Liam

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Liam

Originaltitel: Liam - Regie:Stephen Frears - Drehbuch: Jimmy McGovern - Kamera: Andrew Dunn - Schnitt: Kristina Hetherington - Musik: John Murphy - Darsteller: Anthony Borrows, Ian Hart, Claire Hackett, Megan Burns, Anne Reid u.a. - 2000; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Der siebenjährige englische Arbeitersohn Liam, der von einer bigotten Lehrerin und einem erzkonservativen Pfarrer auf die Erstkommunion vorbereitet wird, beobachtet, wie sein Vater arbeitslos wird und sich in seiner Verbitterung den Faschisten anschließt.
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Kritik

"Liam" ist ein unsentimentales Sozialdrama über die Umwälzungen in der englischen Industriegesellschaft, die durch Massenarbeitslosigkeit, Rassisten und religiöse Eiferer in den 30er-Jahren hervorgerufen wurden.
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Die katholische Arbeiterfamilie Sullivan lebt in den 30er-Jahren in einem Stadtviertel von Liverpool, das von vielen irischen Einwanderern geprägt wird. Der Vater (Ian Hart) glaubt lange Zeit, dass er von der Massenarbeitslosigkeit verschont bleibt, weil er eine Lehre vorweisen kann, aber eines Tages kündigt ihm die Werft, auf der er arbeitet. Vergeblich stellt er sich nun jeden Tag in die lange Schlange der Männer, die eine Gelegenheitsarbeit suchen. Der ältere Sohn Con (David Hart) verdient hin und wieder etwas Geld und liefert es zu Hause ab, wo die Mutter (Claire Hackett) die verfügbaren Münzen in Häufchen gruppiert: Miete, Strom, Lebensmittel. Die 17-jährige Teresa (Megan Burns) findet Arbeit als Hausmädchen bei der reichen jüdischen Familie des Werftbesitzers, wo sie andächtig zuhört, wenn Frau Samuels (Jane Gurnett) mit ihrer Tochter (Gema Loveday) Klavier spielt. Und der siebenjährige Liam (Anthony Borrows), das jüngste Kind der Familie, bereitet sich auf die Erstkommunion vor.

Ihm und seinen Mitschülern in der Schulklasse bleut die bigotte Lehrerin (Anne Reid) mit Unterstützung von Pater Ryan (Russell Dixon) ein, dass sie mit unbefleckten Seelen geboren wurden, aber inzwischen so viel gesündigt haben, dass ihre Seelen schmutzig geworden sind. „Jede Sünde treibt die Nägel ein Stück weiter in die Hände des Gekreuzigten!“ Deshalb müssen sie sich vor dem Empfang der Kommunion durch die Beichte reinigen. Wer aber in der Beichte etwas verschweige, droht der Pfarrer, begehe die schlimmste aller Sünden, ein Sakrileg, und wer ein Sakrileg begangen habe, der werde von Gott am Jüngsten Tag in die Hölle hinabgestoßen, in die ewigen Feuer, die millionenmal heißer sind als alle irischen Brände.

Doch Liam hat ein Problem, das ihm auch bei der Beichte zu schaffen macht: Er stottert und bringt oft kein Wort mehr heraus.

Als Teresa beichtet, dass sie Frau Samuels half, einen Seitensprung vor ihrem Mann zu verbergen und dafür auch noch eine kleine Belohnung annahm, fordert der Pfarrer sie auf, ihren Arbeitsplatz bei der jüdischen Familie zu kündigen.

Liams frustrierter Vater schimpft auf die Iren und die Juden, die den Engländern die Arbeit wegnehmen, und er schließt sich den Faschisten an. Während Teresa folgsam zu den Samuels geht, um ihnen mitzuteilen, dass sie nicht wiederkommen werde, dringt ihr Vater mit einigen anderen Randalierern in den Park des Anwesens ein. Liam, der seine Schwester begleitet hat, will ihm sagen, dass Teresa gerade in der Villa ist, doch er stottert und bringt kein Wort heraus. Der Vater wirft einen Molotow-Cocktail durchs Fenster und trifft ausgerechnet Teresa. Sie überlebt, doch ihr Gesicht ist durch die schweren Verbrennungen entstellt.

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„Liam“ ist ein unsentimentales Sozialdrama. Stephen Frears beschäftigt sich mit den Umwälzungen in der englischen Industriegesellschaft, die durch Massenarbeitslosigkeit, Rassisten und religiöse Eiferer in den 30er-Jahren hervorgerufen wurden. Weil er vorwiegend aus der Perspektive eines naiven, siebenjährigen Jungen erzählt, ist es ihm ohne Stilbruch möglich, auch einige komische Szenen einzubauen.

Megan Burns wurde für ihre Rolle in diesem Film bei den 57. Filmfestspielen in Venedig mit dem „Premio Marcello Mastroianni“ ausgezeichnet.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003

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