Adolf Eichmann


Adolf Eichmann wurde am 19. März 1906 als Sohn des Buchhalters Adolf Eichmann und dessen Ehefrau Maria (geborene Schefferling) in Solingen geboren. 1914 zog die Familie nach Linz, wo Adolf Eichmann jr. den Besuch zunächst der Realschule und dann auch der Höheren Bundeslehranstalt für Elektrotechnik, Maschinenbau und Hochbau abbrach. Danach schlug er sich bis Anfang 1933 mit verschiedenen Jobs durch.

Am 1. April 1932 ließ sich Adolf Eichmann in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Österreichs und die SS aufnehmen. Als die NSDAP am 19. Juni 1933 in Österreich verboten wurde, zog er nach Bayern und absolvierte eine vierzehn Monate dauernde Ausbildung der SS.

Am 1. Oktober 1934 fing Adolf Eichmann im Juden-Referat des SD-Hauptamtes in Berlin an. Als Sachbearbeiter für „Judenangelegenheiten“ suchte er ab 1935 nach Möglichkeiten, die Auswanderung von Juden aus dem Deutschen Reich zu forcieren und nahm zu diesem Zweck auch Kontakt mit führenden Zionisten auf [Kontakt von SD und Haganah].

Am 21. März 1935 heiratete Adolf Eichmann Vera Liebl. Die beiden bekamen vier Söhne (Klaus, * Berlin 1936; Horst Adolf, * Wien 1940; Dieter Helmut, * Prag 1942; Ricardo Francisco, * Buenos Aires 1955).

Im August 1938 – nach dem „Anschluss“ Österreichs – richteten Adolf Eichmann und sein Stellvertreter Alois Brunner in Wien die Zentralstelle für jüdische Auswanderung ein, die einzige Behörde, bei der österreichische Juden Ausreisegenehmigungen beantragen konnten, die aber zugleich die zwangsweise Aussiedlung der Juden betrieb. Eine ähnliche Behörde gründete er im Jahr darauf in Prag.

Ende 1939 übernahm Adolf Eichmann in Berlin die Leitung der von Reinhard Heydrich im Juni eingerichteten Reichszentrale für jüdische Auswanderung und die des Referats Auswanderung und Räumung im Reichssicherheitshauptamt. In dieser Funktion war Adolf Eichmann für die Koordination der Deportation von 4 bis 6 Millionen Juden beteiligt.

Nach seiner Beförderung zum SS-Obersturmbannführer am 9. November 1941 besichtigte Adolf Eichmann das Vernichtungslager Auschwitz.

Mit dem Großmufti Hadsch Amin el Husseini, der 1941 nach Berlin gekommen war, überlegte er, wie der Holocaust auf die im arabischen Raum lebenden Juden ausgeweitet werden könnte.

Bei der Wannsee-Konferenz über die Organisation der „Endlösung“ der „Judenfrage“ am 20. Januar 1942 führte Adolf Eichmann das Protokoll.

Im Frühjahr 1944 organisierte Adolf Eichmann in Budapest die Deportation ungarischer Juden nach Auschwitz.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs gelang es ihm, aus einem amerikanischen Internierungslager zu entkommen. Fünf Jahre lang lebte Adolf Eichmann unter dem falschem Namen Otto Henninger zunächst in Altensalzkoth, einem Dorf in der Lüneburger Heide, dann in Quirnbach im Westerwald.

1950 emigrierte er mit Hilfe katholischer Kirchenmänner [Netzwerke] unter dem Namen Riccardo Klement über Genua nach Buenos Aires. Einige Zeit später holte er seine Ehefrau Vera mit den Söhnen Klaus, Horst Adolf und Dieter Helmut nach.

In Argentinien züchtete Adolf Eichmann alias Riccardo Klement zunächst Hühner, arbeitete dann als Schweißer, betrieb eine Wäscherei und übernahm schließlich die Leitung einer Unterabteilung im Daimler-Benz-Werk González Catán.

1957 erhielt der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer einen Brief des erblindeten, in Buenos Aires lebenden früheren KZ-Häftlings Lothar Hermann.

Dessen fünfzehn oder sechzehn Jahre alte Tochter Silvia hatte ihren Eltern im August einen fünf Jahre älteren Freund namens Nicki vorgestellt, und Lothar Hermann waren dessen antisemitische Bemerkungen aufgefallen. (Es handelte sich um Klaus Eichmann.) Fritz Bauer unterrichtete Israel, aber der israelische Geheimdienst Mossad hielt Riccardo Klement zunächst für harmlos. Lothar Hermann und Fritz Bauer gaben allerdings keine Ruhe, bis Agenten des israelischen Geheimdienstes Adolf Eichmann am 11. Mai 1960 gefangen nahmen und neun Tage später nach Israel entführten.

Am 11. April 1961 begann in Jerusalem der Prozess gegen Adolf Eichmann. Die am 15. Dezember 1961 vom Jerusalemer Bezirksgericht u. a. wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verhängte Todesstrafe wurde am 29. Mai 1962 in zweiter Instanz bestätigt. In der Nacht vom 31. Mai / 1. Juni 1962 wurde Adolf Eichmann im Gefängnis Ramla bei Tel Aviv gehängt. Man verbrannte die Leiche und verstreute die Asche im Meer.

Die Politologin Hannah Arendt prägte mit ihrem Buch „Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ (Übersetzung: Brigitte Granzow, Piper Verlag, München 1964) den umstrittenen Begriff „Banalität des Bösen“. Darüber drehte Margarethe von Trotta den Film „Hannah Arendt. Ihr Denken veränderte die Welt“.

Raymond Ley drehte über Adolf Eichmann mit Herbert Knaup in der Hauptrolle das Dokudrama „Eichmanns Ende“ (2010).

Literatur:
Bettina Stangneth: Eichmann vor Jerusalem. Das unbehelligte Leben eines Massenmörders (655 Seiten, Arche Literaturverlag, 2011).

© Dieter Wunderlich 2009 / 2011

Philip Kerr: Das Janusprojekt
Raymond Ley: Eichmanns Ende
Margarethe von Trotta: Hannah Arendt

Marlen Haushofer - Die Wand
"Die Wand" lässt sich als emanzipatorischer Frauenroman lesen, aber auch als Zivilisationskritik verstehen. Nüchtern schildert Marlen Haushofer, wie die Protagonistin ihre praktischen Probleme löst. Wörter wie Selbstfindung oder Emanzipation kommen in "Die Wand" nicht vor.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.