Mohsin Hamid : So wirst du stinkreich im boomenden Asien

So wirst du stinkreich im boomenden Asien
Originalausgabe: How to Get Filthy Rich in Rising Asia Riverhead Books, New York 2013 So wirst du stinkreich im boomenden Asien Übersetzung: Eike Schönfeld DuMont Buchverlag, Köln 2013 ISBN: 978-3-8321-9715-5, 224 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Mohsin Hamid nimmt den Kapitalismus aufs Korn. Am Beispiel der Lebensgeschichte eines armen Jungen aus einem Dorf, der in einer indischen oder pakistanischen Großstadt zum Unternehmer aufsteigt, schildert Mohsin Hamid das Elend und die rückständigen Lebensbedingungen auf dem Land bzw. in den Slums, die wuchernden Moloche der Metropolen, die Gier der Stadtbewohner, die Macht krimineller Organisationen und die Korruption, ohne die überhaupt nichts läuft ...
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Kritik

Mohsin Hamid tarnt sich als Autor eines Selbsthilfebuchs, aber "So wirst du stinkreich im boomenden Asien" ist eine Mischung aus Parodie, Gesellschaftssatire und Entwicklungsroman. Die Grundidee ist originell, dem Text fehlt es jedoch an Esprit.
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Du wächst als drittes Kind einer armen Familie irgendwo auf dem Land auf. Dein Vater arbeitet als Koch. Zur Zeit bist du krank: Hepatitis E. Die Infektion erfolgte wohl fäkal-oral, obwohl sich der Ort im Dorf, an dem die Bewohner ihre Notdurft verrichten, abwärts von der Stelle fürs Wäschewaschen befindet und das Trinkwasser noch weiter oben entnommen wird – ebenso wie auch in den anderen Dörfern entlang des Flusses.

Wie du so auf der Seite liegst, ein Ohr auf der gestampften Erde, siehst du aus deiner Perspektive eines hochgereckten Wurms, wie deine Mutter deinem Vater auf den Hof folgt. Sie füttert die Wasserbüffelkuh, die dort angebunden ist, wirft am Vortag geschnittenes Futter, vermischt mit Stroh, in einen Holztrog und melkt das Tier, während es frisst. Strahlen klatschen hart in einen Blecheimer. Als sie damit fertig ist, führen die Kinder des Compounds, deine Geschwister und Cousins und Cousinen, die Büffelkuh, ihr Kalb und die Ziegen auf Futtersuche. Du hörst das Zischen der geschälten Zweige in ihren Händen, dann sind sie weg.

Wie du danach reglos daliegst, ein kleiner, gelbsüchtiger Dorfjunge, und dir Rettichsaft aus den Mundwinkeln rinnt und ein matschiges Fleckchen auf der Erde bildet, muss es den Anschein haben, dass stinkreich zu werden für dich unerreichbar ist. Aber hab Vertrauen. Du bist nicht so machtlos, wie du wirkst. Deine Zeit kommt noch. Jawohl, dieses Buch wird dir eine Wahl bieten.

Einen Monat nach deiner Genesung fahren die Eltern mit dir, deinem Bruder, deiner Schwester und 60 anderen Personen in einem überladenen Bus in die Stadt.

Der Umzug in die Stadt ist der erste Schritt, um stinkreich zu werden im boomenden Asien.

Dort wohnt deine Familie in einem einzigen Raum so ähnlich wie im Dorf, allerdings sind die Mauern aus Backstein statt aus Lehm, und der Raum ist nicht ebenerdig, sondern befindet sich in der 3. Etage. Außer dem Vater arbeiten auch dein Bruder und deine Schwester. Die Schwester geht putzen, der Bruder ist Malergehilfe. Er hantiert in einem Hinterhof mit Handspritzpistolen. Eine Schutzbrille oder eine Atemmaske trägt nicht einmal der Meister. Als Zeichen des Wohlstands besitzt ihr einen Schwarz-Weiß-Fernseher mit verkratzter Bildröhre. Der Strom stammt aus einer angezapften Leitung.

Du arbeitest noch nicht, sondern gehst zur Schule.

Sich Bildung zu verschaffen ist ein fliegender Start, um stinkreich zu werden im boomenden Asien.

Das Schulgebäude ist eingekeilt zwischen einer Bude, in der Reifen repariert werden und einem Zigarettenkiosk. Für die 50 Schüler in eurer Klasse gibt es nur 30 Hocker. Die Pädagogik basiert auf Auswendiglernen. So leiert denn auch der Lehrer das Einmaleins herunter. Als er sagt „Zwölf mal zwölf, hundertvierunddreißig“, rufst du spontan: „Vierundvierzig“. Der Lehrer hält inne. Du versuchst die Situation zu retten:

„Ich dachte, Sie hätten hundertvierunddreißig gesagt. Ich habe einen Fehler gemacht. Sie haben hundertvierundvierzig gesagt. Es tut mir leid, Sir.“

Aber der Lehrer nimmt etwas Sand aus seiner Kitteltasche zwischen Daumen und Zeigefinger. Dann packt er dich am Ohr, quetscht es und reibt es blutig.

Dein Lehrer wollte gar nicht Lehrer werden. Er wollte beim Elektrizitätswerk die Zähler ablesen. Zählerableser müssen sich nicht mit Kindern herumschlagen, arbeiten vergleichsweise wenig, noch wichtiger aber, ihr Korruptionspotenzial ist größer, weswegen sie wohlhabender sind und in der Gesellschaft größeres Ansehen genießen. Zählerableser zu werden war für deinen Lehrer auch gar nicht unerreichbar: Sein Onkel arbeitete im Elektrizitätswerk. Doch die Stelle als Zählerableser, die dieser Onkel vermitteln konnte, ging, wie bei den erstrebenswertesten Dingen im Leben unweigerlich der Fall, an den älteren Bruder deines Lehrers.
Daher konnte sich dein Lehrer, der im Abschlussexamen der weiterführenden Schule nur knapp gescheitert war, aber das Ergebnis hatte fälschen lassen können, mit seinem falschen Ergebnis einer Bestechungssumme, die sechzig Prozent eines voraussichtlichen Jahresgehalts entsprach, sowie einer guten, wenngleich untergeordneten Verbindung in der Bildungsbürokratie in Gestalt eines Cousins nur die Stelle sichern, die er gegenwärtig innehat.

Nachts fährst du DVDs aus. Der Besitzer des Unternehmens verfügt über eine Internetverbindung, einen Brenner und einen Farbdrucker. Du als Juniorbote bist mit dem Fahrrad unterwegs, der Seniorbote benutzt ein Motorrad, für das er allerdings auch monatliche Raten bezahlen muss.

Du verliebst dich in ein hübsches Mädchen. Weil es keine großen Brüste hat, wundert sich deine Mutter über deine Wahl:

„Ein Junge, der so was ficken will“, sagt deine Mutter, „will doch bloß einen anderen Jungen ficken.“

Du wagst es nicht, das hübsche Mädchen anzusprechen, aber eines Nachts fragt sie dich, ob du ihr eine DVD besorgen kannst, und du stiehlst deinem Chef eine für sie. Das hübsche Mädchen arbeitet in einem Schönheitssalon und träumt von einer Karriere als Model. Eines Nachts fordert sie dich telefonisch auf, sie auf der Dachterrasse des Hauses zu besuchen, in dem sie mit ihren Eltern wohnt. Du kletterst an der Fassade zu ihr hinauf. Auf ihre Initiative hin hast du zum ersten Mal Sex. Aber am nächsten Tag ist sie fort.

Dein Vater hat darauf bestanden, dass du deine weiterführende Schule abschließt […] Er hat begriffen, dass seine Arbeitgeber von zwei Dingen profitieren, die er nicht hat, höhere Schulbildung und zügellose Vetternwirtschaft. Außerstande, seinen Kindern Letzteres mitzugeben, tat er alles, um sicherzustellen, dass wenigstens einer von euch Ersteres erlangte.

Du studierst an der Universität, gehörst einer Organisation an, die dir dafür ein monatliches Stipendium zahlt, ein Bett im Wohnheim zur Verfügung stellt und dich mit Essen und Kleidung versorgt. Die Organisation sorgt bei reichen Studenten und korrupten Verwaltungsbeamten für Nervosität.

Nachts fährst du weiterhin DVDs aus.

Als deine Mutter an Schilddrüsenkrebs erkrankt, bezahlt die Arbeitgeberin deines Vaters die Operation, aber nicht die eigentlich ebenfalls erforderlichen Bestrahlungen. Deine Mutter stirbt.

Mit Ende 20 arbeitest du als Verkäufer für einen Unternehmer, der Konserven besonders billig anbietet. Dazu ist er in der Lage, weil er Ware mit abgelaufenem Verfallsdatum aufkauft und die aufgedruckten Angaben korrigiert.

Um das hübsche Mädchen wiederzusehen, gibst du dich als Kellner aus und schmuggelst dich auf dem Gelände einer Modenschau ein. Sie erkennt dich tatsächlich wieder und erzählt dir, sie verdiene inzwischen als Model so viel, dass sie sich ein Auto und ein Hausmädchen leisten könne.

Wenn du wirklich stinkreich im boomenden Asien werden willst, […] dann musst du früher oder später für dich selbst arbeiten.

Du bist inzwischen Mitte 30 und betreibst dein eigenes Unternehmen. Sowohl die Produktionsstätte als auch das Lager befinden sich in deiner Zwei-Zimmer-Wohnung. Du verfügst über einen Wasseranschluss, eine verbotene Hilfspumpe, einen Vorratstank, einen Kochtopf und einen mit Propangas betriebenen Brenner. Du kochst das Wasser fünf Minuten lang, bevor du es durch ein Baumwoll­sieb und einen Trichter in gut erhaltene Mineralwasser­flaschen füllst, die du im Abfall von Restaurants findest. Zwei einfache Maschinen dienen dazu, die vollen Flaschen mit manipulationssicheren Verschlüssen und Sicherheitshüllen zu versehen. In deinem Betrieb beschäftigst du einen Fahrradmechaniker und einen Laufburschen. Bei den Kunden handelt es sich um Menschen, die es aus Furcht vor Hepatitis, Ruhr und Typhus nicht wagen, das verunreinigte Leitungswasser zu konsumieren.

Die weniger Begüterten unter den Einwohnern härten ihr Immunsystem ab, indem sie reichlich davon trinken, dabei aber manchmal Verluste hinnehmen müssen, besonders unter den Jungen und Schwachen. Die Begüterteren sind zu Tafelwasser gewechselt.

Du triffst dich mit dem hübschen Mädchen in einem feinen Hotel. Sie hat ihre Schönheit zu Markte getragen, aber die Zahl ihrer Aufträge als Model verringert sich zunehmend. Deshalb arbeitet sie jetzt auch als Nebendarstellerin beim Fernsehen. Sie nimmt dich mit aufs Zimmer.

Im Lauf der Jahre erweiterst du dein Tafelwasser-Unternehmen. Mit Ende 30 bist du Arbeitgeber einer Belegschaft, zu der auch Büroangestellte gehören.

Wie üblich schmierst du den Finanzbeamten, und deine frisierten Bücher sind lediglich Grundlage für Verhandlungen.

Du wohnst in einem Stadthaus und bist mit einer halb so alten Frau verheiratet, die vor der Eheschließung die Bedingung stellte, dass sie ihr Jurastudium abschließen dürfe und während des Studiums keine Kinder zu bekommen brauche.

Während einer Autofahrt wirst du eines Tages von einem jungen Motorradfahrer mit Pistole angehalten. Er zwingt dich auszusteigen und dich mit dem Gesicht nach unten in den Dreck zu legen. Das sei nur eine Warnung, erklärt er, bevor er von dir ablässt. Du kannst dir denken, dass es sich bei seinem Auftraggeber um einen reichen Konkurrenten handelt, dem deine Expansion missfällt. Weil du nun jeden Augenblick mit Schlimmerem rechnen musst, wendest du dich an den örtlichen Bandenchef, dem du seit Langem Schutzgeld bezahlst. Der stellt dir einen Leibwächter zur Verfügung, für dessen Honorar du selbstverständlich aufkommst. Die Investition lohnt sich, denn als der Motorradfahrer wieder auftaucht, schießt der Bodyguard durch die Windschutzscheibe dreimal auf ihn und stellt dann mit zwei weiteren Schüssen auf den am Boden Liegenden sicher, dass er tot ist. Das Handyfoto von der Leiche wird dem konkurrierenden Unternehmer zugespielt, der dich daraufhin in Ruhe lässt.

Stinkreich zu werden erfordert ein gewisses Maß an Unzimperlichkeit, sei es im boomenden Asien oder irgendwo sonst.

Deine Schwester stirbt am Denguefieber.

Das hübsche Mädchen hat inzwischen eine Kochsendung im Fernsehen.

Mit 50 hast du es weit gebracht, aber um eine städtische Verkaufslizenz zu kriegen und ganz nach oben zu kommen, musst du einem Beamten und einem Politiker Bestechungsgelder bezahlen.

Das hübsche Mädchen hat die Karriere im Fernsehen beendet und betreibt jetzt ein Geschäft für hochwertige Innenausstattung.

Du bist in den Siebzigern. Dein Haus ist gut gesichert. Deine Eltern und deine Geschwister sind tot, deine Frau hat dich verlassen, dein Sohn lebt in den USA.

Trotz des Scheiterns deiner Ehe ist dein Schwager dein Stellvertreter im Unternehmen geblieben. Er ist ziemlich loyal und hat in den letzten zwei Jahrzehnten nur so viel Geld für sich abgezweigt, dass der Firma kein echter Schaden entstand. Die angelegten Auslandskonten betrachtet er als Versicherung für den Fall, dass er seine Anstellung bei dir verlieren sollte. Nun überredet er dich, Konkurrenten aufzukaufen, weil er sich davon eine dicke Provision verspricht. Er erklärt dir, am Markt werde es zu einer Konsolidierung kommen und deshalb gebe es nur zwei Möglichkeiten: geschluckt werden oder andere schlucken. Und um die finanziellen Mittel für die Expansion zu bekommen, nehmt ihr Schulden auf. „Leverage“ nennt dein Schwager das.

Aber bevor ihr ein anderes Unternehmen aufkaufen könnt, erleidest du kurz nacheinander zwei Herzinfarkte. Nach der Operation versucht deine Ex-Frau dir schonend beizubringen, dass sich ihr Bruder mit dem gesamten Geld des Unternehmens ins Ausland absetzte. Du bist bankrott. Die Polizisten vor deinem Krankenzimmer sind nicht zu deinem Schutz abgestellt, wie du annahmst, sondern du bist verhaftet.

Es bleibt dir nur übrig, deine Neffen zu beauftragen, mit dem von dir beiseite geschafften Geld einen Rechtsanwalt zu bezahlen, der dich auf Kaution frei kriegt.

Weil dein Haus weggepfändet wurde, ziehst du in ein Zwei-Sterne-Hotel, und um mit deinem Sohn in Amerika zu telefonieren, gehst du in ein Internet-Café.

Wo du nun am Boden liegst und keine Schmiergelder mehr bezahlen kannst, statuiert man an dir ein Exempel und du wirst zum Mittelpunkt einer neuen Anti-Korruptionskampagne.

Drei bewaffnete Männer überfallen den Laden des hübschen Mädchens – bei dem es sich inzwischen um eine Greisin handelt – und rauben die Gelder aus dem Tresor. Einer der Gangster schlägt die Assistentin der Geschäftsführung mit einem Pistolenknauf nieder. Im Krankenhaus hält man die Verletzung für eine harmlose Schramme, aber kurz darauf stirbt sie. Das hübsche Mädchen, das nun keine Unternehmerin mehr ist, verfügt noch über ein kleines Haus in der Stadt, in dem sie wohnt und zwei Gästezimmer vermietet.

Es befindet sich ganz in der Nähe deines Hotels. So kommt es, dass ihr euch in einer Apotheke wiederseht. Ihr zieht zusammen.

Du wirst vergesslich und bist manchmal ein wenig desorientiert. Das hübsche Mädchen stirbt. Und einige Zeit später legst auch du dich zum Sterben hin.

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In seinem Roman „So wirst du stinkreich im boomenden Asien“ nimmt Mohsin Hamid den Kapitalismus aufs Korn. Am Beispiel des Tellerwäscher-Millionär-Mythos, in diesem Fall der Lebensgeschichte eines armen Jungen aus einem Dorf, der in einer indischen oder pakistanischen Großstadt zum Unternehmer aufsteigt, schildert Mohsin Hamid das Elend und die rückständigen Lebensbedingungen auf dem Land bzw. in den Slums, die wuchernden Moloche der Metropolen, die Gier der Stadtbewohner, die Macht krimineller Organisationen und die Korruption, ohne die überhaupt nichts läuft.

Wo die Jahrzehnte überspannende, aber wie im Zeitraffer durchraste Handlung spielt, erfahren wir nicht, denn in „So wirst du stinkreich im boomenden Asien“ werden weder Personen- noch Orts- oder Ländernamen genannt. Wir wissen auch nicht, welcher Studentenvereinigung der Protagonist sich anschließt. Es heißt nur, dass sie von korrupten Verwaltungsbeamten und reichen Studenten gefürchtet wird. Anzunehmen ist, dass es sich um eine islamistische Organisation handelt.

„So wirst du stinkreich im boomenden Asien“ gibt sich als Ratgeber bzw. „Selbsthilfebuch“:

Dieses Buch ist ein Selbsthilfebuch. Sein Zweck ist, wie im Titel angegeben, dir zu zeigen, wie man stinkeich werden kann im boomenden Asien.

Die zwölf Kapitel tragen folgende Überschriften: (1) Zieh in die Stadt, (2) Verschaff dir Bildung, (3) Verlieb dich nicht, (4) Meide Idealisten, (5) Lerne von einem Meister, (6) Arbeite für sich selbst, (7) Scheue nicht vor Gewalt zurück, (8) Freunde dich mit einem Bürokraten an, (9) Fördere die Kriegskünstler, (10) Jongliere mit Schulden, (11) Konzentrier dich aufs Wesentliche, (12) Denk an ein Ausstiegsszenario.

Am Ende heißt es ironisch:

Dieses Buch wird wohl, wie ich jetzt zugeben muss, nicht die allerbeste Anleitung gewesen sein, um im boomenden Asien stinkreich zu werden.

Das Setting erlaubt es Mohsin Hamid, scheinbar sachlich und distanziert über die Missstände zu schreiben, denn er kann so tun, als handele es sich dabei um gesellschaftliche Spielregeln, die man beherrschen müsse, um es zu etwas zu bringen und stinkreich zu werden. Die Parodie auf die Ratgeber-Literatur wird dadurch auch zur Gesellschaftssatire.

Obwohl sich der auktoriale Erzähler als Autor eines Ratgebers tarnt, weist „So wirst du stinkreich im boomenden Asien“ eine Handlung auf, und zwar die eines Entwicklungsromans.

Der komplette Text steht – wie in der Ratgeber-Literatur üblich – im Präsens und in der zweiten Person Singular. Mohsin Hamid tut so, als würde er den Leser nicht in eine fiktive Welt entführen wie ein Romancier, sondern von der Realität sprechen. Diese ausgefallene Erzählhaltung macht den Reiz des Romans „So wirst du stinkreich im boomenden Asien“ aus. Sie hat aber auch den Nachteil, dass aus dem namenlosen Protagonisten kein Charakter wird, dessen Gefühle man als Leser nachvollziehen könnte.

Die Grundidee von „So wirst du stinkreich im boomenden Asien“ ist originell, aber dem Text fehlt es an Esprit. Da versucht Mohsin Hamid doch nur, aus Klischees Funken zu schlagen.

Mohsin Hamid wurde 1971 in Lahore geboren. Im Alter von drei Jahren kam er mit seiner Familie nach Kalifornien. Sechs Jahre später kehrte er nach Pakistan zurück. Später studierte er Literatur in Princeton (Abschluss: 1993) und Jura in Harvard (Abschluss: 1997). 2000 erschien sein Roman „Nachtschmetterlinge“ („Moth Smoke“; Übersetzung: Thomas Mohr). 2007 folgte „Der Fundamentalist, der keiner sein wollte“ („The Reluctant Fundamentalist“, Übersetzung: Eike Schönfeld). „So wirst du stinkreich im boomenden Asien“ ist sein dritter Roman.

Den Roman „So wirst du stinkreich im boomenden Asien“ von Mohsin Hamid gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Jörg Pohl (Regie: Margrit Osterwold, Hamburg 2013, 280 Minuten, ISBN 978-3-89903-884-2).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013
Textauszüge: © DuMont Buchverlag

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In der mit "Letzte Freunde" ab­ge­schlossenen Roman-Trilogie erzählt Jane Gardam vor dem Hintergrund des Niedergangs des britischen Empire die Biografien der in Hongkong erfolgreichen Kronanwälte Terrence Veneering und Edward Feathers. Sie tut das im Wechsel der Zeitebenen und der Perspektiven.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.