Zodiac

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Zodiac. Die Spur des Killers– Originaltitel: Zodiac – Regie: David Fincher – Drehbuch: James Vanderbilt, nach dem Buch "Zodiac. Auf der Spur eines Serienkillers" von Robert Graysmith – Kamera: Harris Savides – Schnitt: Angus Wall – Musik: David Shire – Darsteller: Jake Gyllenhaal, Mark Ruffalo, Anthony Edwards, Robert Downey jr., Brian Cox, John Carroll Lynch, Chloë Sevigny, Dermot Mulroney, Elias Koteas, Philip Baker Hall, Donal Logue u.a. – 2007; 155 Minuten

Inhaltsangabe

Der erste Teil des Films zeichnet die Entwicklung im Fall des Serienmörders Zodiac von 1968 bis 1976 nach. Dabei halten sich James Vanderbilt und David Fincher eng an die . Im zweiten Teil übernehmen sie die Darstellung des Buchautors Robert Graysmith, der sich 1976/77 nicht damit abfand, dass Zodiac nicht entlarvt wurde und obsessiv weiterforschte, obwohl dadurch seine Ehe in die Brüche ging.
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Kritik

Die Authentizität lässt den Thriller "Zodiac. Die Spur des Killers" beinahe wie einen Dokumentarfilm wirken. Statt des Serienmörders stellte David Fincher die Ermittlungen und die Rolle der Medien in den Mittelpunkt des Films.
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„Zodiac. Die Spur des Killers“ beginnt mit einem Mordanschlag auf ein junges Paar am 4. Juli 1969 beim Golfplatz Blue Rock Springs in Vallejo. Die Kellnerin Darlene Ferrin (Ciara Hughes) wird durch mehrere Schüsse getötet; ihr drei Jahre jüngerer Begleiter Michael Mageau (Lee Norris) überlebt schwer verletzt.

In chronologischer Reihenfolge zeichnen James Vanderbilt (Drehbuch) und David Fincher (Regie) nach, was von da an weiter geschieht: die Ermittlungen der Polizei, weitere Morde und Mordversuche, die Botschaften des Serienmörders, der sich „Zodiac“ nennt und die Recherchen des Reporters Paul Avery (Robert Downey jr.) vom „San Francisco Chronicle“. Dabei halten sie sich eng an die Tatsachen.

Dieser Teil des Films endet 1976: Nachdem am 14. September 1972 der Wohnwagen des Verdächtigen Arthur Leigh Allen (John Carroll Lynch) ergebnislos durchsucht wurde, bittet Inspector Bill Armstrong (Anthony Edwards) vom San Francisco Police Department, der zusammen mit David Toschi (Mark Ruffalo) die Ermittlungen im Fall des am 11. Oktober 1969 von Zodiac ermordeten Taxifahrers Paul Stine (Charles Schneider) leitete, um seine Versetzung. Der alkoholkranke Reporter Paul Avery stellt seine Recherchen über den Serienmörder Zodiac ein, kündigt beim „San Francisco Chronicle“ und zieht sich auf sein Hausboot zurück. (Er stirbt am 10. Dezember 2000 im Alter von sechsundsechzig Jahren.)

Im Zentrum des zweiten Teils von „Zodiac. Die Spur des Killers“ steht Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal). Der beim „San Francisco Chronicle“ beschäftigte Karikaturist verfolgte den Fall Zodiac von Anfang an und verfügt inzwischen über eine umfangreiche Materialsammlung. Als er 1976/77 den Eindruck bekommt, dass niemand mehr ernsthaft versucht, den Serienmörder Zodiac zu enttarnen, besucht er Paul Avery, aber der ehemalige Journalist will nichts mehr von dem Fall wissen und behauptet, seine Unterlagen weggeworfen oder verloren zu haben.

Am 11. Oktober 1977 lädt Robert Graysmith Inspektor David Toschi zum Essen ein, um sich nach den Ermittlungsergebnissen der Polizei zu erkundigen. Toschi gibt ihm zwar keine Auskünfte, legt ihm jedoch nahe, es bei Captain Ken Narlow (Donal Logue) vom Napa County Sheriff’s Department zu versuchen. Der verweist Graysmith wiederum an die Polizei in Vallejo, und dort überredet der Privatermittler Sergeant Jack Mulanax (Elias Koteas), ihn die Akten im Archiv einsehen zu lassen. Allerdings darf Graysmith weder Kopien noch Notizen machen.

Die Aufklärung des Falls wird für Graysmith zur Obsession. Er gibt seine Stelle beim „San Francisco Chronicle“ auf und plant ein Buch über Zodiac.

Sein Verdacht fällt auf Arthur Leigh Allen und erhärtet sich, als er mit dem Hausmädchen (Doan Ly) des Rechtsanwalts Melvin Belli (Brian Cox) spricht. Die junge Frau erzählt ihm, sie habe am 18. Dezember 1969 einen Anruf Zodiacs entgegengenommen. Belli sei nicht da gewesen. Sie kann sich deutlich erinnern, dass Zodiac behauptete, an diesem Tag Geburtstag zu haben. Graysmith weiß, dass Arthur Leigh Allen am 18. Dezember 1933 geboren wurde. Für seine Vermutung, dass Darlene Ferrin – die am 4. Juli 1969 ermordete Kellnerin – und Arthur Leigh Allen sich kannten, liefert die Strafgefangene Linda del Buono (Clea DuVall) ein Indiz, als sie ihm erzählt, sie habe im Frühjahr 1969 einen seltsamen Mann mit dem Vornamen „Lee“ oder „Leigh“ zusammen mit Darlene Ferrin auf einer Party gesehen.

Die Presse berichtet über Graysmiths Bemühungen, den Fall Zodiac aufzuklären. Ein anonymer Anrufer behauptet, bei dem Gesuchten handele es sich um den Ingenieur Rick Marshall. Als Graysmith mit dem pensionierten Schriftsachverständigen Sherwood Morrill (Philip Baker Hall) spricht, von dem sich die Polizei im Fall Zodiac beraten ließ, erwähnt dieser, Sergeant Jack Mulanax‘ Mitarbeiter Penny Wallace habe ihn vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass Rick Marshall der Serienmörder Zodiac sei. Graysmith setzt sich mit Wallace in Verbindung und lässt sich Handschriftenproben von Rick Marshall schicken, aber es gelingt ihm nicht, den Verdacht zu erhärten.

Nachdem Zodiac seit Jahren nichts mehr von sich hören ließ, erhält der „San Francisco Chronicle“ am 25. April 1978 ein weiteres Schreiben von einem Absender, der sich Zodiac nennt. Weil David Toschi einem Gerücht zufolge den Brief schrieb, um das Interesse an dem Fall wieder aufleben zu lassen, muss er die Mordkommission des San Francisco Police Department verlassen und wird versetzt. (Er quittiert 1989 den Dienst.)

1980 erträgt Melanie (Chloë Sevigny), die zweite Ehefrau von Robert Graysmith, die obsessive Beschäftigung ihres Mannes mit dem Fall Zodiac nicht länger, zumal sie sich Sorgen um die Sicherheit der Familie macht. Sie verlässt ihn deshalb mit den Kindern. (Die Scheidung erfolgt 1983.)

Am 20. Dezember 1983 geht Graysmith in einen Baumarkt, in dem Arthur Leigh Allen arbeitet. Lange blickt er ihn an. Als Allen fragt, ob er ihm helfen könne, antwortet Graysmith „nein“ und geht.

Der Film „Zodiac. Die Spur des Killers“ endet mit einer Szene, die den Bogen zum Anfang zurückführt: Michael Mageau (jetzt: Jimmi Simpson) werden am 16. August 1991 ein halbes Dutzend Passfotos vorgelegt. Eines davon zeigt Arthur Leigh Allen. Das sei der Mann gewesen, der am 4. Juli 1969 Darlene Ferrin getötet und ihn lebensgefährlich verletzt habe, gibt Michael Mageau zu Protokoll.

Tatsachen über den Serienmörder Zodiac

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„Zodiac. Die Spur des Killers“ ist ein Recherche-Thriller über einen tatsächlichen Serienmörder, der bis heute nicht entlarvt wurde. Der Film basiert auf den 1986 bzw. 2002 von Robert Graysmith (* 1942) veröffentlichten Büchern „Zodiac“ und „Zodiac Unmasked“. James Vanderbilt (Drehbuch) und David Fincher (Regie) halten sich eng an die Tatsachen und – im zweiten Teil des Films – Graysmiths Darstellung. Die Authentizität lässt „Zodiac. Die Spur des Killers“ beinahe wie einen Dokumentarfilm wirken. Nicht der Serienmörder steht im Mittelpunkt des Films, sondern James Vanderbilt und David Fincher zeichnen nach, wie Polizei, Reporter und der von dem Fall besessene Privatermittler Robert Graysmith versuchen, Zodiak zu entlarven. Außerdem beschäftigen sie sich mit der Rolle der Medien in diesem Fall. Die Dichte der Informationen ist so hoch, dass wohl kaum ein Zuschauer auf Anhieb alle Einzelheiten aufnehmen kann.

In der Inhaltsangabe nicht genannte Darsteller und ihre Rollen: Ed Setrakian (Al Hyman), John Getz (Templeton Peck), John Terry (Charles Thieriot), Candy Clark (Carol Fisher), Dermot Mulroney (Captain Marty Lee), June Diane Raphael (Mrs Toschi), Patrick Scott Lewis (Bryan Hartnell), Pell James (Cecilia Shepard), Tom Verica (Jim Dunbar), Joel Bissonnette (Inspector Kracke), Zach Grenier (Mel Nicolai), Matt Winston (John Allen), Jules Bruff (Catherine Allen), John Ennis (Terry Pascoe), Adam Goldberg (Duffy Jennings), James Le Gros (Officer George Bawart), Charles Fleischer (Bob Vaughn), Paul Schulze (Sandy Panzarella), John Hemphill (Donald Cheney) u.a.

Rechtzeitig zum Kinostart von „Zodiac“ brachte der Heyne Verlag 2007 eine deutsche Ausgabe des über zwanzig Jahre alten ersten Buches von Robert Graysmith heraus, allerdings ohne Hinweise auf die seit Mitte der Achtzigerjahre gesammelten Erkenntnisse im Fall Zodiac. („Zodiac. Auf der Spur eines Serienkillers“, Übersetzung: Norbert Jakober, Heyne, München 2007, 479 Seiten, ISBN: 978-3-453-50035-8).

Vor David Fincher hatten bereits Ulli Lommel, Alexander Bulkley und andere Filme über Zodiac gedreht.

Originaltitel: The Zodiac Killer – Regie: Ulli Lommel – Drehbuch: Ulli Lommel – Kamera: Ulli Lommel – Schnitt: Bertrand Pare – Musik: Ulli Lommel – Darsteller: Cassandra Church, Jack Quinn, Jon E. Nimetz, Lee Mercer, Victoria Ullmann, Ulli Lommel u.a. – 2005; 80 Minuten

Der Zodiac-Killer – Originaltitel: The Zodiac – Regie: Alexander Bulkley – Drehbuch: Kelley Bulkeley, Alexander Bulkley – Kamera: Denis Maloney – Schnitt: Greg Tillman – Musik: Michael Suby – Darsteller: Justin Chambers, Robin Tunney, Rory Culkin, William Mapother, Brad William Henke, Rex Linn, Philip Baker Hall, Marty Lindsey u.a. – 2005; 90 Minuten

Parallelen mit dem Serienmörder Zodiac weist auch die Figur des „Scorpio-Killers“ Charles Davis in „Dirty Harry“ auf.

Originaltitel: Dirty Harry – Regie: Don Siegel – Drehbuch: Harry Julian Fink, Rita M. Fink, Dean Riesner – Kamera: Bruce Surtees – Schnitt: Carl Pingitore – Musik: Lalo Schifrin – Darsteller: Clint Eastwood, Harry Guardino, Reni Santoni, John Vernon, Andrew Robinson, John Larch, John Mitchum, Mae Mercer, Lyn Edgington, Ruth Kobart u.a. – 1971; 100 Minuten


Tatsachen über den Serienmörder Zodiac:

Am 20. Dezember 1968 wurden der siebzehnjährige Schüler David Faraday und seine ein Jahr jüngere Freundin Betty Lou Jensen in Vallejo am Nordostrand der San Pablo Bay in Kalifornien, erschossen. David Faraday starb im Auto durch einen Kopfschuss; Betty Lou Jensen versuchte offenbar vor dem Mörder wegzulaufen und wurde fünfmal in den Rücken getroffen.

Während der Feiern zum amerikanischen Unabhängigkeitstag (4. Juli 1969) parkten die zweiundzwanzigjährige, seit zwei Jahren geschiedene Kellnerin Darlene Ferrin und ihr drei Jahre jüngerer Begleiter Michael Mageau am Golfplatz Blue Rock Springs in Vallejo. Als ein anderer Autofahrer mit aufgeblendeten Scheinwerfern im Dunkeln hinter ihnen hielt, ausstieg und zu ihnen kam, hielten ihn die beiden jungen Leute für einen Polizisten, der ihre Papiere überprüfen wollte. Plötzlich hob der Fremde eine Pistole. Den ersten Schuss feuerte er auf den Beifahrer ab. Dann tötete er Darlene Ferrin mit mehreren Schüssen. Als er den Jungen stöhnen hörte, schoss er noch zweimal, aber Michael Mageau überlebte die Verletzungen, und obwohl er kaum noch wusste, was er tat, schaltete er den Blinker ein.

Eine dreiviertel Stunde später rief ein Mann die Polizei an und bekannte sich zu dem Mordanschlag. Er gab an, mit welcher Waffe er geschossen hatte und behauptete, auch David Faraday und Betty Lou Jensen ermordet zu haben.

Am 1. August 1969 erhielten die Zeitungen „San Francisco Chronicle“, „San Francisco Examiner“ und „Vallejo Times Herald“ nahezu gleichlautende Bekennerschreiben, denen jeweils ein Drittel eines aus insgesamt 408 Zeichen bestehenden Kryptogramms beilag: „Dear Editor, This is the murderer of the teenagers last Christmas at Lake Herman + the girl on the 4th of July near the golf course in Vallejo […]“. Der anonyme Absender verlangte die Veröffentlichung und drohte damit, wahllos ein Dutzend Menschen zu töten, falls man seiner Forderung nicht nachkommen würde. In einem weiteren Brief an den „San Francisco Examiner“ vom 4. August nannte sich der Serienmörder erstmals „Zodiac“ (Tierkreis): „This is the Zodiac speaking […]“. Dem Geschichtslehrer Donald Harden und seiner Frau Bettye in Salinas, Kalifornien, gelang es am 9. August, die codierte Botschaft zu entschlüsseln. Sie enthielt jedoch nicht, wie von den Ermittlern erhofft, einen Hinweis auf die Identität des Serienmörders, sondern lautete: „Ich bringe gerne Leute um, weil das echt Spaß bringt. Es bringt mehr Spaß als das Wild im Wald zu töten, weil der Mensch das gefährlichste Wild von allen ist. Das ist das tollste Erlebnis, sogar noch schöner als es mit einem Mädchen zu treiben. Das schönste daran ist, dass ich, wenn ich sterbe, im Paradies wiedergeboren werde, und die, die ich ermordet habe, werden meine Sklaven. Ich nenne meinen Namen nicht, weil Ihr versuchen werdet, meine Sammlung von Sklaven für das Jenseits zu verhindern oder zu stoppen.“

Am 27. September 1969 picknickten der zwanzigjährige Jura-Student Bryan Hartnell und seine zwei Jahre ältere Freundin Cecilia Shepherd am Ufer des Lake Berryessa nördlich von San Francisco, als ein Mann auftauchte, der sein Gesicht unter einer Kapuze verbarg. Hartnell bot ihm seine Brieftasche und die Wagenschlüssel an, aber daran war der Fremde nicht interessiert. Nachdem er die beiden gefesselt hatte, stach er mit einem Messer dreißigmal auf sie ein. Die junge Frau starb zwei Tage später im Krankenhaus. Bryan Hartnell wurde durch sechs Messerstiche schwer verletzt, überlebte aber den Anschlag. – Auf der Tür von Hartnells Cabriolet las Ken Narlow, der die Ermittlungen leitete: „Vallejo 12-20-1968 7-4-1969 Sept 27-69-6:30 By knife“.

Zwei Wochen später, am 11. Oktober 1969, brachte der neunundzwanzigjährige Taxifahrer Paul Stine einen Fahrgast zu einer Straßenkreuzung in Presidio Heights, einem Stadtteil in San Francisco. Dort hielt er an – und wurde von dem hinter ihm sitzenden Mann erschossen. Der Mörder riss einen blutigen Fetzen aus Paul Stines Hemd und schickte ihn dem „San Francisco Chronicle“. In einem Bekennerschreiben drohte er damit, in Kürze einen Schulbus anzuhalten und alle Kinder zu töten. Bill Armstrong und Dave Toschi vom San Francisco Police Department leiteten die Ermittlungen.

Am 22. Oktober meldete sich jemand beim Oakland Police Department, behauptete, Zodiac zu sein und verlangte die Teilnahme eines der beiden Rechtsanwälte F. Lee Bailey oder Melvin Belli in Jim Dunbars Talk Show im Fernsehen. Belli, zu dessen Mandanten Zsa Zsa Gabor, Errol Flynn und Mae West gehört hatten, folgte der Aufforderung. Während der Sendung rief der angebliche Zodiac an und verabredete sich mit dem Anwalt in Daly City. Dort tauchte er jedoch nicht auf, und die Polizei fand heraus, dass ein geistesgestörter Patient im Napa State Hospital angerufen hatte.

Der Code einer zweiten verschlüsselten Botschaft vom 8. November 1969 wurde bis heute nicht geknackt.

In einem Schreiben vom 9. November 1969 behauptete Zodiac, drei Minuten nach der Ermordung von Paul Stine mit zwei Polizisten gesprochen zu haben. Außerdem teilt er mit, er werde zukünftige Morde nicht mehr ankündigen. „Sie werden wie normale Raubüberfälle aussehen, wie Totschlag im Affekt oder auch wie vorgetäuschte Unfälle.“

Am 20. Dezember 1969, auf den Tag genau ein Jahr nach dem Doppelmord an David Faraday und Betty Lou Jensen, schickte Zodiac Melvin Belli ein weiteres Stück Stoff, das er aus Stines blutigem Hemd gerissen hatte.

Zodiac, der offenbar aus reiner Mordlust handelte, spielte mit der Polizei und den Medien auf dreiste Weise Katz und Maus. Er verstand es, sich zur geheimnisvollen Figur des Bösen zu stilisieren.

Am 22. März 1970 fuhr die zweiundzwanzigjährige Kathleen Johns mit ihrer zehn Monate alten Tochter im Auto von San Bernardino nach Petaluma, Kalifornien, um Verwandte zu besuchen. Ein anderer Autofahrer hielt die im siebten Monat Schwangere auf dem Highway 132 in der Nähe von Modesto an, behauptete, eines ihrer Räder sei locker und reparierte angeblich den Schaden. Gleich darauf verlor Kathleen Johns das Rad, und der Fremde bot ihr an, sie zur nächsten Tankstelle zu bringen. Stattdessen drohte er während der Fahrt, sie und ihr Kind zu töten. Es gelang ihr jedoch, mit ihrer Tochter aus dem Auto zu springen. Bei der Polizei in Patterson behauptete Kathleen Johns, den Verbrecher auf dem Phantombild von Zodiac wiederzuerkennen, und im Juli bekannte dieser sich zu der Tat. Was am 22. März 1970 wirklich geschehen war, konnte jedoch nicht geklärt werden.

Im April und im Juni schickte Zodiac weitere Botschaften an die Presse.

Am 19. Juni 1970 wurde Sergeant Richard Radetich vom SFPD im Dienst erschossen. Zodiac bekannte sich dazu. Die Polizei bezweifelte zwar dessen Täterschaft, konnte den Mordfall aber auch nicht aufklären.

Eine Bombe, von der Zodiac behauptete, sie am Mount Diablo versteckt zu haben, wurde nie gefunden.

Weitere Botschaften folgten, und am 27. Oktober 1970 erhielt Paul Avery, ein Reporter des „San Francisco Chronicle“, der sich eingehend mit dem Serienmörder befasst hatte, von Zodiac eine Halloween-Karte mit einer Morddrohung („Peek-a-boo, you are doomed“). Kurz darauf wies Zodiac den Journalisten auf den ungeklärten Mordfall Cheri Jo Bates vom 30. Oktober 1966 hin. Die Achtzehnjährige war in der Nähe des Riverside Community Colleges erstochen und enthauptet worden. In zwei nahezu gleichen Briefen an die Polizei in Riverside und eine Zeitung behauptete Zodiac, die Studentin ermordet zu haben und erwähnte Details, die eigentlich nur der Mörder wissen konnte. Ob er Cheri Jo Bates tatsächlich ermordet hatte, blieb ungewiss.

In einem Brief vom 13. März 1971 an „The Los Angeles Times“ behauptete Zodiac, die Polizei sei nur bei den leicht aufzuklärenden Mordfällen erfolgreich, es gebe jedoch noch sehr viele mehr.

Auf einer an Paul Avery adressierten Karte vom 22. März 1971 bekannte sich Zodiac zu der Ermordung der im Sahara Tahoe Hotel und Casino in Stateline, Nevada, beschäftigten fünfundzwanzig Jahre alten Krankenschwester Donna Lass, die seit dem 6. September 1970 vermisst wurde.

Bis Januar 1974 meldete sich der Serienmörders nicht mehr. Dann schickte er vier Briefe (Poststempel vom 29. Januar, 14. Februar, 8. Mai und 8. Juli 1974), bevor er wieder schwieg. Ob es sich bei einem Brief vom 24. April 1978 um einen Hoax handelte oder nicht, ist umstritten.

Zodiac brüstete sich mit siebenunddreißig Morden. Die Polizei geht jedoch „nur“ in den Fällen David Faraday und Betty Lou Jensen (20. Dezember 1968), Michael Mageau und Darlene Ferrin (4. Juli 1969), Bryan Hartnell und Cecilia Shepherd (27. September 1969) sowie Paul Stine (11. Oktober 1969) von der Täterschaft ein- und desselben Serienmörders aus. Andere Mordfälle, die mit Zodiac in Verbindung gebracht werden, blieben umstritten. So auch ein länger zurückliegender Doppelmord: Am 4. Juni 1963 waren der achtzehnjährige Schüler Robert Domingos und seine ein Jahr jüngere Verlobte Linda Edwards an einem Strand in der Nähe von Lompoc nordwestlich von Oxnard erschossen worden.

Die Identität des Serienmörders blieb ungeklärt. Verdächtigt wurde vor allem Arthur Leigh Allen (1933 – 1992), ein hochintelligenter, aber beruflich wiederholt gescheiterter und vorbestrafter Offizierssohn. Dreimal durchsuchte die Polizei seinen Wohnwagen (14. September 1972, 14. Februar 1991, 28. August 1992). Arthur Leigh Allen beteuerte in Interviews, nicht Zodiac zu sein. Allerdings trug er seit 1967 eine Uhr der Marke Zodiac mit dem vom Serienmörder benutzten Logo, und sowohl seine Schuh- als auch seine Handschuhgröße stimmten mit Zodiacs überein. Arthur Leigh Allen schätzte die von Zodiac erwähnte Kurzgeschichte „The Most Dangerous Game“ (auch: „The Hounds of Zaroff“) von Richard Connell. Er gab 1971 von sich aus an, am 27. September 1969 – dem Tag des Mordanschlags am Lake Berryessa – mit einem blutverschmierten Messer im Auto herumgefahren zu sein, behauptete jedoch, damit nicht auf Bryan Hartnell und Cecilia Shepherd eingestochen, sondern Hühner geschlachtet zu haben. Auffallend ist auch, dass es bis auf eine dubiose Ausnahme keine Zodiac-Briefe mehr gab, seit Arthur Leigh Allen am 27. September 1974 vom Sonoma County Sheriff’s Department wegen sexueller Belästigung von Kindern festgenommen worden war und bis 31. August 1977 eine Haftstrafe verbüßt hatte.

Robert Graysmith ist überzeugt, dass Arthur Leigh Allen – dem er aus rechtlichen Gründen zunächst das Pseudonym Robert Hall Starr gab – der Serienmörder Zodiac war. Dafür trug er eine Menge Indizien zusammen, und er behauptet, nach Allens Tod am 26. August 1992 habe eine Serie von anonymen Anrufen bei ihm für immer aufgehört.

Beweise, die für eine Mordanklage ausgereicht hätten, fand die Polizei jedoch nicht. Zehn Jahre nach Arthur Leigh Allens Tod ließ das San Francisco Police Department seine DNA mit der unter einer von Zodiac benutzten Briefmarke vergleichen. Die Sequenzen stimmten nicht überein.

Das San Francisco Police Department legte den Fall im April 2004 zu den Akten, öffnete diese allerdings im März 2007 wieder, als Dennis Kaufman seinen Stiefvater Jack Tarrance als Zodiac denunzierte. Die Angabe stellte sich jedoch als falsch heraus. 2009 gab die Immobilienmaklerin Deborah Perez aus Orange County südlich von Los Angeles zu Protokoll, ihr Vater, der 1983 im Alter von achtundsechzig Jahren an Krebs gestorbene Tischler Guy Ward Hendrickson, sei Zodiac gewesen. Sie habe als Siebenjährige während des Mordes am Unabhängigkeitstag 1969 in seinem Auto gesessen und die Schüsse für Feuerwerkskörper gehalten. Außerdem will sie im Dezember 1969 den Brief an F. Lee Bailey für ihren Vater geschrieben haben.

Die Ergebnisse eines Vergleichs der DNA von Guy Ward Hendrickson mit der von Zodiac wurden nicht veröffentlicht.

Es gab auch Nachahmungstäter, beispielsweise den Serienmörder Heriberto Deda (* 1967) in New York. Er wurde 1996 gefasst und 1998 zu 232 Jahren Haft verurteilt. Am 21. Juni 2008 wurde die amerikanische Armeeangehörige Megan Lynn Touma in einem Motel in Fayetteville, North Carolina, tot aufgefunden. Auf den Spiegel im Bad hatte jemand mit Lippenstift das von Zodiac benutzte Logo gemalt, und der „Fayetteville Observer“ erhielt einige Tage danach ein anonymes Bekennerschreiben eines angeblichen Serienmörders, der bis heute nicht identifiziert werden konnte.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2010

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