Alain Robbe-Grillet : Die Wiederholung
Inhaltsangabe
Kritik
Hier also fahre ich fort und fasse zusammen. Im Verlauf der endlosen Eisenbahnreise, die mich durch die Trümmerlandschaft Thüringens und Sachsens von Eisenach nach Berlin führte, habe ich zum ersten Mal seit sehr langer Zeit diesen Mann bemerkt, den ich der Einfachheit halber meinen Doppelgänger nenne oder auch meinen Sosias oder aber, weniger theatralisch: den Reisenden. (Seite 9)
Mit diesen Sätzen beginnt der Roman.
Im November 1949 fährt ein Mann mit der Bahn nach Berlin. Einem Feldgendarm, der seine Papiere verlangt, zeigt er einen französischen Pass – ausgestellt für Henri Paul Jean Robin, geboren am 6. Oktober 1903 in Brest – mit einem Visum für die Einreise in die „Deutsche Demokratische Republik“. Als er nach einem längeren Aufenthalt in einem Bahnhof – vermutlich in Halle – wieder zu seinem Platz zurückkehrt, sitzt dort ein Anderer, der genau so aussieht wie er selbst, nur ohne den falschen Bart, den er sich angeklebt hat. Glücklicherweise merkt Pierre Garin, der ihn am Bahnhof Berlin-Lichtenberg erwartet, am Verhalten des Fremden, dass es ein Doppelgänger ist. Garin bringt Henri Robin in einer Wohnung mit den Initialen J. K. am Türschild unter; sie befindet sich in einem halb zerstörten Haus am Gendarmenmarkt. In unmittelbarer Nachbarschaft hatte Franz Kafka im Winter 1923/24 mit Dora Diamant gewohnt. Garin erklärt ihm, man rechne um Mitternacht mit einem Mord auf dem Gendarmenmarkt, kenne jedoch weder Täter noch Opfer. Robins Aufgabe ist es, genau zu beobachten, was geschieht und alles aufzuschreiben.
Sobald Garin ihn allein gelassen hat, beginnt er mit seinem Bericht:
„Im Verlauf der endlosen Eisenbahnreise, die mich durch die Trümmerlandschaft Thüringens und Sachsens von Eisenach nach Berlin führte, habe ich zum ersten Mal seit sehr langer Zeit diesen Mann bemerkt, den ich der Einfachheit halber meinen Doppelgänger nenne oder auch meinen Sosias oder aber, weniger theatralisch: den Reisenden.“ (Seite 31)
Um Mitternacht erscheint auf dem verlassenen Platz ein Mann. Drei Schüsse sind zu hören, doch der Agent kann nicht ausmachen, woher sie abgefeuert worden sind. Er sieht, wie das Opfer zusammenbricht, läuft hinunter und fühlt bei dem am Boden liegenden Mann keinen Puls. In der an einer Ecke durchbohrten Brieftasche des offenbar Getöteten, mit der Robin in die Wohnung zurückkehrt, findet er einen deutschen Personalausweis, dessen Foto von einer Kugel zerfetzt wurde. Ausgestellt wurde das Dokument für Dany von Brücke, geboren am 7. September 1881 in Saßnitz (Rügen), wohnhaft in Berlin-Kreuzberg, Feldmesserstr. 2. Gleich darauf stellt der Agent fest, dass in der Pistole, die er schon zuvor in einer Schublade gefunden hat, drei Patronen fehlen, und als er wieder aus dem Fenster sieht, ist die vermeintliche Leiche auf dem Gendarmenmarkt verschwunden.
Am nächsten Morgen, als er erwacht, fehlen seine Notizen, die Pistole, die Brieftasche und der Personalausweis. Dafür liegt ein Zettel von Garin auf dem Tisch:
„Was geschehen ist, ist geschehen. Aber unter diesen Umständen ist es besser, wenn du auch verschwindest, zumindest für eine gewisse Zeit.“ (Seite 44)
Der Agent entfernt den inzwischen ohnehin verrutschten Bart und entnimmt dem doppelten Boden seiner Reisetasche zwei weitere Pässe, die auf die Namen Franck Matthieu bzw. Boris Wallon lauten. Er wählt den Pass für Boris Wallon und versteckt die beiden anderen in der Reisetasche, bevor er sich auf den Weg zur Feldmesserstr. 2 macht.
Unter dieser Adresse findet er ein Haus mit der Aufschrift „Puppen und Gliedermädchen. Ankauf und Verkauf“. Unweit davon quartiert er sich im Hotel „Die Verbündeten“ der Zwillingsbrüder Franz und Josef Mahler ein, die ihn offenbar kennen und als „Monsieur Wall“ ansprechen. Das Zimmermädchen Maria klärt ihn später darüber auf, dass es sich dabei um den Diminutiv von Walther handele. Offenbar verwechselt man ihn mit jemand.
Am zweiten Tag geht er hinüber zur Feldmesserstr. 2. Eine Duenja öffnet ihm und erklärt, der „Puppenhandel“ beginne erst am Nachmittag, doch als er nach Dany von Brücke fragt, schlägt sie ihm die Tür vor der Nase zu. Kurz darauf erscheint eine etwa dreißigjährige Frau und verrät ihm: „Doktor von Brücke wohnt schon seit zehn Jahren nicht mehr hier.“ Auf dem Türschild steht der Name der Frau: Joël Kast. Eigentlich heißt sie Joëlle von Brücke; ihr Geburtsname lautet Kastanjevica, und ihre Freunde nennen sie einfach Jo. Ihr Mann, Major Daniel von Brücke, trennte sich 1940, nach fünfjähriger Ehe, offiziell von ihr, weil sie Jüdin ist. Allerdings besuchte er sie und ihre am 12. März 1935 in Berlin-Kreuzberg geborene gemeinsame Tochter Geneviève („Gigi“) weiterhin jede Woche und verhalf ihr Anfang 1941 zur Ausreise nach Nizza. Ein halbes Jahr später ging er mit einer Einheit des strategischen Nachrichtendienstes an die Ostfront. 1945 kehrte Jo nach Berlin zurück und fand mit Hilfe des Deutschen Roten Kreuzes auch ihres Tochter Gigi wieder. Sie hat bereits erfahren, dass ihr Mann vorletzte Nacht im sowjetischen Sektor von israelischen Agenten erschossen wurde und kennt auch den Namen des Mannes, der vor ihr steht – Monsieur Wallon –, weil Pierre Garin seinen Besuch bereits angekündigt hatte. (Seltsamerweise scheint er auch vorhergesehen zu haben, welchen der drei Pässe der Agent nun benützen würde.)
Auf einem gerahmten Foto in Jos Wohnung sieht Wallon einen blonden Mann über fünfzig, ein kleines blondes Mädchen, einen schwarzhaarigen, dreißig bis fünfunddreißig Jahre alten Mann und eine ebenfalls schwarzhaarige Zwanzigjährige, bei der es sich um Jo handelt. Der ältere Mann war ihr Ehemann Daniel, der andere war Walther von Brücke, Daniels Sohn aus einer nicht offiziell geschlossenen ersten Ehe, und das kleine Mädchen ist Gigi. Jo hatte also einen Stiefsohn, der fünfzehn Jahre älter war als sie. Dessen Zwillingsbruder Markus soll bereits als Kind gestorben sein.
Am dritten Tag erwacht Wallon in Jos Haus, im ehemaligen Kinderzimmer Gigis. Man hat ihm einen Schlafanzug mit der gestickten Initiale „W“ angezogen. Gigi verrät ihm, das Kleidungsstück gehöre ihrem Halbbruder Walther von Brücke und die beiden Kinderbetten in dem Zimmer seien die von Walther und dessen Zwillingsbruder Markus. Walther sei übrigens an der Ostfront gefallen. Während seines letzten Heimaturlaubs habe er das Trompe-l’il in dem fensterlosen Raum gemalt.
Ein Kommentator, der bereits zu Beginn über die Motive des seiner Meinung nach nicht vertrauenswürdigen Erzählers Henri Robin alias Boris Wallon Mutmaßungen angestellt hatte, meint dazu:
„Ich [!] war keineswegs auf Urlaub an die Spree gekommen, was im Frühjahr 45 kaum denkbar gewesen wäre, sondern im Gegenteil wegen einer sehr riskanten speziellen ‚Verbindungsmission‘, die mit der russisch-polnischen Offensive seit dem 22. April sofort gegenstandslos wurde.“ (Seite 119)
Der bis dahin anonyme Kommentator, von dem man aufgrund dieser Äußerung annehmen kann, dass es sich bei ihm um Walther von Brücke handelt, erzählt, wie er nach dem Krieg um das Haus seines Vaters Dany herumgestrichen sei. Dort wohnte mit Wissen des amerikanischen Geheimdienstes inzwischen wieder seine Stiefmutter Jo. Er gehörte damals zur Führung einer angeblichen Widerstandsorganisation, bei der es sich in Wirklichkeit um eine Verbrecherorganisation handelte („Kuppelei, gepanschte Drogen, Herstellung falscher Dokumente, Erpressung ehemaliger Würdenträger des gestürzten Regimes usw.“). So war es ihm möglich, das zwölf oder dreizehn Jahre alte Mädchen, das aus einem Fenster über dem Eingang von Jos Haus geschaut und ihn erregt hatte, entführen zu lassen. Erst bei dem fingierten Verhör der mit gespreizten Beinen und Armen gefesselten nackten Gefangenen begriff er, dass es sich um seine Halbschwester Gigi handelte. Das erhöhte den Reiz für ihn. Die pornografische Folterszene endet mit dem Klirren einer Glasscheibe.
Durch das Klirren von zersplitterndem Glas schreckt Boris Wallon alias Henri Robin bzw. HR oder Ascher in seinem Bett hoch. Gigi wollte ihm ein Glas Sekt bringen, hat es jedoch versehentlich fallen lassen.
Das größte Stück – und das erkennbarste – besteht aus dem ganzen Fuß, der nur noch eine Kristallspitze trägt, geformt wie ein Stilett mit gebogener Klinge. (Seite 144)
Gigi rät ihm, im Bett zu bleiben und sich auszuruhen. Die Tür ins untere Stockwerk sei abgeschlossen, damit er nicht fortlaufen könne.
Jo bringt ihm Lindenblütentee ans Bett. Sie trägt unter dem durchsichtigen Negligé keine Dessous. Die Zweiunddreißige wird zur „mütterlichen Geliebten“ des Sechsundvierzigjährigen.
Nach dem Frühstück unterrichtet ihn Pierre Garin, dass die Schüsse auf dem Gendarmenmarkt Oberst Dany von Brücke nur leicht am Arm verletzten. Der Getroffene habe sich zusammensacken lassen und sich vorübergehend tot gestellt, um den Mörder zu täuschen. Auf die Frage, ob Danys Sohn Walther den Anschlag verübt haben könne, behauptet Garin, der sei vor Jahren an der Ostfront gefallen. Der Protagonist hat jedoch drei von Walther signierte pornografische Zeichnungen gefunden, die unverkennbar die zwölf- oder dreizehnjährige Gigi darstellen.
Bei der Flucht aus dem Kinderzimmer stößt Ascher im dunklen Korridor mit der sechzehnjährigen Violetta zusammen. Er drängt sie gegen die Wand und verlangt von ihr die Schlüssel, weil er annimmt, anders nicht aus dem Haus zu kommen. Violetta versteht nicht, was er will, denn sie weiß, dass keine der Türen abgesperrt ist. Während er sie bedrängt, sticht er ihr unabsichtlich die Spitze des zerbrochenen Sektglases durch ihr Höschen in „das zarte Dreieck zwischen den Schenkeln“ und erschrickt über das hervorquellende Blut. Schließlich gelingt es ihm, zu fliehen. Am Gartentor begegnet er Oberst Ralph Johnson, einem der pädophilen Stammkunden der „Puppenhandlung“. Achtzig Minuten später taucht Ascher im Kabarett „Die Sphinx“ auf, in dem Gigi und andere junge Mädchen die Männer bedienen und ihnen auch in anderer Weise zur Verfügung stehen. Da der Weg von der Feldmesserstr. 2 zu dem Nachtklub nur eine halbe Stunde weit ist, könnte er einen Umweg gemacht haben.
Kurz darauf findet eine Militärpatrouille im Hof eines zerbombten Hauses die Leiche von Dany von Brücke.
Als Ascher am nächsten Morgen im Hotel „Die Verbündeten“ erwacht, warten im dazugehörigen „Café des Alliès“ bereits zwei deutsche Polizisten in Zivil auf ihn. Einer davon ist Kommissar Hendrik Lorentz. Sie unterrichten ihn darüber, dass eine ältere Frau namens Ilse Back, die am Gendarmenmarkt wohnt, ausgesagt hat, die Schüsse seien aus einem der beiden in dieser Nacht von ihm bewohnten Zimmer abgefeuert worden. Die Aussage wird dadurch untermauert, dass die Polizei dort inzwischen drei leere Patronenhülsen gefunden hat. Ascher äußert die Vermutung, Walther von Brücke, ein Sohn des Opfers, sei der Mörder und lenke bewusst den Verdacht auf ihn. Die Polizisten wissen jedoch, dass Walther von Brücke zufällig zum Zeitpunkt des zweiten – erfolgreichen – Anschlags auf Danny von Brücke von einer Streife der amerikanischen Militärpolizei weit entfernt vom Tatort kontrolliert wurde. Er kann also nicht der Mörder seines Vaters sein. Ascher dagegen ist auch deshalb verdächtig, weil die Polizei einen gefälschten französischen Ausweis von ihm gefunden hat, in dem als Geburtsort statt Berlin-Kreuzberg Brest-Saintpierre steht, und als Name Mathias V. Franck statt Markus von Brücke.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Als er wieder in sein Hotelzimmer zurückkehrt, schläft ein Mann in seinem Bett und schreckt bei seinem Eintreten hoch. Der Doppelgänger aus dem Zug! Der Fremde sagt sogleich: „Ich erkenne dich, du bist Markus!“ Und der Angesprochene fragt zurück: „Sind Sie wirklich Walther von Brücke?“ Der Mann im Bett schimpft:
„Markus! Dieser verdammte Markus, der Liebling unserer Mutter, der Mutter, die sich leichten Herzens entschieden hat, mich im Stich zu lassen, um mit dir in die vorsintflutliche Bretagne zu gehen …! So bist du also nicht tot, im zarten Alter in deinem bretonischen Ozean ertrunken?“ (Seite 210)
Und er gibt zu:
„Ja, ich bin Walther, und ich klebe an dir wie ein Schatten, seit du in Eisenach in den Zug gestiegen bist, indem ich dir folge oder vorausgehe, je nachdem, woher das Licht kommt.“ (Seite 211)
Walther von Brücke wirft seinem Zwillingsbruder Markus vor:
„Du hast den Vater getötet! Du hast mit seiner jungen Ehefrau geschlafen, ohne auch nur zu wissen, dass sie mir gehört, und du hast seine Tochter begehrt, ein Kind …!“ (Seite 211f)
Vergeblich greift Markus nach seiner Pistole im Pelzmantel. Sie ist nicht mehr da. Walther hält sie in der Hand, legt auf ihn an und drückt ab.
In Anmerkung 14 heißt es:
„Ich habe in Notwehr gehandelt. Sobald er die automatische Pistole aus einer Tasche seines an der Wand hängenden Pelzmantels gezogen hat, bin ich aufgesprungen und habe mich auf ihn gestürzt […] Ich hatte keine allzu große Mühe, ihm seine Waffe zu entreißen […] (Seite 212)
Markus von Brücke kommt im amerikanischen Krankenhaus wieder zu sich; die Schüsse trafen ihn oben rechts in den Brustkorb und verletzten ihn nicht gefährlich. Gigi – in Schwesterntracht, ohne Unterwäsche – steht an seinem Bett und kündigt ihm den Besuch von Kommissar Lorentz an. Der klärt ihn darüber auf, dass Pierre Garins Leiche mit Stichwunden im Rücken im Kanal gefunden und Walther von Brücke von Gigi in dem zwielichtigen Nachtlokal „Vampir“ vergiftet worden sei.
Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus reist Markus von Brücke mit seiner Halbschwester Gigi nach Rügen und heiratet sie.
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Ich habe oft von der fröhlichen schöpferischen Energie gesprochen, die der Mensch unaufhörlich entfalten muss, um die in Trümmern liegende Welt immer wieder neu zu erbauen. Und so mache ich mich, nach einem ganzen, von allzu vielen Reisen unterbrochenen Jahr der Arbeit an einem Drehbuch und kaum ein paar Tage nach der Zerstörung eines erheblichen Teils meines Lebens erneut an dieses Manuskript und befinde mich also wieder in Berlin, nach einem anderen Kataklysmus, trage wieder einmal einen anderen, mehrere andere Namen, gehe einem Scheinberuf nach, versehen mit mehreren falschen Pässen und einem rätselhaften Auftrag, der sich jederzeit in Luft auflösen kann, und schlage mich trotzdem stur weiter durch inmitten von Verdopplungen, ungreifbaren Erscheinungen, sich wiederholenden Bildern in wiederkehrenden Spiegeln. (Seite 78)
2001, zwanzig Jahre nach der Veröffentlichung von „Djinn. Ein rotes Loch im lückenhaften Pflaster“, legte Alain Robbe-Grillet wieder einen Roman vor: „Die Wiederholung“. Es handelt sich um ein literarisches Labyrinth im zerbombten Berlin der Nachkriegszeit, eine Collage aus Themen und Motiven seiner früheren Werke: Robbe-Grillet wiederholt sich. „Die Wiederholung“ mutet zunächst wie eine Agentengeschichte an, doch im weiteren Verlauf schiebt sich immer stärker das Drama eines ödipalen Vatermordes in den Vordergrund. Außerdem geht es um ein inzestuöses Verhältnis zwischen Sohn und Stiefmutter sowie zwischen Bruder und Halbschwester.
Eine Identifikationsfigur fehlt. Stattdessen gibt es einen Protagonisten, der offenbar falsche Namen angibt: Henri Robin (assoziiert man damit nicht Alain Robbe?) bzw. H. R. oder Ascher, Boris Wallon, Franck Matthieu, Mathias V. Franck. Erst am Ende stellt sich heraus, um wen es sich tatsächlich handelt. Eine Frau namens Joëlle Kast begeht mit ihrem fünfzehn Jahre älteren Stiefsohn Inzest. Klingt ihr Name nicht wie Jokaste? So aber hieß in der griechischen Sage die Mutter des Ödipus! Außerdem tritt von Anfang an ein zunächst anonymer Kommentator auf, der übrigens auch kein auktorialer Erzähler ist, sondern in seinen Anmerkungen auf Widersprüche hinweist und die Taten des Protagonisten aus Zeugenaussagen rekonstruiert.
Mit den einprägsam geschilderten und virtuos konstruierten Szenen parodiert Alain Robbe-Grillet in „Die Wiederholung“ voller Witz und Esprit triviale Agentenromane, Psychothriller, sadistische Pornografie und griechische Tragödien.
Alain Robbe-Grillet (* Brest 1922) erwarb 1945 ein Diplom als Landwirt und arbeitete danach als Naturwissenschaftler in Frankreich, Marokko, Guinea und auf den Antillen, bevor 1953 sein erster Roman erschien: „Les gommes“ („Ein Tag zu viel“). In seinen Büchern spielt der französische Schriftsteller und Filmregisseur mit den Erwartungen der Leserinnen und Leser. Überzeugt davon, dass eine realistische Darstellung der Kompliziertheit des Seins inadäquat wäre, verzichtet er auf herkömmliche Helden und Erzählstrukturen und ersetzt sie durch Kompositionen aus detailgenau geschilderten Fragmenten. Mit seinen Experimenten wurde er zu einem der bedeutendsten Vertreter des Nouveau Roman.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003
Textauszüge: © Suhrkamp Verlag