La Mala Educación. Schlechte Erziehung

La Mala Educación. Schlechte Erziehung

La Mala Educación. Schlechte Erziehung

La Mala Educación. Schlechte Erziehung – Originaltitel: La Mala Educación – Regie: Pedro Almodóvar – Drehbuch: Pedro Almodóvar – Kamera: José Luis Alcaine – Schnitt: José Salcedo – Musik: Alberto Iglesias – Kostüme: Paco Delgado, Jean-Paul Gaultier – Darsteller: Gael García Bernal, Fele Martínez, Daniel Giménez-Cacho, Javier Cámara, Lluís Homar, Petra Martínez, Nacho Pérez, Raúl García Forneiro, Francisco Boira, Juan Fernández, Alberto Ferreiro, Roberto Hoyas, Francisco Maestre, Leonor Watling u.a. – 2004; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Ein Unbekannter, der sich als früherer Schulfreund ausgibt, drängt dem Filmregisseur Enrique eine Erzählung auf. Enrique schreibt die autobiografische Erzählung, die von ihm, seinem Mitzögling Ignacio und dem pädophilen Internatsleiter Pater Manolo handelt, in ein Drehbuch um. Nachdem er herausgefunden hat, dass es sich bei dem Autor gar nicht um Ignacio handeln kann, weil dieser seit 3 Jahren tot ist, ändert er den Schluss ...
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Kritik

"La Mala Educación. Schlechte Erziehung" besticht durch die Virtuosität der verschachtelten Struktur. Außerdem spielt Pedro Almodóvar auf elegante Weise mit den Identitäten und verschiedenen Versionen des Geschehens.
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Madrid 1980. Der siebenundzwanzigjährige Regisseur Enrique Goded (Fele Martínez) hat drei erfolgreiche Filme gedreht und sucht nun nach einem neuen Drehbuch. In der Hoffnung auf eine zündende Idee schneidet er Zeitungsartikel über spektakuläre Todesfälle aus, beispielsweise die Meldung über einen Motorradfahrer, der noch kilometerweit fuhr, obwohl er bereits erfroren war. Oder den Bericht über eine Frau, die in einem Zoo zwischen die Krokodile sprang und die Tiere umarmte, während sie verschlungen wurde.

Als ein Unbekannter (Gael García Bernal) Enrique sprechen möchte, lässt dessen Assistent Martin (Juan Fernández) ihn zunächst nicht ein. Erst als er behauptet, Enriques früherer Schulfreund Ignacios zu sein, empfängt ihn der Regisseur. Enrique und Ignacio waren vor der Pubertät als Internatszöglinge eng befreundet. Ignacio ist Schauspieler geworden, besteht darauf, Ángel genannt zu werden und hat eine autobiografische Erzählung mitgebracht, die Enrique mit ihm in einer der Hauptrollen inszenieren soll.

Am Abend blättert Enrique in dem Manuskript. Die Geschichte mit dem Titel „Der Besuch“ handelt von der Kindheit Enriques und Ignacios in einem katholischen Klosterinternat und dem pädophilen Schuldirektor Pater Manolo. Enrique und Ignacio (Raúl García Forneiro, Nacho Pérez) masturbieren gemeinsam im Kino „Olympo“ beim Anblick der Schauspielerin Sara Montiel. Nachts schleicht Ignacio seinem Freund zur Toilette nach. Als sie dort von Pater Manolo (Daniel Giménez Cacho) entdeckt werden, der Ignacio, den Solisten des Schulchors mit der glockenhellen Stimme, über alles liebt, muss Enrique das Internat verlassen, denn der eifersüchtige Geistliche will Ignacio mit niemandem teilen.

Einige Jahre später macht sich Enrique an die Sängerin Zahara heran, ohne in dem Transvestiten Ignacio zu erkennen. Zahara lebt davon, Zufallsbekanntschaften zu verführen, während sein schwuler Komplize sie ausraubt. Enrique ist so betrunken, dass er einschläft, bevor er zum Orgasmus kommt. Als Zahara seine Taschen durchsucht und beim Anblick des Ausweises begreift, wen er vor sich hat, legt er dem Schlafenden einen rasch geschriebenen Brief aus Bett, bevor er das Zimmer verlässt.

Kurz darauf sucht Zahara Pater Manolo auf, gibt sich als Ignacios Schwester aus und versucht, den Schuldirektor mit dem Manuskript „Der Besuch“ zu erpressen. 1 Million Pesetas verlangt Zahara; andernfalls werde die Erzählung veröffentlicht.

Fasziniert von dem Gelesenen, beginnt Enrique, „Der Besuch“ in ein Drehbuch umzuschreiben. Ángel besteht darauf, Zahara zu spielen und nimmt eigens Unterricht bei einem Transsexuellen. Nach längerem Zögern willigt Enrique ein. Inzwischen hat er sich in Ángel verliebt und überredet ihn, zu ihm in die Wohnung zu ziehen.

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Weil Enrique jedoch bezweifelt, dass es sich bei Ángel um Ignacio handelt, sucht er die Mutter (Petra Martínez) seines früheren Schulfreundes in Galizien auf – und erfährt zu seiner Überraschung, dass Ignacio seit drei Jahren tot ist. Ángel ist offenbar Ignacios jüngerer Bruder Juan. Enrique setzt die Dreharbeiten mit Ángel fort, als sei nichts geschehen. Allerdings ändert er das Ende der Erzählung und ersetzt das Happy End durch einen tragischen Schluss: Es ist die Szene, in der Zahara bei Pater Manolo im Büro sitzt. Pater José (Francisco Maestre) kommt dazu, und als er die Situation durchschaut, bricht er dem Transvestiten mit einem Ruck das Genick. – Nachdem Ángel die Szene gespielt hat, bricht er in Tränen aus.

Pater Manolo, der das Internat verlassen hat, verheiratet ist und unter dem Namen Manuel Berenguer (Lluís Homar) als Verlagslektor arbeitet, las in der Zeitung von dem Filmprojekt. Er erzählt Enrique, Ignacio alias Zahara habe tatsächlich versucht, ihn zu erpressen, um an 1 Million Pesetas zu kommen, die er für Heroin und eine Geschlechtsumwandlung benötigte. Dabei sah Berenguer Ignacios jüngeren Bruder Juan und verliebte sich auf der Stelle in ihn. Während Bergenguer mit Juan eine Affäre anfing, hielt er Zahara mit kleineren Geldbeträgen hin. Weil Zahara immer verzweifelter nach dem Geld verlangte, spielten ihm Juan und Bergenguer besonders reines Heroin zu, sodass der Transsexuelle sich ungewollt mit einem „goldenen Schuss“ tötete.

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„La Mala Educación. Schlechte Erziehung“ ist ein düsteres Drama über das Begehren. Pater Manolo kommt gegen seine Pädophile nicht an. Der Regisseur Enrique hängt seiner homoerotischen Jugendliebe Ignacio nach, der sich jedoch längst in ein heroinsüchtiges Transvestiten-Wrack verwandelt hat, das Pater Manolo erpresst, der sich wiederum in Ignacios narzisstischen Bruder verliebt.

Das Besondere an „La Mala Educación. Schlechte Erziehung“ ist jedoch nicht die Thematik, sondern die Struktur. Es beginnt harmlos: Der Filmregisseur Enrique liest ein Manuskript, und das Geschriebene wird in Bilder umgesetzt. Erst viel später begreifen wir bei einer anderen Szene, dass es sich um einen Film im Film handelte. Die verschachtelte Handlung spielt auf drei Zeitebenen: (1) Mitte der Sechzigerjahre im Klosterinternat, (2) zwölf, dreizehn Jahre später, als Enrique und Ignacio sich kurz wiedersehen, (3) 1980 in Madrid. Außerdem gibt es zwei Versionen über das, was um 1977 geschah: Eine denkt Enrique sich aus, von der anderen berichtet Manuel Berenguer. Aber damit nicht genug: Pedro Almodóvar spielt auch noch mit den Identitäten. Enrique Goded übernimmt in seinem neuen Film seine eigene Rolle, in der er jedoch Enrique Serrano heißt und statt von Fele Martínez bzw. Raúl García Forneiro von Alberto Ferreiro verkörpert wird. Juan gibt sich als Ignacio aus, will jedoch Ángel genannt werden und spielt in Enriques Film Zaharas Part. Dabei handelte es sich im „wirklichen Leben“ um die Rolle seines transsexuellen Bruders Ignacio. Und aus Pater Manolo (Daniel Giménez Cacho) wird der Lektor Manuel Berenguer (Lluís Homar). – Das klingt kompliziert, doch im Film ergibt sich daraus ein ganz selbstverständlich wirkender Ablauf, dem man als Zuschauer ohne weiteres folgen kann. Es ist verblüffend, mit welcher Eleganz und Leichtigkeit Pedro Almodóvar in „La Mala Educación. Schlechte Erziehung“ mit dieser Verschachtelung und dem Wirbel von Identitäten umgeht.

Das Filmdrama „La Mala Educación. Schlechte Erziehung“ besticht nicht nur durch die Virtuosität des Aufbaus, sondern zugleich auch durch die ästhetische Optik. Unter den schauspielerischen Leistungen ist vor allem die von Gael García Bernal hervorzuheben.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

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