Code unbekannt

Code unbekannt

Code unbekannt

Code: unbekannt - Originaltitel: Code Inconnu - Regie: Michael Haneke - Drehbuch: Michael Haneke - Kamera: Jürgen Jürges - Schnitt: Andreas Prochaska - Darsteller: Juliette Binoche, Thierry Neuvic, Sepp Bierbichler, Alexandre Hamidi, Hélène Diara, Ona Lu Yenke, Djibril Kouyate, Guessi Diakite-Goumdo, Luminita Gheorghiu u.a. - 2000; 115 Minuten

Inhaltsangabe

"Code unbekannt" ist ein Kaleidoskop von Schicksalsfragmenten. Es geht um Menschen, die auf der Suche nach sich selbst sind, Franzosen, Rumänen, Senegalesen. Um kommunizieren zu können, fehlt ihnen ein gemeinsamer Sprachcode.

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Kritik

Die Handlungsstränge in "Code unbekannt" sind in zahlreiche, vorwiegend sehr kurze Plansequenzen zerstückelt, die häufig abrupt enden, doch stets durch intensive Dunkelpausen (wie bei der herkömmlichen Diavorführung) klar voneinander getrennt sind.
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Ein gehörloses Mädchen stellt anderen tauben Kindern pantomimisch einen Begriff dar, aber sie erraten ihn nicht.

Die Pariser Schauspielerin Anne (Juliette Binoche) ist mit dem Kriegsfotografen Georges (Thierry Neuvic) zusammen, der jedoch meistens auf dem Balkan oder in Afghanistan arbeitet und an das „normale“ Leben nicht mehr gewohnt ist.

Sein jüngerer Bruder Jean (Alexandre Hamidi), der mit dem Vater (Sepp Bierbichler) allein auf dem Bauernhof zurückblieb, flieht nach Paris zu Georges und Anne, weil er kein Landwirt werden will. Der Code für die Haustür wurde geändert, und von der Telefonzelle aus erreicht er nur den Anrufbeantworter: Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als zu warten, bis jemand herauskommt. Es ist Anne. Sie muss zu einer Probe. Eilig kauft sie etwas Gebäck für sich und Jean zum Frühstück, nimmt ein Stück aus der Tüte und überlässt Jean den Rest. Sie verrät ihm den neuen Code für die Haustür und gibt ihm die Schlüssel für die Wohnung; dann läuft sie weiter.

Jean isst die Tüte leer, zerknüllt sie und wirft sie der rumänischen Bettlerin Maria (Luminita Gheorghiu ) hin. Amadou (Ona Lu Yenke), ein jugendlicher Senegalese, stellt ihn deshalb zur Rede und verlangt von ihm, sich bei der Bettlerin zu entschuldigen. Jean stößt ihn zurück, und es kommt zu einer Prügelei. Polizisten greifen ein. Obwohl Amadou gültige Papiere vorzeigt, nehmen sie ihn mit zur Wache. Durch sein gut gemeintes Engagement für die Bettlerin hat er die Polizei ungewollt auf sie aufmerksam gemacht, und es stellt sich heraus, dass sie illegal nach Frankreich eingereist ist. Sie wird abgeschoben. (Später lässt sie sich erneut ins Land schmuggeln, weil ihre Familie in Rumänien Geld braucht.)

Beim Bügeln hört Anne in einer Nachbarwohnung ein Kind schreien und einen Mann brüllen. Wenig später findet sie einen Zettel mit dem Hilferuf eines neunjährigen Mädchens aus dem Haus. Beim Einkaufen im Supermarkt fragt sie George, was sie tun soll, aber er weiß keine Antwort, und darüber geraten sie in Streit.

Zwischendurch sehen wir Filmaufnahmen mit Anne. Einmal stellt sie eine Schauspielerin dar, die ein Haus besichtigt und sich über einen holzgetäfelten Raum wundert, dessen Fenster zugemauert wurden. „Wegen der Akustik“, erklärt der Makler, schließt die Tür und führt ihr vor, dass kein Geräusch von draußen zu hören ist. Dann erklärt ihr ein offenbar perverser Kameramann, er habe sie eingeschlossen, es gebe kein Entrinnen, sie sei ihm in die Falle gegangen: er lasse jetzt Gas einströmen und wolle die nackte Angst in ihrem Gesicht filmen, ihr wahres Gesicht.

Der Film endet mit einer Szene wie am Anfang.

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Michael Haneke sagt in einem Interview mit Klaus-Peter Eichele: „Der Film hat zwei zentrale Themen. Das eine ist das Phänomen der neuen Völkerwanderung, das sich in Städten wie Paris oder London am deutlichsten im Straßenbild ablesen lässt. Das zweite ist die Schwierigkeit der Kommunikation, und zwar auf mehreren Ebenen: bei einem Liebespaar, innerhalb einer Familie, zwischen verschiedenen Ethnien. Da kommt man nicht umhin, die politischen Zusammenhänge wenigstens anzudeuten.“

„Code unbekannt“ ist ein Kaleidoskop von Schicksalsfragmenten. Es geht um Menschen, die auf er Suche nach sich selbst sind, Franzosen, Rumänen, Senegalesen. Um kommunizieren zu können, fehlt ihnen ein gemeinsamer Sprachcode.

Die Handlungsstränge sind in zahlreiche, vorwiegend sehr kurze Episoden zerstückelt, die häufig abrupt enden, doch stets durch intensive Dunkelpausen (wie bei der herkömmlichen Diavorführung) klar voneinander getrennt sind. Innerhalb der Episoden gibt es kaum einen Schnitt, selten eine Kamerafahrt; fast immer bleibt die Kamera während einer Episode Ort und Stelle, ohne Zoom, Großaufnahme oder Schwenk. („Plansequenzen“ nennt man das.) Auch als ein minutenlang zu sehender Traktor bereits aus dem Bild gefahren ist, folgt ihm die Kamera nicht, und wir hören nur den Motor. Geräusche sind überhaupt während des gesamten Films deutlich zu hören. Musikuntermalung erlaubt Michael Haneke erst gegen Ende zu: Da zeigt er in einer Sequenz eine Gruppe von Trommlern, und die hören wir dann auch während der folgenden Episoden. Nicht zuletzt die Verwendung mehrerer Sprachen – Französisch, Rumänisch, Senegalesisch –, von denen nur die französische synchronisiert wurde, trägt zu dem nüchtern-dokumentarischen Charakter des Films bei.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003

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