Susanna Tamaro : Geh, wohin dein Herz dich trägt
Inhaltsangabe
Kritik
In dem Roman „Geh, wohin dein Herz dich trägt“ erfahren wir die Geschichte dreier Frauen verschiedener Generationen: Enkelin, Mutter, Großmutter. Letztere erzählt in ihren an die Enkelin in Amerika gerichteten Briefen (die allerdings nie abgeschickt werden, weil sie nicht als Aufforderung zur Rückkehr missverstanden werden sollen), wie sich die Lebensläufe der drei Frauen aufgrund der jeweiligen Epochen und gesellschaftlichen Umstände entwickelt haben. (Wohlhabendes Bürgertum und rigide Eltern zwangen die Großmutter in eine unumgehbare Tradition. Die Mutter wurde von feministischer Sinnsuche unter dem Einfluss eines verbrecherischen Gurus geprägt. Die Enkelin wuchs während des politischen Dogmatismus der 70er Jahre auf.)
Die 80-Jährige, die ihr Leben zu Ende gehen sieht, hält die Zeit für gekommen, Fehler zuzugeben und bisher nicht offenbarte Lebenslügen einzugestehen. Ihre Tochter, deren Ansichten sie nicht nachvollziehen konnte, war ihr schon früh entglitten. Sie starb nach einem Autounfall. Die Großmutter sah sich daraufhin in der Pflicht, die als Waise zurückgebliebene Enkelin aufzuziehen. Diese fühlte sich in der behüteten Atmosphäre eingeengt und sucht nun ihre Selbstverwirklichung in Amerika.
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Altersweisheit lässt die sich erinnernde Großmutter mit Distanziertheit und ohne Weinerlichkeit die oft schmerzlichen Erfahrungen kommentieren und bewerten, was manchmal – nach meinem Empfinden – etwas zu betulich, aber nie mit erhobenem Zeigefinger geschieht.
Erstaunlich finde ich, wie Susanna Tamaro (geboren 1957 in Triest) als Siebenunddreißigjährige in „Geh,wohin dein Herz dich trägt“ den Ton und die Abgeklärtheit einer Greisin trifft.
Im Titel zitiert die Autorin einen Samurai-Wahlspruch aus dem 17. Jahrhundert.
Cristina Comencini verfilmte den Roman „Geh, wohin dein Herz dich trägt“ 1996.
Originaltitel: Va‘ dove ti porta il cuore – Regie: Cristina Comencini – Drehbuch: Cristina Comencini, Roberta Mazzoni, nach dem roman „Geh, wohin dein Herz dich trägt“ von Susanna Tamaro – Kamera: Roberto Forza – Schnitt: Nino Baragli – Musik: Claudio Capponi, Alessio Vlad – Darsteller: Virna Lisi, Margherita Buy, Galatea Ranzi, Massimo Ghini, Tchéky Karyo, Valentina Chico u.a. – 1996; 110 Minuten
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Inhaltsangabe und Rezension: © Irene Wunderlich 2002