Åke Edwardson : Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden
Originalausgabe: Himlen är en plats pÅ jorden Norsteds Förlag, Stockholm 2001 Der Himmel auf Erden Übersetzung: Angelika Kutsch Claassen Verlag, München 2002 ISBN 3-546-00294-6, 463 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Als Kommissar Erik Winter seine Arbeit bei der Kriminalpolizei in Göteborg nach dem Erziehungsurlaub wieder aufnimmt, muss er in eigenartigen Fällen ermitteln: Vier Studenten wurden nacheinander von hinten niedergeschlagen. Zur gleichen Zeit werden kleine Kinder entführt. Die ersten beiden brachte der Unbekannte nach kurzer Zeit unbeschadet wieder zum Kindergarten; das dritte Kind weist Hämatome auf, und das vierte muss im Krankenhaus behandelt werden ...
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Kritik

Was Åke Edwardson in seinem spannenden, leicht zu lesenden, aber durchaus komplexen und gesellschaftskritischen Kriminalroman schildert, ist alles andere als "Der Himmel auf Erden".
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Göteborg 2001. Erik Winter ist Anfang vierzig. Er und seine Lebensgefährtin, die Ärztin Angela Hoffman, haben eine kleine Tochter: Elsa. Als er nach dem Erziehungsurlaub seinen Dienst als Kommissar bei der Kriminalpolizei in Göteborg wieder aufnimmt, muss er zusammen mit seinem älteren Freund und Kollegen Bertil Ringmar in eigenartigen Fällen ermitteln, die auf zwei Serientäter schließen lassen. Die vier Studenten Jens Book, Aris Kaite, Jakob Stillmann und Gustav Smedsberg wurden kurz nach einander auf der Straße von hinten niedergeschlagen. Keiner von ihnen will den Angreifer gesehen haben. Zur gleichen Zeit melden sich besorgte Mütter bei verschiedenen Polizeirevieren: Ihre kleinen Kinder wurden von einem Fremden ins Auto gelockt und nach einer Weile wieder zum Kindergarten zurückgebracht. Von jedem der Kinder behielt der Täter ein Spielzeug zurück. Den vierjährigen Kalle Skarin und die ein halbes Jahr jüngere Ellen Sköld hat er offenbar nicht misshandelt; das dritte Opfer, Maja Bergort, weist Hämatome auf, und der viereinhalbjährige Simon Waggoner muss mit ernsthaften Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Aufgrund der Eskalation der Gewalt ist zu befürchten, dass der vermutlich pädophile Täter erneut zuschlägt und das nächste Kind nicht nur entführt, sondern ermordet.

Gustav Smedsberg, der auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, bringt Kommissar Winter auf die Idee, dass es sich bei dem Gegenstand, mit dem er und seine drei Kommilitonen niedergeschlagen wurden, um ein Brandeisen handeln könnte. Damit markierten die Bauern früher ihr Vieh. Winter und Ringmar fahren zu Gustavs Vater hinaus. Georg Smedsberg, dessen Ehefrau Gerda sich vor einigen Jahren ertränkte, lotst die beiden Kriminalbeamten zum Hof von Natanael Carlström. Der gibt zu, früher ein Brandeisen benutzt zu haben, behauptet jedoch, es sei ihm kürzlich aus einem Schuppen gestohlen worden.

In den Sechzigerjahren hatte Carlström einen Pflegesohn. Der Junge – Mats Jerner – war acht Jahre alt, als er von Carlström für zwei oder drei Jahre aufgenommen wurde. Jetzt arbeitet er als Straßenbahnfahrer in Göteborg und hat so gut wie keinen Kontakt mehr zu seinem Pflegevater. Die polizeilichen Ermittlungen ergeben, dass Carlström damals ein Verhältnis mit Georg Smedsbergs Ehefrau Gerda hatte. Auf einem Foto bemerkt Winter die Ähnlichkeit von Gerda Smedsberg und Mats Jerner. Carlström bestätigt, dass Gerda die Mutter war. Aber sie habe nie verraten, um wen es sich beim Vater des von ihr kurz nach der Geburt weggegebenen Jungen handelte, sagt er. Jedenfalls sind Mats Jerner und der einige Jahre später geborene Gustav Smedsberg Halbbrüder.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Mats Jerner war als Kind von Georg Smedsberg missbraucht und dadurch traumatisiert worden. Seinen eigenen Sohn Gustav terrorisiert Georg Smedsberg noch heute. Die Studenten Jens Book, Aris Kaite und Jakob Stillmann kamen zufällig dazu, als er Gustav verprügelte. Daraufhin stahl Carlström das Brandeisen und schlug sie damit in Göteborg nieder. Jens Book, Jakob Stillmann und Gustav Smedsberg erkannten den Angreifer nicht. Nur der aus Kenia stammende Aris Kaite wusste, wer es war: Wegen einer Rivalität um dieselbe Frau – Josefin StenvÅng – hielt er Gustav irrtümlich für den Täter und folgte ihm einmal als Zeitungsbote getarnt. Da beobachtete er, wie Gustav von seinem eigenen Vater niedergeschlagen wurde. Gustav wollte es nicht glauben, als Aris Kaite ihm sagte, wer der Täter war, und aus Angst vor Georg Smedsberg schwiegen beide gegenüber der Polizei.

Inzwischen wurde der vierjährige Micke Johannson aus einem Kaufhaus entführt. Die Mutter hatte den Buggy während eines Einkaufs unbeaufsichtigt stehen lassen.

Erik Winter und Bertil Ringmar fahren zur Wohnung von Mats Jerner. Niemand öffnet. Ein Schlosser bricht die Tür auf. In den Räumen stößt die Polizei auf Kinderspielsachen und selbst gedrehte Videos von Kindern. Auf einem davon erkennt Kommissar Winter seine Tochter Elsa. Kein Zweifel: Mats Jerner ist der Mann, der Kalle Skarin, Ellen Sköld, Maja Bergort, Simon Waggoner vorübergehend entführte und nun Micke Johannson in seiner Gewalt hat. – Trotz fieberhafter Suche findet Erik Winter ihn erst, nachdem Mats Jerner das Kind und sich umgebracht hat.

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„Heaven is a place on earth“, singt Belinda Carlisle im vorweihnachtlichen Göteborg. Was Åke Edwardson (* 1953) in seinem Thriller „Der Himmel auf Erden“ schildert, ist jedoch alles andere als eine heile Welt. Die Handlung dreht sich um die vielfach gestörten Beziehungen zwischen Vätern und ihren Kindern. Das trifft nicht nur für die Täter zu, sondern auch für Nebenfiguren wie Magnus Bergort, der seine Tochter Maja geschlagen haben soll und für Kommissar Erik Winters Freund und Kollegen Bertil Ringmar, der seit einem Jahr nichts mehr von seinem siebenundzwanzigjährigen Sohn Martin gehört hat.

„Der Himmel auf Erden“ – einer der Romane von Åke Edwardson über Kommissar Erik Winter in Göteborg – ist ein spannender, leicht zu lesender, aber durchaus komplexer und anspruchsvoller Roman, in dem es nicht nur um die Aufklärung eines Kriminalfalls geht, sondern darüber hinaus um zwischenmenschliche Beziehungen und Gesellschaftskritik. Geschickt verschafft Åke Edwardson dem Leser durch den mehrfachen Wechsel der Perspektive – mal begleiten wir Erik Winter, dann wieder Mats Jerner – einen die Spannung erhöhenden Informationsvorsprung vor der Polizei. Einen Vergleich mit Henning Mankell braucht Åke Edwardson nicht zu scheuen.

Romane von Åke Edwardson über Kommissar Erik Winter:

  • Tanz mit dem Engel (Dans med en Ängel, 1997)
  • Die Schattenfrau (Rop frÅn lÅngt avstÅnd, 1998)
  • Das vertauschte Gesicht (Sol och skugga, 1999)
  • In alle Ewigkeit (LÅt det aldrig ta slut, 2000)
  • Der Himmel auf Erden (Himlen är en plats pÅ jorden, 2001)
  • Segel aus Stein (Segel av sten, 2002)
  • Winterland (Winterland, 2003 – Geschichten)
  • Zimmer Nr. 10 (Rum nummer 10, 2005)
  • Rotes Meer (Vänaste land, 2006 – Verfilmung)
  • Toter Mann (Nästan död man, 2007)
  • Den sista vintern (2008)
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

Åke Edwardson: Toter Mann
Åke Edwardson: Kommissar Winter. Rotes Meer (Verfilmung)

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Mit Ausnahme der Hauptfigur hat Isabel Allende keine Charaktere, sondern Schablonen geschaffen. Der Roman "Das Geisterhaus" weist weder formale oder sprachliche Qualitäten auf, aber das mit großer Fabulierlust entworfene pittoreske Tableau macht ihn lesenswert.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.