Der einzige Zeuge

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Der einzige Zeuge

Der einzige Zeuge – Originaltitel: Witness – Regie: Peter Weir – Drehbuch: William Kelley, Earl W. Wallace, Pamela Wallace – Kamera: John Seale – Schnitt: Thom Noble – Musik: Maurice Jarre – Darsteller: Harrison Ford, Kelly McGillis, Danny Glover, Alexander Godunov, Josef Sommer, Lukas Haas, Jan Rubes, Brent Jennings, Patti LuPone. Viggo Mortensen, Timothy Carhart u.a. – 1985; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Samuel, der 7-jährige Sohn der jungen amischen Witwe Rachel Lapp, wird auf dem Bahnhof von Philadelphia Zeuge eines Mordes. Ein Polizist schneidet einem Kollegen die Kehle durch, damit seine korrupten Machenschaften nicht aufgedeckt werden. John Book leitet die Ermittlungen, und als er herausfindet, dass der Polizeichef zu den Verbrechern gehört, versteckt er sich mit Rachel und dem Zeugen auf dem Hof von Samuels Großvater in einer amischen Gemeinde ...
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Kritik

"Der einzige Zeuge" ist eine Mischung aus Thriller, Western, Romanze und Milieustudie. Peter Weir stellt dem von Verbrechen geprägten Stadtleben die scheinbare Idylle einer amischen Landgemeinde gegenüber.
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Nach dem Tod ihres Ehemanns Jakob verlässt Rachel Lapp (Kelly McGillis) mit ihrem siebenjährigen Sohn Samuel (Lukas Haas) die amische Gemeinde im Lancaster County, in der sie lebten und will zu ihrer Schwester fahren. Der Zug von Philadelphia nach Baltimore hat mehrere Stunden Verspätung. Die verbringen Rachel und der Junge im Warteraum des Bahnhofs. Als Samuel zur Toilette geht, wäscht sich gerade ein Mann die Hände. Das Kind benutzt eine der Kabinen, lässt aber die Tür nur angelehnt und wird Zeuge, wie der Mann im Waschraum von zwei anderen Männern überfallen und ermordet wird. Der Afroamerikaner, der dem Opfer die Kehle durchgeschnitten hat, überprüft zwar alle Kabinen, entdeckt aber den Jungen nicht, der inzwischen seine Tür verriegelt hat und unter der Trennwand hindurch in die Nachbarkabine kriecht, während der Mörder die Tür auftritt.

Detective Captain John Book (Harrison Ford) leitet die Ermittlungen. Er nimmt Rachel und Samuel mit aufs Revier, wo er dem jungen Zeugen Fahndungsfotos von Verbrechern zeigt. Der Gesuchte ist nicht darunter. Während John telefoniert, geht Samuel herum und erkennt auf dem Foto eines ausgehängten Zeitungsartikels den Mörder. Es handelt sich um den im Rauschgiftdezernat arbeitenden Polizeileutnant James McFee (Danny Glover). Vor einiger Zeit verschwand eine größere Menge beschlagnahmter Drogen, und John verdächtigt McFee, sie unterschlagen zu haben. Dazu passt, dass es sich bei dem Ermordeten um einen Kollegen handelte, der den Fall untersuchte.

Um James McFee mit Hilfe des Zeugen überführen zu können, hält John Rachel davon ab, nach Baltimore zu reisen. Stattdessen bringt er sie und ihren Sohn bei seiner Schwester Elaine (Patti LuPone) in Philadelphia unter. Kurz nachdem er seinen Vorgesetzten, den Polizeichef Paul Schaeffer (Josef Sommer), darüber unterrichtet hat, wird er von James McFee in einer Parkgarage angegriffen und durch einen Schuss seitlich am Bauch verletzt.

Weil John nun weiß, dass der Polizeichef zu den Komplizen des Mörders gehört und der junge Zeuge und dessen Mutter bei Elaine nicht mehr sicher sind, bringt er sie mit dem Auto zurück in die amische Gemeinde. Rachels Schwiegervaters Eli Lapp (Jan Rubes) nimmt die beiden auf. Durch den starken Blutverlust ist John so geschwächt, dass er unweit des Hofs hinter dem Lenkrad zusammenbricht und in den Graben fährt. Weil ein Patient mit einer Schussverletzung in einem Krankenhaus gemeldet werden müsste und die korrupte Polizei dadurch erneut auf die Spur des Zeugen kommen würde, lässt John sich nur von dem Arzt Stolzfus (Frederick Rolf) in der amischen Gemeinde behandeln. Weil die Amischen kein Telefon haben, muss John warten, bis er aufstehen und zu einer Telefonzelle außerhalb der Gemeinde gehen kann. Dann ruft er seinen vertrauenswürdigen Kollegen Sergeant Elton Carter (Brent Jennings) an und beauftragt ihn, alle Hinweise auf den Zeugen aus der Akte über den Mordfall zu entfernen.

Rachel stellt John amische Kleidung ihres Ehemanns zur Verfügung. Weil die Amischen keine Waffen dulden, muss er seine entladene Dienstpistole im Küchenschrank verstecken. Von Eli Lapp dazu aufgefordert, hilft John bei der Arbeit auf dem Hof mit. Außerdem beteiligt er sich tatkräftig am Bau einer Scheune für ein frischverheiratetes Paar. Dadurch verschafft er sich Anerkennung in der amischen Gemeinde.

Eli macht sich jedoch Sorgen, denn es entgeht ihm nicht, wie John und Rachel sich ansehen. Die beiden haben sich verliebt. Als John das in einer Scheune versteckte Auto repariert, bekommt das Radio plötzlich Strom, und der Song „Wonderful World“ von Sam Cooke, Herb Alpert und Lou Adler erklingt. Spontan tanzt John mit Rachel dazu. Eli ist entsetzt, als er die beiden entdeckt, denn in der Gemeinde wird ohnehin bereits über Rachel und den Yankie getuschelt. Kurz darauf sieht John durch einen Türspalt, wie Rachel sich mit nacktem Oberkörper wäscht. Sie bemerkt ihn, aber statt ihre Brüste zu bedecken, wendet sie sich ihm zu und schaut ihn wortlos an. Am nächsten Morgen erklärt er ihr: „Wenn wir letzte Nacht miteinander geschlafen hätten, müsste ich bleiben oder du müsstest mit mir fortgehen.“ Er weiß, dass Rachel von dem zur amischen Gemeinde gehörenden Familienfreund Daniel Hochleitner (Alexander Godunov) umworben wird, der für Eli Lapp wie ein Sohn ist.

Als John erneut mit Elton Carter telefonieren möchte, erfährt er, dass dieser „in Ausübung seiner Pflicht“ ums Leben kam. Da ahnt er, dass sein Partner ermordet wurde, weil er ihn und den Zeugen nicht verriet. Paul Schaeffer hat zwar herausgefunden, dass John und der Zeuge bei den Amischen sind, kennt aber noch nicht den Ort.

Eine Gruppe von Amischen fährt in die Stadt, um Besorgungen zu erledigen. Drei Jugendliche stellen sich den beiden Kutschen in den Weg und pöbeln die Insassen an. Weil sie wissen, dass die Amischen gewaltfrei leben, glauben sie, nichts zu riskieren. Daniel Hochleitner nimmt es denn auch hin, dass ihm einer der Jugendlichen das Gesicht mit Speiseeis beschmiert und ihm den Hut vom Kopf schlägt. John kann sich nicht länger beherrschen. Er steigt aus und schlägt zwei der drei Jugendlichen zusammen. Ein Zeuge, der sich über den gewalttätigen Amischen wundert, meldet den Vorfall der kurz darauf eintreffenden Besatzung eines Streifenwagens. Das bringt die Polizei auf Johns Spur.


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John ist klar, dass er sich durch das für einen Amischen unübliche Verhalten verraten hat. Am nächsten Morgen will er die Gemeinde verlassen. Als Abschiedsgeschenk bastelt er ein Spielzeug für Samuel und stellt ein von ihm inzwischen repariertes Vogelhaus auf. Rachel legt ihre Haube ab, rennt zu ihm hinaus, wirft sich ihm in die Arme und lässt sich von ihm leidenschaftlich küssen.

Während John mit Samuel in einer Scheune ist, kommen Paul Schaeffer, James McFee und ihr Komplize Fergie (Angus MacInnes) auf den Hof. Eli ruft eine Warnung für John. Der schickt daraufhin Samuel zu den Hochleitners. Weil er unbewaffnet ist und das Auto nicht anspringt, muss John sich verstecken. Aber es gelingt ihm, Fergie in ein Silo zu locken. Dort öffnet er einen Schieber, und der korrupte Polizist erstickt in dem Schwall der herabstürzenden Maiskörner. John gräbt das Gewehr des Toten aus und erschießt damit McFee.

Schaeffer nimmt Eli und Rachel als Geiseln und hält der jungen Frau eine Pistole an den Kopf. Mit der Drohung, sie zu töten, bringt er John dazu, das Gewehr fallen zu lassen. Samuel, der doch nicht zu den Hochleitners gelaufen ist, hat jedoch einen Wink seines Großvaters verstanden und läutet die Glocke der Gemeinde. Daraufhin rennen die auf den Feldern arbeitenden Männer herbei. Schaeffer gibt auf, lässt sich von John entwaffnen und festnehmen.

Nachdem der korrupte Polizeichef in einem Streifenwagen weggebracht wurde, fährt John mit seinem reparierten Wagen los. Nach ein paar hundert Metern kommt ihm Daniel Hochleitner zu Fuß entgegen: Augenscheinlich ist er auf dem Weg zu Rachel.

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„Der einzige Zeuge“ ist eine Mischung aus Cop-Thriller, Großstadt-Krimi, Western, Romanze und Milieustudie, vor allem aber ein Film über den Gegensatz zwischen dem Stadt- und dem Landleben. Peter Weir zeigt die Polizei einer US-amerikanischen Großstadt, die einschließlich des Chefs korrupt ist und nicht vor Morden zurückschreckt. Den Kontrast dazu bildet eine amische Gemeinde, die in ihrer kompromisslosen Friedfertigkeit jede Gewalt ablehnt, solidarisch zusammenhält und in einer vorindustriellen Lebensweise verharrt. Allerdings stellt Peter Weir die amische Gemeinde nicht als Ideal dar, sondern lässt erkennen, dass die scheinbare Idylle mit einer rigiden und entbehrungsreichen Moral zusammenhängt, die von der Gemeinde erbarmungslos durchgesetzt wird.

Die Dreharbeiten für „Der einzige Zeuge“ fanden in Philadelphia und im Siedlungsgebiet der Amischen in Lancaster County/Pennsylvania statt. Allerdings durften amische Siedlungen nicht gefilmt werden. Die Filmcrew musste die Häuser und Scheunen von Amischen nachbauen oder ähnlich aussehende Gebäude von Mennoniten als Kulissen verwenden. Es sind auch keine echten Amischen als Schauspieler oder Statisten zu sehen. Die Amischen lehnten das Filmprojekt ab. Besonders verärgert waren sie über Kelly McGillis, die sich vorübergehend bei einer amischen Familie eingeschlichen hatte, um sich auf die Rolle vorzubereiten.

Echte Amische verwenden in der Gemeinde „Deitsch“ bzw. „Pennsylvania Dutch“, eine auf alten pfälzischen Dialekten basierende Sprache. In der Originalfassung „Witness“ sprechen die Amischen dagegen Hochdeutsch.

Das Drehbuch und der Schnitt von „Der einzige Zeuge“ wurden 1986 mit je einem „Oscar“ ausgezeichnet. Nominiert hatte man „Der einzige Zeuge“ in sechs weiteren Kategorien: Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller, Beste Kamera, Bestes Szenenbild, Beste Filmmusik.

Synchronstimmen in der deutschen Fassung von „Der einzige Zeuge“:
Wolfgang Pampel (John Book), Evelyn Maron (Rachel Lapp), Herbert Stass (Eli Lapp), Friedrich W. Bauschulte (Paul Schaeffer), Axel Lutter (James McFee), Ronald Nitschke (Elden Carter), Detlef Bierstedt (Daniel Hochleitner), Monica Bielenstein (Elaine) u.a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015

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