Karen Rose : Todesstoß

Todesstoß
Originalausgabe: I Can See You Grand Central Publishing, New York 2009 Todesstoß Übersetzung: Kerstin Winter Knaur Verlag, München 2011 ISBN: 978-3-426-66357-8, 650 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Noah Webster und seine Kollegen von der Mordkommission in Minneapolis fahnden nach einem Serienmörder. Die Frauen, die tot aufgefunden werden, nahmen an einer von der Psychologiestudentin Eve Wilson durchgeführten Studie teil. Ist Eve ebenfalls gefährdet? Das Risiko treibt Noah Webster besonders um, denn er weiß, dass sie ebenso wie er durch ein schreckliches Erlebnis traumatisiert ist und hofft auf einen Neuanfang mit ihr ...
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Kritik

Der Stoff aus dem Thriller "Todesstoß" hätte für zwei Bücher gereicht. Karen Rose erzählt streng chronologisch, wechselt immer wieder die Perspektive und setzt nicht nur auf Spannung, sondern auch auf grausame Szenen.
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Minneapolis, 21. Februar 20xx. Nach ihrer Rückkehr von einem Aufenthalt in Hongkong findet Sarah Dwyer die Leiche der Nachbarin, die ihre Blumen hätte gießen sollen. Die zweiundvierzigjährige IT-Beraterin Martha Brisbane, die nebenbei für den Telefonsexanbieter Siren Song Inc tätig war, hängt in ihrer Wohnung an einem Strick. Sie trägt ein aufreizendes Kleid, und am Boden stehen High Heels. Ihre weit geöffneten Augenlider sind seltsamerweise festgeklebt. Weil die Fenster offen stehen, lässt sich der Todeszeitpunkt nicht genau bestimmen. (Als Leser wissen wir: Martha Brisbane starb am 13. Februar.)

Noah Webster, ein Detective der Mordkommission von Minneapolis, leitet zusammen mit seinem Partner Jack Phelps die Ermittlungen. Als Profiler wird der Psychologe Dr. Carleton Pierce hinzugezogen.

Als Noah fünf Jahre alt war, starb sein Vater. Danach wurde seine Mutter alkoholkrank. Kurz nach dem Abschluss der Polizeiakademie lernte Noah seine spätere Ehefrau Susan kennen. Vor zwölf Jahren fuhren ein paar Jugendliche bei Rot über eine Ampel und kollidierten mit Noah, Susan und ihrem zweijährigen Sohn. Die Unfallverursacher begingen Fahrerflucht. Noah verlor für ein paar Minuten das Bewusstsein. Als er zu sich kam, flehte ihn seine im Wrack eingeklemmte Frau an, ihr und dem Baby zu helfen. Aber es war zu spät: Sie hatte bereits zu viel Blut verloren. Auch das Kind war nicht mehr zu retten. Noah begann zu trinken. Zwei Jahren nach dem Unfall wollte er sich erschießen, aber er war zu betrunken dazu. Mit der Unterstützung seines Cousins Brock und dessen Ehefrau Trina überwand Noah den Alkoholismus.

Seit Jahren war Noah nicht mehr mit einer Frau zusammen. Häufig sitzt er in Sal’s Bar, trinkt Tonic Water und schaut der vierundzwanzigjährige Barfrau Evelyn („Eve“) Jayne Wilson zu, von der er weiß, dass sie tagsüber Psychologie studiert. Er fühlt sich zu ihr hingezogen, spürt jedoch, dass sie Schlimmes durchgemacht hat und wagt es deshalb nicht, sie anzusprechen.

Sein Partner Jack Phelps ist da ganz anders. Er versucht ständig, neue Frauen zu erobern. Mit Katie ist er seit drei Wochen zusammen; das ist für Jack eine rekordverdächtig lange Zeit. Offenbar geht er ihretwegen häufig nicht ans Telefon, denn Noah hat seit einiger Zeit Schwierigkeiten, ihn zu erreichen, wenn sie zu einem Einsatzort gerufen werden.

Noah stellt den Hocker auf, den die am Strick hängende Frau augenscheinlich umstieß – und findet seinen Verdacht bestätigt: Die Fußspitzen schweben über dem Hocker. Martha Brisbane kann sich nicht selbst aufgehängt haben. Es handelt sich um einen Mordfall. Dem Gerichtsmediziner Ian Gilles fällt ein Einstich am Hals auf, und in ihrem Blut stellt er Spuren des Betäubungsmittels Ketamin sicher.

Noch in derselben Nacht bringt der Täter die Prostituierte Lindsay Barkley in seine Gewalt. Er blieb angezogen, als er Martha Brisbane folterte und erwürgte. Diesmal zieht er sich aus, bevor er den Hals der gefesselt vor ihm liegenden jungen Frau umklammert. Ihre Angst geilt ihn auf, und er ejakuliert auf ihren nackten Körper, während er sie tötet.

Schwer atmend starrte er in ihr Gesicht, das im Tod erschlafft war. Er löste seine Hände von ihrem Hals und ballte sie zu Fäusten. Es hätte besser sein müssen. Er brauchte es besser. Verdammt. Sie war früher erwacht, als er geplant hatte, sodass er ihre Postsedierungshalluzinationen verpasst hatte. Dabei war der optimale Moment immer während einer Halluzination.
Was immer er ihnen einflüsterte, bevor er sie betäubte, blieb ihnen im Bewusstsein, wenn sie wieder erwachten … Er hatte schon vor langer Zeit festgestellt, dass ihre Angst besser war als jede Droge und seinen Orgasmus gewaltig machte.
Doch das war ihm heute verwehrt geblieben. Sein Atem verlangsamte sich wieder, und seine rasenden Gedanken kamen zur Ruhe. Das das vordringliche Ziel war. Der Orgasmus war nur eine … eine Extrabeigabe.
Er stieg von ihr herunter und achtete peinlich genau darauf, nicht mit dem Blut, das aus ihrer Lippe quoll, in Berührung zu kommen. Er war immer sehr vorsichtig mit dem menschlichen Müll, den er aufsammelte. Huren und Junkies, total verseucht. Ekelerregend.

Er wirft die Tote in eine Grube und überschüttet sie mit Kalk. Die Grube hatte ihm der Gelegenheitsarbeiter Roger Eames vor zwanzig Jahren ausheben müssen, bevor der Psychopath ihn erschoss und als erstes von vielen Opfern in der Grube verschwinden ließ.

Die Schülerin Liza Barkley sucht nach ihrer älteren Schwester Lindsay. Die allein erziehende Mutter der beiden Mädchen war vor einem Jahr gestorben. Seither war Lindsay für Liza die wichtigste Bezugsperson, und sie wohnten zusammen. Erst jetzt merkt Liza, dass Lindsay nicht alle Geheimnisse mit ihr teilte: Als sie bei der Gebäudereinigung anruft, bei der ihre Schwester gearbeitet hatte, erfährt sie, dass Lindsay vor gut einem halben Jahr entlassen wurde.

Die Mordkommission stößt auf einen einige Tage älteren vorgetäuschten Suizid, dessen Parallelen mit dem Fall Martha Brisbane nicht zu übersehen sind: Strick, Kleid, High Heels, offenes Fenster. Den Spuren nach war die fünfunddreißigjährige Samantha Altman allerdings zuvor lebendig eingegraben und dann erst ermordet worden. Der Täter scheint die Phobien seiner Opfer zu kennen und sie vor und während ihrer Ermordung damit zu foltern.

In der Nacht auf den 22. Februar schlägt der Serienmörder erneut zu. Bei dem Opfer handelt es sich um die Sekretärin Christy Lewis, die ihr Einkommen als Nachtklubtänzerin aufbessert. Weil er von ihrer Schlangenphobie weiß, lässt er sie in ihrer Wohnung von einer Klapperschlange beißen. Dann zieht er ihr ein provozierendes Kleid an, drapiert sie wie eine erhängte Selbstmörderin und stellt hochhackige Schuhe auf den Boden. Er vergisst auch nicht, das Fenster zu öffnen.

Martha Brisbane war eine der Testpersonen, die im Rahmen einer von Eve Wilson durchgeführten Doppelblindstudie unter Pseudonymen und mit Avatars bei dem Massively Multiplayer Online Role-Playing Game „Shadowland“ mitmachen. Weil Eve befürchtet, dass Probanden dadurch spielsüchtig werden könnten, hat sie sich durch widerrechtliches Hacken des Surfers die Klarnamen beschafft, damit sie die Teilnehmer bei „Shadowland“ überwachen kann. Als ihr nun auffällt, dass Christy Lewis seit Stunden nicht mehr bei „Shadowland“ auftaucht, fährt sie zu der Adresse und sieht durchs offene Fenster die Tote am Strick hängen. Daraufhin alarmiert sie Noah Webster.

Zunächst glaubt Eve, dass Samantha Altman nicht zu ihren Testpersonen gehörte. Aber dann stellt sich heraus, dass Samantha sich unter dem Familienamen Porter angemeldet hatte, bald darauf geschieden wurde und wieder ihren Mädchennamen benutzte. Alle drei Opfer hatten bei Eves Projekt in „Shadowland“ mitgemacht. Kennt der Mörder die Teilnehmerliste ebenfalls? Warum tötet er Frauen, die bei „Shadowland“ mitspielen? Befindet Eve sich in Lebensgefahr?

Als Eve noch nicht volljährig war, hatte Dana Dupinsky Buchanan, die damalige Leiterin des Frauenhauses in Chicago, die Vormundschaft für sie übernommen. Von Danas Ehemann Ethan, einem Sicherheitsexperte für Computernetzwerke, lernte Eve, wie man sich in fremde Computer hacken kann. Im Frauenhaus lebte zu dieser Zeit auch Caroline Winters, eine mit ihrem vierzehnjährigen Sohn Tom vor ihrem gewalttätigen Ehemann geflüchtete Frau. Um wieder an Caroline heranzukommen, umwarb Rob Winters Eve, und die Achtzehnjährige blieb ahnungslos, bis sie zufällig ein Kinderfoto von Tom bei ihm entdeckte. Daraufhin wollte der Sadist sie umbringen, und obwohl er eine Pistole bei sich hatte, erschoss er sie nicht, sondern stach achtmal auf sie ein und zerschnitt ihr sowohl die rechte Hand als auch das Gesicht, bevor er sie zu erwürgen versuchte. Eve überlebte schwerverletzt. Im Krankenhaus musste ihr unter anderem die Gebärmutter entfernt werden. Mehrere kosmetische Operationen waren erforderlich, um ihr Gesicht wieder einigermaßen herzustellen. Wegen der kaputten Hand musste sie sich die angestrebte Karriere als Malerin aus dem Kopf schlagen. Rob Winters wurde verurteilt und in der Gefängnisdusche von Mithäftlingen erstochen.

Das Trauma hat Eve auch nach sechs Jahren noch nicht überwunden. Vor zwei Jahren kam sie nach Minneapolis, um Psychologie zu studieren. Sie traut niemandem außer den Wirtsleuten Sal und Josie, die ihr hier einen Job gaben, und ihren Freunden aus Chicago: Dana und Ethan, Caroline und Tom sowie Carolines zweitem Ehemann Max Hunter und dessen jüngerem Bruder David. Bei Carolines bester Freundin Mia Mitchell handelt es sich übrigens um die Schwester von Olivia Sutherland, einer Kollegin Noah Websters bei der Mordkommission in Minneapolis.

Nach dem Auffinden der toten Christy Lewis dringt der Mörder bei Eve in die Wohnung ein. Er will auf sie warten und sie töten. Aber statt ihr kommt ein Mann, und der Verbrecher stiehlt sich davon.

Bei dem Besucher handelt es sich um David Hunter. Er ist aus Illinois angereist, um das Dach des Hauses zu reparieren, in dem Eve wohnt. Nachdem Myron Daulton das Haus von seiner Mutter geerbt hatte, begann er, die Mieter hinauszuekeln, um die Immobilie besser verkaufen zu können. Eve blieb als einzige in ihrer Wohnung, auch als es durchs schadhafte Dach zu regnen begann.

Weil David erfahren hat, dass drei von Eves Testpersonen ermordet wurden, installiert er vorsichtshalber eine einfache Überwachungsanlage.

Tatsächlich kehrt der Mörder um 2 Uhr nachts zurück. In den Büschen vor dem Eingang entdeckt er die versteckte Kamera, bevor er in den Aufnahmewinkel gerät. Als er sie zertrümmert, wird Alarm ausgelöst. David, der auf dem Sofa schläft, springt auf, rennt nach unten, aber es ist niemand mehr da.

Auf dem Video der Überwachungskamera der zuletzt von Christy Lewis besuchten Kneipe fällt Noah Webster ein Wagen auf, der ihr in der Mordnacht folgte. Er ist auf den Optiker Axel Girard zugelassen. Der Verdächtige wird am 23. Februar festgenommen.

Für diesen Abend hat sich Rachel Ward im „Shadowland“ mit einem Mann verabredet, von dem sie nur den Avatar und den Vornamen John kennt. Ihr Ehemann Bernie war Lastwagenfahrer und viel unterwegs. Er betrog sie mit anderen Frauen, und schließlich ließ Rachel sich ebenfalls auf Affären ein. Das machte Bernie rasend. Als er vor fünf Jahren herausfand, in welchem Motel sie mit ihrem Geliebten war, legte er Feuer. Dabei starben der Liebhaber und zwei unbeteiligte Personen. Rachel kam zwar mit einer schweren Rauchvergiftung davon, aber seither versetzt Feuer sie in Panik. Und sie wagte es seit damals nicht mehr, mit einem Mann ins Bett zu gehen. Das möchte sie nun ändern. Doch sie wartet vergeblich in einer Bar auf John.

Der Mörder beobachtet sie und folgt ihr, als sie das Lokal verlässt. Er bringt sie in seine Gewalt, fesselt und knebelt sie, legt einen Feuerring und wartet, bis ihre Füße von den Flammen erfasst werden, bevor er sie erwürgt. Nachdem er die Tote in der gleichen Weise wie Samantha Altman, Martha Brisbane und Christy Lewis drapiert hat, verlässt er die Wohnung.

Er ist kaum hundert Meter weit gefahren, als ihm ein Polizeiauto entgegenkommt. Olivia Sutherland sitzt am Steuer. Ihr fällt der andere Wagen auf, und sie notiert das Kennzeichen. Das Auto ist auf Axel Girards Ehefrau Joan zugelassen!

Noah Webster überprüft einen Selbstmordfall vom 7. Februar, obwohl die Umstände nicht auf den Serienmörder hindeuten, denn Amy Millhouse trug normale Kleidung, als man sie fand. Ihre Mutter Geraldine hatte sie bereits abgeschnitten, als die Polizei eintraf. Als Noah Geraldine Millhouse erblickt, weiß er, dass sie nicht kräftig genug wäre, um eine erwachsene Person zu heben. Sie lügt. Erst nach einigen Nachfragen gibt sie zu, dass sie den Anblick der wie eine Hure angezogenen Tochter nicht ertragen habe. Ihr Sohn Larry Millhouse schnitt Amy ab, und sie zogen die Tote um, bevor sie die Polizei verständigten. Das fremde Kleid und die hochhackigen Schuhe warfen sie weg.

Marthy Brisbane war also nicht das erste Opfer des Serienmörders, sondern bereits das dritte, und Rachel Ward ist das fünfte.

Das Ehepaar Stuart und Priscilla Bolyard meldet sich bei der Polizei. Die beiden wollen am 13. Februar beobachtet haben, wie Martha Brisbane in einem Coffee Shop vergeblich auf jemand wartete und ihr dann ein Mann folgte. Als die Polizei zu ihnen kommt, sind beide tot. Jemand hat sie erschossen.

David Hunter ist an diesem Tag mit Eves Auto unterwegs. Plötzlich wird er von einem schwarzen Geländewagen überholt und von der Straße abgedrängt. David überschlägt sich. Verletzt und in dem Wrack eingeklemmt, ruft er Noah Webster an. Man bringt ihn ins Krankenhaus.

Offenbar galt der Mordanschlag Eve. David und Noah machen sich Sorgen um sie.

Dann stellt sich auch noch heraus, dass es sich bei einem Mann, der Eve kürzlich belästigte, gar nicht um den Reporter Kurt Buckland handelte. So hatte er sich ausgegeben. Der wahre Kurt Buckland wird vermisst. Ein von Eve gezeichnetes Phantombild bringt die Polizei auf die Spur von Dell Farmer.

Dells älterer Bruder Harvey, der nur „V“ genannt wurde, hatte einen Supermarkt ausgeraubt und den Besitzer erschossen. Von Jack Phelps verfolgt, war er über den Highway gerannt und dabei von einem Truck totgefahren worden. Als sein Bruder starb, lag Dell mit Vs Verlobter Katie im Bett. Harvey Farmer senior gibt Jack Phelps die Schuld am Tod seines älteren Sohnes. Seit einiger Wochen beobachtet er ihn mit Hilfe Dells und dokumentiert jede Unregelmäßigkeit im Dienst. Sobald er ausreichend Material gegen Jack Phelps gesammelt hat, will er ihn und damit die ganze Mordkommission bloßstellen.

Katie kommt überraschend zu ihm und warnt ihn, Dell werde wegen Mordes an dem Reporter Kurt Buckland gesucht. Erst jetzt erfährt Harvey, dass Dell vor drei Wochen Katie auf Jack Phelps ansetzte. In Dells Auftrag schlief sie mit dem Polizisten und fing die dienstlichen Anrufe auf seinem Handy ab.

Unvermittelt steht Dell in der Tür und überrascht Harvey und Katie. Weil er von der Polizei gesucht wird, geht er davon aus, dass sein Vater ihn verraten habe. Er erschießt ihn kurzerhand, schlägt Katie zusammen und nimmt sie mit. Dell beabsichtigt, sie zu Jack Phelps zu bringen, die beiden zu töten und einen erweiterten Selbstmord des Cops vorzutäuschen, um dessen Ruf zumindest posthum zu ruinieren.

Jack Phelps antwortet wieder einmal nicht auf Telefonanrufe seines Partners Noah Webster. Seine Kollegen finden ihn zusammen mit seiner durch einen Kopfschuss getöteten Geliebten Katie. Jack hat augenscheinlich versucht, sich mit einer Überdosis Tabletten das Leben zu nehmen. Im Krankenhaus wird ihm der Magen ausgepumpt.

In Dells Auto liegen leere Packungen der Medikamente Oxycodon und Valium, die er Jack Phelps offenbar zu schlucken zwang.

Harvey Farmers Leiche wird gefunden.

Noah will Eve zu Brock und Trina bringen. Dort, glaubt er, sei sie sicher. Aber die beiden wurden von Dell Farmer überfallen. Noah gelingt es, Dell zu überwältigen und festzunehmen.

Kurz nach Mitternacht nimmt Noah Eve mit nach Hause. Weil er von ihrer Traumatisierung weiß, hat er sich bisher zurückgehalten. Inzwischen vertraut sie ihm, und in dieser Nacht lässt sie sich darauf ein, mit ihm zu schlafen. Noah ist entsprechend behutsam.

Währenddessen bringt der Mörder Virginia Fox um und wiederholt zum letzten Mal das Ritual. Das halbe Dutzend ist voll. Mit dem „Projekt“ will er die Unfähigkeit der von Captain Bruce Abbott geleiteten Mordkommission demonstrieren. Nachdem er sich bei Virginia Fox wieder zusammennehmen musste, kommt er kurz darauf durch die Erdrosselung einer Prostituierten zum Orgasmus. In diesen Fällen braucht er sich wegen des Ejakulats und anderer Spuren keine Sorgen zu machen, denn diese Toten drapiert er nicht als Selbstmörderinnen, sondern löst sie samt ihren Habseligkeiten in seiner Grube auf. Nur die Schuhe aller Ermordeten sammelt er in einem Kellerregal. Die ersten stammen von Roger Eames, der ihm die Grube ausheben musste und von seiner Mutter.

Ann, mit der er seit zwanzig Jahren verheiratet ist, glaubt, dass er schwul sei und hat sich längst damit abgefunden, dass er sie nicht anfasst. Jeden Abend bringt er ihr eine Tasse Tee ans Bett, und bevor er sich seine Opfer holt, mischt er ein Schlafmittel in das Getränk. Wenn seine Frau am nächsten Morgen aufwacht, liegt er neben ihr und es sieht so aus, als sei er gar nicht fort gewesen.

Als er in dieser Nacht nach Hause kommt, liegt Ann nicht im Bett. Sie sitzt in einem Sessel und richtet eine Pistole auf ihn. Schon seit Tagen habe sie seinen Tee nicht mehr getrunken, sagt sie. Indem sie ihm folgte, entdeckte sie die Schuhe und die Grube mit den Leichen. Blitzschnell entreißt er ihr die Waffe und erschießt sie. Die Leiche legt er in den Kofferraum des auf sie zugelassenen schwarzen BMW.

Wenige Stunden später überwältigt er Liza Barkley auf dem Weg zum Schulbus. Er betäubt sie für kurze Zeit und packt sie zu der blutigen Leiche seiner Frau in den Kofferraum. Als Liza zu sich kommt, befürchtet sie, neben ihrer toten Schwester zu liegen.

Ein Auto, das zur Tatzeit bei den Bolyards gesehen wurde, ist auf Eves Studienbetreuer Dr. Donald Donner zugelassen. Ist er der Serienmörder? Immerhin hat er Zugang zu der Teilnehmerliste und weiß durch die von den Teilnehmerinnen ausgefüllten Fragebögen über ihre Ängste Bescheid.

Donner und seine Frau sind fort. Die Polizei überprüft die letzten Anrufe und stößt dabei auf Donald Donners Mutter Adele. Noah Webster fährt hin. Adele Donner und ihre Schwiegertochter sind da. Der Gesuchte sitzt tot auf einer Parkbank in der Nähe des Hauses seiner Mutter. Er erschoss sich. Er sei unheilbar krank gewesen, sagen die Frauen.

Die Abteilungsleiterin Natalie Clooney meldet den Tod der mit ihr befreundeten Mitarbeiterin Virginia Fox. Die Tote scheint sich erhängt zu haben. Alles sieht wie in den anderen fünf Mordfällen aus. Diesmal klebte der Täter allerdings nicht die offenen Lider fest, sondern stach die Augen aus. Seit Virginia Fox nämlich 1995 beim Erdbeben in Kobe drei Tage lang verschüttet gewesen war, fürchtete sie sich vor der Dunkelheit.

Weil anzunehmen ist, dass der Serienmörder es auch auf Eve abgesehen hat, erhält Noahs Kollege Kane den Auftrag, sie in eines der gesicherten Häuser der Polizei zu bringen. Auf dem Weg zu seiem Wagen in der Polizei-Garage wird Kane jedoch von hinten mit einem Schlagstock niedergestreckt. Eve rennt los, aber der Angreifer schießt ihr ins Bein. Dann betäubt er sie mit einer Injektion und zerrt sie in den Fond eines schwarzen BMW.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Nachdem Kane das Bewusstsein wiedererlangt und Alarm ausgelöst hat, schaut Noah sich immer wieder die Aufzeichnung der Überwachungskamera an, bis er das Gesicht des Mannes, der Eve in seiner Gewalt hat, in der Spiegelung einer Auto-Seitenscheibe erkennt. Es ist der Profiler Carleton Pierce.

In dessen Gesicht starrt Eve, als sie in einem Kellerraum nackt auf ein Bett gefesselt zu sich kommt. Pierce ist ebenfalls unbekleidet, sein Penis erigiert. Eve weiß, dass er weder Amy Millhouse, noch Samantha Altman, Martha Brisbane, Christy Lewis, Rachel Ward oder Virginia Fox sexuell missbrauchte. Sie kann nicht ahnen, dass die sechs Frauen eine Ausnahme waren. Weil die Leichen der Frauen gefunden werden sollten, damit die Medien über die Fälle berichten konnten, musste er darauf achten, weder Sperma- noch andere Spuren zu hinterlassen. Von den anderen Opfern ahnt Eve nichts. Und so kann sie auch nicht wissen, dass er die Frauen, die er anschließend in die Grube warf, während der Ermordung sexuell missbrauchte, indem er auf sie ejakulierte, während er sie erwürgte.

Aufgrund der von Noah entdeckten Aufnahmen beschafft ihm der Assistant District Attorney Brian Ramsey einen Durchsuchungsbeschluss für Carleton Pierces Haus. Dort riecht es aus der Badewanne nach hochkonzentriertem Reiniger. Eine genaue Untersuchung weist Blutspuren nach. Wurde Eve in der Badewanne ermordet?

Bei den Unterlagen in Pierces Tresor liegen Berichte des Privatdetektivs Hugh Robard über einen John Black in Fargo, North Dakota. Der letzte ist zehn Jahre alt und stammt aus der Zeit, zu der Hugh Robard vermisst gemeldet wurde. Die Polizei überprüft Hinweise auf ein Postfach in New Germany, Wisconsin, das auf den Namen Irene Black läuft.

John Black wird von Kollegen in Fargo ausfindig gemacht. Als man ihm ein Foto von Carleton Pierce zeigt, gibt er zu Protokoll, dass es sich bei dem Mann um seinen jüngeren Bruder Eddie handele, von dem er seit siebenundzwanzig Jahren nichts mehr gehört habe. Damals hatte Eddie die Mutter erwürgt und die Tote so drapiert, dass es wie ein Suizid aussah. John ließ sich jedoch nicht täuschen, denn Irene Black hing höher als es möglich gewesen wäre, wenn sie den Hocker mit den Füßen umgestoßen hätte. John behielt seinen Verdacht für sich, und sein Bruder verschwand kurz nach dem Tod der Mutter.

Aus dem Fernsehen erfährt Eddie Black alias Carleton Pierce, dass ein Haftbefehl gegen ihn vorliegt. Die Mordkommission hat ihn doch entlarvt. Das hätte er nicht erwartet. Das Haus, in dem er sich befindet, werden Noah und dessen Kollegen allerdings nicht mit ihm in Zusammenhang bringen, denn es gehörte dem Gelegenheitsarbeiter Roger Eames, den er nach dem Ausheben der Grube erschossen hatte. Dennoch muss er fort. Eve Wilson und Liza Barkley, die beide im Keller liegen, will er als Geiseln mitnehmen.

Er loggte sich in sein Bankkonto ein, und sein Herz setzte aus. Eingefroren. Keine Mittel verfügbar.
„Nein! Verdammt noch mal, nein!“ Seine Finger flogen über die Tastatur, als er die Seiten seiner Übersee-Konten aufrief. Eingefroren. Keine Mittel verfügbar.
Sie hatten alle seine Konten gesperrt. Sie waren bei ihm zu Hause gewesen. Hatten in seinen Sachen gewühlt. In meinen Sachen. Die Kontoauszüge hatten im Safe gelegen. Zusammen mit … Informationen über John.
Selbst Webster war schlau genug, um eine Verbindung zwischen John und Irene Black herzustellen.
Er ließ den Kopf in die Hände sinken. Er musste verschwinden. Und zwar sofort. Er griff nach seinem Messer und rannte die Treppe hinunter.

In der Hoffnung, Eve noch retten zu können, rast Noah mit seinem Cousin Brock zusammen nach New Germany. Dort fragen sie einen Briefträger nach Carleton Pierce. Der Name sagt ihm nichts. Fieberhaft denkt Noah nach. Für gewöhnliche Post gab Pierce vermutlich nur das Postfach an. Aber was ist mit Paketen? Möglicherweise ließ er sich die sechs Kleider und sechs Paar Schuhe schicken, die er für seine Inszenierungen benötigte. Tatsächlich erinnert sich der Briefträger an entsprechende Zustellungen vor kurzer Zeit, und er erklärt Noah und Brock den Weg zu dem Haus.

In der offenen Garage stehen ein Geländewagen, ein schwarzer BMW und ein brauner Civic mit offenem Kofferraum. Darin liegt ein gefesseltes und geknebeltes, in eine Decke eingewickeltes Mädchen: Liza Barkley. Sie sagt ihnen, der Mörder sei noch mit Eve im Keller.

Pierce hält Eve für bewusstlos, aber als er ihre Fesseln löst, tritt sie ihm mit einem Knie vor die Brust. Er wird zurückgeschleudert und reißt die Regale mit den Schuhen um. In diesem Augenblick kommt Noah über die Kellertreppe heruntergestürmt. Pierce trifft ihn mit einer Schaufel am Kopf und an der Schulter. Dann richtet er plötzlich eine Pistole auf Noah. Bevor er jedoch abdrücken kann, rammt Eve ihm das Messer, mit dem er die Fesseln zerschnitt, in den Rücken. Er stirbt auf dem Weg ins Krankenhaus.

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Einzelheiten hätte Karen Rose in dem Thriller „Todesstoß“ glaubwürdiger darstellen können. Mehr Mühe gab sie sich hinsichtlich der Komplexität, und die ist denn auch beeindruckend. Da kombiniert Karen Rose mehrere Lebensgeschichten, eine Romanze, zwei voneinander unabhängige Mehrfachmörder und polizeiliche Ermittlungsarbeit. Diesen Stoff, der für zwei Kriminalromane ausgereicht hätte, entwickelt sie streng chronologisch und mit exakten Zeitangaben. Dabei wechselt sie immer wieder die Perspektive und lässt uns auch dem erst einmal unbekannten Serienmörder über die Schulter schauen. Sie setzt nicht nur auf Spannung, sondern auch auf grausame Szenen. Dass sie ganze Passagen in Form von Dialogen geschrieben hat, macht „Todesstoß“ zu einer sehr leicht lesbaren, anschaulichen Lektüre.

Die Figur Evelyn („Eve“) Jayne Wilson ist übrigens nicht neu. Karen Rose führte sie bereits in ihren Kriminalromanen „Eiskalt ist die Zärtlichkeit“ (2003) und „Der Rache süßer Klang“ (2005) ein.

Den Roman „Todesstoß“ von Karen Rose gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Sabina Godec (Regie: Verena Roelvink, Köln 2011, 6CDs, ISBN 978-3-7857-4483-3).

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011
Textauszüge: © Knaur Verlag

Karen Rose: Todesbräute

Sam Waagenaar - Sie nannte sich Mata Hari
Sam Waagenaar sprach mit Menschen, die Mata Hari gekannt hatten; er las Briefe und Aufzeichnungen von ihr, studierte unveröffentlichte Dokumente von Scotland Yard und erhielt Einblick in französische Geheimakten. Auf dieser Grundlage schrieb er eine faktenreiche Biografie.
Sie nannte sich Mata Hari