Lage sich gebessert hat, lässt er die Sklaven zurückholen. Und weil er erfahren hat, dass Platt von Turner protegiert wurde, schikaniert er ihn nun besonders.
Nachdem Epps ihn auspeitschen ließ, versorgt ein Weißer namens Armsby (Garret Dillahunt) Platts aufgerissenen Rücken. In seiner Verzweiflung vertraut Platt sich Armsby an und gibt ihm das Geld, das er für sein Geigenspiel bei dem Ball bekam. Dafür verpflichtet Armsby sich, einen Brief an Solomon Northups Angehörige aufzugeben, den dieser mit selbst hergestellter Tinte in den nächsten beiden Tagen schreiben will. Armsby verrät Platt an Epps. Platt gelingt es jedoch, den Plantagenbesitzer davon zu überzeugen, dass es sich bei Armsby um einen alkoholkranken Lügner handelt, der auf eine feste Anstellung auf der Baumwollplantage hofft.
Während Patsey sich bei Mistress Shaw (Alfre Woodard) ein Stück Seife besorgt, sucht Epps vergeblich nach ihr und befürchtet, dass sie geflohen ist. In seinem Zorn lässt er sie nach ihrer Rückkehr mit nacktem Oberkörper an einen Baum fesseln. Dann fordert er Platt auf, sie auszupeitschen. Mary Epps weist ihren Mann darauf hin, dass Platt nicht fest genug zuschlage und verhöhnt ihn deshalb. Epps zieht seinen Revolver und zwingt Platt, kräftiger auszuholen. Schließlich übermannt ihn seine Wut, und er peitscht seine Geliebte selbst aus, bis ihr Rücken zerfleischt ist.
Danach zertrümmert Platt die Geige, die ihm William Ford schenkte.
1852 beauftragt Epps den Zimmermann Samuel Bass (Brad Pitt) mit einem Erweiterungsbau. Bass verheimlicht dem Plantagenbesitzer nicht, dass er die Sklaverei verabscheut. Platt, der das Gespräch mit angehört hat, fühlt sich dadurch ermutigt, Bass zu fragen, woher er komme. Und als dieser sagt, er sei Kanadier, zählt Solomon Northup die Orte in Kanada auf, in denen er bereits war. Das überzeugt Bass davon, dass Platt nicht als Sklave geboren wurde. Am vorletzten Arbeitstag von Bass auf der Plantage fleht Solomon Northup ihn an, seine Familie in einem Brief über seinen Verbleib aufzuklären.
Bald darauf kommt der zuständige Sheriff (Jay Huguley) mit dem Empfänger des Briefes auf die Plantage und verlangt nach Platt. Von Epps zornigem Protest lässt er sich nicht beirren. Nachdem der Sheriff sich durch eine Reihe von Fragen vergewissert hat, dass es sich bei dem Mann vor ihm tatsächlich um Solomon Northup handelt, nimmt er ihn mit.
Nach zwölf Jahren Sklaverei ist Solomon Northup wieder ein freier Mann.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Solomon Northup ist keine Fantasiefigur. Den versklavten Afroamerikaner, der erst nach zwölf Jahren wieder frei kam, gab es tatsächlich. Er schrieb darüber 1853 das Buch „12 Years a Slave“ („12 Years a Slave. Die wahre Geschichte, Übersetzung: Johannes Sabinski und Alexander Weber, Piper Verlag, München 2014, 285 Seiten, ISBN: 978-3-492-30614-0). John Ridley (Drehbuch) und Steve McQueen (Regie) verfilmten es.
In dem historischen Filmdrama „12 Years a Slave“ wird die Sklaverei angeprangert. Sind die USA ein Hort der Freiheit? Der Genozid an den indigenen Völkern Nordamerikas, die Sklaverei und der Rassismus lassen daran zweifeln. (Durch die Reaktionen auf die Anschläge vom 11. September 2001 kamen noch einige Argumente dazu.) Steve McQueen veranschaulicht an verschiedenen Beispielen Beziehungen zwischen Sklaven und Sklavenhaltern. In einer besonders eindringlichen Szene wird der versklavte Protagonist gezwungen, eine Sklavin auszupeitschen. „12 Years a Slave“ weist auch auf das absurde Verhalten der Sklavenhalter hin, die sich selbst schadeten, indem sie die Arbeitskraft der Männer und Frauen durch Auspeitschungen reduzierten. Bis kurz vor dem Ende bleibt „12 Years a Slave“ unsentimental. Chiwetel Ejiofor gelingt es, vor allem durch seine in Großaufnahmen zu sehende Mimik die Zerrissenheit eines Mannes darzustellen, der sich selbst verleugnet, um zu überleben. Obwohl der Film über zwei Stunden lang ist, vermittelt er nicht das Gefühl, dass Solomon Northups Martyrium zwölf Jahre dauert.
Die Dreharbeiten fanden vom 27. Juni bis 13. August 2012 in New Orleans und auf einigen Antebellum-Plantagen in Louisiana statt.
Hans Zimmer komponierte die von Nicholas Britell arrangierte und von dem Geiger Tim Fain gespielte Filmmusik. Der Soundtrack ist auch auf dem Album „12 Years a Slave. Music from and Inspired by the Motion Picture“ zu hören.
„12 Years a Slave“ wurde mit drei „Oscars“ ausgezeichnet: Bester Film, Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Nebendarstellerin (Lupita Nyong’o). Nominiert hatte man „12 Years a Slave“ auch in den Kategorien Regie, Hauptdarsteller, Nebendarsteller (Michael Fassbender), Schnitt, Szenenbild, Kostümdesign.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2014
Solomon Northup (kurze Biografie)
Frederick Douglass (kurze Biografie)
Steve McQueen: Shame