LSD

Der Schweizer Chemiker Albert Hofmann (* 11. Januar 1906) suchte 1938 im Laboratorium des pharmazeutischen Unternehmens Sandoz in Basel nach atmungs- und kreislaufanregenden Mitteln. Dabei arbeitete er auch mit Lysergsäure, einem natürlichen Wirkstoff des Mutterkorns, eines vor allem Roggenähren befallenden Pilzes (Claviceps purpurea). Gewissenhaft protokollierte Albert Hofmann, welche chemischen Gruppen er mit der Lysergsäure verband. Unter der Nummer 25 war es Diäthylamid. Die Wirkung dieser Substanz – Lysergsäurediäthylamid (LSD) – entdeckte Albert Hofmann erst Jahre später, als er nach Experimenten damit das Laboratorium am 16. April 1943 vorzeitig verlassen musste, weil ihm Kopfschmerzen, Schwindel und Wahrnehmungsstörungen zu schaffen machten. Um seine Vermutung zu überprüfen, dass es sich dabei um eine Wirkung des von ihm synthetisierten LSD handelte, nahm er kurz darauf im Selbstversuch 0,25 mg davon zu sich – und erlebte Halluzinationen: „Ich hatte größte Mühe, klar zu sprechen, und mein Gesichtsfeld schwankte und war verzerrt wie ein Bild in einem verkrümmten Spiegel.“ – In seinem Buch „LSD. Mein Sorgenkind“ berichtet Albert Hofmann über die Entdeckung und ihre Folgen.

Sandoz vermarktete die Droge von 1949 bis 1966 unter dem Handelsnamen Delysid als Psychopharmakon. Größere Bedeutung gewann LSD („Acid“) Mitte der Sechzigerjahre in der Hippie-Bewegung als Halluzinogen, nicht zuletzt, weil der Psychologie-Professor Timothy Leary (1920 – 1996) in Harvard von einem Aggressionsabbau und einer psychedelischen Bewusstseinserweiterung durch den LSD-Konsum schwärmte („Turn on, tune in, drop out“).

Wie bei allen Halluzinogenen kann es bei der Einnahme von LSD zu Horrortrips kommen, weil nicht nur Sinneseindrücke, sondern auch Angstzustände intensiviert werden. In Einzelfällen glauben Menschen im LSD-Rausch,

fliegen oder unbeschadet über eine stark befahrene Straße gehen zu können – und verunglücken dann. Bei häufigerem LSD-Konsum treten mitunter so genannte Flashbacks auf, Rauschzustände ohne die erneute Einnahme von LSD. Außerdem besteht die Gefahr, dass LSD eine latente Psychose zum Ausbruch bringt. Eine physische Abhängigkeit von LSD ist zwar nicht zu erwarten, aber der gewohnheitsmäßige Konsum kann zu psychischen Veränderungen führen und suchtartig werden.

In Kalifornien wurde LSD am 6. Oktober 1966 verboten. Legal ist LSD nirgendwo mehr erhältlich, aber auf dem Schwarzmarkt gibt es noch immer LSD-Pillen („Mikros“) und mit LSD beträufelte, bunt bedruckte Filz- oder Löschpapier-Stückchen („Pappen“, „Tickets“) zur oralen Einnahme. In flüssiger Form kann LSD auch injiziert werden.

Literatur über LSD

  • Günter Engel und Paul Herrling: Grenzgänge. Albert Hofmann zum 100. Geburtstag (Schwabe, Basel 2005)
  • Stanislav Grof: Topographie des Unbewussten. LSD im Dienst der tiefenpsychologischen Forschung (Klett-Cotta, Stuttgart 1978)
  • Stanislav Grof: LSD-Psychotherapie (Klett-Cotta, Stuttgart 1983)
  • Annelie Hintzen: Die (Psycho-)Pharmakologie von Lysergsäurediäthylamid (LSD-25). Eine Literaturübersicht (1939 – 2005) unter besonderer Berücksichtigung der psychiatrischen Forschung (Dissertation, Hannover 2007)
  • Albert Hofmann: LSD. Mein Sorgenkind (Klett Cotta, Stuttgart 1979)
  • Albert Hofmann und Richard E. Schultes: Pflanzen der Götter
    (Hallwag, Bern / Stuttgart 1998)
  • Roger Liggenstorfer und Mathias Bröckers: Albert Hofmann und die Entdeckung des LSD. Auf dem Weg nach Eleusis (Baden, München 2006)
  • Samuel Widmer: Ins Herz der Dinge lauschen. Vom Erwachen der Liebe. Über MDMA und LSD. Die unerwünschte Psychotherapie (Nachtschatten, Solothurn 1989)
Karin Feuerstein-Praßer - Frauen, die aufs Ganze gingen
Die Lektüre dieser zehn Kurzbiografien ist nicht nur aufgrund des Inhalts spannend, sondern auch, weil es der Kölner Historikerin Karin Feuerstein-Praßer gelungen ist, die "merkwürdigen" Frauen auf mitreißende Weise zu porträtieren.
Frauen, die aufs Ganze gingen

 

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.