Passengers
Passengers
Inhaltsangabe
Kritik
Homestead
Die Erde sei überbevölkert, überteuert und überschätzt, behauptet das Unternehmen Homestead und bietet eine Umsiedlung auf einen der konzerneigenen Planeten an. In diesem Rahmen ist das Raumschiff Avalon mit 5000 Passagieren und 258 Crew-Mitgliedern unterwegs zur Kolonie Homestead II. Obwohl die Avalon mit halber Lichtgeschwindigkeit durchs All rast, dauert die Reise 120 Jahre. Die Menschen an Bord wurden deshalb vor dem Start im Jahr 2320 in einen Hibernationsmodus versetzt, einen Tiefschlaf, aus dem die Crew fünf und die Passagiere vier Monate vor der Ankunft auf Homestead II geweckt werden sollen, ohne gealtert zu sein.
Allein an Bord
Der Mechaniker James („Jim“) Preston (Chris Pratt) aus Denver wacht in seiner Schlafkammer auf. Ein Hologramm (Julee Cerda) spricht zu ihm. Entsetzt begreift er, dass die Ankunft auf Homestead II erst in 90 Jahren geplant ist. Durch einen Fehler wurde er zu früh geweckt.
Trotz seiner technischen Kenntnisse und obwohl die entsprechenden Handbücher zur Verfügung stehen, kann Jim die Schlafkammer nicht reparieren. Ohne die auf der Erde vorhandenen Spezialeinrichtungen wäre es vermutlich auch gar nicht möglich, den Hibernationsmodus wiederherzustellen. Er schickt eine Nachricht zu Homestead, aber das System teilt ihm mit, dass die Übertragung 19 Jahre dauern werde und er wegen der zunehmenden Entfernung mehr als 50 Jahre auf die Antwort warten müsse.
Die Schlafkammern der Passagiere befinden sich in einer riesigen Halle. Die Crew liegt in einem eigenen Bereich, der durch Stahltüren gesichert ist, die Jim nicht einmal mit Gewalt auf bekommt. Er ist der einzige wache Mensch an Bord des gigantischen Raumschiffs.
Automatische Systeme steuern die Avalon. Jim kann einen Informations-Roboter befragen, Frühstück aus einem Automaten ziehen und sich von Robotern im Restaurant bedienen lassen. Gespräche führt er lediglich mit dem Barkeeper Arthur (Michael Sheen), aber bei dem handelt es sich um einen Androiden.
Jim weiß, dass er sterben wird, bevor die anderen geweckt werden.
Aurora
In einer der Schlafkammern fällt ihm eine junge Frau auf. Der Informationstafel entnimmt er, dass es sich um Aurora Lane (Jennifer Lawrence) handelt, eine Schriftstellerin und Journalistin aus New York. Er hat sich auf den ersten Blick in sie verliebt, widersteht aber dem Drang, sie zu wecken, denn damit würde er sie dazu verdammen, an Bord der Aurora zu sterben. Lange ringt Jim mit sich. Nach über einem Jahr Einsamkeit macht er sich an ihrer Schlafkammer zu schaffen. Sie wacht auf.
Aurora erfährt, dass die Ankunft erst in 89 Jahren geplant ist. Jim lässt sie glauben, dass ihre Schlafkammer ebenso wie seine eine Störung aufwies.
Während Jim mit einem einfachen Ticket an Bord der Aurora ging, reist Aurora in der Goldklasse. Ihr steht eine Luxussuite zur Verfügung, und am Frühstücks-Automaten kann sie – anders als Jim – nach Belieben wählen. Es gibt ein Kino, einen Pool und mehrere Sportmöglichkeiten. Für Weltraumspaziergänge stehen Raumanzüge zur Verfügung.
Aurora wollte nur ein Jahr auf Homestead II verbringen und dann zur Erde zurückkehren, um dort über die Kolonie zu berichten. Aber sie werden beide vor der Landung der Avalon auf Homestead II sterben. Immerhin erwidert Aurora Jims Gefühle und lässt sich auf eine Liebesbeziehung mit ihm ein.
Als Aurora allerdings von Arthur erfährt, dass sie nicht durch eine Fehlfunktion, sondern absichtlich von Jim geweckt wurde, rastet sie aus: Er hat ihr Leben zerstört und sie zum Tod an Bord der Avalon verurteilt. Nachdem sie ihn heftig beschimpft und auf ihn eingeprügelt hat, redet sie kein Wort mehr mit ihm und meidet ihn.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Spoiler
88 Jahre vor der Landung endet durch einen Systemfehler auch der Hibernationsmodus für den Deck-Offizier Gus Mancuso (Laurence Fishburne). Rasch stellt er fest, dass außer drei Schlafkammern ein Lift, der Frühstücks-Automat und 16 Roboter defekt sind. Bei der Überprüfung findet er heraus, dass bei Auroras Schlafkammer manuell eingegriffen wurde. Die Ursache für die Serie von Fehlfunktionen war eine Kollision der Avalon mit einem Meteoriten vor zwei Jahren. Weil die Steuerung von Gus‘ Schlafkammer bereits damals beschädigt wurde, ist er todkrank und stirbt kurze Zeit nach dem Erwachen.
Vor seinem Tod überlässt er Jim und Aurora sein Armband, mit dem sie alle Türen öffnen können. Notgedrungen reden die beiden wieder miteinander.
Bei einem systematischen Kontrollgang entdecken sie Löcher in der Außenwand. Mehrmals fällt die künstlich erzeugte Schwerkraft aus. Um eine Überhitzung und Explosion des Reaktors zu verhindern, legt Jim einen Raumanzug an und steigt aus, um von außen für eine verstärkte Kühlung zu sorgen. Das gelingt ihm zwar, aber dabei reißt seine Anbindung an das Raumschiff, und er wird im Weltraum abgetrieben. Bei der Vorstellung, allein zurückzubleiben, gerät Aurora in Panik. Sie schlüpft in einen Raumanzug, und es gelingt ihr, den Bewusstlosen zu bergen. Im Auto-Doc, einer computergesteuerten Medizin-Einrichtung, wird er reanimiert.
Froh darüber, ihren Lebensgefährten zurück zu haben, nimmt Aurora die Liebesbeziehung mit ihm wieder auf.
Jim entdeckt schließlich eine Möglichkeit, jemanden mit dem Auto-Doc in den Hibernationsmodus zu versetzen und schlägt es Aurora vor. Als sie begreift, dass nur eine Person gerettet werden könnte, beschließt sie, den Rest ihres Lebens mit Jim zu verbringen.
88 Jahre später wird die Crew automatisch geweckt. Kapitän Norris (Andy García) wundert sich über die an Bord gewachsenen Bäume und die zwitschernden Vögel. Auroras Stimme ist zu hören. Sie berichtet, was geschehen ist.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)„Passengers“ gehört zu einem Genre von Science Fiction Filmen, das man „Verloren im Weltraum“ nennen könnte, oder – nach einem Film von Irwin Allen (Drehbuch) und Stephen Hopkins (Regie) aus dem Jahr 1998 – „Lost in Space“. Dazu gehören auch „Gravity“ (2013) und „Interstellar“ (2014).
„Passengers“ dreht sich um einen Gewissenskonflikt vor dem Hintergrund der Deprivation. Auch das Thema Klassenzuhörigkeit wird gestreift. Interessant ist vor allem die Frage, wie sich eine Liebesbeziehung entwickeln kann, die auf einem Verbrechen eines der beiden Partner basiert. Wichtiger als Moral und Psychologie sind für Jon Spaihts (Drehbuch) und Morten Tyldum (Regie) allerdings Action und Optik.
Das Ergebnis erinnert an „Titanic“, auch wenn sich das todgeweihte Liebespaar nicht auf einem sinkenden Schiff, sondern in einer Raumfähre befindet. Jennifer Lawrence überzeugt mit einer breiten Palette von Gefühlen, die sie zum Ausdruck bringt. Und die anfangs ruhig, dann immer spektakulärer entwickelte Handlung ist spannend. Sehenswert ist „Passengers“ aber vor allem wegen der Optik: Production Design (Guy Hendrix Dyas), Set Decoration (Gene Serdena), Visual Effects (Erik Nordby), Kamera (Rodrigo Prieto).
Die Bar im Art-déco-Stil ist eine Hommage an „Shining“. Jims im ersten Jahr zunehmende innere und äußere Verwahrlosung lässt sich mit der Entwicklung von Jack Torrance vergleichen. Bei den Dreharbeiten kniete Michael Sheen übrigens auf einem fahrbaren Hocker. Sein Unterkörper wurde bei der Nachbearbeitung am Computer durch den Metallsockel des Androiden Arthur ersetzt.
Die optisch beste Szene in „Passengers“ ist zweifellos die von Aurora im Pool während eines Ausfalls der künstlich erzeugten Schwerkraft. Das 1851/52 entstandene Ölgemälde „Ophelia“ von John Everett Millais soll Erik Nordby dabei inspiriert haben.
Wegen des Aufwands dauerte es ein Jahrzehnt, bis Jon Spaihts‘ Drehbuch von Morten Tyldum realisiert wurde.
Die Dreharbeiten für „Passengers“ fanden schließlich im Herbst 2015 in den Pinewood Studios in Atlanta statt. Das Budget wird auf 110 Millionen Dollar geschätzt.
Thomas Newman komponierte die aus 26 Stücken bestehende Filmmusik. Der Song „Levitate“ stammt von der Indie-Rock-Band „Imagine Dragons“ aus Las Vegas.
Deutsche Synchronstimmen in „Passengers“: Leonhard Mahlich (Jim Preston), Maria Koschny (Aurora), Jaron Löwenberg (Arthur), Tom Vogt ( Gus Mancuso) u. a.
„Passengers“ wurde in den Kategorien „Bestes Szenenbild“ (Guy Hendrix Dyas, Gene Serdena) und „Beste Filmmusik“ (Thomas Newman) für einen „Oscar“ nominiert.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2017
Morten Tyldum: Headhunters