23. Nichts ist so wie es scheint
23. Nichts ist so wie es scheint
Inhaltsangabe
Kritik
Hannover 1986. Karl Koch (August Diehl), der Sohn eines konservativen Hannoveraner Zeitungsredakteurs (Hanns Zischler), will sich nicht anpassen. Er rebelliert gegen seinen Vater und demonstriert gegen Brokdorf. Robert Anton Wilsons Buch „Illuminatus!“ liest er fünfzig oder sechzig Mal. Das Zeichen des 1776 gegründeten Illuminaten-Geheimordens – die Pyramide und die Zahl 23 bzw. 5, die Quersumme daraus – entdeckt er überall: Pentagon, Chanel No. 5, Ernte 23, Dollarnoten, VW: die römische Ziffer Fünf und der 23. Buchstabe des Alphabets; der schwedischen Ministerpräsident Olof Palme wurde am 28. Februar 1986 um 23.23 Uhr erschossen, John F. Kennedy an einem 22., Lee Harvey Oswald an einem 24. – dazwischen liegt wieder die 23 … – Gibt es tatsächlich eine Weltverschwörung?
Karls Vater stirbt an einem Gehirntumor. Von den geerbten 50 000 Mark mietet er sich eine riesige Wohnung und lädt alle seine Bekannten zu Parties ein.
Bei einem Treffen mit Hackern lernt er den Schüler David (Fabian Busch) kennen. Auf der Suche nach der Wahrheit hinter irritierenden Ereignissen wie der Katastrophe in Tschernobyl beginnen die beiden, mit ihrem „Commodore“ und einem Telefonhörer-Modem in Großrechner von Kernkraftwerken und Rüstungsunternehmen einzudringen.
Der Bundeswehr-Deserteur Lupo (Jan-Gregor Kremp) bringt sie mit dem Drogendealer Pepe (Dieter Landuris) zusammen, und der stellt einen Kontakt zum KGB in Berlin-Ost her. Der Führungsoffizier bezahlt viel Geld für Informationen über westliche Industrieunternehmen. Weil nachts die Gebühren niedriger sind, sitzen Karl und David von abends bis morgens vor ihren Computern, knacken Passwörter und laden firmeninterne Daten herunter. Karl schnupft Kokain, das er von Pepe bekommt, damit er wach bleibt. Um seine Schulden bei Pepe bezahlen zu können, muss er noch mehr Geheiminformationen beschaffen …
Bald nachdem Karl und David einen Fernsehjournalisten für eine Story über ihren Hackangriff auf ein deutsches Kernkraftwerk interessiert haben, merkt Karl – der sich inzwischen wie „Hagbard“, der Held in dem Buch „Illuminatus!“ fühlt –, dass er aus einer schräg gegenüber liegenden Wohnung von Geheimdienstleuten beobachtet wird, und während seiner Abwesenheit durchsucht jemand seine Wohnung.
Als Folge von Stress und Drogen verwischen sich für ihn die Grenzen zwischen Realität und Halluzination. Er verliert die Kontrolle und verkommt zum Wrack. Aufgrund eines Zusammenbruchs wird er in ein Krankenhaus eingeliefert und nach der Entziehung in einem Heim untergebracht.
Dort erfährt er, dass die Polizei gegen ihn ermittelt. Die Fernsehleute, deren Büros bereits durchsucht wurden, drängen ihn, sich zu stellen. Als Lupo und Pepe von David hören, dass Karl aussagen will, lauern sie ihm auf und schlagen ihn zusammen. Er geht dennoch zum Verfassungsschutz. Eine Woche lang verhören ihn die Geheimdienstleute und Beamte von Bundeskriminalamt, dann bringen sie Karl in einer kleinen Kellerwohnung in einem anderen Stadtteil unter und verschaffen ihm eine Halbtagsstelle als Fahrer bei der Stadtverwaltung von Hannover.
Pepe und Lupo werden am 1. Mai 1989 verhaftet und ein halbes Jahr später in Celle zu 24 bzw. 14 Monaten Haft verurteilt, wobei das Gericht die Strafe in beiden Fällen zur Bewährung aussetzt. David geht als Kronzeuge straffrei aus und berichtet im „Stern“ exklusiv über seine Erlebnisse.
Karl Koch kehrt am 23. Mai 1989 von einer Dienstfahrt nicht zurück. Eine Woche später wird die verkohlte Leiche des 23-Jährigen in einem Birkenwald neben der Bundesstraße nach Wolfsburg gefunden. Ob es sich um Mord oder Suizid handelte, ist nicht bekannt.
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Hans-Christian Schmid und Michael Gutmann erzählen in „23. Nichts ist so wie es scheint“ spröd, nüchtern, fast dokumentarisch die Geschichte einer Selbstzerstörung und porträtieren damit nicht nur eine authentische Person, sondern auch eine Generation: Jugendliche, die in den Achtzigerjahren über die moderne Welt irritiert waren und sie dämonisierten, um sie zu begreifen.
Der Regisseur Hans-Christian Schmid wurde 1965 in Altötting geboren. Nach seinem Studium an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film verschaffte er sich 1996 mit seinem Debüt „Nach fünf im Urwald“ einen Namen.
Hans-Christian Schmid und Michael Gutmann berichten über die Biografie Karl Kochs auch in ihrem Buch „Dreiundzwanzig. 23. Die Geschichte des Hackers Karl Koch“.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003
Hans-Christian Schmid: Nach fünf im Urwald
Hans-Christian Schmid: Crazy
Hans-Christian Schmid: Lichter
Hans-Christian Schmid: Requiem
Hans-Christian Schmid: Sturm
Hans-Christian Schmid: Was bleibt
Michael Gutmann: Herz im Kopf (Drehbuch: Hans-Christian Schmid)