Labyrinth der Leidenschaften

Labyrinth der Leidenschaften

Labyrinth der Leidenschaften

Labyrinth der Leidenschaften - Originaltitel: Laberinto de pasiones - Regie: Pedro Almodóvar - Drehbuch: Pedro Almodóvar und Terry Lennox - Kamera: Angel Luis Fernández - Schnitt: José Salcedo - Musik: Pedro Almodóvar, Bernardo Bonezzi und Fanny McNamara - Darsteller: Cecilia Roth, Imanol Arias, Helga Liné, Cristina Sanchez Pascual, Antonio Banderas, Marta Fernández-Muro, Fernando Vivanco, Fanny McNamara, Concha Grégori, Luis Giges, Agustín Almodóvar, Pedro Almodóvar u.a. - 1982; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Prinz Riza Niro, der Sohn des soeben gestürzten Kaisers von Tirán, kommt inkognito nach Madrid und wird dort von seiner Mutter Toraya gesucht und von muslimischen Verschwörern verfolgt. Sexilia, die nymphomanische Tochter eines impotenten Arztes, der die künstliche Befruchtung erfunden hat, bekehrt den schwulen Prinzen zur Heterosexualität.

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Kritik

Die turbulente "Handlung" der anarchischen Farce "Labyrinth der Leidenschaften" dient Pedro Almodóvar nur als eine Art roter Faden durch eine schrille Nummernrevue, in der er die Grenzen bürgerlicher Moral sprengt und möglichst viele Tabus bricht.
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Prinz Riza Niro (Imanol Arias), der Sohn des soeben gestürzten und auf die Insel Contadora geflohenen Kaisers von Tirán, kommt inkognito nach Madrid, um sich dort zu amüsieren. Mit dem Homosexuellen Sadec (Antonio Banderas), dem er auf der Straße begegnet, wird er sich rasch einig: Weil Riza sich nicht mit Sadec im Hotelbett überraschen lassen möchte, folgt er dem Jungen, der in einer Wohngemeinschaft mit zwei anderen Männern lebt, bei denen es sich angeblich um Medizinstudenten handelt. Nachdem Riza Niro sich wieder angezogen und Sadecs Zimmer verlassen hat, eilt er grußlos an den anderen Mitgliedern der Wohngemeinschaft vorbei zum Ausgang. Die beiden Orientalen, die gerade auf der Couch sitzen und ihre Waffen reinigen, sind entsetzt darüber, dass Sadec ohne ihr Wissen jemand mitgebracht hatte. Der Fremde könnte sie verraten und ihre Mission gefährden: Die muslimischen Verschwörer wollen den Prinzen entführen.

Riza Niro hält sich für schwul, doch Sexilia (Cecilia Roth), die nymphomanische Tochter eines impotenten spanischen Arztes (Fernando Vivanco), der aus Ekel vor dem Geschlechtsverkehr die künstliche Befruchtung erfunden hat, verliebt sich Hals über Kopf ihn in, zögert aber die Vorfreude auf die sexuelle Erfüllung hinaus. Sie will nur noch für den Prinzen da sein und ist sogar bereit, ihm auf die Insel Contadora zu folgen, obwohl sie das Meer verabscheut.

Zu den unfruchtbaren Patientinnen, die sich von Sexilias Vater Hilfe erwarten, gehört auch Toraya (Helga Liné). Weil sie dem Kaiser von Tirán keinen Thronfolger hatte gebären können, war sie verstoßen worden. Der Gynäkologe soll aus einer ihrer Eizellen und etwas geraubtem Samen des Exkaisers ein Retortenbaby erzeugen, damit sie den Platz an dessen Seite zurückerobern kann.

Der Besitzer der Reinigung (Luis Giges), in die Sexilia ihre Kleider zu bringen pflegt, wurde vor zwei Wochen von seiner Frau verlassen. In seiner sexuellen Not verwechselt er mehrmals täglich seine Tochter Queti (Marta Fernandez-Muro) mit ihr, fesselt sie nackt aufs Bett und vergewaltigt sie. In einem Kleid von Sexilia verführt Queti schließlich deren Vater, bildet sich dabei ein, seine Tochter zu sein und heilt ihn sowohl von seiner Impotenz als auch seiner Abneigung gegen den Geschlechtsverkehr.

Am Ende wird Toraya entführt. Aber Sexilia und Prinz Riza Niro entkommen ihren Verfolgern – und treiben es im Flugzeug nach Contadora zum ersten Mal.

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Die turbulente „Handlung“ dieser anarchischen Farce über Sex, Liebe und (geplante) Gewalt dient Pedro Almodóvar nur als eine Art roter Faden durch eine schrille Nummernrevue, in der er nach Jahrzehnten der Anpassung und Unterdrückung unter der Franco-Diktatur die Grenzen bürgerlicher Moral sprengt und möglichst viele Tabus bricht: Sex, Promiskuität, Homosexualität, Sadomasochismus, Inzest.

„Labyrinth der Leidenschaften“ kam erst 1990 – nach dem Erfolg von „Fessle mich!“ – in die deutschen Kinos. Pedro Almodóvar hat im Verlauf seiner weiteren Karriere das in „Labyrinth der Leidenschaften“ gezeigte Niveau von Witz und Einfallsreichtum, Dramaturgie, Kameraführung und Farbregie weit hinter sich gelassen, und die Tabubrüche wirken heute auch eher harmlos, aber für Almodóvar-Fans ist auch dieser Film ein Vergnügen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

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