Argo

Argo

Argo

Argo – Originaltitel: Argo – Regie: Ben Affleck – Drehbuch: Chris Terrio, nach dem Artikel "The Great Escape" von Joshuah Bearman in "Wired Magazine" und dem Buch "The Master of Disguise" von Antonio J. Mendez – Kamera: Rodrigo Prieto – Schnitt: William Goldenberg – Musik: Alexandre Desplat – Darsteller: Ben Affleck, Bryan Cranston, Alan Arkin, John Goodman, Victor Garber u.a. – 2012; 120 Minuten

Inhaltsangabe

Als Iraner am 4. November 1979 die US-Botschaft in Teheran stürmen und 66 Geiseln nehmen, gelingt es zwei Frauen und vier Männern, unbemerkt zu entkommen. Zuflucht finden sie in der kanadischen Botschaft. Um sie aus dem Land schmuggeln zu können, reist der CIA-Agent Tony Mendez als angeblicher Filmproduzent in den Iran, tut so, als suche er für "Argo" eine Location und gibt die sechs Diplomaten als Mitglieder der Crew aus. Am Abend vor der geplanten Ausreise sagt Washington die Aktion ab. Aber Tony macht weiter ...
mehr erfahren

Kritik

Der Plot des Politthrillers "Argo" von und mit Ben Affleck basiert auf dem "Canadian Caper". Es handelt sich um einen unterhaltsamen, mit Situationskomik durchsetzten Politthriller, dessen Spannung am Ende aufgeblasen wirkt.

mehr erfahren

Am 4. November 1979 demonstrieren 400 Studenten vor der US-Botschaft in Teheran. Die Demonstranten fordern die Auslieferung des gestürzten und an Krebs erkrankten Schahs Mohammad Reza Pahlavi, der in einer New Yorker Klinik behandelt wird. Ungehindert von der Polizei, stürmt der Mob um die Mittagszeit das Botschaftsgebäude. Die Angestellten zerstören ihre Computer, werfen Akten ins Feuer oder schreddern sie. Während sechs Botschaftsangehörigen unbemerkt die Flucht durch einen Hinterausgang gelingt, werden die anderen als Geiseln genommen [Geiselnahme von Teheran].

Bob Anders, Cora und Mark Lijek, Lee Schatz, Joe und Kathy Stafford (Tate Donovan, Clea DuVall, Christopher Denham, Rory Cochrane, Scoot McNairy, Kerry Bishé) retten sich in die kanadische Botschaft. Von der britischen und der australischen Botschaft wurden sie zuvor abgewiesen.

Die Iraner haben davon nichts mitbekommen. Da sie jedoch eine geschredderte Fotosammlung aller Botschaftsangehörigen erbeutet haben und von Kindern wieder zusammensetzen lassen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis ihnen auffällt, dass sie nicht alle Mitarbeiter der US-Botschaft in ihrer Gewalt haben.

69 Tage nach der Erstürmung der US-Botschaft beratschlagen in Washington, D. C., Vertreter des Außenministeriums mit Geheimdienstmitarbeitern darüber, wie die sechs US-Diplomaten in der kanadischen Botschaft in Teheran aus dem Land gebracht werden könnten. Jemand schlägt vor, ihnen Fahrräder zur Verfügung zu stellen, aber wie sollen die sechs Amerikaner unbemerkt 300 Meilen weit bis zur türkischen Grenze fahren?

Der CIA-Agent Tony Mendez (Ben Affleck) hat fünf Tage später eine andere Idee, als Szenen aus „Die Schlacht um den Planet der Affen“ im Fernsehen laufen, während er mit seinem zehnjährigen Sohn Ian (Aidan Sussman) telefoniert. Er will als angeblicher Filmproduzent in den Iran reisen, so tun als suche er nach einer Location für seinen neuen Film, die sechs in der kanadischen Botschaft versteckten US-Diplomaten als Mitglieder der Crew ausgeben und sie aus dem Land schmuggeln. Obwohl das verrückt klingt, unterstützt Tonys Vorgesetzter Jack O’Donnell (Bryan Cranston) den Plan.

Am 19. Januar 1980 fliegt Tony also nach Los Angeles. In Hollywood gewinnt er zunächst den befreundeten Maskenbildner John Chambers (John Goodman) für das Vorhaben, und dem gelingt es, den eitlen Produzenten Lester Siegel (Alan Arkin) zu überreden, bei dem Fake mitzuspielen. Unter den zur Verfügung stehenden Drehbüchern fällt die Wahl auf „Argo“, ein trashiges Science-Fiction-Skript. Lester Siegel sorgt für Werbeanzeigen in Variety und The Hollywood Reporter sowie Ankündigungen des Filmprojekts in Kino-Zeitschriften. Auch ein Filmplakat wird hergestellt. Außerdem richtet John Chambers in Los Angeles ein Büro der angeblichen Produktionsgesellschaft „Studio Six“ ein.

Aus Mangel an anderen Optionen genehmigt Außenminister Cyrus Vance (Bob Gunton) am 25. Januar die Aktion.

Zwei Tage später trifft Tony Mendez in Istanbul ein und besorgt sich bei der iranischen Botschaft ein Visum auf den Namen Kevin Harkins.

Bei der Ankunft in Teheran stiehlt er unbemerkt einige unausgefüllte Einreiseformulare. Dann sucht er den kanadischen Botschafter Kenneth („Ken“) Taylor (Victor Garber) auf, der bereits eingeweiht wurde und kanadische Pässe mit falschen Namen für die sechs Amerikaner besorgt hat.

Die zwei Frauen und vier Männer halten Tonys Plan für absurd. Aber sie haben keine andere Wahl. Die CIA befürchtet, dass sich ihre Flucht in die kanadische Botschaft nicht mehr lange geheim halten lässt, denn inzwischen haben bereits die Nachrichtenagentur AP und das Nachrichtenmagazin Times davon erfahren. Außerdem ist damit zu rechnen, dass die Iraner in Kürze das Fehlen von sechs Diplomaten in der US-Botschaft bemerken. (Als Zuschauer wissen wir, dass die meisten der geschredderten Fotos bereits zusammengesetzt wurden.)

Bob Anders, Cora und Mark Lijek, Lee Schatz, Joe und Kathy Stafford prägen sich die von der CIA für sie erarbeiteten Legenden ein: Regisseur, Drehbuchautorin, Transport Koordinator, Kameramann, Co-Produzent und künstlerische Leiterin. Mit einem VW-Bus fährt Tony sie zum Basar in Teheran, wo sie mit einem Beamten des iranischen Kulturministeriums verabredet sind, der sie herumführt. Angeblich haben sie den Basar als Location für den Film „Argo“ ins Auge gefasst. Als Kathy Stafford jedoch einen älteren Händler fotografiert und dieser sie daraufhin nicht nur beschimpft, sondern auch bedroht, ziehen sie sich rasch wieder zurück.

Ken Taylor und seine Frau Patricia (Page Leong) befürchten, dass die Haushälterin Sahar (Sheila Vand) den iranischen Behörden einen Hinweis geben könnte. Aber als die junge Frau von einem iranischen Agenten befragt wird, behauptet sie, bei den Amerikanern handele es sich um vor zwei Tagen eingetroffene Gäste des Botschafters.

Am Abend vor der geplanten Ausreise erfährt Tony, dass die Aktion in Washington abgeblasen wurde. Die US-Regierung beabsichtigt nun, die Diplomaten zusammen mit den Geiseln in Teheran durch eine Militäroperation zu befreien. Tony fühlt sich jedoch für die zwei Frauen und vier Männer verantwortlich und erklärt deshalb seinem Chef, er werde weitermachen. Jack O’Donnell bemüht sich deshalb, doch noch die erforderlichen Genehmigungen aus dem Weißen Haus zu bekommen.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Zur Überraschung des kanadischen Botschafters, der von der Absage des Vorhabens informiert wurde, kommt Tony am nächsten Morgen wie geplant in die Botschaft, um mit den sechs US-Diplomaten zum Mehrabad International Airport zu fahren. Sobald sie fort sind, setzen sich Ken und Pat Taylor mit dem Zug ab, denn sie wissen, dass sie ihres Lebens nicht mehr sicher sind, sobald die Iraner begreifen, dass sie sechs Amerikanern zur Flucht verhalfen.

Am Check-in der Swissair heißt es zunächst, für die sieben Amerikaner seien keine Plätze reserviert. Tony bittet die Angestellte (Tehmina Sunny), noch einmal nachzusehen. In diesem Augenblick erteilt US-Präsident Jimmy Carter die Genehmigung für die Fortsetzung der Aktion und auf dem Computerbildschirm der Swissair-Mitarbeiterin werden nun die entsprechenden Reservierungen angezeigt.

Bei der ersten Kontrolle geben Tony Mendez, Bob Anders, Cora und Mark Lijek, Lee Schatz, Joe und Kathy Stafford an, sie seien vor zwei Tagen eingereist und zeigen die Originale der unter falschen Namen ausgefüllten Einreiseformulare vor. Der Beamte findet jedoch die dazugehörigen Durchschläge nicht und ruft deshalb seinen Vorgesetzten. Tony überzeugt die beiden mit einem Schreiben des iranischen Kulturministeriums, das er bei sich hat.

Zur gleichen Zeit erhält der Autor des Briefes, bei dem Tony Mendez alias Kevin Harkins wegen des Filmprojekts „Argo“ vorsprach, die inzwischen zusammengesetzten Fotos der sechs Diplomaten, die in der US-Botschaft fehlen. Er erkennt die Gesichter und durchschaut, dass er hereingelegt wurde. Mit einem Polizeiaufgebot rast er zur kanadischen Botschaft.

Die letzte Kontrolle vor dem Gate wird von Mitgliedern der Revolutionsgarden durchgeführt, die für ihren Fanatismus bekannt sind. Sie misstrauen auch Tony Mendez und seinen Begleitern. Die angebliche Filmcrew zeigt Storyboards des angeblich geplanten Films „Argo“ vor, aber einer der Islamisten lässt sich davon nicht beeindrucken. Er ruft bei „Studio Six“ in Los Angeles an. Als er bereits auflegen will, kommt John Chambers ins Zimmer, hebt das Telefon ab und antwortet auf die Frage, ob Kevin Harkins zu sprechen sei, der Produzent sei im Iran. Das überzeugt die Kontrolleure.

Das Gate für den Swissair-Flug ist bereits geschlossen, wird jedoch für die sieben verspäteten Fluggäste noch einmal geöffnet. Ein Bus bringt Tony und die Diplomaten zur Maschine. Nachdem sie eingestiegen sind, rollt das Flugzeug zum Start.

In dem Augenblick, in dem die Piloten (Hans Tester, Alex Schemmer) vom Tower das Clear-off erhalten und Gas geben, rasen mehrere Polizeifahrzeuge auf das Flugfeld. Tony sieht sie durchs Fenster. Aber die Maschine hebt ab.

Christine Mendez (Taylor Schilling) ist froh, dass ihr Mann unbeschadet von der gefährlichen Mission zurückkehrt.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Der Plot des Politthrillers „Argo“ basiert auf Tatsachen. Im Rahmen der Geiselnahme von Teheran holten tatsächlich zwei CIA-Agenten sechs US-Diplomaten, die sich wochenlang in Teheran hatten verstecken können, aus dem Iran. Diese Aktion wurde später als „Canadian Caper“ (kanadischer Streich) bekannt.

Auf das peinliche Scheitern der amerikanischen Militäraktion zur Befreiung der Geiseln in Teheran (Operation „Eagle Claw“) gehen Rodrigo Prieto und Ben Affleck nicht ein. Sie konzentrieren sich in „Argo“ auf auf den Canadian Caper.

Dabei weichen sie allerdings eklatant von den wirklichen Ereignissen ab.

Beispielsweise wird im Film erwähnt, dass Bob Anders, Cora und Mark Lijek, Lee Schatz, Joe und Kathy Stafford von der britischen und der australischen Botschaft in Teheran abgewiesen wurden. Das entspricht ebenso wenig den Tatsachen wie der von „Argo“ erweckte Eindruck, sie seien kurz nach ihrer Flucht aus der US-Botschaft von der kanadischen Botschaft aufgenommen worden. Tatsächlich hielt Lee Schatz sich zunächst in einer schwedischen Diplomatenvertretung auf, und die fünf anderen US-Flüchtlinge wechselten mehrmals das Quartier, bis der mit Robert Anders befreundete kanadische Botschaftsangehörige John Sheardown sie am 10. November 1979 – sechs Tage nach der Erstürmung der US-Botschaft – in seinem Haus mit dem kanadischen Botschafter Kenneth D. Taylor zusammenbrachte. Während Ken Taylor und seine Frau Patricia das Ehepaar Joe und Kathy Stafford aufnahmen, blieben Robert Anders und das Ehepaar Lijek bei John und Zena Sheardown. Dorthin kam dann auch Henry Schatz.

Tony Mendez arbeitete in Wirklichkeit nicht allein, sondern mit einem anderen CIA-Agenten zusammen, von dem wir nur den Decknamen Julio kennen. Die beiden Geheimagenten trafen sich auch nicht in der kanadischen Botschaft mit den US-Flüchtlingen, sondern im Haus von John und Zena Sheardown. Der kanadische Botschafter stieß mit dem Ehepaar Stafford dazu.

Für die Figur der Haushälterin Sahar gibt es zwar ein Vorbild, aber dabei handelte es sich um eine philippinische Angestellte der Familie Sheardown.

Die Szene auf dem Basar in Teheran ist frei erfunden.

Im Film wird die Aktion in Washington abgeblasen. Das entspricht nicht den Tatsachen. Dementsprechend lagen die Flugtickets in Wirklichkeit bereit, als die Gruppe am Mehrabad International Airport eintraf, und es gab keine Schwierigkeiten beim Check-in.

Die sechs US-Flüchtlinge wurden auch gar nicht von Tony Mendez zum Flughafen gebracht, sondern von Julio. Tony Mendez war bereits vorausgefahren und stieß erst wieder zur Gruppe, als diese die Kontrollen passiert hatte.

Tatsächlich verzögerte sich der Abflug der Swissair-Maschine aus technischen Gründen. Aber die CIA-Agenten und die Diplomaten wurden nicht von Mitgliedern der Revolutionsgarden aufgehalten. Dass die Iraner das Flugzeug beim Start verfolgten, ist ebenfalls frei erfunden.

Rodrigo Prieto (Drehbuch) und Ben Affleck (Regie, Hauptrolle) rekapitulieren zunächst in Form von Comics, Dokumentaraufnahmen und eines Kommentars aus dem Off die Geschichte Irans im 20. Jahrhundert. Die eigentliche Handlung setzt dann mit der Erstürmung der US-Botschaft in Teheran am 4. November 1979 ein. In der ersten Stunde des Films geht es um die Planung und Vorbereitung der Rettung der zwei Frauen und vier Männer. Die zweite Stunde von „Argo“ ist der Durchführung gewidmet. Am Ende erfahren wir aus illustrierten Texttafeln, was nach dem 28. Januar 1980 geschah.

Rodrigo Prieto und Ben Affleck zeigen in „Argo“ auf satirische Weise den grimmigen Ernst muslimischer Fanatiker und den Zynismus der Filmindustrie speziell in Hollywood. Der unterhaltsame Politthriller, dessen Spannung am Ende aufgeblasen wirkt, ist mit Situationskomik und skurrilen Elementen durchsetzt. Als Identifikationsfigur fungiert nicht jemand aus der Gruppe der US-Flüchtlinge, sondern der von Ben Affleck selbst gespielte heldenhafte CIA-Agent Tony Mendez.

Das Drehbuch von Rodrigo Prieto basiert auf einem am 24. April 2007 von Joshuah Bearman im Wired Magazine veröffentlichten Artikel mit dem Titel „How the CIA Used a Fake Sci-Fi Flick to Rescue Americans From Tehran“ und dem autobiografischen Buch „The Master Of Disguise. My Secret Life In The CIA“ von Antonio J. Mendez.

Die Dreharbeiten fanden vorwiegend in den USA statt. So entstanden die Außenaufnahmen der angeblichen US-Botschaft in Teheran in West Hills, einem Stadtteil von Los Angeles. Der Internationale Flughafen von Ontario/Kalifornien diente als Kulisse für den Mehrabad International Airport in Teheran. Einige Szenen wurden in Istanbul gedreht. Dabei sehen wir Tony Mendez übrigens beim Betreten der Sultan-Ahmed-Moschee und anschließend im Inneren der Hagia Sophia.

„Argo“ wurde mit drei „Oscars“ ausgezeichnet, und zwar in den Kategorien Bester Film, Bestes Drehbuch (Rodrigo Prieto) und Bester Schnitt (William Goldenberg). Nominiert hatte man „Argo“ auch in den Kategorien Bester Nebendarsteller (Alan Arkin), Beste Filmmusik (Alexandre Desplat), Bester Ton (John Reitz, Gregg Rudloff, Jose Antonio Garcia) und Tonschnitt (Erik Aadahl, Ethan Van der Ryn).

Synchronstimmen in der deutschen Fassung von „Argo“ (Dialogbuch: Frank Schaff und Klaus Bickert, Regie: Frank Schaff): Peter Flechtner (Tony Mendez), Joachim Tennstedt (Jack O’Donnell), Jan Spitzer (Lester Siegel), Klaus Sonnenschein (John Chambers), Reinhard Kuhnert (Ken Taylor), Stephan Schwartz (Bob Anders), Peggy Sander (Cora Lijek), Gerrit Schmidt-Foß (Mark Lijek), Matthias Deutelmoser (Joe Stafford), Matti Klemm (Lee Schatz), Till Hagen (Cyrus Vance), Michael Pan (Max Klein), Bodo Wolf (Robert Pender) u.a.

Im März 2013 hieß es, eine französische Rechtsanwältin bereite im Auftrag der iranischen Regierung eine Klage gegen die drei Produzenten von „Argo“ vor, also gegen Grant Heslov, Ben Affleck und George Clooney.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

Antonio „Tony“ Mendez (kurze Biografie)
Canadian Caper
Die Geiselnahme von Teheran

Ben Affleck: The Town. Stadt ohne Gnade

Alan Isler - Op. non cit.
Alan Isler erzählt die geschickt mit Abschweifungen und Verschachtelungen konstruierten Novellen gelassen und ironisch: "Op. non cit."
Op. non cit.