John Campbell : The Iron Lady
Inhaltsangabe
Kritik
Margaret Thatcher (tabellarische Biografie)
Der britische Buchautor John Campbell (* 1947) veröffentlichte in den Jahren 2000 bzw. 2003 eine zweibändige Biografie: „Margaret Thatcher. The Grocer’s Daughter“ und „Margaret Thatcher. The Iron Lady“. Der amerikanische Historiker David Freeman, der über die britische Geschichte promoviert hatte, kürzte diese mehr als 1200 Seiten lange Darstellung im Einvernehmen mit John Campbell zu einer einbändigen Ausgabe, die 2009 erschien. Die verschiedenen Ausgaben tragen die Titel „The Iron Lady. Margaret Thatcher. From Grocer’s Daughter to Prime Minister“ oder „The Iron Lady. Margaret Thatcher. From Grocer’s Daughter to Iron Lady“. David Freeman strich vor allem John Campbells ersten Band zusammen, also die Darstellung von Margaret Thatchers Kindheit und Jugend. Der Schwerpunkt hat sich deshalb von der Person Margaret Thatcher zur Politik und hier von der Parteigeschichte zur Außenpolitik verschoben.
„The Iron Lady. Margaret Thatcher. From Grocer’s Daughter to Iron Lady“ ist eine sehr gut lesbare, umfassende Biografie, die auf einer Fülle von Daten und Fakten basiert. Dass wir viel über die Politikerin aber wenig über Margaret Thatchers Privatleben erfahren, hängt auch damit zusammen, dass sie praktisch
keines hatte. Die Darstellung schreitet zwar durch die Zeit voran, aber John Campbell löst sich von der Chronologie ein wenig, wenn dadurch Zusammenhänge besser dargestellt werden können. Leider gibt er häufig nur Tag und Monat an, und es fällt mitunter schwer, ein Ereignis einem bestimmten Jahr zuzuordnen, zumal eine Zeittafel im Anhang fehlt. Davon abgesehen, hat er die ungeheure Stoffmenge klug strukturiert.
John Campbell reiht in „The Iron Lady. Margaret Thatcher. From Grocer’s Daughter to Iron Lady“ nicht Fakten aneinander, sondern analysiert die politischen Entscheidungen der „Eisernen Lady“ und führt sie auf ihre Charaktereigenschaften zurück. Dabei bringt er seine eigene Beurteilung ein, und die ist zwar durchaus kritisch, aber nie polemisch.
Seiner Darstellung zufolge ließ Margaret Thatcher sich von ihrer tiefen Überzeugung leiten, den Sozialismus sowohl global als auch in der Innenpolitik bekämpfen zu müssen. Während ihre Meinungsfestigkeit, Zielstrebigkeit und Durchsetzungsfähigkeit anfangs Stärken waren, wandelten sich diese Eigenschaften der „Iron Lady“ im Lauf der Zeit zu Schwächen. Durch ihre Sturheit, Intoleranz und Selbstgerechtigkeit war sie nämlich nicht in der Lage, sich auf Kompromisse einzulassen und anderen zu vertrauen. Sie wurde beispielsweise zur einsamen Nein-Sagerin in Fragen der europäischen Integration und konnte sich nach dem Fall der Berliner Mauer nicht auf die veränderte Situation einstellen. In beiden Fällen scheiterte sie mit ihrer halsstarrigen Politik.
By continually saying ’no‘ Britain only lost influence on a process from which it was in the end unable to stand aside. [ ] It was also the greatest failure of her premiership. And it was a failure directly attributable to her own confrontational, xenophobic and narrow-minded personality.
The longer she stayed in the job, the more she tended to have formed her view in advance and the less prepared she was to listen to other arguments.
In her early days her phenomenal energy, her single-mindedness, her inability to relax, to admit any weakness or trust anyone to do anything better than she could do it herself, were all strengths and part of the reason of her success; but the longer she went on, the more these strengths turned to weaknesses – a loss of perspective, growing self-righteousness, a tendency to believe her own myth, an inability to delegate or trust her colleagues at all, so that instead of leading a team and preparing for an eventual handover to a successor, the Government became ever more centred on herself.
The sad truth is that Mrs Thatcher, behind the hugely successful front which enabled her to dominate her generation, was a driven, insecure and rather lonely woman who lived for her work and would be lost when her astonishing career ended, as one day it eventually must.
Abi Morgan orientierte sich beim Schreiben des Drehbuchs für das Biopic „Die eiserne Lady“ an der Biografie von John Campbell, und der Buchautor beriet nicht nur die Filmemacher, sondern ist auch in einem Cameo-Auftritt zu sehen.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012
Textauszüge: © John Campbell / David Freeman
Margaret Thatcher (tabellarische Biografie)