Michael Zeller

Michael Zeller wurde am 29. Oktober 1944 in Breslau (Wroclaw) geboren. Sein aus Miltenberg stammender Vater, der promovierte Jurist Hans Zeller, hatte im Frühjahr 1934 im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda zu arbeiten angefangen und in Berlin dann auch 1936 geheiratet. Als 1941 aus Niederschlesien eine eigenständige preußische Provinz geworden war, hatte Joseph Goebbels den Ministerialrat als Stellvertreter des Oberpräsidenten und Gauleiters Karl Hanke nach Breslau geschickt, und Hans Zeller hatte seine Ehefrau Bettina und die beiden vier bzw. zwei Jahre alten Söhne nachgeholt. Im Februar 1945 schickte er seine Frau mit ihnen und dem Säugling Michael wegen der hoffnungslosen Lage zu seinem Vater nach Miltenberg. Was danach aus Hans Zeller wurde, ist nicht bekannt. Seine Frau ließ den Vermissten 1950 für tot erklären.

Michael Zeller schloss seine Schulausbildung 1965 in Bad Homburg mit dem Abitur ab und studierte dann bis 1974 in Marburg und Bonn Literatur, Philosophie und Klassische Archäologie. 1974 promovierte er an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Seine Dissertation trug den Titel „Väter und Söhne bei Thomas Mann – der Generationsschritt als geschichtlicher Prozess“. Michael Zeller schrieb von 1974 bis 1982 als Literaturkritiker für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und lehrte parallel dazu von 1975 bis 1982 an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Literatur. 1981 habilitierte er sich. Seine Habilitationsschrift trug den Titel „Gedichte haben Zeit. Aufriss einer zeitgenössischen Poetik“.

1978 war sein erster Roman erschienen: „Fehlstart-Training“. Seit 1982 ist Michael Zeller freier Schriftsteller.

2007 begann er, bei dem von der Kulturjournalistin und Filmemacherin Anne Linsel initiierten Projekt „Schulhausroman“ in Wuppertal mitzuarbeiten. In diesem Rahmen unterstützen Schriftsteller Schulklassen beim Schreiben beispielsweise eines Romans. Michael Zeller veröffentlichte mit Wuppertaler Schülern die Schulhausromane „Die schwarze Schachtel“ (2008), „Saskia leuchtet“ (2009), „Ein Schuss Jugendliebe“ (2011), „Der Schatz auf dem Dach“ (2012), „Das Geheimnis des Omar“ (2014), „Flammen über der Stadt“ (2016) und „Bunt ist unser Leben“ (2017).

Michael Zeller erhielt mehrere Stipendien: Atelierhaus-Stipendium Worpswede (1984/85), Literaturstipendium Nordrhein-Westfalen in Schöppingen bei Münster (1991), Literaturstipendium Rheinland-Pfalz im Künstlerhaus Edenkoben (1992), Literaturstipendium Schleswig- Holstein in Cismar (1994), Wendland Literaturstipendium des Landes Niedersachsen in Schreyahn (1995), Stadtschreiber in Lauenburg/Elbe (1995/96), Autorenresidenz Schwerte (1999).

Nachdem Michael Zeller 1997 bereits mit dem Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen und später mit weiteren Preisen ausgezeichnet worden war, verlieh man ihm 2008 den Von der Heydt-Kulturpreis der Stadt Wuppertal und 2011 den Andreas-Gryphius-Preis.

 

Michael Zeller: Bibliografie (Auswahl)

  • Fehlstart-Training (Roman, 1978)
  • Aus meinen Provinzen (Gedichte, 1981)
  • Follens Erbe. Eine deutsche Geschichte (Roman, 1986)
  • Die Sonne! Früchte. Ein Tod (Roman, 1987)
  • Lust auf Blau und Beine (Gedichte, 1988)
  • Der Wiedergänger (Roman, 1990)
  • Mikado (Erzählungen, 1991)
  • Mein Traum vom Dulden. Eine deutsch-jüdische Begegnung der anderen Art (Essay, 1991)
  • Weimar. Deutscher Musenort (Essay, 1991)
  • Café Europa (Roman, 1994)
  • Ist nicht zu sagen (Gedichte, 1996)
  • Kropp. Eine Abrechnung (Roman, 1996)
  • Und nächstes Jahr in Jerusalem. Geschichten am Weg (Erzählungen, 1999)
  • Noch ein Glas mit Pan Tadeusz. Krakauer Geschichten (Erzählungen, 2000)
  • Mein schöner Ort. Gesänge aus dem deutschen Alltag (Verse, 2001)
  • Die Reise nach Samosch (Roman, 2003)
  • Granaten und Balladen. Bosnisches Mosaik (erzählender Essay, 2005)
  • Falschspieler (Roman, Pseudonym: Jutta Roth, 2008 / 2015)
  • Die Soester Fehde (Drehbuch zum Festspiel „Die Soester Fehde“, 2009)
  • Der Schüler Struwe. Eine Geschichte (Erzählung, 2009)
  • Die Selbstkritik von La Habana (Erzählung, 2012)
  • Abhauen! Protokoll einer Flucht (2013 / 2022)
  • Bruder Tod. Ein Kinderleben (2014)
  • Licht in der Nacht (in: Paternoster, 2015)
  • Flammen über der Stadt. Wuppertaler Schulhausroman (2016)
  • Bunt ist unser Leben. Schwerter Schulroman (2017)
  • Die türkische Freundin. Geschichten und Gedichte (2018)
  • Die Kastanien von Charkiw. Mosaik einer Stadt (2021)

© Dieter Wunderlich 2014

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.