The Danish Girl
The Danish Girl
Inhaltsangabe
Kritik
Einar und Gerda Wegener (Eddie Redmayne, Alicia Vikander) sind ein junges Maler-Ehepaar in Kopenhagen.
1926 zeigt Gerda einige ihrer Porträts dem Galeristen Rasmussen (Adrian Schiller), aber der findet sie zu konventionell für den Handel und lehnt es ab, sie auszustellen.
Als das Modell für ein Frauenporträt nicht zur geplanten Sitzung kommt, bittet Gerda ihren Mann, Damenstrümpfe anzuziehen, in Ballettschuhe zu schlüpfen und sich das bereitliegende Kleid so über die Beine zu legen, dass Gerda den Fall des Rocks malen kann. Im Spaß nennt sie Einar Lili. Ein paar Tage später bemerkt sie, dass er unter dem Hemd eine ihrer Corsagen trägt.
Gerda lässt sich auf das Spiel ein und überredet Einar, sie als Frau verkleidet zu einer Gesellschaft zu begleiten. Dort stellt sie „Lili Elbe“ als Cousine vor. Ein Gast namens Henrik (Ben Whishaw) spricht Lili an und flirtet mit ihr. Durch ein Fenster beobachtet Gerda, wie Lili sich von Henrik küssen lässt. Heimlich trifft Lili sich später noch mehrere Male mit Henrik, aber als der homosexuelle Mann, der das Crossdressing wohl durchschaut hat, mehr als Küsse und Zärtlichkeiten will, flieht Lili erschrocken.
Zum Entsetzen Gerdas wird für Einar aus dem Rollenspiel der ernste Versuch, eine Frau zu werden. Er studiert Mimik und Gestik von Frauen ein. In einem Bordell besucht er eine Vorform der Peepshow und ahmt in der Kabine die Bewegungen der jungen Frau (Sonya Cullingford) nach, die sich nackt vor ihm räkelt.
Seit einiger Zeit leidet Einar unter monatlichen Magenkrämpfen. Gerda konsultiert deshalb mit ihm einen Arzt, und Dr. Hexler (Pip Torrens) versucht den Patienten mit Bestrahlungen zu therapieren. Als Gerda begreift, dass er Einar für geisteskrank hält, beendet sie die Behandlung.
Inzwischen hat Gerda eine ganze Serie von Lili Elbe gemalt. Als sie Rasmussen ihre neuen Gemälde einer androgynen Frau zeigt, findet der Galerist sie außergewöhnlich und nimmt sie für eine Ausstellung. Er verkauft sie in kurzer Zeit und vermittelt Gerda ein Angebot einer Galerie in Paris.
Einar lässt sich von ihr zum Umzug in die französische Hauptstadt überreden.
Auch zu Hause trägt der Transgender inzwischen meistens Frauenkleider. Das Malen gibt er auf. Es gehöre nicht mehr zu seiner neuen Identität, erklärt er Gerda. Aber sie will verhindern, dass das Talent ungenutzt bleibt. Um ihrem Mann zu helfen, kontaktiert Gerda seinen früheren Freund Hans Axgil (Matthias Schoenaerts), einen Kunsthändler, der sich ebenfalls in Paris aufhält. Einar gestand ihr, dass er und Hans sich als Jugendliche geküsst hatten. Nachdem Gerda angekündigt hat, dass sie Hans mit nach Hause bringen werde, trifft sie sich mit dem hilfsbereiten Kunsthändler in einem Restaurant. Wie verabredet, begleitet er sie zu ihrer Wohnung, aber dort werden sie statt von Einar von Lili erwartet.
In einem Park fällt Einar wegen seiner weiblichen Bewegungen zwei Männern auf (Raphael Acloque, Alexander Devrient). Sie schlagen ihn zusammen.
Hans bringt ihn zu mehreren Ärzten, aber weder Dr. Buson noch Dr. McBridge (Nicholas Woodeson, Philip Arditti) können helfen. Dr. Mai (Miltos Yerolemou) hält den Patienten für schizophren und geht hinaus, um ihn von zwei Pflegern gewaltsam ins Irrenhaus bringen zu lassen. Im letzten Augenblick klettert Einar durch ein Fenster der Praxis.
Gerda geht mit ihm zu einem Gynäkologen aus Dresden: Dr. Warnekros (Sebastian Koch). Der rät ihm zu einer operativen Geschlechtsumwandlung, warnt ihn allerdings vor dem Risiko, denn der Versuch wurde noch nie vorgenommen. Obwohl Gerda protestiert, beschließt Einar, das Angebot des deutschen Arztes anzunehmen, denn der männliche Körper ist nicht seiner; er klammert sich an die Chance, das zu korrigieren.
Hans und Gerda bringen ihn zum Bahnhof, als er nach Dresden fährt, wo Dr. Warnekros die erste von zwei geschlechtsangleichenden Operationen durchführt.
Nach dem Eingriff besucht Gerda Lili in Dresden und zieht mit ihr dann zurück nach Kopenhagen. Dort fängt Lili in der Kosmetikabteilung eines Kaufhauses als Verkäuferin zu arbeiten an.
Zufällig trifft sie Henrik wieder. Gerda sieht die beiden bei einer Verabredung, als sie auf dem Markt einkauft. Lili versucht sie mit dem Hinweis zu beruhigen, dass Henrik homosexuell sei und sie nur miteinander redeten.
Gerda kann Lili nicht davon abhalten, bereits vor der von Dr. Warnekros empfohlenen Zeit wieder nach Dresden zu reisen, um die Geschlechtsumwandlung vollenden zu lassen.
Als Gerda, die Lili besorgt begleitet hat, am Abend vor dem Eingriff vom Krankenhaus ins Hotel kommt, wartet dort Hans auf sie. Und am nächsten Tag begleitet er sie in die Frauenklinik. Dr. Warnekros teilt ihnen mit, dass es zu lebensbedrohlichen Komplikationen gekommen sei. Weil Lili, deren Schmerzen mit Morphium unterdrückt werden, unbedingt in den Garten möchte, wird ihr Bett hinausgeschoben. Im Freien erzählt sie Gerda von ihrem letzten Traum: Sie war ein Baby. Ihre Mutter hielt sie in den Armen und nannte sie Lili. – Ihr Gesicht erstarrt, und Gerda merkt, dass Lili gestorben ist.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Einar Wegener / Lili Elbe gehörte zu den ersten Menschen, die sich einer operativen Geschlechtsumwandlung unterzogen. David Ebershoff schrieb darüber die Romanbiografie „The Danish Girl“ / „Das dänische Mädchen“. Der amerikanische Autor wies ausdrücklich darauf hin, dass seine Darstellung eine Mischung aus Tatsachen und Fiktion sei. Beispielsweise machte er aus Gerda Wegener die aus Pasadena/Kalifornien stammende Künstlerin Greta Waud.
In der Verfilmung des Buchs ist das zwar korrigiert, aber vor allem im letzten Drittel weichen Lucinda Coxon (Drehbuch) und Tom Hooper (Regie) deutlich von der Realität ab. Dafür nur ein Beispiel: Im Film stirbt Lili im Beisein Gerdas. In Wahrheit erfuhr Gerda in Marokko von Lilis Tod in Dresden.
Mit Crossdressing-Komödien wie „Manche mögen’s heiß“ (1959), „Charleys Tante“ (1963), „Tootsie“ (1982), „Victor/Victoria“ (1982) oder „Mrs Doubtfire“ (1993) hat „The Danish Girl“ nichts zu tun. Es ist das ernsthafte Porträt eines Mannes, der sich als Frau fühlt und dessen größter Wunsch es ist, auch so auszusehen, nicht nur Perücken und Frauenkleider zu tragen, sondern auch statt des Gemächts eine Vulva zu haben.
Tom Hooper erzählt die aufwühlende Geschichte eines Transgenders in ästhetischen Bildern und eleganten Schnittfolgen. Dass Einars Wunsch, nicht nur im Rollenspiel, sondern auch im richtigen Leben eine Frau zu sein, sowohl ihn als auch seine Ehefrau Gerda aus der Bahn wirft, wird in „The Danish Girl“ gezeigt – aber nur solange es die Schönheit der Bilder nicht beeinträchtigt. Im Vergleich zu den in so einem Fall zu erwartenden Konflikten und Verwerfungen, dem Schmerz und der Verzweiflung wirkt „The Danish Girl“ oberflächlich. Die Diskrepanz zwischen realistischen Emotionen und der geschönten Darstellung lässt „The Danish Girl“ in den Kitsch abgleiten, und die melodramatische Musikuntermalung von Alexandre Desplat macht es nicht besser; im Gegenteil.
Mit Eddie Redmayne und Alicia Vikander wäre mehr zu machen gewesen. Sie spielen ihre Rollen recht überzeugend. Alicia Vikander wurde dafür mit einem „Oscar“ in der Kategorie Beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Nominiert hatte man auch Eddie Redmayne. (Er hatte im Jahr zuvor einen „Oscar“ für die Verkörperung von Stephen Hawking in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ erhalten.) „Oscar“-Nominierungen gab es für „The Danish Girl“ außerdem in den Kategorien Bestes Szenenbild (Michael Standish, Eve Stewart) und Bestes Kostümdesign (Paco Delgado).
Die Dreharbeiten fanden von Februar bis April 2015 in London, Hertfordshire, Kopenhagen, Brüssel, Berlin und in der norwegischen Provinz (Fylke) Møre og Romsdal statt.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2016
Lili Elbe und Gerda Wegener (Kurzbiografien)
Tom Hooper: Elizabeth I.
Tom Hooper: The King’s Speech