Eine Hand voll Gras

Eine Hand voll Gras

Eine Hand voll Gras

Originaltitel: Eine Hand voll Gras – Regie: Roland Suso Richter – Drehbuch: Uwe Timm – Kamera: Martin Langer – Schnitt: Eva Schnare – Musik: Harald Kloser, Thomas Wanker – Darsteller: Arman Inci, Oliver Korittke, Erçan Durmaz, Lisa Martinek, Yasmin Asadie, Jürgen Hentsch, Brigitte Janner, Michael Gwisdek, Dieter Pfaff u.a. - 2000; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Der im Osten der Türkei aufgewachsene zehnjährige kurdische Junge Kendal wird mit seinem Onkel Faruk nach Deutschland geschickt, um das Geld für die Hochzeit seiner Schwester zu verdienen. Faruk beschäftigt den Jungen in Hamburg als Drogenhändler. Als Kendal sich mit dem deutschen Taxifahrer Udo anfreundet, der früher Polizist war und einen kurdischen Drogendealer erschoss, wird ihm zur Strafe für den "Verrat" der Kopf geschoren ...
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Kritik

Uwe Timm und Roland Suso Richter haben sich in "Eine Hand voll Gras" eines brisanten Themas angenommen, aber daraus nur ein mäßig spannendes Drama gemacht, nicht zuletzt, weil sie sich zu sehr von Klischeevorstellungen und Pauschalurteilen leiten ließen.
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Als der im Osten der Türkei aufgewachsene kurdische Junge Kendal (Arman Inci) zehn Jahre alt ist, soll er den seit einiger Zeit in Deutschland lebenden Bruder seines Vaters nach Hamburg begleiten und dort unter Onkel Faruks (Erçan Durmaz) Aufsicht das für die Verheiratung seiner älteren Schwester benötigte Geld verdienen.

Am Bahnhof in Hamburg-Barmbek steigt Faruk mit ihm in ein Taxi. Unterwegs lässt er den Fahrer Udo Hellkamp (Oliver Korittke) kurz halten, geht zu einer Gaststätte – und wird von zwei Zivilfahndern der Polizei festgenommen. Vergeblich warten Udo und Kendal, die von dem Zugriff nichts mitbekamen, auf seine Rückkehr. Als klar ist, dass Faruk nicht mehr zurückkommt, fährt der Hamburger Taxifahrer den kurdischen Jungen, mit dem er sich nicht verständigen kann, in ein Türkenviertel und setzt ihn dort ab. Doch als er ihn einige Zeit später tropfnass im Regen stehen sieht, bringt er ihn zu seinen Nachbarn, wo der Vater mit den vier Söhnen Bier trinkend vor dem Fernseher sitzt, die dicke Mutter mit einer Kittelschürze in der Küche arbeitet und die blitzgescheite Tochter Franziska (Yasmin Asadie) Hausaufgaben macht.

Bevor Franziska am anderen Morgen in die Schule geht, liefert sie Kendal bei dem todmüden Taxifahrer ab. Während Udo zu schlafen versucht, dreht Kendal neugierig die Wasserhähne im Bad auf, ohne darauf zu achten, dass die Badewanne überfließt, schaltet den Staubsauger ein und saugt damit Udos Reisvorrat auf. – Während Udo ihm gerade zeigt, wie man Spaghetti isst, holt Faruk, der inzwischen wieder frei gelassen wurde, seinen Neffen ab. Udos Adresse bekam er von der Taxizentrale.

Faruk und ein Jugendlicher namens Bernd (Daniel Brühl) zeigen Kendal, wie man auf der Straße mit Drogen handelt und sich dabei von den Junkies nicht betrügen lässt. Damit soll er das Geld für die Hochzeit seiner Schwester verdienen.

Bald wird Kendal bei einer Polizeirazzia gefasst und von Kommissar Kroog (Jürgen Hentsch) verhört, aber er verrät nichts, und weil er minderjährig ist, bleibt Kroog nichts anderes übrig, als den Zehnjährigen in das von Frau Jansen (Brigitte Janner) geleitete Jugendheim bringen zu lassen.

Immer wieder wartet Faruk mit seinem schwarzen BMW vor dem Heim auf Kendal und fährt ihn dann zu den Junkies.

Nach einem halben Jahr besucht Kendal, der inzwischen ganz gut Deutsch gelernt hat, unerwartet Udo. Der nimmt ihn bei sich auf, aber Faruk holt sich den Jungen wieder und lässt Udo zusammenschlagen. Zur Strafe für den „Verrat“ wird Kendal der Kopf geschoren. Als er sich trotzdem noch einmal bei Udo einquartiert, findet er Zeitungsausschnitte über einen kurdischen Drogendealer, der in Hamburg von einem Polizisten erschossen wurde. Als Kendal begreift, dass Udo Hellkamp dieser Polizist war, läuft er entsetzt davon.

Während Udo nach ihm sucht, wird er vom Bruder des damals Erschossenen erkannt. Daraufhin prügeln die Männer aus Kendal den Namen seines deutschen Freundes heraus. Weil Kendal nun befürchtet, dass seine Landsleute Udo umbringen wollen, bittet er die Heimleiterin um Hilfe. Die bringt ihn zu Kommissar Kroog, der eine Fahndung einleitet, nachdem Kendal ihm den Namen des Drogenhändler-Bosses verraten hat.

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Als Udo im Heim erfährt, Kendal sei von seinen Leuten abgeholt worden, geht er zu den Kurden, hält die Männer mit einer Pistole in Schach und nimmt den Jungen mit. Unterwegs erklärt er ihm, er habe damals gedacht, der Drogendealer wolle seinen Kollegen erschießen. Dann stellte sich heraus, dass er Kurde nur eine Gaspistole gezogen hatte. Weil er nicht noch einmal auf einen Menschen schießen wollte, quittierte er den Polizeidienst. Vor Kendals Augen wirft er die Waffe in die Elbe. Dann bringt er ihn zu Kruse (Michael Gwisdek), einem Bekannten, der in einem abgelegenen Wochenendhäuschen lebt. Dort wähnt er ihn in Sicherheit.

Ein paar Tage später ruft Kendal Franziska an und sagt ihr, wo er zu finden sei. Sie besucht ihn, wird dabei aber unbemerkt von einem Kurden verfolgt.

Als Udo wieder nach dem Jungen sehen will, kommt Kruse gerade von Besorgungen zurück. Kendal ist weder im Haus noch im Garten. Udo findet ihn schwer verletzt am Flussufer mit einem Büschel Gras in der Hand. Im Krankenhaus stirbt der Junge.

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Das Drehbuch von Uwe Timm geht auf eine Reportage von Ariane Barth zurück, die im „Spiegel“ über unmündige Kinder schrieb, die als Drogendealer missbraucht wurden. 1992 – also zwei Jahre nachdem der Film „Eine Hand voll Gras“ ins Kino kam – wurde ein ausländischer Junge, der als Zeuge gegen einen Drogenring hätte aussagen sollen, mit einem Büschel Gras in der Hand tot aufgefunden.

Uwe Timm (Drehbuch) und Roland Suso Richter (Regie) haben sich in „Eine Hand voll Gras“ eines brisanten Themas angenommen, aber daraus nur ein mäßig spannendes Drama gemacht, nicht zuletzt, weil sie sich zu sehr von Klischeevorstellungen und Pauschalurteilen leiten ließen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.