Max Seeck : Teufelsnetz

Teufelsnetz
Pahan verkko Tammi Publishers (Bonnier), Helsinki 2020 Teufelsnetz Übersetzung: Gabriele Schrey-Vasara Bastei Lübbe, Köln 2021 ISBN 978-3-7857-2754-6, 510 Seiten ISBN 978-3-7517-0979-8 (eBook) ISBN 978-3-404-18840-6 (Taschenbuch)
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Im November 2019 werden Lisa Yamamoto und Jason Nervander als vermisst gemeldet. Zuerst gehen viele von einem PR-Gag der beiden erfolgreichsten Lifestyle-Blogger Finnlands aus, aber dann taucht eine Art Todesanzeige in Kanji-Schrift im Netz auf. Und die Leiche einer wie ein Manga-Mädchen gekleideten Frau wird angespült ...
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Kritik

Zunächst türmt Max Seeck in seinem Thriller "Teufelsnetz" eine Vielzahl von Fragen und Rätseln auf, und die beziehen sich keineswegs nur auf die Kriminalfälle, sondern ebenso auf die gestörte Zusammenarbeit im Team der Polizei und auf die Protagonistin Jessica Niemi, eine widersprüchliche Frau mit persönlichen Problemen und Geheimnissen.
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Eine Tote und zwei Vermisste

Nach einer Feier des 26-jährigen finnischen Rappers Kex Mace’s (bürgerlich: Tim Taussi) am Samstag, 23. November 2019, im „Fenix“ in Helsinki kommen Lisa Yamamoto und Jason Nervander nicht nach Hause und werden als vermisst gemeldet. Zuerst gehen viele von einem PR-Gag der beiden erfolgreichsten Lifestyle-Blogger Finnlands aus, aber dann postet „Akifumi2511946“ auf Instagram in Kanji-Schrift eine Art Todesanzeige in Gedichtform für Lisa Yamamoto, die 25-jährige Tochter eines Japaners und einer Finnin. Und am Mittwoch wird in der Aurinkolahti-Bucht im Stadtteil Vuosaari die Leiche einer jungen Frau angespült, die wie ein Manga-Mädchen gekleidet ist.

Die Schuluniform sieht an der erwachsenen Frau klischeehaft sexy und irgendwie pervers aus. Merkwürdig ist auch, dass die Frau, die anhand ihres Personalausweises als die 22-jährige Ukrainerin Olga Belousova identifiziert wurde, offiziell nie nach Finnland eingereist ist.

Die Polizei vermutet einen Zusammenhang der drei Fälle.

Jessica Niemi leitet die Ermittlungen. Zum Team gehören Nina Ruska, Jusuf Pepple, Rasmus („Rasse“) Susikoski und Jami Harjula.

Der 34-jährige Jurist Rasmus Susikoski wohnt noch immer bei seinen Eltern. Jusuf Pepple zog vor zehn Jahren mit seiner Frau Anna aus Söderkulla nach Helsinki, aber inzwischen ist seine Ehe gescheitert. Seit Nina Ruska von ihrem Lebensgefährten Micke mit Jessica Niemi betrogen wurde, ist sie nicht gut auf ihre Kollegin zu sprechen.

Jessica Niemi

Jessica Niemi wuchs in Bel Air in Los Angeles auf, in einer großen Villa und mit Chauffeur, denn ihre Mutter war die Hollywood-Schauspielerin Theresa von Hellens. Am 4. Mai 1993 saß Theresa von Hellens selbst am Lenkrad, als sie mit der Familie unterwegs war. Sie lenkte das Auto absichtlich gegen einen entgegenkommenden Lastwagen. Bei der Kollision starben Theresa von Hellens, ihr Ehemann Axel Koski und der kleine Sohn Kristoffer („Toffe“). Jessica überlebte mit schweren Verletzungen.

Toffes kleiner unschuldiger Körper wurde bei dem Unfall zerstört. Jessicas Körper ebenfalls. Aber sie durfte weiterleben. Nein, sie musste weiterleben, das war kein Privileg, sondern eine schwere Last […].

Im Juni 1993 wurde Jessica von ihrer Tante Paula und deren Ehemann Raim Niemi adoptiert. Die Adoptiveltern sind inzwischen ebenfalls tot; sie starben 2002 bzw. 2004.

Kolleginnen und Kollegen kennen nur Jessicas bescheidenes Einzimmerapartment in Helsinki. Dass sie im selben Haus eine 300 Quadratmeter große, auf zwei Etagen verteilte Luxuswohnung besitzt, wusste nur ihr vor einen halben Jahr dort an Krebs gestorbener damaliger Chef und Mäzen Erne Mikson. Bei den Eigentümerversammlungen lässt „Jessica von Hellens“ sich von einem Rechtsanwalt vertreten.

Es ist verdammt stressig und mühsam, ihren Reichtum vor den Kollegen zu verbergen.

Ebenso wenig wie von Jessicas geerbten Vermögen ahnen die Kolleginnen und Kollegen, dass sie in Rom einen sadistischen Vergewaltiger mit einem Messer erstach.

War Colombanos Leben weniger wert, weil er ein Vergewaltiger und Sadist war? War es reine Selbstverteidigung oder doch vorsätzlicher Mord? Jessica erinnert sich, dass sie das Messer mitgenommen hat, als sie das Hotel verließ. Sie hat den Kampf gewählt statt der Flucht. So hatte Erne es ausgedrückt.

Als Jessica sich 2007 im Alter von 22 Jahren bei der Polizeischule bewarb, erreichte Erne Mikson, der Leiter des Gewaltdezernats, dass bei der Überprüfung durch die Sicherheitspolizei einige Informationen, die ihre Zulassung verhindert hätten, ignoriert wurden, beispielsweise die Diagnose des Kinderpsychiaters Olli Vuonamo aus dem Jahr 1998, der Wahnvorstellungen erwähnte und eine Schizophrenie für möglich hielt. Acht Jahre lang arbeitete Jessica unter dem Schutz von Erne Mikson. Dessen Nachfolgerin Helena Lappi („Hellu“) erhält nun von Jens Oranen, dem stellvertretenden Polizeichef von Helsinki, die Anweisung, für eine unauffällige Entfernung Jessicas aus dem Dienst zu sorgen. Die Medien dürfen auf keinen Fall mitbekommen, dass eine psychisch kranke Ermittlerin mehr als zehn Jahre mit Pistole und Dienstabzeichen bei der Polizei tätig war.

Das Gespenst

Lisa Yamamotos Eltern Paula und Hirokazu Yamamoto werden vorzeitig von einer Urlaubsreise in Brasilien zurückkommen. Vermisst gemeldet wurde sie von ihrer Lebensgefährtin und Mitbewohnerin Essi. Die Polizei befragt sie und sieht sich in der Wohnung um.

Die Wände in Lisas Zimmer sind voll von gerahmten Zeichnungen, Ölgemälden und Grafiken. Auf der Kommode stehen dutzendweise Puppen und Figuren im Manga-Stil.

Als Jessica Niemi und Jusuf Pepple zum zweiten Mal bei Essi sind, beginnt diese plötzlich zu hyperventilieren. „Er ist hier!“, flüstert sie. Damit meint sie einen Unbekannten, der Lisa einmal besuchte und mit ihr japanisch sprach. Sie sah ihn nicht, erinnert sich nun aber an den Geruch des Rasierwassers. Eine Tür wird aufgerissen. Ein Mann stürzt heraus, schleudert Jusuf über den Couchtisch und rennt davon. Jessica folgt ihm – und wird niedergeschlagen.

Der Unbekannte, den die Ermittler „das Gespenst“ nennen, fiel auch am Abend von Lisas Verschwinden im „Fenix“ auf. Obwohl bei der Feier zur Veröffentlichung eines neuen Albums des Rappers Kex Mace’s nur geladene Gäste zugelassen waren, behaupten der Portier Sahib Alem und der Restaurantchef Frank Dominis, den Verdächtigen nicht zu kennen.

Frank Dominis ist Amerikaner. Vor achteinhalb Jahren kam er aus Anchorage nach Helsinki – und seither lebt er ohne Alkohol, Drogen und Zigaretten.

Manga-Fetischismus und Yakuza

In Jason Nervanders Wandschrank werden BDSM-Utensilien gefunden. Die Ermittler befragen Nikolas („Niko“) Ponsi, einen Geistlichen, der 1999 auch eine Ausbildung zum Sexologen abschloss und mit dem 15 Jahre jüngeren Jason Nervander befreundet ist, seit dieser 2014 aus Rovaniemi nach Helsinki kam. Nikolas Ponsi redet zwar über Manga-Fetischismus und Ephebophilie, aber nur allgemein, nicht konkret in Verbindung mit Jason Nervander.

Sobald Lisa Yamamotos Eltern von ihrem Brasilien-Urlaub zurückkehren, werden sie von der Polizei befragt. Jessica Niemi weiß inzwischen bereits, dass Hirokazu Yamamoto 1998 mit der damals drei Jahre alten Tochter aus Japan kam, Lisas Mutter dort zurückließ, seinen Namen von Kondo in Yamamoto änderte, ein Blockhaus in Järvenpää erwarb, eine Reinigungsfirma gründete und eine Finnin heiratete.

„Kein Rampenlicht, nur Familie und Arbeit. Ihre Tochter wurde erwachsen und zog nach Helsinki. Fing an, ihren Lebenssunterhalt als Influencerin zu verdienen. Zehn-, fünfzig-, hundert-, zweihunderttausend Follower. Sie begannen sich Sorgen zu machen. Warum? Mir scheint, Sie haben befürchtet, dass die moderne Informationstechnik alles zerstören würde, was Sie mühsam aufgebaut hatten.“

Jessica Niemi fällt auf, dass dem Japaner die Hälfte des kleinen Fingers an der rechten Hand fehlt.

Yubitsume. Ein alter Brauch der Kriminellen in Japan. Wenn ein Mitglied der dortigen Mafia, der Yakuza, einen Fehler macht, muss er sich den kleinen Finger abschneiden.

Einige Zeit später versucht Hirokazu Yamamoto in Järvenpää, sich zu erschießen, aber er überlebt den Selbstmordversuch schwer verletzt.

Kambo und Abhängigkeit

Die Rechtsmedizinerin Sissi Sarvilinna kann ausschließen, dass Olga Belousova ertrank. Die einzigen feststellbaren Verletzungen dürften durch Wiederbelebungsversuchen verursacht worden sein. Ein kreisförmiges Muster von Brandwunden lässt darauf schließen, dass sich die Ukrainerin einer Alternativbehandlung mit Froschgift unterzogen hatte, einem Kambo-Ritual.

Von Krista Günsberg, der Tochter einer Taxifahrerin, erfährt Jessica Niemi, dass für Kambo im Studio „Alternative & Liebe Helsinki“ (ALH) von Jose Rodriguez auf masayoshi.fi geworben wurde. Als Administratorin dieser Website wird Lisa Yamamoto ermittelt. Die Inhalte wurden vor ihrem Verschwinden gelöscht.

Als Jessica Niemi zu dem Studio fährt, um den Betreiber zu befragen, findet sie Jose Rodriguez tot vor. Jemand schoss ihm zwischen die Augen.

Die Polizei findet heraus, dass Olga Belousova und wohl auch andere Prostituierte durch dem Froschgift hinzugefügte Rauschgifte süchtig – und von den Organisatoren abhängig – gemacht wurden.

In einem nahe des Fundorts der Leiche von Olga Belousova sichergestellten Notizbuch stehen die Namen Medeya Lazakovich, Miep Loos und Tamara Jugeli. Das waren drei zwischen 21 und 28 Jahre alte Prostituierte, die am 12. November 2018 in St. Petersburg, am 4. Februar 2019 in Amsterdam bzw. am 6. Juni 2019 in Lwiw ermordet aufgefunden wurden – alle wie Manga-Mädchen gekleidet.

Auf masayoshi.fi gab es noch vor zwei Monaten einen Katalog mit entsprechenden Prostituierten. Lisa Yamamoto war offenbar an der Vermittlung beteiligt: Sie wurde von verschiedenen Gaststätten auf einem Prepaid-Nokia aus dem Jahr 1999 angerufen, nahm die Gespräche nicht an, schickte aber jedes Mal sofort eine SMS an eine bestimmte Rufnummer.

Am häufigsten wurde aus dem „Fenix“ angerufen, und zwar von einem Prepaid-Handy, das offiziell dem Schwager des finnisch-iranischen Portier Sahib Alem gehört. Bei der Befragung beteuert Sahib Alem, er habe nur die Anweisung befolgt, es bei einer bestimmten Rufnummer dreimal klingeln zu lassen, sobald ein Gast fragte, ob „James unterwegs“ sei. Dafür bekam der Portier Geld zugesteckt. Er weiß nur, dass der entsprechende Gast dann jeweils mit einem Auto abgeholt wurde.

„Und die sind bestimmt nicht zur Konditorei gefahren. Ich hab keine Ahnung, ob am Ziel ein Haufen Speed, ein Hahnenkampf, ein illegales Pokerspiel oder ein Bordell wartet.“


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Jessica Niemi und Frank Dominis

Helena Lappi gibt die Ermittlungen in den vier Mord- bzw. Vermisstenfällen an die Zentralkripo ab. Gleichzeitig zeigt sie Jessica Niemi das belastende Material, das inzwischen über sie zusammengetragen wurde und erpresst sie. Jessica soll ihre Anstellung kündigen.

„Die Entscheidung, deine Stelle aufzugeben, liegt allein bei dir. Und in dem Fall wurden diese Dokumente nie gefunden.“

In ihrer Verzweiflung will Jessica Niemi an diesem Abend nicht allein sein und sie verabredet sich deshalb mit Frank Dominis. Nach dem Restaurant-Essen nimmt sie ihn mit in ihre Wohnung und schläft mit ihm.

Mitten in der Nacht weckt sie ein Anruf. Es ist Jusuf Pepple.

„Dominis!“ Der Name schallt laut aus dem Lautsprecher des Handys, und Jessica beeilt sich, es leiser zu stellen.
„Äh, warte mal“, sagt sie und steht vorsichtig auf.
Frank Dominis hebt den Kopf vom Kissen.

Jessica geht ins Bad. Jusuf berichtet ihr, dass der Restaurantchef sich am Samstag, 23. November 2019, vor dem „Fenix“ mit dem „Gespenst“ getroffen habe. Das wurde von einer Überwachungskamera gefilmt.

„Wir haben eine Videoaufnahme. Das Gespenst und Dominis gemeinsam auf der Straße. Kein Zweifel. Der Mistkerl hat uns die ganze Zeit verarscht, er weiß haargenau, wer das Gespenst ist und warum es Zutritt zu der Party von Kex Mace’s hatte“, sagt Jusuf. Jessicas Herz setzt einen Schlag aus.

„Schicken wir eine Streife zu Dominis und lassen ihn holen.“
„Jusuf“, sagt Jessica leise und legt eine Hand an die Stirn.
Die Wahrheit erscheint ihr nun gleichzeitig grauenerregend und peinlich. Die Angst ist jedoch größer als die Scham.
„Ja?“
„Er ist hier.“

Als Jessica das Bad verlässt, erwartet Frank Dominis sie mit ihre Dienstpistole in der Hand. Er hat nach mehr als acht Jahren erstmals wieder getrunken. Er habe seine Seele an den Teufel verkauft, klagt er, und sich in Machenschaften des internationalen Drogenschmuggels verwickeln lassen, mit denen er eigentlich nichts zu tun haben wollte, alles nur wegen Geld. Die Vorstellung, eingesperrt zu werden, erträgt er nicht. Frank Dominis erschießt sich mit der Waffe der Polizistin.

Europol (Spoiler)

Endlich gelingt es Rasmus Susikoski, Lisa Yamamotos Nokia-Handy zu orten – in Konala, wo Helena Lappi mit ihrer Lebensgefährtin Hanna wohnt.

Jusuf und Jessica fahren noch in der Nacht hin. Jemand kommt aus der Haustür. Das „Gespenst“! Der Verdächtige flüchtet, stolpert jedoch und wird von den Polizisten gestellt. Die Leiterin des Gewaltdezernats kommt dazu und fordert alle auf, mit in ihre Wohnung zu kommen.

Er heiße Nathan Reddick, erklärt der Mann Jusuf und Jessica, er arbeite bei Europol in Den Haag und ermittle in Helsinki undercover.

„Hinter dem Ganzen steckt eine weißrussische Bande namens Sinija Skarpijony, die sich im Gegensatz zu vielen anderen Organisationen der Ost-Mafia bisher einzig und allein auf Prostitution konzentriert hat.“

Es sei aufgefallen, dass auf Porno-Websites Daten über gutsituierte Skandinavier mit hebe- bzw. ephebophilen Neigungen gesammelt wurden. Deshalb flog Nathan Reddick nach Helsinki, mietete eine Wohnung, hinterließ Spuren im Netz, die auf einen reichen Mann schließen ließen und gab entsprechende Suchbegriffe bei Porno-Portalen ein. Bereits nach einer Woche wurde er über Instagram kontaktiert, auf die Website masayoshi.fi verwiesen und aufgefordert, den Rezeptionisten eines bestimmten Hotels zu fragen, ob „James unterwegs“ sei.

Nach einer halben Stunde hielt ein großer Mercedes-Jeep vor der Tür. Der Chauffeur, der Englisch mit osteuropäischem Akzent sprach, holte mich aus dem Restaurant. Er stellte sich als James vor.

Aus einem in Leder gebundenen Katalog wählte er „Miyamoto“, von der er inzwischen weiß, dass es sich um die Ukrainerin Olga Belousova handelte. Er zahlte für eine Stunde mit ihr und ließ sich zu einem unbekannten Ort fahren.

Aber für zwanzigtausend bekäme ich das Mädchen und ein Zimmer für fünf Tage. Und am fünften Tag könnte ich mit ihr machen, was ich nur wollte. Sie würden hinterher saubermachen.

Um nicht aufzufliegen, trieb er es mit „Miyamoto“, denn er nahm an, dass alles im Zimmer gefilmt wurde. Später fand er heraus, dass die weißrussische Bande das große Geld nicht mit Zwangsprostitution, sondern mit Erpressung verdiente.

„Es handelt sich also um eine Falle, in die man reiche Psychopathen lockt. Die Summe für eine Stunde ist hoch genug, um Kunden auszusieben, die nicht blutrünstig genug sind, um einen Schritt weiter zu gehen.“

Als er Lisa Yamamoto als Administratorin von masayoshi.fi identifizierte, nahm er über ihr offizielles Bloggerportal thelisayamamoto.fi Kontakt zu ihr auf, gab sich als Beauftragter einer japanischen Kunstgalerie aus und schlug ihr eine kommerzielle Zusammenarbeit vor. Am 20. November 2018 besuchte er sie und bestellte ein Manga-Bild bei ihr. Das Motiv ‒ ein Mädchen in Schuluniform vor einem Leuchtturm ‒ schlug sie selbst vor. Sein Versuch, über sie an die Drahtzieher heranzukommen, scheiterte jedoch.

Showdown (Spoiler)

Die Metadaten von Lisa Yamamoto geposteter Fotos zeigen, dass sie zu den Zeiten, in denen Medeya Lazakovich, Miep Loos und Tamara Jugeli ermordet wurden, in St. Petersburg, Amsterdam bzw. Lwiw war. Einige der Aufnahmen stammen allerdings nicht von ihrem eigenen Smartphone, sondern von einem anderen. Rasmus Susikoski erkundigt sich bei Fluggesellschaften nach Lisa Yamamotos Begleitung und berichtet Helena Lappi darüber.

„Und? Wer ist es?“
„Das ist ja das Allerverrückteste, Hellu. Es ist eine Person, die wir aus irgendeinem Grund total übersehen haben.“

Obwohl Jessica Niemi inzwischen bei einer Lagebesprechung angekündigt hat, dass sie ihre Anstellung aufgeben werde, lässt der Fall sie nicht los. Hinter einer nachträglich gemauerten Wand in der von Lisa und Essi benutzten Waschküche findet sie die Leichen von Lisa Yamamoto und Jason Nervander.

Essi trifft sie mit dem Vorschlaghammer an der Schulter. Aber Nikolas Ponsi, der sich unbemerkt eingeschlichen hat, schlägt Essi nieder und alarmiert den Notruf.

Bei der Vernehmung berichtet er, dass sein Freund Jason ihn vor vier Jahren bat, Essi zu helfen, die sich wegen ihrer obsessiven Gewaltfantasien in einer Krise befand. Vor zwei Jahren brach sie die Therapie ab. Weil er einen Zusammenhang zwischen Lisa Yamamotos Verschwinden und dem Manga-Fetischismus ihrer Mitbewohnerin vermutete, wollte er mit Essi reden und hörte auf der Kellertreppe die beiden Frauen in der Waschküche.

Epilog

Als Jens Oranen zu einem Privatunternehmen wechselt, ändert Helena Lappi ihr Verhalten und geht auf Jessica Niemi zu.

„Ich hab eine Weile gebraucht, um zu kapieren, dass du der Kapitän dieser Mannschaft bist.“
„Und du bist … “
„Die Trainerin, nehme ich an.“

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Mit dem Thriller „Teufelsnetz“ knüpft der Finne Max Seeck an sein Debüt „Hexenjäger“ an und lässt die Polizistin Jessica Niemi in Helsinki weitermachen.

Und Jessica Niemi, aus deren Perspektive wir das meiste – aber nicht alles – erleben, ist keine perfekte Ermittlerin, sondern eine widersprüchliche Frau mit persönlichen Problemen und Geheimnissen. Es geht nicht nur um die Aufklärung von Kriminalfällen, sondern parallel dazu um psychische Probleme. Außerdem hat Max Seeck in „Teufelsnetz“ Konflikte und Intrigen im Team der Ermittler eingebaut, die er nicht nur nebenbei streift.

Die Vorgänge in „Teufelsnetz“ haben viel mit dem World Wide Web bzw. den sozialen Medien zu tun. Da möchte Max Seeck vielleicht Gefahren aufzeigen, aber eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema versucht er nicht.

Zunächst türmt Max Seeck in „Teufelsnetz“ eine Vielzahl von Fragen und Rätseln auf, und die beziehen sich keineswegs nur auf die Kriminalfälle, sondern – wie bereits erwähnt – ebenso auf das Privatleben der Protagonistin und die gestörte Zusammenarbeit im Team. Erst in der zweiten Hälfte des Buches nimmt die chronologische Darstellung Fahrt auf, und die Spannungskurve steigt. Dazu kommen falsche Spuren und unerwartete Wendungen. Der Showdown ist heftig – aber die Auflösung nicht in allen Einzelheiten nachvollziehbar.

Den Thriller „Teufelsnetz“ von Max Seeck gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Sabine Arnhold.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2023
Textauszüge: © Bastei Lübbe

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John Grisham sorgt mit einem kom­plexen Plot ebenso wie mit inte­res­san­ten Details aus dem Justiz­wesen und der Selbst­verwaltung von Indianer­reservaten dafür, dass "Bestechung" nicht nur eine spannende, sondern auch anregende Lektüre ist.
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