Komm, süßer Tod

Komm, süßer Tod

Komm, süßer Tod

Originaltitel: Komm, süßer Tod – Regie: Wolfgang Murnberger – Drehbuch: Wolf Haas, Josef Hader und Wolfgang Murnberger, nach dem Roman "Komm, süßer Tod" von Wolf Haas – Kamera: Peter von Haller – Schnitt: Evi Romen – Musik: "Sofa Surfers" – Darsteller: Josef Hader, Barbara Rudnik, Bernd Michael Lade, Nina Proll, Simon Schwarz, Michael Schönborn, Karl Markovics, Ingrid Burkhard, Trude Ackermann, Ulli Fessl-Junek, Brigitte Antonius u.a. – 2000; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Nachdem Simon Brenner von der Wiener Polizei entlassen wurde, fängt er als Sanitäter bei einem Rettungsdienst an. In einer Pause beobachtet er zufällig einen Doppelmord, und kurz darauf findet er die Leiche eines Kollegen. Haben die Morde etwas mit dem konkurrierenden Rettungsdienst zu tun? Brenner geht der Sache auf eigene Faust nach und gerät dadurch selbst in Lebensgefahr ...
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Kritik

"Komm, süßer Tod" ist eine Krimigroteske nach einem Roman von Wolf Haas. Wichtiger als die vertrackte Handlung sind das Milieu, die Figuren und vor allem der lakonische Sprachwitz.
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Nach neunzehn Jahren bei der Wiener Polizei erhält Simon Brenner (Josef Hader) wegen einer Affäre mit der Ehefrau seines fiesen Vorgesetzten (Gottfried Breitfuss) die Kündigung. Daraufhin fängt er als Sanitäter beim Rettungsdienst „Kreuzretter“ in Wien an.

Von seinem neuen Chef (Michael Schönborn), den alle nur „Junior“ nennen, weil er der Sohn des verstorbenen Unternehmensgründers ist, erhält Brenner den Auftrag, bei seiner Tätigkeit die Augen offen zu halten und herauszufinden, wie es dem Konkurrenzunternehmen „Rettungsbündler“ gelungen ist, den Funkcode der „Kreuzretter“ zu knacken. Das ist geschäftsschädigend, weil die „Rettungsbündler“ immer wieder schneller als die „Kreuzretter“ vor Ort sind und ihnen die Patienten wegschnappen.

Eines Abends ist Brenner mit seinem Kollegen Manfred Gross („Piefke“ – Bernd Michael Lade) im Einsatz. Sie parken ihren Krankenwagen. Piefke geht zu Rosis (Ingrid Burkhard) Imbissbude vor der Blutbank und besteht darauf, dass sie zwei Scheiben warmen Leberkäs („Spenderleber“) in der Mikrowelle erhitzt. Er suche in der Zwischenzeit die Toilette in der Blutbank auf, sagt Piefke. Währenddessen uriniert Brenner gegen eine Mauer. Dabei beobachtet er durch ein Fenster den Verwaltungsdirektor der Blutbank, Paul Stenzl (Andreas Sobik), bei einer leidenschaftlichen Umarmung mit der jungen Krankenschwester Irmi (Jutta Unterlercher). Plötzlich brechen die beiden zusammen. Als Piefke mit dem Leberkäs zum Wagen kommt, berichtet Brenner ihm, was er gesehen hat, rennt in das Gebäude, um nachzusehen, was passiert ist, und Piefke folgt ihm. Brenner ahnt nicht, dass Piefke die beiden erschossen hat. Für Stenzl kommt jede Hilfe zu spät; Irmi atmet noch. Während Brenner zum Krankenwagen läuft, um den Notarzt zu alarmieren, beugt Piefke sich über Irmi wie bei einer Mund-zu-Mund-Beatmung, aber er saugt statt zu blasen und tötet sie auf diese Weise.

Bei einem Einsatz mit seinem Kollegen Berti (Simon Schwarz), einem Zivildienstleistenden, trifft Brenner auf seine Jugendliebe Klara (Barbara Rudnik). Die Informatik-Professorin, die seit zehn Jahren wieder in Wien lebt, hat sich bei einem Unfall ein Bein und einen Arm gebrochen. Auf der Fahrt ins Krankenhaus übersieht Berti ein Schlagloch. Durch die Erschütterung werden sowohl der Auspuff als auch die Bodenplatte des Rettungswagens undicht, und es strömen Abgase in den Sanitätsraum. In dem angeforderten Ersatzfahrzeug liegt Piefkes Leiche. Man hat ihn erdrosselt.

Als Tatverdächtiger wird der Rettungssanitäter Lanz (Reinhard Simonischek) verhaftet. Dessen frivole Tochter Angelika (Nina Proll) wendet sich Hilfe suchend an Brenner. Sie ist überzeugt, dass ihr Vater kein Mörder ist.

In einer von den „Rettungsbündlern“ frequentierten Bar belauscht Brenner durch eine Lüftungsklappe in der Toilette ein verdächtiges Gespräch. Als die „Rettungsbündler“ argwöhnen, er könne etwas gehört haben, schlagen sie ihn brutal zusammen.

Danach sucht Brenner bei Klara Zuflucht und verbringt die Nacht mit ihr.

Am nächsten Morgen setzt Brenner seine Nachforschungen fort. Dabei stößt er auf Irmis früheren Freund Jäger (Karl Markovics), der seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt und von seiner Mutter (Trude Ackermann) gepflegt wird. Jäger und Piefke hatten zusammengearbeitet, bis Piefke eines Tages bei einer Autoreparatur mit dem Schraubenzieher abrutschte und Jäger das Werkzeug durchs Auge ins Gehirn rammte. Das geschah, nachdem Jäger bei den „Kreuzrettern“ hatte aufhören wollen, weil er dahintergekommen war, dass Junior ältere Patienten tötete, um mit gefälschten Testamenten Geld zu machen und den Rettungsdienst vor dem Bankrott zu bewahren.

Irmi wurde offenbar ermordet, weil sie Junior erpressen wollte, und Stenzl musste mit ihr sterben, um die Ermittlungen in eine falsche Richtung zu lenken. Danach brachte Junior auch Piefke zum Schweigen.

Während Brenner der Sache nachgeht, tötet Junior im Rettungswagen die Diabetes-Patientin Ruprechter (Brigitte Antonius) durch eine Injektion.

Als er erfährt, dass Brenner seinen Computer durchsucht hat, holt er Jäger mit dem Krankenwagen ab und erklärt dessen Mutter, er bringe ihn zu einer neuartigen, vielversprechenden Therapie. Tatsächlich handelt es sich um den defekten Rettungswagen: Junior will Jäger mit den Abgasen umbringen.

Brenner fährt besorgt zu Jäger, um ihn zu warnen, aber er kommt zu spät.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Zusammen mit Klara macht er sich auf die Suche nach Junior und Jäger. Sie entdecken den Krankenwagen und drängen ihn von der Straße ab; das Fahrzeug durchbricht eine Schaufensterscheibe und bleibt im Gebäude stecken. Klara und Brenner reißen die hinteren Türen auf und kümmern sich um den halb erstickten Jäger. Währenddessen kommt Junior wieder zu sich. Er wirft die Türen zu, versperrt sie und drückt das Gaspedal durch, um möglichst viel Abgas in den Sanitätsraum des Rettungswagens zu blasen. Im letzten Augenblick trifft Berti ein, erschießt Junior und rettet Brenner, Klara und Jäger.

Einige Tage später werden Klara die Gipsverbände abgenommen. Brenner will sie mit einem großen Blumenstrauß vom Krankenhaus abholen. Klara geht jedoch mit einem anderen Mann weg, ohne ihn zu bemerken. Enttäuscht legt Brenner den Blumenstrauß einer im Rollstuhl sitzenden Greisin in den Schoss.

Daraufhin versucht Brenner sein Glück mit Angelika.

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Bei der Verfilmung seines 1998 veröffentlichten Romans „Komm, süßer Tod“ schrieb Wolf Haas (* 1960) zusammen mit Wolfgang Murnberger und Josef Hader das Drehbuch.

Brenner behauptet einmal, in der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach gebe es eine Arie „Komm, süßer Tod“. Tatsächlich heißt der Text: „Komm, süßes Kreuz, so will ich sagen, / mein Jesu, gib es immer her! / Wird mir mein Leiden einst zu schwer, / so hilf du mir es selber tragen.“

„Komm, süßer Tod“ ist eine groteske Mischung aus Drama, Thriller und Komödie im Wiener Dialekt. Ähnlich wie in der Roman-Vorlage wendet sich mehrmals ein Erzähler aus dem Off ans Publikum. Die Handlung des von Wolfgang Murnberger mit viel Liebe zum Detail inszenierten Films ist so kompliziert, dass man nicht alle Zusammenhänge auf Anhieb durchschaut; wichtiger sind jedoch ohnehin das Milieu, die Figuren und vor allem der lakonische Sprachwitz. Sehenswert ist „Komm, süßer Tod“ schon allein wegen Josef Hader, seiner schrägen Mimik und Gestik sowie seiner Kunst, selbst kleine Bemerkungen ganz eigenwillig komisch wirken zu lassen. Er bringt den morbiden Wiener Humor auf den Punkt.

Der Roman „Komm, süßer Tod“ gehört zusammen mit „Auferstehung der Toten“, „Der Knochenmann“, „Silentium“, „Wie die Tiere“ und „Das ewige Leben“ zu einer Buchreihe, die Wolf Haas über die Figur Simon Brenner geschrieben hat (Rowohlt Taschenbuch, Reinbek 1998, 222 Seiten, ISBN 978-3-499-22814-8).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

Wolfgang Murnberger: Silentium
Wolfgang Murnberger: Der Knochenmann
Wolfgang Murnberger: Seine Mutter und ich
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Wolfgang Murnberger: Alles Schwindel
Wolfgang Murnberger: Das ewige Leben

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.