Oliver Schlick : Das CRIME-Zertifikat

Das CRIME-Zertifikat
Das CRIME-Zertifikat Verbrechen mit Qualität Originalausgabe: Carl Ueberreuter Verlag, Wien 2020 ISBN 978-3-8000-9000-6, 265 Seiten ISBN 978-3-8000-9900-9 (eBook)
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

"Papa Ambros" sorgt für seine Bande von Kleinganoven, aber sein Sohn und Nachfolger Torben, ein Diplom-Betriebswirt, vernetzt sich mit drei skrupellosen Gangsterbossen. Und während sich die Mitarbeiter mit dem neu eingeführten Qualitätsmanagement herumplagen, werden kurz nacheinander fünf Männer ermordet ...
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Kritik

Statt auf Thrill und Suspense setzt Oliver Schlick mit viel Fabulierlaune auf Humor, Witz und Situationskomik. "Das CRIME-Zertifikat. Verbrechen mit Qualität" ist nicht zuletzt ein Plädoyer für Mitmenschlichkeit und eine liberale, tolerante und entspannte Lebensgestaltung.
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Kurzfassung

In seinem amüsanten Kriminalroman „Das CRIME-Zertifikat. Verbrechen mit Qualität“ erzählt Oliver Schlick von Kleinganoven, die für einen Chef arbeiten, der als gutmütiger „Papa Ambros“ für seine Mitarbeiter sorgt, schwere Verbrechen ablehnt und sich mit Gaunereien im kleinen Stil begnügt. Sein Sohn und Nachfolger Torben, ein Diplom-Betriebswirt, vernetzt sich mit drei skrupellosen Gangsterbossen, mit denen Papa Ambros nichts zu tun haben wollte, schickt zwei ausgediente Mitarbeiter in die Altersarmut und führt ein Qualitäts-Management (QM)mit CRIME-Zertifikat ein.

Während sich die verbliebenen Mitarbeiter mit dem Berichtswesen herumplagen, werden kurz nacheinander fünf Männer ermordet. Der noch von Papa Ambros eingestellte, auf Gewaltprävention spezialisierte Inkasso-Beaufragte der Gruppe und die attraktive neue Controllerin versuchen gemeinsam, die Mordserie aufzuklären – und bringen sich damit selbst in Gefahr.

Ausführliche Inhaltsangabe

Pius Nordberg

Früher hielt Pius Nordberg in Schulen Vorträge über Gewaltprävention. Dabei lernte er die Journalistin Sofie kennen, die darüber schreiben wollte. Sie wurden ein Paar. Aber in eine Konzertaufführung mochte Pius seine Verlobte nicht begleiten. Und deshalb fühlt er sich mitschuldig an ihrem Tod, denn er glaubt, er hätte ihn verhindern können, wenn er an dem Abend bei ihr gewesen wäre. Sofie wurde nach dem Konzert von vier unter Drogen stehenden Mädchen vor die einfahrende U-Bahn gestoßen.

Ein halbes Jahr später ließ der 33-Jährige sich bei einem seiner Vorträge von einem Schüler provozieren, der zu ihm sagte: „Geh sterben, du Missgeburt!“ Er drückte den Jungen gegen die Wand – und wurde aufgrund des Vorfalls als Sozialarbeiter entlassen.

Papa Ambros

Pius Nordberg findet keinen Halt mehr. Durch Zufall betritt er eines Tages die Kneipe „Schöne Amalia“ und fällt dort Wilfried Ambros („Papa Ambros“) auf, der die Gaststätte dem mit ihm befreundeten Wirt Tassos Karoufakis verpachtet hat, darüber wohnt und im Hinterzimmer die Zentrale seiner kleinen Organisation eingerichtet hat. Papa Ambros spürt sofort, dass Pius arbeitslos ist und Hilfe benötigt. Deshalb lädt er ihn auf einen Feigenlikör ein.

„Du musst wissen, Pius: In meinem Beruf bin ich auch oft mit Gewalt konfrontiert. […] aber … ich kann das alles nicht mehr so gut sehen: all die abgeschnittenen Ohren, all die vielen aus nicht medizinischen Gründen gezogenen Zähne, die gebrochenen Nasen, die zerquetschten Finger, all das Wimmern und die schmerzverzerrten Gesichter … Es wäre gut, jemanden zu haben, der dafür sorgt, dass es nicht in allen Fällen dazu kommen muss.“

Also wird Pius Nordberg Mitarbeiter von Papa Ambros, der seine Leute beispielsweise Gras verticken lässt. Das ist die Aufgabe von Ralf und Sunny Sativa. Die verwaisten Brüder Sven und Gunnar Trolle handeln für Papa Ambros mit gestohlenen Autoteilen. Hin und wieder spielt die attraktive Physiotherapeutin Carla Olson, deren Praxis nicht viel abwirft, einen Lockvogel, damit Politiker oder Unternehmer erpresst werden können. Zur Gruppe gehören außerdem Mesut Dündar, Harry Leim, Jan van Messer, Wolle Panzko und Udo Zornig. Konrad Kumann fälschte früher Dokumente, ist jedoch inzwischen nahezu erblindet und deshalb berufsunfähig, wird aber weiterhin von Papa Ambros bezahlt, ebenso wie die 76-jährige Waltraut Hummel, die vor Jahrzehnten den Lockvogel spielte. Papa Ambros brächte es nicht übers Herz, sie der Altersarmut zu überlassen.

Offensives Inkassowesen

Pius Nordberg und sein Partner Bernward Kniehase sind für ein „offensives Inkassowesen“ zuständig. Sie treiben Schulden von Leuten ein, die sich von Papa Ambros Geld geliehen haben, aber auch für Handwerker und andere kleine Gewerbetreibende, die Papa Ambros mit dem Inkasso für unbezahlte Rechnungen beauftragen.

[…] Aufgabe von Bernward und mir, die Zahlungsmoral der säumigen Schuldner zu heben.

Wir sind ein eingespieltes Team. Ich gehe immer als Erster rein, rücke meine zwei Meter samt Muskelmasse ins richtige Licht und markiere den bösen Mann – was in neunzig Prozent aller Fälle ausreicht, um zu bekommen, was man möchte. Weitere fünf Prozent der Schuldner werden zahlungswillig, wenn Bernward den Koffer öffnet und sie einen Blick auf sein Equipment werfen lässt. Nur in Fällen ganz hartnäckiger Uneinsichtigkeit muss er wirklich aktiv werden. Ich kann das nicht gut sehen und ziehe es vor den Raum bei diesen Gelegenheiten zu verlassen und eine rauchen zu gehen.

Bernward Kniehase stammt aus einer Schausteller-Familie. Sein Vater hatte in den Sechzigerjahren einen Vergnügungspark aufgebaut. Dort wuchs Bernward auf, aber „Kniehases Wunderland“ ist längst geschlossen und von den Gebäuden stehen nur noch Ruinen.

Papa Ambros und sein Sohn Torben

Kürzlich beging Pius Nordberg seinen 39. Geburtstag. Noch immer denkt er tagtäglich an Sofie, die seit sechs Jahren tot ist.

Papa Ambros trinkt eines Abends wieder Feigenlikör mit ihm und vertraut ihm an, dass er vorhabe, das Unternehmen seinem Sohn zu übergeben. Lokale Kleinbetriebe seien am Aussterben, meint er, aber Torben habe BWL studiert und Ideen für eine Umstrukturierung.

Dass Papa Ambros einen Sohn hat, ist nur mit den wilden Achtzigerjahren zu erklären, denn er ist schwul. Aber damals geriet er unter dem Einfluss von Koks mit einer Frau ins Bett – und zeugte dabei ein Kind. Ohne jemals einen Vaterschaftstest gemacht zu haben, ließ er sich von Heidemarie Bennecke wie eine Weihnachtsgans ausnehmen.

Papa Ambros will gerade noch etwas sagen, offenbar über ein Thema, das ihn beunruhigt, aber da wird Pius telefonisch zum Seniorenressort „Singende Nachtigall“ am Rosenhag gerufen. Es sei dringend, sagt Frau Seiler.

Tabea Nordberg

In der mondänen Anlage lebt seine 71-jährige Mutter Tabea Nordberg, eine emeritierte Soziologieprofessorin, die bis zur Geburt ihres Sohnes ein Groupie der Prog-Rock-Band „Pius Pompeji“ war, nach der er benannt wurde, weil wohl einer der Musiker sein Vater ist. Welcher von ihnen, das weiß vermutlich nicht einmal Tabea. Sie schleppte Pius zu Demonstrationen in Wackersdorf mit, ebenso wie in ein Nudistencamp auf Ibiza. Jetzt tanzt sie zu laut aufgedrehter Musik splitternackt auf ihrem Balkon, weil ihr Vorschlag, einen Naked Tuesday in der Wohnanlage einzuführen, abgelehnt worden ist.

Schließlich gelingt es Pius, Tabea mit einem Joint zu beruhigen.

Papa Ambros‘ Tod

Noch in derselben Nacht wird Pius von Tassos alarmiert und eilt zur „Schönen Amalia“. Aus Papa Ambros‘ Wohnung stinkt es nach verbrutzeltem Hackbraten. Seine Tür ist unverschlossen, nur zugezogen. Pius und Tassos finden die verschmorte Leiche des Bewohners auf der noch immer eingeschalteten nagelneuen Sonnenbank.

Ein Unfall war das eher nicht.

Qualitätsmanagement

Pius unterrichtet Torben Bennecke über den Tod seines Vaters. Der Erbe schickt erst einmal alle Mitarbeiter in unbezahlten Urlaub und fordert sie zwei Wochen später zur Teilnahme an einer Informationsveranstaltung in der Zentrale ein.

Aber die Kneipe „Schöne Amalia“ gibt es nicht mehr. Jetzt stehen dort 15 Schreibtische mit Desktops, dazwischen Hydrokulturen, ein Wasserspender und überall Rauchverbotsschilder.

Tassos fehlt. Der Arbeitsbereich des Wirts ist weggefallen. Wie Pius später erfährt, schuftet Tassos nun in der „Brezelbude“ im Industriegebiet, die Papa Ambros als Geldwaschanlage betrieb. Allerdings heißt das Scheinunternehmen nun „Brezelvillage“ und wird von einem Schnösel geführt, den der alte Tassos mit „Herr Kerkenschwedt“ anzusprechen hat.

Pius erblickt unter den Teilnehmern der Informationsveranstaltung Pavel Borkowski, Charly Schlitzer und Manni Popalla, drei Unterweltbosse, mit denen Papa Ambros nichts zu tun haben wollte, weil sie auf harte Drogen, Zwangsprostitution und Menschenhandel setzen. Augenscheinlich sind das jetzt Torben Benneckes neue Partner.

Der neue Chef stellt seine ebenso neuen Mitarbeiter „auf der Leitungsebene“ vor: Lena Krytschewski ist für Controlling verantwortlich, Daniel Streit und Ansgar Degen fungieren als Motivationscouch bzw. Assistent der Geschäftsleitung.

Torben Bennecke meint:

„Ihnen ist doch sicherlich klar, dass die Organisation in ihrer jetzigen Form keine Zukunft hat. Um weiterhin wettbewerbsfähig zu sein, bedarf es einer enormen Verbesserung der Qualität unserer Dienstleistungen. Wir leben in einer globalisierten Welt. Wir bewegen uns auf einem globalisierten Markt. Auch im Bereich des Verbrechens. Nur Unternehmen, die sich den damit verbundenen neuen Herausforderungen stellen, können auf dem Markt bestehen.“

Im Rahmen des Qualitätsmanagements führt das organisierte Verbrechen das Zertifikat CRIME ein. Die Buchstaben stehen für Controlling, Ressourcenorientierung, Implementierung von Qualitätsstandards, Mitarbeiterqualifikation, Entwicklung verbindlicher Verfahrensabläufe.

Von nun an müssen Anträge auf Kostenbewilligung für Arbeitsmaterial schriftlich gestellt werden. Jeder Einsatz ist mit Zielvorgabe, Dauer, Verlauf und Ergebnis zu dokumentieren. Darüber hinaus führen das Team Bennecke und die Partnerorganisationen nicht nur Kundenzufriedenheitsbögen ein, sondern auch Feedbackformulare, in denen beispielsweise die beim Inkasso besuchten Schuldner angeben können, ob sie das Auftreten der Mitarbeiter angemessen, teilweise angemessen oder unangemessen fanden. Kunden, die Gras haben möchten, müssen auf ihr Umtausch- und Beschwerderecht hingewiesen werden.

Nachdem die neue Geschäftsleitung vor der Mittagspause Waltraut Hummel und Konrad Kumann mit je einem Blumenstrauß in den Ruhestand – also in die Altersarmut – geschickt hat, fragt Torben Bennecke die Controllerin, ob sie mit ihm einen Salat essen gehe.

Unter Papa Ambros tauchte kaum jemand aus der Gruppe vor 11 Uhr in der „Schönen Amalia“ auf. Das wird nun anders. Um 8 Uhr versammeln sich die Mitarbeiter zur Planungsbesprechung, zum Teambuilding und zum Motivationscoaching.

Um die Arbeitsabläufe zu analysieren, begleitet Lena Krytschewski das Inkasso-Team. Nachdem Pius und Bernward den Musikmanager Mark Buchbinder mit Gewaltandrohung dazu gebracht haben, seinem Safe die ausstehende Summe zu entnehmen, kritisiert die Controllerin das zu Lehrzwecken von ihr gefilmte Vorgehen und übergibt Pius einen Text für einen zweiten Durchgang:

Bernward und ich tauschen einen verzweifelten Blick aus. „Guten Tag“, lese ich von dem vorbereiteten Manuskript ab. „Mein Name ist Nordberg und … Was? Ich nenne ihm doch nicht meinen Namen!“, protestiere ich.
„Transparenz, Herr Nordberg, Transparenz. Und seien Sie unbesorgt, was Ihre Daten angeht. Herr Buchbinder wird im Anschluss an das Verfahren eine Datenschutzerklärung unterschreiben.“

Drei weitere Tote

Als Pius nach den Brüdern Sven und Gunnar Trolle schaut, die bei der Informationsveranstaltung unentschuldigt fehlten, findet er sie tot vor, mit den Köpfen in mit Wasser gefüllten Eimern. Im Raum schwebt noch das von Lena Krytschewski verwendete Parfüm „Lemon Soul“.

In den Nachrichten wird über die Ermordung des 58 Jahre alten Juweliers Leopold Dietrich berichtet, dessen Leiche mit dem Kopf im Aquarium gefunden wurde.

Das kann kein Zufall sein!

Pius stellt Lena wegen des Parfüms unter vier Augen zur Rede. Sie gibt zu, dass sie die Trolle aufgesucht habe, um etwas mit ihnen zu besprechen, aber da seien sie bereits tot gewesen. Pius glaubt ihr, und die beiden einigen sich darauf, gemeinsam an der Aufklärung der Morde zu arbeiten.

Es ist nicht alles Gold was glänzt

Während eines Meetings der Geschäftsleitung lauscht Pius und hört etwas von gefälschten Goldbarren. Lena weiß, dass es dabei um Goldbarren in einem Bankschließfach geht, die Papa Ambros über einen längeren Zeitraum angesammelt hatte, um damit ein Seniorenheim für Kleinkriminelle zu finanzieren. Torben ignorierte jedoch das Testament und setzte den Wert der Goldbarren beim Joint Venture mit Pavel Borkowski, Charly Schlitzer und Manni Popalla als seinen Kapitalanteil ein. Von der Halbierung des Wertes dürfen die drei gefährlichen Partner nichts erfahren.

Es liegt nahe, in dem Juwelier Leopold Dietrich den Lieferanten der Goldbarren zu vermuten. Lena und Pius finden heraus, dass die Goldbarren jeweils von den beiden Trollen oder von einem anderen Mann zur Bank gebracht wurden. Kurz vor seinem Tod scheint Papa Ambros den Betrug entdeckt und den Täter durchschaut zu haben.

Torben Bennecke in Not

Als die Geschäfte der Verbrecherorganisationen wegen des Berichtswesens und des Qualitätsmanagements einbrechen, wird Torben Bennecke von seinen Partnern entführt und in den Keller des Swingerclubs „Grashopper“ gebracht. Pavel Borkowski, Charly Schlitzer und Manni Popalla verlangen ihre Kapitaleinlagen zurück und obendrein Schadenersatz. Für die Zahlug geben sie Torben drei Tage Zeit,.

Aber schon am nächsten Morgen wird die Zentrale von Vermummten gestürmt, die Torben Bennecke, Daniel Streit und Ansgar Degen in einen Lieferwagen zerren und wegfahren.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Geständnis

Pius wundert sich darüber, denn die Torben gesetzte Frist ist noch nicht abgelaufen.

Lena gesteht ihm, dass es sich bei dem Überfall um ein Fake handelte. Daniel Streit, Ansgar Degen und sie gehören zu einer offiziell gar nicht existierenden Gruppe zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität. Das Kommando wird Torben bald frei lassen und ihn glauben lassen, dass er zur Einschüchterung erneut von seinen Ex-Partnern entführt worden sei.

Als Torben Bennecke kurz vor der Übernahme des Unternehmens seines Vaters stand, war er die ideale Zielperson, nicht zuletzt wegen seines Ehrgeizes, seiner Überforderung und seiner Selbstüberschätzung. Lena, eine ehemalige Polizistin, machte sich an ihn heran und brachte ihn nicht nur dazu, sich mit den Schwerverbrechern zu vernetzen, auf die man es abgesehen hatte, sondern auch mit ihnen zusammen auf ein Qualitätszertifikat zu setzen.

Pavel Borkowski, Charly Schlitzer und Manni Popalla werden zu langen Haftstrafen verurteilt. Als Beweismittel dienten vor allem die schriftlichen Berichte der Bandenmitglieder über die Verbrechen.

Show Down

Pius hat noch kaum verstanden, was Lena ihm soeben beichtete, da erhält er eine SMS Jan van Messers mit einem Schuldeingeständnis. Er eilt mit Lena hin – und sie finden den Kollegen tot vor. Sein Kopf hängt im mit Wasser gefüllten Echsenterrarium. Im Drucker liegt ein Abschiedsbrief mit einem ausführlichen Geständnis über den Betrug in Zusammenarbeit mit dem Juwelier Leopold Dietrich, die Entlarvung durch Papa Ambros, dessen Ermordung und die Ausschaltung auch der Mitwisser.

Bernward Kniehase taucht auf. Er habe ebenfalls eine SMS Jan van Messers erhalten, behauptet er.

Pius‘ Handy klingelt. Ein Notruf Tabeas. Während ihr Liebhaber Joe in London eine Platte der nach Jahrzehnten erstmals wieder spielenden Band „Pius Pompeji“ produziert, passt sie auf seine Dogge Mister Mojo auf. Mit der ist sie jetzt bei der Tierärztin Dr. Rosemarie Bender, weil das Tier ihren gesamten Vorrat an Haschisch gefressen hat und sich nicht mehr bewegt. Sie fleht ihren Sohn an, sie nicht allein in der Praxis warten zu lassen.

Während Lena mit Bernward in der Wohnung des Selbstmörders zurückbleibt, hetzt Pius zu der Tierärztin – und staunt, denn vor kurzem sah er die Frau zufällig mit Bernward in einem Restaurant. Rasch begreift er, was das bedeutet: Das bei den Morden verwendete Betäubungsmittel hat Bernward aus der Tierarztpraxis gestohlen! Er ist der Mörder!

Wie erwartet, findet er Bernward in der „Goldmine“ von „Kniehases Wunderland“. Lena liegt gefesselt auf dem Boden.

Pius nutzt einen Augenblick der Unaufmerksamkeit aus, um Bernward in eine Lore zu stoßen. Die Lore saust abwärts, springt aus den Schienen und prallt gegen eine Wand. Die unterschlagenen Goldbarren verteilen sich im Raum. Bernward liegt mit zertrümmertem Schädel da.

Epilog

Die Mitglieder von Benneckes Group werden wegen ihrer kriminellen Tätigkeit zu kurzen Haftstrafen verurteilt.

Nach zwei Jahren wird Pius von Tassos am Gefängnistor abgeholt. Tassos fährt ihn zur Seniorenwohnanlage „Singende Nachtigall“, denn Pius kann erst einmal im Haus seiner Mutter wohnen, die Joe nach London nachgereist ist.

Zu seiner Überraschung erwartet ihn Lena.

Nachdem sie sich geliebt haben, meint Lena:

„Pius Nordberg, hiermit verleihe ich uns offiziell das CRIME-Zertifikat […]. Man bekommt es für Champagnerlaune, Romantische Momente, Innovative Fantasien, Mannschaftsdienliches Spiel und Entdeckungsfreude.

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Statt auf Thrill und Suspense setzt Oliver Schlick auf Humor, Witz und Situationskomik. „Das CRIME-Zertifikat. Verbrechen mit Qualität“ ist denn auch lustig und unterhaltsam, aber nicht atemberaubend spannend. Die Idee, das organisierte Verbrechen könne ein Qualitätszertifikat einführen, ist originell, und Oliver Schlick nimmt an diesem nicht ganz ernst gemeinten Beispiel den verbreiteten Optimierungswahn und überzogene Managementmethoden auf die Schippe. Zugleich plädiert er ohne erhobenen Zeigefinger sowohl für Mitmenschlichkeit als auch für eine liberale, tolerante und entspannte Lebensgestaltung.

Dass ich in meiner Inhaltsangabe eine ganze Reihe von Romanfiguren und Nebenhandlungen weggelassen habe und der Text dennoch so lang geworden ist, zeigt Oliver Schlicks Einfallsreichtum.

Auf Seite 256 wird aus Rosemarie plötzlich eine Roswitha, und auf Seite 49 ist ein Satz entgleist:

Sie wirft den Kopf herum und lacht umwerfend.

Aber das stört nicht weiter. Mit „Das CRIME-Zertifikat. Verbrechen mit Qualität“ bietet Oliver Schlick ein großes Lesevergnügen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2020
Textauszüge: © Carl Ueberreuter Verlag

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