Martín Caparrós : Väterland

Väterland
Todo por la Patria Grupo Editorial Planeta, Buenos Aires 2018 Väterland Übersetzung: Carsten Regling Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2020 ISBN 978-3-8031-3323-6, 288 Seiten ISBN 978-3-8031-4275-7 (eBook)
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Andrés Rivarola, ein Bewohner von Buenos Aires, der es mit Ende 20 noch nicht zu etwas gebracht hat, verspricht Anfang 1933 in einem unbedachten Augenblick einem befreundeten Kokaindealer, für ihn die Schulden eines abgetauchten Fußballstars einzutreiben, der in einen Mordfall verwickelt sein könnte ...
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Kritik

Trotz des düsteren Bildes einer korrupten Gesellschaft handelt es sich bei "Väterland" – einem Großstadtroman mit Thriller-Elementen – nicht um ein deprimierendes Buch, im Gegenteil: Martín Caparrós schreibt mit viel Witz und Sinn für Tragikomik, flott, locker und unterhaltsam.
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Der Antiheld

Andrea („Andrés“) Rivarola lebt in Buenos Aires. Sein Jurastudium brach er ab, und um einen Arbeitsplatz hat er sich seither nicht ernsthaft bemüht. Aus seinem Traum, ein Tango-Dichter zu werden, ist auch nichts geworden. Dabei wird er bald 30.

Beim Billard mit seinem Freund Gorrión Ayala erfährt er Anfang 1933, dass der wegen seiner zahlreichen Tore „Bestie“ genannte Fußballspieler Bernabé Ferreyra zum Kundenkreis des kleinen Drogendealers gehört. Der Star tauchte am 31. Januar ab und schuldet Gorrión Ayala eine Menge Geld.

„Fünfhundert Mäuse, Gorrión? Bist du sicher?“
„Natürlich bin ich sicher. Und stell dir vor, es sind nicht mal meine. So viel Kohle hab ich nicht. Ich musste mir den Stoff auf Kredit bei Don Cologgero besorgen, und wenn ich nicht bezahle …“

Ohne lang nachzudenken, verspricht Andrés seinem Freund, die Sache für ihn in Ordnung zu bringen. Allerdings hat er keine Ahnung, wie er das hinkriegen soll.

Zurück in seinem kleinen Zimmer in Doña Normas Pension ärgert er sich sowohl über sein unbedachtes Versprechen als auch über die Nachbarn.

Wieder dieser Lärm, dieses Kreischen einer Maus, die von einem Tiger vergewaltigt wird. Es bringt nichts, mir das Kissen auf den Kopf zu pressen – das Kreischen bohrt sich weiter in meine Ohren. Einen Moment überlege ich ernsthaft – so ernsthaft, wie man in meinem Zustand überlegen kann –, den kleinen Franzosen kaltzumachen. Oder seine Mutter, der arme Junge hätte bestimmt nie freiwillig Geige gelernt, daran ist nur diese Idiotin schuld, die einen Versager aus ihm machen will, bevor er zehn ist. Aber wieso ist so ein Radau um diese Uhrzeit überhaupt erlaubt? Ich muss dringend ein ernstes Wörtchen mit Doña Norma reden – entweder sie sorgt für Ordnung, oder ich ziehe aus. Aber vielleicht sollte ich besser mit was anderem drohen, etwas, das ihr wirklich Angst einjagt.

Der Strippenzieher

Am nächsten Tag trifft Andrés den Journalisten Jordi Señorans in einer Kneipe.

Señorans hat zwanzig von seinen vierzig und noch was Jahren in Argentinien verbracht, aber immer noch einen katalanischen Akzent, der klingt wie ein Witz. Wie die meisten Bewohner dieser Stadt ist er immer noch ein Fremder.

Er erzählt ihm, dass der berühmte Fußballspieler Bernabé Ferreyra Schulden für Kokain hinterlassen habe, als er sich nach Junín absetzte.

„Ich kenn den Kerl, der es ihm verkauft, ich kann’s dir in allen Einzelheiten erzählen.“

Jordi Señorans hält das Thema für zu heiß:

„Keiner schreibt darüber. Die einen nicht, weil sie von ihm leben, die anderen, weil sie Angst vor ihm haben. Also schreibt keiner darüber. Außerdem, hast du eine Ahnung, wozu diese Regierung fähig ist, wenn du so was veröffentlichst?“

„Wissen Sie, worum es bei dem Ganzen geht, Rivarola? In diesem Land ist football eine Staatsangelegenheit, und es gibt einen Minister, der sehr besorgt ist. Der Mann weiß: Wenn Bernabé, dieser Idiot, nicht zurückkommt, wird ihm der Pöbel an den Bart gehen, und verstehen Sie mich nicht falsch, der Minister hat keinen Bart, oder doch, aber nur, damit sein Diener ihn jeden Morgen rasiert, aber er weiß, wenn die Jungs bei dem Elend und Hunger nicht wenigstens regelmäßig ihre Spiele bekommen, dann wird es brenzlig für ihn. […] Können Sie sich meine Probleme vorstellen, wenn der Minister sauer wird? Können Sie sich vorstellen, wo ich lande, wenn der Minister sauer wird? Das wollen Sie gar nicht wissen, Rivarola.“

Immerhin rät er Andrés, sich mit Manuel Cuitiño in Verbindung zu setzen. Der Rindergroßhändler sei so etwas wie der Stellvertreter von Américo Liberti, des Präsidenten des Fußballklubs Atlético River Plate, der verzweifelt versuche, den Star zurückzuholen. Informationen über Bernabé Ferreyras Drogenkonsum könnten helfen, ihn unter Druck zu setzen.

Manuel Cuitiño war nicht immer Viehhändler. Zu Beginn des Jahrhunderts, als junger Mann, betrieb er eine Reihe von Bordellen. Als sich die Polen von der Zvi Migdal um 1920 in das Geschäft mit den Prostituierten in Buenos Aires drängten, tauchte Manuel Cuitiño unter. 1923 oder 1924 war er wieder da und etablierte sich im Geschäft mit argentinischen Rindern.

Andrés findet Manuel Cuitiño im Schlachthof. Für den Strippenzieher ist die Information allerdings nicht neu:

„Glauben Sie wirklich, wir, seine Arbeitgeber, hätten keine Ahnung, was dieser Junge mit seiner Nase und seinen anderen prominenten Körperteilen treibt? Glauben Sie wirklich, ich drehe die ganze Zeit Däumchen?“

Trotzdem bietet Manuel Cuitiño seinem Besucher eine Art Provision an, falls es ihm gelingt, Bernabé Ferreyra zurückzuholen.

Der Fußballstar

Also fährt Andrés mit dem Zug nach Junín und wendet sich an Doña Matilde de Ferreyra, die Mutter des Fußballspielers, um an ihn heranzukommen. Im Café Rodríguez redet er mit ihm.

„Ganz ruhig, Bernabé, ganz ruhig. Ich bin hier, weil ich dir helfen will, sonst nichts. Aber sie sagen, wenn du dich Montag nicht beim Training blicken lässt, erfährt die ganze Welt von deinem kleinen Drogenproblem. […]
Weil sie Gorrión in der Hand haben, den Kerl, der dir den Stoff verkauft. Es gab da ein paar Geschichten von krummen Geschäften, und jetzt haben sie ihn an den Eiern. Sie müssen nur zudrücken, und er packt aus.“
„Sollen sie mich fertigmachen, na gut, aber glaubst du, sie kommen davon? Ich habe auch einiges zu erzählen, außerdem verlieren sie die Kuh, die ihnen die Milch gibt.“

Bernabé Ferreyra lehnt es zwar ab, zum Club Atlético River Plate zurückzukehren, aber ebenso wie Manuel Cuitiño schlägt er Andrés am Ende ein Geschäft vor. Er soll für ihn herausfinden, warum María de las Mercedes („Mechita“) Olavieta nichts mehr von sich hören lässt. Dafür würde er dann etwas guthaben bei Bernabé.

Der Tod einer jungen Frau

María de las Mercedes und María Soledad, zwei kreolische Schönheiten, sind die Zwillingstöchter des Witwers Don Carlos María de Olavieta. María Soledad trat im Alter von 23 Jahren in das Kloster der Schwestern des Heiligen Ignatius von Loyola in Buenos Aires ein.

Zurück in Buenes Aires, verabredet sich Andrés mit Raquel Gleizer, von der er annimmt, dass sie mehr über María de las Mercedes Olavieta weiß.

Raquel Gleizer – für viele nur „die Russin“ –, Argentinierin, geboren in Villa Crespo, ist letztes Jahr dreiundzwanzig geworden. Ihre Eltern meinten, wenn sie nicht heiraten und eine Familie gründen wolle, müsse sie sich Arbeit besorgen. Sie musste nicht lange suchen: Ihr noch in Moldawien geborener Onkel Manuel Gleizer, der Verleger, stellte sie als Vertreterin in seinem Verlag ein. Ihre Aufgabe besteht darin, die Buchhandlungen im Zentrum abzuklappern.

Raquel Gleizer („Rusita“) weist Andrés auf die Zeitungsmeldungen über ihre Freundin hin, die er nicht gelesen hat. Da heißt es beispielsweise:

„Das unerwartete Ableben von Señorita María de las Mercedes Olavieta, Tochter von Señor Carlos María und der verstorbenen Señora María del Socorro Gándara, unmittelbar vor ihrem neunundzwanzigsten Geburtstag rief großes Bedauern in den angesehensten Kreisen der Gesellschaft von Buenos Aires hervor.“

Die 28-Jährige wurde am 30. Januar von Señora Venancia, der Haushälterin ihres Vaters, mit einer tiefen Schnittwunde am Hals tot im Bett vorgefunden. Don Carlos María de Olavieta soll zunächst von einem Suizid ausgegangen sein, aber inzwischen behauptet er, seine Tochter sei von antipatriotischen Kräften ermordet worden. Raquel will herausfinden, was wirklich geschah und nicht zulassen, dass ihre tote Freundin „als Jungfrau und Märtyrerin und Symbolfigur einer Bewegung von faschistischen, rassistischen und reaktionären Arschlöchern endet“.

Andrés fällt auf, dass sich Bernabé Ferreyra am Tag nach dem gewaltsamen Tod des Mädchens nach Junín absetzte. Weil er etwas mit dem Mord zu tun hat?

Darüber spricht Andrés mit Guillermo („Guiller“) González Galuzzi von der Redaktion der Zeitung „Crítica“. Der geht mit ihm zu Hauptkommissar Américo Holster, dem Leiter der Mordkommission der Policía Federal. Die Ermittler interessieren sich nicht für den Fußballstar; sie sind zuversichtlich, den Mörder rasch in Anarchistenkreisen zu finden.

Der Journalist verwertet dagegen die Information, die er von Andrés bekommen hat. Ein Zeitungsverkäufer ruft:

„Nächster Volltreffer der Bestie, nächster Volltreffer der Bestie! Das Mädchen aus gutem Hause war seine Geliebte! Lesen Sie die neuste Ausgabe der Crítica, die Rückkehr der Bestie! Die Tote war seine Geliebte!“

Die Schlagzeile des Artikels von Guillermo González Galuzzi auf der ersten Zeitungsseite lautet:

„Die Bestie und ihre Dompteurin“

Der Patrizier

Andrés und Raquel klingeln bei Don Carlos María de Olavieta. Sie sprechen ihn auf die Zeitungsmeldungen an.

„Wir brauchen Ihre Hilfe, Doktor. Nur Sie können uns helfen, die Wahrheit ans Licht zu bringen, den Namen Ihrer Tochter reinzuwaschen.“

Der Vater der Ermordeten hat eine klare Meinung zur Presse:

„[…] die Presse ist das Verderben dieses Landes, alles Diebe, gewissenlose Wiesel. Seit Jahren predige ich, dass wir ohne diese Verbrecher weitaus besser dran wären. […] Um die Probleme dieses Landes zu lösen, müsste man nur die Verleger von drei oder vier Zeitungen auf die Plaza de Mayo schleifen und sie an der nächsten Laterne aufknüpfen […]“

Don Carlos María de Olavieta zeigt sich überzeugt davon, dass ein Anarchist, Russe, Sozialist oder Jude seine Tochter umgebracht habe. Andrés entgegnet:

„Warum sollte ein Anarchist in Ihr Haus eindringen, um eine junge Frau zu töten, die keinem was getan hat?“

Darauf antwortet der Hausherr:

„[…] weil ich für das Wenige stehe, was vom Guten und Edlen in diesem von ausländischen Horden überfluteten Land noch übrig ist. Hier leben doch fast nur noch Fremde, und sie sind unser Untergang. Ihr habt uns ja gesehen, wir sind die Speerspitze der rechtschaffenen Leute […]“

Später erfahren Andrés und Raquel, dass Olavieta nur vortäuscht, aus einer argentinischen Patrizierfamilie zu stammen. Er ist der Sohn eines Mathematiklehrers, und sein Vermögen stammt aus dem Erbe seiner früh verstorbenen Frau. Es heißt, seine Tochter María Soledad sei vor ihm ins Kloster geflohen, als er sie mit einem reichen Kerl verheiraten wollte.

Manuel Cuitiño klärt Andrés über Carlos María de Olavieta auf:

„Sogar die Ländereien seiner Frau hat er verloren. Der Kerl hatte mehr Schulden als Deutschland, er musste alles abgeben. Der Typ ist völlig pleite. Aber es gibt Leute aus besten Kreisen, allerbesten Kreisen, die ihm unter die Arme greifen, damit er weiter die Bewegung leiten kann. Ich halte das für einen Fehler, habe ich denen auch gesagt. Sie haben nichts davon, wenn der Chef ein bürgerlicher Schnösel ist, einer von der alten Schule. Sie brauchen jemand, der näher am Volk ist. Typen wie Olavieta haben die Zeichen der Zeit nicht erkannt, die glauben immer noch, dass ein Führer gebildet, kultiviert sein muss. Sie kapieren nicht, dass man den Pöbel nur mit Leuten lenken kann, die genauso unkultiviert sind wie der Pöbel selbst. Oder zumindest in der Lage sind, als unkultiviert durchzugehen, die die Sprache dieser Leute sprechen.“

Der Strippenzieher verliert die Geduld mit Andrés:

„Sie gehen zu Bernabé, reden mit ihm und bringen ihn her, damit er unterschreibt. Um den Schuldigen kümmere ich mich schon. […] Heute ist Donnerstag. Spätestens Samstag will ich ihn hier sehen, mit unterschriebenem Vertrag und eingezogenem Schwanz.“


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Der Sündenbock

Jordi Señorans wirft Andrés vor, den Fußballer ans Messer geliefert zu haben.

„Bernabé quasi schuldig, quasi verurteilt, quasi öffentlich gelyncht. Ein Kunstwerk des Quasi, eine Glanzleistung. Da wieder rauszukommen, wird nicht einfach werden für den armen Jungen. […]
Die Tote hat nichts davon, die Ärmste, aber alle anderen stehen Schlange, um Nutzen daraus zu ziehen: derjenige, der sie getötet hat, natürlich, denn aus irgendeinem Grund hat er sie ja getötet – er ist der offensichtlichste und gleichzeitig am schwersten auszumachende Nutznießer. Kommissar Holster natürlich, denn dem steckt mehr als einer so viel zu wie nötig, damit die Sache unter Kontrolle bleibt. Meine heilige Zeitung, die sich im Namen der kühnen und entschlossenen Information verkauft wie warme Semmeln, damit Botana sich weiter seine Rolls-Royce, seine Havannas und seine Erfrischungen leisten und seine anarchistische Frau weiter in ihren Salons agitieren kann. Von denen, die Bernabés Platz einnehmen wollen, ganz zu schweigen. Und der Vater der Kleinen, der davon träumt, zum Pampa-Duce zu werden, und eine etwas flittchenhafte Tochter hatte, die gern mit Linken, Juden und Eisenbahnangestellten flirtete, hat jetzt stattdessen eine Märtyrerin, die für seine Ideale gestorben ist. Und sogar du, wer weiß, wie. Ich kann’s mir denken, na klar, aber ich will es lieber gar nicht wissen.“

Bernabé Ferreyra folgt Andrés Rat, sich mit Manuel Cuitiño zu verständigen und unterschreibt einen neuen Vertrag mit dem Club Atlético River Plate. Im Gegenzug lässt der Viehhändler seine Beziehungen spielen, um die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass der Fußballer kein Mörder sei.

Guillermo González Galuzzi schreibt in der Zeitung, dass es Kommissar Américo Holster und Oberkommissar Leopoldo Lugones, also dem Leiter der Mordkommission und dem der Abteilung Politische Ordnung, gelungen sei, den Mord an María de las Mercedes Olavieta in weniger als einer Woche aufzuklären und den Täter zu verhaften.

„Wie von unserer Zeitung bereits vermutet, handelt es sich dabei um einen militanten jüdischen Anarchisten aus Bratislava, der auf den – möglicherweise falschen – Namen Radomir Malinoski hört.“

Andrés ist überzeugt, dass María de las Mercedes Olavieta von ihrem Vater ermordet wurde. Er weiß, dass es sich bei dem Festgenommenen nur um einen Sündenbock handelt. Der 19-jährige Immigrant lebt seit sechs Jahren in Argentinien, hat seither als Gerber in einer Lederfabrik gearbeitet und gehört zu einer Gruppe von Regimegegnern. Als die Untergrundorganisation erfuhr, dass der Mord einem ihrer Männer angehängt werden sollte, meldete sich Radomir Malinoski freiwillig bei der Polizei, um seinen für die Bewegung wichtigeren Genossen zu schützen und behauptete, die Tochter des politischen Gegners Carlos María de Olavieta getötet zu haben.

Kurz darauf melden die Zeitungen, dass sich Don Carlos María de Olavieta vergiftet habe.

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Martín Caparrós vermittelt uns in „Väterland“ – einem Gesellschaftsroman mit Thriller-Elementen – ein Bild seines Heimatlandes Argentinien im Jahr 1933, also in der Década infame. Eine der Romanfiguren, der Journalist Guillermo González Galuzzi, meint im Gespräch mit dem Protagonisten Andrés Rivarola:

„Das hier ist die Wirklichkeit, Junge. Schlimmer: Das ist Argentinien.“

Während die Machthaber darauf achten, die Bevölkerung durch die Begeisterung für Fußballturniere bei Laune zu halten, ziehen Männer wie der zwielichtige Rindergroßhändler Manuel Cuitiño und der angebliche Patrizier Don Carlos María de Olavieta skrupellos die Fäden. Und die Polizei tut so, als kläre sie den Mord an einer jungen Frau auf, indem sie einen Sündenbock verhaftet.

Trotz des düsteren Bildes einer korrupten Gesellschaft handelt es sich bei „Väterland“ nicht um ein deprimierendes Buch, im Gegenteil: Martín Caparrós schreibt mit viel Witz und Sinn für Tragikomik, flott, locker und unterhaltsam. Zur Lebendigkeit tragen auch zahlreiche wörtliche Dialoge bei. Nach einer klar aufgebauten ersten Hälfte des Buches zerfleddert die Handlung allerdings ein wenig.

Das Wort hat Andrés Rivarola, ein Antiheld Ende 20, der gern Tango-Dichter wäre, es aber zu nichts gebracht hat. Ihn lässt Martín Caparrós in der Ich-Form und im Präsens erzählen.

Martin Caparrós wurde am 29. Mai 1957 in Buenos Aires als Sohn eines bekannten Psychiaters geboren. Bereits mit 17, nach dem Schulabschluss am Colegio Nacional de Buenos Aires, wurde Martin Caparrós Journalist. Als sich 1976 eine neue Militärdiktatur unter General Jorge Rafael Videla etablierte, emigrierte Martin Caparrós nach Europa und studierte Geschichte zunächst in Paris, dann in Madrid. Mitte der Achtzigerjahre kehrte er nach Buenos Aires zurück. Martín Caparrós zählt zu den bedeutendsten politischen Journalisten, Essayisten und Schriftstellern Argentiniens.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2020
Textauszüge: © Verlag Klaus Wagenbach

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