Marschall Philippe Pétain und das Vichy-Regime


Der Bauernsohn Philippe Pétain (1856 – 1951) besuchte ab 1876 die Militärschule Saint-Cyr und danach die École Supérieure de Guerre in Paris. Ende August 1914, nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, wurde Philippe Pétain zum Brigadegeneral befördert, und 1917 übernahm er den Oberbefehl der französischen Armee. Bei Kriegsende avancierte er zum Marschall. Anfang der Dreißigerjahre begann Philippe Pétain sich politisch zu engagieren. 1934 wurde er Kriegsminister, 1940 stellvertretender Ministerpräsident.

Nachdem die Deutschen 1940 Nordfrankreich überrannt hatten, übernahm Marschall Philippe Pétain am 17. Juni 1940 das Amt des französischen Ministerpräsidenten, schloss fünf Tage später einen Waffenstillstand mit Deutschland (am 24. Juni 1940 auch mit Italien) und richtete sich mit seiner auf die unbesetzten Gebiete Frankreichs begrenzten Regierung in Vichy ein (Vichy-Regime, État Français).

Am 10. Juli ließ er sich vom französischen Parlament neben den exekutiven auch alle legislativen Rechte übertragen. Der greise Nationalheld aus dem Ersten Weltkrieg glaubte, durch eine Zusammenarbeit mit den Aggressoren das Schlimmste abwenden zu können, aber er wurde dadurch zur Marionettenfigur des Hitler-Regimes,

das im November 1942 auch Südfrankreich besetzte und Marschall Pétain vollends entmachtete.

Als Charles de Gaulle am 26. August 1944 an der Spitze freifranzösischer Truppen durch den Arc de Triomphe und über die Champs Élysées marschierte, floh der Achtundachtzigjährige nach Deutschland, wo man ihn am 8. September in Sigmaringen internierte. Nachdem er sich im April 1945 den französischen Behörden gestellt hatte, verurteilte ihn ein französisches Gericht am 15. August wegen Kollaboration mit dem Kriegsgegner zum Tod. General de Gaulle begnadigte Philippe Pétain zu lebenslanger Festungshaft in Port-Joinville auf der Île d’Yeu, wo er am 23. Juli 1951 starb.

© Dieter Wunderlich 2006

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