Die Blechtrommel

Die Blechtrommel
Originaltitel: Die Blechtrommel - Regie: Volker Schlöndorff - Drehbuch: Jean-Claude Carrière, Volker Schlöndorff, Franz Seitz und Günter Grass, nach dem Roman "Die Blechtrommel" von Günter Grass - Kamera: Igor Luther - Darsteller: David Bennent, Mario Adorf, Angela Winkler, Daniel Olbrychinski, Katharina Thalbach, Charles Aznavour u.a. - 1979; 140 Minuten

Inhaltsangabe

Im Alter von drei Jahren weigert sich Oskar Matzerath weiter zu wachsen, weil er nicht so wie die Erwachsenen werden möchte. Er protestiert gegen die Gemeinheit der Spießbürger, indem er auf seine rotweiße Kindertrommel schlägt und mitunter seine schrille Stimme so anschwellen lässt, dass Glas zerspringt ...
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Kritik

Kongeniale und 1980 mit einem "Oscar" prämierte Verfilmung des grotesken Schelmenromans "Die Blechtrommel" von Günter Grass aus dem Jahr 1959.
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An einem späten Oktobernachmittag im Jahr 1899 sitzt Anna Bronski am Rande eines Kartoffelackers „im Herzen der Kaschubei“. Unter ihren vier Röcken versteckt sich der Brandstifter Joseph Koljaiczek vor den beiden Feldgendarmen, die ihn verfolgen. Anna Bronski seufzt, während die Polizisten sie nach dem Gesuchten befragen. Neun Monate später wird sie Mutter einer Tochter, die sie auf den Namen Agnes taufen lässt.

Agnes (Angela Winkler) verliebt sich in ihren Cousin Jan Bronski (Daniel Olbrychinski), zieht es aber vor, 1923 den Rheinländer Alfred Matzerath (Mario Adorf) zu heiraten — ohne darin einen Grund zu sehen, ihr Verhältnis mit Jan Bronski zu beenden.

Im September 1927, an seinem dritten Geburtstag, beschließt ihr Sohn Oskar (David Bennent), nicht mehr weiter zu wachsen, um nicht so wie die Erwachsenen zu werden. Er klettert heimlich durch die offen stehende Falltür in den Lagerkeller hinunter, legt seine neue rotweiße Kindertrommel vorsichtig auf den Zementfußboden, steigt dann wieder ein Stück nach oben, schätzt die Höhe ab, wählt schließlich die neunte Stufe und springt mit dem Kopf voran ab, im Fall ein Regal voller Flaschen mit Himbeersirup mitreißend.

Vier Wochen liegt Oskar im Krankenhaus. In dieser Zeit trommelt er ein Loch in seine Trommel. Wegen der zackigen scharfen Blechkanten will Alfred Matzerath seinem Sohn die Kindertrommel wegnehmen. Da schreit das Kind durchdringend, bis das Glas der Standuhr zerspringt. Und als der Hausarzt Dr. Hollatz, den Agnes Matzerath regelmäßig wegen ihres nicht mehr weiter wachsenden Sohnes konsultiert, nach der Kindertrommel greift, bringt Oskars Geschrei die Spiritus gefüllten Glasgefäße zum Platzen, in denen der Mediziner Schlangen, Kröten und Embryonen verschiedener Herkunft sammelt.

Mit seinem Trommeln protestiert Oskar gegen die Gemeinheit der Spießbürger und schafft Distanz zwischen sich und den Erwachsenen, die er aus der Froschperspektive beobachtet, ohne nach Erklärungen zu fragen.

Von den anderen Kindern im Hinterhof des Mietshauses versucht Oskar sich fern zu halten. Einmal spielen die etwa drei Jahre älteren Jungen und Susi Kater das Kochen einer Suppe. Einer spuckt in den Topf, der nächste wirft zwei lebende Frösche ins brodelnde Wasser, dann urinieren die Kinder hinein. Oskar steht abseits und beobachtet sie dabei. Als sie auf ihn aufmerksam werden, fallen sie über ihn her und flößen ihm zwangsweise ein paar Löffel von der „Suppe“ ein.

Mittwochs geht Agnes mit Oskar zu Dr. Hollatz in die Sprechstunde. Donnerstags macht sie Einkäufe in der Stadt. Bei dieser Gelegenheit trifft sie sich regelmäßig mit Jan Bronski in einer Pension. Oskar vertraut sie währenddessen Sigismund Markus (Charles Aznavour) an, dem Besitzer des Spielwarengeschäftes, bei dem sie auch fast jede Woche eine neue Kindertrommel kaufen muss. Einmal entschlüpft er dem freundlichen Ladeninhaber, steigt auf den Stockturm und schreit in die Tiefe, bis die Fenster im Foyer des Stadttheaters bersten. Als er zurückkommt, kniet Sigismund Markus weinend vor Oskars Mutter und schlägt ihr vor, mit ihm nach London zu gehen. Aber darauf geht Agnes Matzerath nicht ein.

Beim Besuch einer Zirkusveranstaltung im Frühjahr 1934 lernt der 10 Jahre alte und 94 cm große Oskar einen etwa gleich großen Liliputaner kennen, den 43 Jahre älteren Musikclown Bebra.

Alfred Matzerath tritt in die NSDAP ein.

Bei einer Massenveranstaltung auf der Maiwiese in Danzig versteckt Oskar sich unter dem Rednerpult. Als er dort auf seiner Blechtrommel „himmlisch locker“ Walzertakt vorgibt, wechselt auch die Musikkapelle in diesen Rhythmus, und das Volk beginnt zu tanzen.

Am Karfreitag 1934 bleibt der Kolonialwarenladen geschlossen. Alfred Matzerath, Agnes, Jan Bronski und Oskar fahren mit der Straßenbahn zum Badeort Brösen und gehen auf der Mole spazieren. Alfred Matzerath sieht einem Stauer zu, der den an einer Schnur angebundenen Kadaver eines Pferdekopfs aus dem Wasser holt, in dem sich Aale angesammelt haben. Der Mann zieht die sich windenden Tiere aus den Öffnungen des Schädels und steckt sie in einen mit grobkörnigem Salz halb gefüllten Kartoffelsack, damit sie ihren Schleim absondern. Agnes würgt ihr Frühstück auf die Steine. Jan hält ihr den Kopf. Alfred jedoch lacht und kauft dem Stauer ein Bündel Aale ab. „Bild dir bloß man nich ein, dass ich von dem Aal ess“, stöhnt Agnes. „Überhaupt kein Fisch ess ich mehr und Aale schon ganz und gar nicht.“

Zu Hause verschwindet Alfred Matzerath in der Küche, tötet die Aale und — während Agnes und Jan sich im Wohnzimmer bei den Händen halten — bereitet er eine Terrine Aalsuppe mit Salzkartoffeln zu. Als er damit aus der Küche kommt, kreischt Agnes auf, läuft ins Schlafzimmer und wirft sich schluchzend aufs Ehebett. Jan folgt ihr: „Nu komm Agnes, wir wolln das jetzt endlich vergessen. Alfred hat die Aale schon längst rausgebracht und ins Klo geschüttet. Wir dreschen jetzt einen anständigen Skat, von mir aus auch Viertelpfennigskat, und wenn wir dann alles hinter uns haben und wieder gut sind, macht Alfred uns Pilze mit Rührei und Bratkartoffeln.“

Zwei Wochen nach Ostern beginnt Agnes, Fisch zu verschlingen, von morgens bis abends, auch direkt aus den Büchsen. Bis sie mit einer Fischvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert wird und vier Tage später stirbt. Vom Arzt erfährt Alfred Matzerath, dass seine Frau im dritten Monat schwanger war.

Im Herbst 1937 oder im Frühjahr 1938 trifft Oskar erneut Bebra, der sich mit seiner Artistentruppe in den Dienst des Reichspropagandaministeriums gestellt hat. Der Musikclown macht Oskar mit seiner ebenfalls zwergwüchsigen Begleiterin Roswitha Raguna bekannt und lädt ihn ein, mitzukommen. Oskar zieht es vor, in Danzig zu bleiben.

Im November 1938 beobachtet er, wie SA-Männer in Sütterlinschrift „Judensau“ an das Schaufenster des Spielzeuggeschäfts von Sigismund Markus schreiben und dann mit den Stiefelabsätzen die Scheibe eintreten. Sie verwüsten den Laden und brechen das Büro auf. Da sitzt Sigismund Markus tot am Schreibtisch. Vor ihm steht ein ausgetrunkenes Wasserglas.

Nun gibt es niemand mehr, von dem Oskar Ersatz für seine durchgeschlagene Trommel bekommt. Deshalb lauert er am 31. August 1939 Jan Bronski auf und verlangt von ihm, dass er für eine Reparatur sorgt. Er weiß, dass Kobyella, der invalide Hausmeister der Polnischen Post am Heveliusplatz, dazu in der Lage ist. Jan Bronski fügt sich und fährt mit Oskar in der Straßenbahn hin.

Die SS-Heimwehr, die das Gebäude belagert, hält die beiden für harmlos und lässt sie passieren. Im Inneren wird Jan Bronski misstrauisch begrüßt, denn seine Kollegen dachten bereits, er wolle sich vor der Verteidigung des Postamts drücken. Während Jan Bronski sich mit den anderen hinter den Sandsäcken verschanzt, findet Oskar in der verlassenen Dienstwohnung des Oberpostsekretärs Naczalnik eine weiß-rot lackierte Kindertrommel. Sie liegt auf dem obersten Brett eines Regals, unerreichbar für den kleinen Oskar. Trotzdem strebt er darauf zu. Kobyella zerrt ihn zurück. Der Invalide wird von Granatsplittern getroffen. Durch die von der Explosion ausgelöste Erschütterung fällt Oskar die ersehnte Blechtrommel in die Arme.

Kobyella stirbt. Die Belagerten ergeben sich. Mit erhobenen Armen, die Hände im Nacken verschränkt, stellen sich die Männer an die Hofmauer. Oskar tritt Schutz suchend zwischen zwei gutmütig aussehende Männer der Heimwehr, imitiert klägliches Weinen und weist mit anklagenden Gesten auf Jan, als ob dieser ein unschuldiges Kind in die Polnische Post geschleppt habe. Jemand bringt den Jungen in die Städtischen Krankenanstalten, von wo Alfred Matzerath ihn später abholt.

31 Männer, darunter Jan Bronski, werden füsiliert.

Weil Oskar weder fähig noch gewillt ist, hinter dem Ladentisch des Kolonialwarenladens seines Vaters zu stehen und die Kundschaft zu bedienen, stellt Alfred Matzerath Maria Truczinski ein, die Tochter einer im selben Haus wohnenden Familie.

Im Sommer 1940 geht der 16-jährige Oskar mit der ein Jahr älteren Maria mehrmals zum Baden an die Ostsee. Da man ihn für ein Kind hält, hat niemand etwas dagegen, dass er seiner Begleiterin in Umkleidekabinen der Damenabteilung folgt. Bei so einer Gelegenheit schüttet er Maria etwas Brausepulver mit Waldmeistergeschmack in die hohle Hand, beugt sich vor und lässt es mit seinem Speichel zischen und aufschäumen. Erregt leckt Maria ihre Hand ab.

Etwa zur gleichen Zeit beginnt Alfred Matzerath sich regelmäßig in einer Kneipe mit Skatbrüdern zu treffen. An diesen Abenden nimmt Maria den Sohn ihres Arbeitgebers mit zu ihrer Mutter, die im selben Haus wohnt. Frau Truczinski findet nichts dabei, dass Oskar mit ihrer Tochter im selben Bett schläft. Immer häufiger wiederholen die beiden das Spiel mit dem Brausepulver. Da Maria dabei mit den Beinen strampelt, rutscht ihr das Nachthemd hoch und rollt sich unter ihren Brüsten zusammen. Oskar füllt ihre Nabelgrube mit Brausepulver. Maria sträubt sich zunächst dagegen, dass er sie am Bauch leckt, aber als es in dem Krater zu kochen beginnt, lässt sie ihn gewähren.

Maria wird schwanger. Oskar hält sich für den Vater des Ungeborenen und lässt sich von dieser Überzeugung auch nicht abbringen, als er sie mit Alfred Matzerath auf der Chaiselongue im Wohnzimmer überrascht. Alfred Matzerath heiratet Maria Truczinski, und am 12. Juni 1941 wird sie von ihrem Sohn Kurt entbunden.

Oskar trifft Bebra und Roswitha Raguna erneut. Der Musikclown trägt inzwischen eine deutsche Hauptmanns-Uniform und ist Angehöriger einer Propagandakompanie. Roswitha gesteht Oskar, sie habe ständig an ihn denken müssen. Das rührt ihn, und diesmal schließt er sich den beiden an, als sie im Sonderabteil eines Fronturlauberzugs nach Metz fahren.

Im April 1944 verlassen die Artisten Paris und reisen zu Auftritten an den Atlantikwall.

Zwei Monate später landen die Alliierten in der Normandie. Bebras Künstlertruppe soll mit dem Regimentsstab zurückverlegt werden. Roswitha hat noch nicht gefrühstückt und bittet Oskar, ihr einen Becher Kaffee aus der Feldküche zu holen. Der befürchtet, die Abfahrt des Lastwagens zu verpassen und weigert sich. Da springt Roswitha selbst von der Ladefläche, läuft mit Kochgeschirr und Stöckelschuhen hin und „erreicht[e] den heißen Morgenkaffee gleichzeitig mit einer dort einschlagenden Schiffsgranate“.

Roswitha ist tot. In Berlin trennt Oskar sich von Bebra und reist allein weiter nach Danzig, wo er am 11. Juni 1944 eintrifft, einen Tag vor dem dritten Geburtstag seines Sohnes oder Halbbruders Kurt.

Die Bewohner des Mietshauses verstecken sich vor den anrückenden Russen im Keller. Alfred Matzerath löst das Parteiabzeichen vom Jackettaufschlag und lässt es fallen. Kurt und Oskar balgen sich darum. In dem Augenblick, als eine Gruppe mit Maschinenpistolen bewaffneter russischer Soldaten die Falltür aufklappt, kriegt Oskar das Parteiabzeichen seines Vaters zu fassen. Drei Russen vergewaltigen der Reihe nach Lina Greff, die Witwe des päderastisch veranlagten Gemüsehändlers, der sich im Oktober 1942 aufhängte. Ein anderer Soldat nimmt Oskar auf den Schoß. Der entdeckt Läuse am Kragenrand des Mannes. Um sie fangen zu können, muss er beide Hände frei haben. Deshalb drückt er das Parteiabzeichen seinem Vater in die Hand. Alfred Matzerath erschrickt. Statt es in der Hand zu lassen, will er es verschlucken, aber mit der offenen Nadel bleibt es im Hals stecken. Er würgt, läuft rot an, hustet, weint und kann die Hände nicht mehr oben lassen. Da werden die Russen nervös und erschießen Alfred Matzerath.

Beim Begräbnis seines Vaters beschließt der 21-jährige Oskar, wieder zu wachsen und wirft deshalb die Trommel ins offene Grab. Fast gleichzeitig wird er am Hinterkopf von einem Stein getroffen, den Kurt geworfen hat, und stürzt selbst in die Grube.

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Die Verfilmung des grotesken Schelmenromans „Die Blechtrommel“ von Günter Grass aus dem Jahr 1959 wurde mit einem „Oscar“ in der Kategorie „Bester ausländischer Film“ ausgezeichnet. Die Trophäe gab es erst 2003 wieder für einen deutschen Film: „Nirgendwo in Afrika“.

Ein Spielfilm ist als Medium ungeeignet, um der orientalischen Fabulierlust des Romanciers nachzueifern. Das hat Schlöndorff klugerweise auch gar nicht versucht, und er hat darüber hinaus auch darauf verzichtet, die verschachtelte Struktur des komplexen Romans nachzuahmen. Stattdessen hat er sich auf prägnante Szenen aus den beiden ersten Büchern beschränkt und präsentiert diese mehr oder weniger chronologisch. Günter Grass erklärte dazu ausdrücklich sein Einverständnis.

David Bennent erwies sich als Idealbesetzung: Niemand anderes hätte Oskar Matzerath so kongenial verkörpert wie er.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002

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