Das Auge
Das Auge
Inhaltsangabe
Kritik
Louis Beauvoir (Michel Serrault) und Madeleine (Macha Méril) heirateten 1952. Im Jahr darauf kam ihre Tochter Marie zur Welt, und wieder ein Jahr später verließ Madeleine mit dem Kind ihren Mann. 1961 – ein Jahr, bevor das neunjährige Mädchen starb – schickte Madeleine ihm ein Klassenfoto, auf dessen Rückseite sie geschrieben hatte: „Sie ist da drauf. Versuch‘ sie zu erkennen. Viel Glück“. Seither rätselt Louis herum, welches der abgebildeten Mädchen Marie sein könnte und ruft immer wieder Madeleine an – nur um zu hören, dass er falsch geraten hat.
Er arbeitet in Madame Schmitt-Boulangers (Geneviève Page) Detektivbüro in Brüssel. Wegen seiner außergewöhnlichen Beobachtungsgabe nennen sie ihn „das Auge“.
Eines Tages wenden sich Monsieur und Mondame Hugo, die Inhaber der 1802 gegründeten führenden Brüsseler Schuhmacherei, an das Detektivbüro, und „das Auge“ wird beauftragt, mehr über die neue französische Freundin ihres 23-jährigen Sohnes Paul herauszufinden.
„Das Auge“ beobachtet, wie Paul eine große Menge Bargeld von der Bank abhebt und sich dann mit einer attraktiven, langhaarigen jungen Frau trifft, die er „Lucie“ nennt (Isabelle Adjani). Er beschattet sie weiter und wird bald darauf Zeuge, wie sie eine Leiche auf den See hinausrudert und ins Wasser kippt. Hat sie Paul umgebracht? „Das Auge“ dringt in dessen Wohnung ein. Das Bad ist voll Blut, und auf dem Tisch liegt die große Papiertüte mit den Geldbündeln, die er von der Bank holte.
Als „Lucie“ mit dem Porsche des Ermordeten wegfährt, folgt ihr „das Auge“. Sie verschwindet kurz im „Institut Shakespeare“ und kommt dann umgezogen und mit kurzen Haaren wieder heraus. Ein Hotel in Brüssel ist ihr nächstes Ziel. Dort kennt man sie als das Mannequin „Eve Granger“.
Seiner Chefin sagt „das Auge“, er habe herausgefunden, dass Pauls Geliebte von ihrem Vater erzogen wurde, der im Gegensatz zur Mutter ein edler Mensch war. Woher er das wisse, fragt Madame Schmitt-Boulanger verwundert, und er antwortet: „Ich hieß nicht immer ‚das Auge‘. Früher nannte man mich ‚das Ohr‘.“ Von dem Mord berichtet er nichts. Stattdessen lügt er, Paul und das Mädchen wollten verreisen. Er soll sie weiterhin beschatten.
Am Flughafen entdeckt „das Auge“ die junge Frau, die schon wieder anders frisiert und gekleidet ist. Sie holt einen jungen Mann namens Michel De Meyerganz (Patrick Bouchitey) ab, der sie „Dorothée“ ruft. „Das Auge“ mischt sich bei ihrer Verlobungsfeier im Park einer repräsentativen Villa unter die Gäste und beobachtet, wie „Dorothée“ kostbaren Schmuck und einen Nerzmantel geschenkt bekommt, bevor sie mit ihrem Bräutigam im Haus verschwindet. Nach einer Weile kommt sie allein wieder heraus, mit dem Nerzmantel über dem Arm. Um herauszufinden, ob sie erneut einen reichen jungen Mann ermordet hat, schleicht „das Auge“ in Michels Zimmer. Als er die Tür eines Wandschranks öffnet, kippt die Leiche heraus.
In einem Hotel im Schwarzwald nennt die Mörderin sich „Arianne“. Den jungen Mann, der sie dort umwirbt, lässt sie wegen einer Lesbe namens Cora (Isabelle Ho) stehen. Nach einer Liebesnacht mit Cora verlangt „Arianne“ die Rechnung und bestellt eine Fahrkarte nach Brüssel. Cora kommt in die Hotelhalle und berichtet ihr aufgeregt, sie vermisse ihre Brillanten. „Arianne“ folgt ihr noch einmal ins Zimmer und schneidet ihr dort mit einem Rasiermesser die Kehle durch.
Danach will sie ins Taxi einsteigen, um zum Bahnhof zu fahren. Aber der junge Mann, den sie zurückgewiesen hatte, ließ ihr Gepäck bereits im Kofferraum seines Autos verstauen: Er bietet ihr an, sie nach Brüssel zu fahren. Sie steigt ein. „Das Auge“ stiehlt einen Lieferwagen und folgt den beiden. Unterwegs überfährt er beinahe die Leiche des jungen Mannes, die mitten auf der Straße liegt.
In dem Hotel in Brüssel, in dem sie als „Eve Granger“ bekannt ist, lässt sie sich nur ein Kuvert aus dem Safe geben.
Kurz darauf entdeckt „das Auge“ sie in einem Bahnhofsrestaurant. Jetzt ist die bisher Brünette blond. Am Nachbartisch legt ein blinder Schweizer (Sami Frey) dem Kellner einen 1000-Francs-Schein hin und sagt ihm, er könne das Restgeld behalten. Als dieser behauptet, es handele sich nur um einen 100-Francs-Schein, weist die junge Dame den Blinden entrüstet auf den versuchten Schwindel des Kellners hin, aber der Gast bleibt gelassen: Geld scheint für ihn keine große Rolle zu spielen.
Er wartet auf den Zug nach Rom. Die Mörderin – sie nennt sich jetzt „Charlotte Vincent“ – hat plötzlich dasselbe Ziel. „Das Auge“ bleibt ihr auf der Spur und mischt sich auch bei der Hochzeitsfeier der beiden in Rom unter die Gäste. Ein seltsames Paar spürt „Charlotte“ auf. Während der Mann sie anspricht und leise ihre Morde aufzählt, droht „das Auge“ der Frau, seine „38er“ herauszuziehen und „Tomatensaft auf die Wände zu spritzen“. Auf diese Weise gelingt es ihm, das Paar abzulenken und „Charlotte“ zur Flucht zu verhelfen.
Am nächsten Tag spricht der blinde Schweizer auf der Straße zufällig „das Auge“ an und bittet darum, über die Straße geführt zu werden. Der Detektiv stößt ihn vor einen Omnibus und mimt dann selbst einen Blinden. In diesem Augenblick kommt „Charlotte“ aus einer Bank und sieht die Leiche ihres Mannes auf der Straße liegen.
In der römischen Zweigstelle von Madame Schmitt-Boulangers Detektivbüro ließ „das Auge“ die junge Witwe inzwischen anhand eines Fingerabdrucks identifizieren: Sie heißt Catherine Leiris und wurde 1962 geboren – in Maries Todesjahr.
Catherine fährt mit dem Auto nach Biarritz. Unterwegs nimmt sie eine jugendliche Anhalterin (Dominique Frot) mit, die sich Betty nennt und sie während der Weiterfahrt mit einem Messer bedroht, um sie auszurauben. Catherine hält auch tatsächlich an, drückt Betty aber plötzlich die Mündung einer Pistole an den Hals und zwingt sie, das Messer aus dem Fenster zu werfen. Dann fahren sie weiter.
In Biarritz verliert der Detektiv Catherine und Betty aus dem Auge. Aber das seltsame Paar, das auf der Hochzeit in Rom aufgetaucht war, bleibt der Mörderin und ihrem Retter auf der Spur. Während der Mann dessen Hotelzimmer durchwühlt und das Klassenfoto zerreißt, von dem er auf pädophile Neigungen schließt, setzt sich die Frau im Lokal zu dem Detektiv an den Tisch. Sie heißt Germaine und verrät ihrem Gegenüber, sie habe sich mit ihrem Begleiter überworfen, weil er sie hässlich finde. Obwohl „das Auge“ dieses Urteil bestätigt, zeigt sie ihm die Pension, in der die Mädchen abgestiegen sind.
In Catherines Zimmer steht Germaines Begleiter. Offenbar hat er die Mörderin um viel Geld erpresst, denn er wiegt eine Reisetasche in der Hand, die mit Banknotenbündeln vollgestopft zu sein scheint. Während Catherine sich im Bad darauf vorbereitet, ihn zu töten, steht plötzlich Germaine im Zimmer und erschießt ihn. Im nächsten Augenblick tritt Catherine aus dem Bad und erschießt Germaine. Sie leert die Reisetasche, die nur Papierschnipsel enthält, und eilt zum Auto, in dem Betty auf sie wartet.
Als „das Auge“ sie unverletzt aus der Pension kommen sieht, singt er freudig „La Paloma“, Catherines Lieblingslied.
Die beiden Mädchen rauben ein Einkaufszentrum und einen Juwelier aus. Bei einem Banküberfall wird Betty erschossen, aber Catherine entkommt.
In einem Motel sieht Catherine im Fernsehen, dass sie als Komplizin Bettys und als Serienmörderin gesucht wird. Die Polizei verfolgt sie quer durch Westeuropa.
In Paris überfällt „das Auge“ einen Geldboten. Als dieser zu schreien droht, entgegnet er trocken: „Ich schreie schon seit 20 Jahren um Hilfe, und niemand hat mir je geholfen!“ Was hat er mit dem Koffer voll Banknoten vor?
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Nachdem er bisher immer im Hintergrund geblieben ist und von Catherine nicht entdeckt wurde, spricht er sie jetzt in dem Schnellrestaurant an, in dem sie als Serviererin arbeitet. Ob sie nach Dienstschluss noch etwas mit ihm trinken möchte, fragt er sie, und sie sagt „ja“. Sie werde um 2 Uhr aus dem Hinterausgang kommen, er könne sie auch im Dunkeln nicht verfehlen, weil die Mülleimer gelb seien, sie aber Blau trage. Um 2 Uhr hört man die Sirenen von Polizeiautos: Catherines Tarnung ist aufgeflogen. Während die Polizisten durch den Haupteingang des Lokals stürmen, steigt Catherine gerade zu dem Detektiv ins Auto, und er nimmt sie mit in sein Hotelzimmer. Als sie ins Bad geht, fällt ihr der Koffer auf, der mit Geldbündeln gefüllt ist. Obenauf liegt eine Pistole. „Spielen Sie nicht damit, sie ist geladen“, warnt „das Auge“, als sie mit dem Koffer in der einen und der Pistole in der anderen Hand wieder ins Zimmer kommt und auf ihn zielt. Sie schießt zweimal, und „das Auge“ sackt zu Boden. Catherine nimmt seine Autoschlüssel vom Tisch und fährt los.
Die Pistole war mit Platzpatronen geladen. „Das Auge“ springt auf und folgt ihr in einem anderen Wagen. Auf der Flucht vor der Polizei durchbricht sie eine Sperre und rast in ein Parkhochhaus. In einer der oberen Etagen bleibt sie stehen. Als „das Auge“ hinter ihr erscheint und „Marie!“ ruft, gibt sie Gas, lässt das Lenkrad los und schließt die Augen. Das Auto durchbricht die Glaswand, stürzt auf die Straße und explodiert.
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Ein Detektiv, der das Scheitern seiner Ehe und den Verlust seiner Tochter nicht verkraftet, beobachtet eine junge, attraktive Serienmörderin, die er in seinem Wahn bald mit seiner Tochter verwechselt. Weil er seine im Alter von neun Jahren gestorbene Tochter auf einem Klassenfoto nicht erkennt, wird er von Schuldgefühlen gequält. Jetzt will er es wieder gutmachen. Statt die Mörderin zu überführen und weitere Morde zu verhindern, folgt er ihr wie ein Schutzengel und stößt eines der Opfer sogar selbst vor einen Bus, bleibt aber unerkannt im Hintergrund. Kurz nachdem er sie schließlich doch angesprochen hat, kommt es zur Katastrophe.
„Das Auge“ ist ein grotesker Psychothriller-Klassiker von Claude Miller mit viel schwarzem Humor und zwei herausragenden Hauptdarstellern: Michel Serrault und Isabelle Adjani.
Bei „Das Auge“ handelt es sich um eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Marc Behm durch Claude Miller (Übersetzung: Stephan Steeger, Piper Verlag, München / Zürich 1993, 218 Seiten, ISBN: 3-492-11732-5). 1999 drehte Stephan Elliott ein Remake: „Eye of the Beholder“ („Das Auge“) mit Ewan McGregor und Ashley Judd.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003
Claude Miller (kurze Biografie / Filmografie)
Claude Miller: Das Verhör
Claude Miller: Die Klassenfahrt
Claude Miller: Die kleine Diebin
Claude Miller: Die kleine Lili
Stephan Elliott: Das Auge
Claude Miller: Ein Geheimnis