Markus Werner : Festland

Festland
Festland Residenz Verlag, Salzburg und Wien 1996
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Seine Tochter Julia hat Kaspar Steinbach seit ihrer Konfirmation nicht mehr gesehen. Jetzt hat sie jetzt gerade ihr Studium beendet. In einer psychischen Krise, die sich auch in körperlichen Symptomen äußert, bittet Steinbach seine Tochter, ihn erstmals zu besuchen. Sie folgt der Aufforderung widerstrebend ...
mehr erfahren

Kritik

Die Sprache, mit der Julias Vater seine Reflexionen formuliert, besticht durch detailgenaue Beschreibungen oft sehr delikater Situationen: "Festland".
mehr erfahren

Seine Tochter Julia hat Kaspar Steinbach seit ihrer Konfirmation nicht mehr gesehen. Sie hat jetzt gerade ihr Studium beendet und ist unentschlossen, was sie anfangen soll („die Melancholie der Erfüllung“, wie ihr Vater das nennt). Kaspar Steinbach ist 50 Jahre alt („der namenlose Raum zwischen dreißig und sechzig“); er hat sich vom kleinen Beamten zum vielbeschäftigten Sekretär eines Rechtsberaters in der Privatwirtschaft hochgearbeitet. Außer seinem Beruf kennt er keine Interessen.

In einer psychischen Krise, die sich auch in körperlichen Krankheitssymptomen äußert, bittet er seine Tochter, ihn erstmals zu besuchen. Sie folgt der Aufforderung widerstrebend.

In den Gesprächen, die eigentlich Monologe des Vaters sind („ich komme mir vor wie ein Diktiergerät“, denkt Julia), erfährt die Tochter, wie ihr schüchterner, von kleinbürgerlichen Eltern unterdrückter Vater (der von den Großeltern Julias, bei denen sie aufgewachsen ist, als „blutleer, schäbig und viertelsgebildet“ beurteilt wird) ihre Mutter Lena kennengelernt hat. Die zwei Jahre ältere, „einschüchternd schöne“, gewandte, aus gut situiertem Haus stammende Dolmetscherin setzte es sich in den Kopf, den mit 24 Jahren sexuell noch unerfahrenen Mann zu verführen. Julia wird mit der Tatsache konfrontiert, dass sie ihre Existenz einem geplatzten Kondom zu verdanken hat. Der Vater schildert die gemeinsamen Jahre mit der manisch-depressiven Frau, die ihn schon bald von der Kindererziehung und ihrem Leben fernhielt, und deutet an, dass sich Lena umgebracht haben könnte.

Die Gespräche, die sich über mehrere Tage hinziehen, scheinen Kaspar Steinbach Auftrieb zu geben, sich von seinem Burn-out-Syndrom zu befreien; er bietet Julia seine Ferienwohnung an und schenkt ihr einen Ohrclip von Lena. Aber aus seiner Isolation und selbst gewählten Einsamkeit („eine Tränensackexistenz“) kann und will er sich nicht lösen. Eine nähere Beziehung mit seiner Tochter scheint er nicht anzustreben.

Julia braucht eine Weile, um mit ihrer Irritation zurechtzukommen. Schließlich schöpft sie Kraft für einen Neubeginn: „Ich habe zu warten aufgehört und den Koffer gepackt …“

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Die Sprache, mit der Julias Vater seine Reflexionen formuliert, besticht durch detailgenaue Beschreibungen oft sehr delikater Situationen. Die teilweise antiquiert anmutende (vielleicht auch durch Schweizer Idiom bedingte) Ausdrucksweise unterstreicht seine Denkweise und hebt sich deutlich von der modernen Alltagssprache der Tochter ab. Hätte der Autor seinem Protagonisten für die intimen Geständnisse nicht besser einen Sohn statt einer Tochter gegenübergestellt? Aber Kaspar Steinbach wollte ja „weg vom Festland“.

Eine ziemlich lange Inhaltsangabe für ein Buch von 140 Seiten! Was wohl zeigt, wie fesselnd Markus Werner die Vergangenheitsbewältigung des Vaters und die über Julia hereingebrochene Verwirrung in „Festland“ darstellt.

 

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Irene Wunderlich 2002

Markus Werner: Zündels Abgang
Markus Werner: Am Hang

Ellen Sandberg - Der Verrat
Man kann "Der Verrat" als packende Familientragödie oder spannenden Kriminalroman lesen. Der Plot dreht sich um Lüge und Verrat, Schuld, Rache und Vergebung. Ellen Sandberg inszeniert das Geschehen lebendig und anschaulich. Mit Hinweisen und Andeutungen, falschen Fährten und überraschenden Wendungen sorgt sie für Spannung.
Der Verrat