Petra Karla Müller : (K)ein Mord an Bord

(K)ein Mord an Bord
(K)ein Mord an Bord oder Das süße Kreuzfahrtleben. Zwischen Polarmeer und Schweinegang Originalausgabe KellnerVerlag, Bremen 2020 ISBN 978-3-95651-237-7, 300 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Die 39-jährige Hauptkommissarin Leonie Böhm unternimmt eine Kreuzfahrt von Bremerhaven nach Spitzbergen, gewinnt dabei eine gute Freundin und begegnet Michael Klaus, dem Mann ihres Lebens. Während die Gäste sowohl die Seeluft als auch das gute Essen genießen, finden hinter den Kulissen zum Teil schlimme Auseinandersetzungen statt ...
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Kritik

Das Buch "(K)ein Mord an Bord oder Das süße Kreuzfahrtleben" von Petra Karla Müller wird als Krimi angeboten, und bei der Hauptfigur handelt es sich um eine Hauptkommissarin. Das weckt falsche Erwartungen, denn es ist kein Spannungsroman, sondern eine flott geschriebene, leichte und unterhaltsame Urlaubslektüre.
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Leonie

Die 39-jährige Hauptkommissarin Leonie Böhm gewinnt eine Kreuzfahrt von Bremerhaven nach Spitzbergen und zurück nach Kiel in einer Suite auf der MS Golf. Ihre Erwartungen sind zunächst gering, und beinahe hätte sie darauf verzichtet, aber schon nach kurzer Zeit fühlt sie sich wohl an Bord und genießt sowohl die Seeluft als auch das gute Essen.

Sie freundet sich mit der 20 Jahre älteren Witwe Rosamunde an, die auch zu Lebzeiten ihres Ehemanns Willi Schiffsreisen allein unternahm, weil er schon in der Badewanne seekrank wurde.

Leonie verliebt sich in den Bordlektor Henrik, aber das Geturtel dauert nur wenige Tage – bis Leonie Michael Klaus begegnet, einem IT-Spezialisten Mitte 40, der seit einiger Zeit für eine Unternehmensberatung arbeitet und von der Reederei den Auftrag bekommen hat, diese Kreuzfahrt auf der MS Golf hinsichtlich Dienstleistung und Kundenzufriedenheit zu beurteilen. Michael war 17 Jahre lang mit seiner Jugendliebe Corinna zusammen, aber nach 15 Ehejahren trennte sie sich von ihm und zog mit einer neuen Lebensgefährtin zusammen. Seit fünf Jahren ist Michael Single. Für ihn und Leonie ist es die große Liebe.

Hinter den Kulissen

Das Zimmermädchen Susi hat sich mit dem Kochgehilfen Lutz zu einem Stelldichein verabredet, und sobald sie übereinander hergefallen sind, kommt für Susi unerwartet Lutz‘ Kollege Lothar dazu. Sie ist zwar nicht prüde und hat ihren Spaß an dem Dreier, ärgert sich jedoch über das abgekartete Spiel der beiden Männer und nutzt ein paar Tage später die Schikanen bei der Polarkreistaufe, um sich an ihnen zu rächen.

Der Zahlmeister Berthold Töpfer freut sich auf ein Wiedersehen mit „Blümli“, die versprochen hat, in Tromsø an Bord zu kommen und der er dann einen Heiratsantrag machen will. Die Alleinerbin eines Schweizer Schokoladen-Fabrikanten, hat allerdings beschlossen, den Rat ihres Vaters zu befolgen und demnächst Fabian zu heiraten, den Erben eines internationalen Unternehmens. Sie möchte ihre Beziehung mit Berthold allerdings nicht aus der Ferne, sondern im persönlichen Gespräch beenden.

Trotz ihrer Trennungsabsicht schläft sie an Bord der MS Golf mit Berthold, und weil sie es nicht fertigbringt, ihm die Wahrheit zu sagen, schleicht sie sich am nächsten Morgen in Hammerfest durch den zum Be- und Entladung benutzten Schweinegang von Bord und hinterlässt ihm nur einen Zettel. (Neun Monate später wird sie eine Tochter zur Welt bringen.)

Mathias Baum, der bürgerlich Käse heißt, fungiert auf der MS Golf als Kreuzfahrtdirektor. Er trinkt zu viel, und es kommt immer wieder vor, dass er im Rausch seine 27-jährige Lebensgefährtin und Assistentin Sabine Wellenbrink schlägt.

In Hammerfest übernimmt Mathias von einem früher in der DDR stationierten russischen Offizier mit Vornamen Boris vier Säcke mit Kaviardosen, die er nach Deutschland schmuggeln will. Obwohl sich der Kreuzfahrtdirektor schon zusätzlich als Chefentertainer bezahlen lässt, bessert er sein Einkommen auch noch regelmäßig durch illegale Geschäfte mit Boris auf.

Alma Grosser, die Marketingchefin einer bekannten Plattenfirma, spielt gern ihre Überlegenheit gegenüber Männern aus – und wählt den Kreuzfahrtdirektor als nächstes Opfer, obwohl er für sie eigentlich eine zu leichte Beute darstellt, weil er sich ein sexuelles Abenteuer mit der attraktiven Mittvierzigerin erträumt und zugleich auf einen Plattenvertrag hofft. Er lässt sich von ihr überreden, Champagner zu bestellen, und als sie nach Mitternacht auf Kaviar Appetit bekommt, beeilt er sich, Eis zu beschaffen, um damit zwei Kaviardosen und eine weitere Flasche Champagner zu kühlen. Als er sie in seine nach Zigarettenrauch riechende Kabine bittet, werden sie von Sabine überrascht. Sie zieht sich rasch zurück und beschließt nun endgültig, sich von Mathias zu trennen. Sobald er die Dosen geöffnet hat, steigt Alma der üble Geruch des verdorbenen Kaviars in die Nase, und sie verlässt ihn schimpfend.

Mathias muss den ungenießbaren Kaviar loswerden. Nachdem es ihm gelungen ist, zwei der vier blauen Säcke über Bord zu werfen, löst allerdings Andrea, die erstmals zum Team der Reiseleitung gehört, mit dem Ruf „Mann über Bord“ Alarm aus, denn sie hält das Blaue, das sie untergehen sah, für ein Kleidungsstück.

Nachdem sich der 47 Jahre alte hanseatische Kapitän Hinrich Brakendorff vergewissert hat, dass niemand fehlt, setzt er die Kreuzfahrt fort.

Mathias, der Andrea von Anfang an für eine Fehlbesetzung gehalten hat, beschließt nun aufgrund ihres Geschreis, ihr zu kündigen, und weil er für eine mündliche Konfrontation zu feige ist, schreibt auf ein Blatt Papier:

„Es kann so nicht weitergehen. Es muss beendet werden. Diese Trennung ist traurig, aber notwendig.“

In der Offiziersmesse erklärt Sabine ihm, dass die Beziehung beendet sei. Damit will er sich nicht abfinden, und er packt sie. Berthold Töpfer hört Sabine schreien und eilt herbei. Sabine versichert ihm zwar, es sei alles in Ordnung, aber nachdem sie den Raum verlassen hat, geraten die beiden Männer aneinander. Mathias schubst Berthold. Der stürzt und schlägt mit dem Kopf gegen eine Kante des über ein Schiffsmodell gestülpten Aquariums.

Mathias zerrt den Toten unbemerkt in den Schweinegang und lässt ihn dort zwischen Müll und Erbrochenem liegen.

Als der Schiffsarzt Dr. Peter Kästner zu der Leiche gerufen wird, geht er sofort von einem „Myocardinfarkt bei obliterierender Koronoasklerose“ aus, denn er weiß von den Herzproblemen des Zahlmeisters. Ohne weitere Untersuchungen stellt er den Totenschein aus. Die Leiche wird in einen Zinksarg gelegt und gekühlt, denn sie soll erst in Kiel entladen werden.

Mathias ist froh, dass der Mediziner von einem natürlichen Tod überzeugt ist.

Um auch noch die letzten Kaviardosen zu entsorgen, packt er sie in eine der auf dem Sonnendeck herumliegenden Wolldecken, schleppt sie durch den Schweinegang und öffnet eine der B-Deck-Luken. Er schüttet die Decke aus, wird aber im nächsten Augenblick von der Frachttür am Rücken getroffen und ins Meer geschleudert.

Als der Kreuzfahrtdirektor vermisst wird, lässt der Kapitän das Schiff unauffällig durchsuchen. In seiner Kabine entdeckt man das Kündigungsschreiben für Andrea und hält es für den Abschiedsbrief eines Selbstmörders. Fingerabdrücke an einer der Luken im Schweinegang beweisen, dass Mathias sie öffnete. Augenscheinlich sprang er über Bord.

Sabine wird zur neuen Kreuzfahrtdirektorin befördert.

Die letzten Tage der Kreuzfahrt

Die Passagiere bekommen weder vom Tod des Zahlmeisters noch vom vermeintlichen Suizid des Kreuzfahrtdirektors etwas mit.

Bei acht bis zehn Meter hohen Wellen leiden viele der Gäste unter Seekrankheit. Hermann Bothe erbricht sich über die Reling – und verliert dabei sein Gebiss. Er kann für den Rest der Reise nur noch nuscheln und wird vom Veranstalter Schadenersatz fordern.

Nach dem Anlegen in Harstad traut Leonie ihren Augen nicht: Obwohl sie sich von ihrem Freund Ralf in Deutschland getrennt hatte, ist er nach Narvik geflogen und zur Insel Hinnøya weitergereist, um ihr einen Heiratsantrag zu machen. Leonie lehnt ihn ab, denn ihr Zukünftiger heißt jetzt Michael.

Reiseroute

1. Tag: Bremerhaven
3. Tag: Ålsund
4. Tag: Svatisengletscher / Holandsfjord
5. Tag: Tromsø
6. Tag: Hammerfest / Honnigsvåg / Nordkap
8. Tag: Magdalenenbucht (Spitzbergen)
9. Tag: Longyearbyen (Spitzbergen)
11. Tag: Harstad
12. Tag: Geiranger
13. Tag: Bergen
15. Tag: Kiel

Weitere Personen

• Alexander Erhard: Alleinunterhalter
• Alois: Chefsteward
• Christoph: Sicherheitsoffizier
• Frederik: Barkeeper aus Dänemark
• Gabi Czierwitzky-Kruse: mit 34 die Älteste im Team der Reiseleitung, kündigt während der Kreuzfahrt
• Georg Hansen: 1. Offizier
• Gertrud Kästner: Ehefrau des Schiffsarztes Dr. Peter Kästner
• Hannes: Excursion Manager
• Helene Krause: ältere, lebensfrohe Dame
• Hermann und Luise Bothe: Stammgäste
• Imke: Reiseleiterin
• Inga: norwegische Agentin
• Lilli: Krankenschwester
• Lindi: Masseuse
• Marie-Helen: Bordpianistin
• Mickey: Assistent der Bordfotografin Renate
• Monika Berger: nicht mehr junge Koloratursopranistin, Gerüchten zufolge eine Jugendfreundin des Reeders
• Mücke: Bootsmann
• Otto und Erna Franke: ein Oberstudienrat a. D. und seine Frau aus Düsseldorf
• Piet Lürsen: nautischer Offizier
• Renate: Bordfotografin
• Rocky: Barkeeper
• Timothy Gordon: Zauberer aus Stuckenborstel
• Wolfgang Schobel: Staff-Kapitän

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Das Buch „(K)ein Mord an Bord oder Das süße Kreuzfahrtleben. Zwischen Polarmeer und Schweinegang“ von Petra Karla Müller wird als Krimi angeboten, und bei der Hauptfigur handelt es sich um eine Hauptkommissarin. Das weckt falsche Erwartungen, denn obwohl es zwei Tote gibt, geht es nicht um die Aufklärung von Verbrechen, und die Kommissarin kommt auch gar nicht zum Einsatz.

„(K)ein Mord an Bord oder Das süße Kreuzfahrtleben“ ist kein spannender Krimi, sondern eine leichte, unterhaltsame Urlaubs- und Wohlfühllektüre. Petra Karla Müller schaut als auktoriale Erzählerin wechselnden Personen über die Schulter. Die Charaktere sind nicht weiter ausgeleuchtet, und die Zusammenhänge wirken ebenso oberflächlich. Die Sprache ist einfach und ungeschliffen, beinahe wie im mündlichen Alltagsgebrauch.

Petra Karla Müller, die selbst in der Kreuzfahrttouristik tätig war, erzählt aus eigener Erfahrung, was bei einer Kreuzfahrt vor und hinter den Kulissen geschehen kann.

Leserinnen und Leser, die nach einem unbeschwerten Lesevergnügen suchen, kommen mit „(K)ein Mord an Bord oder Das süße Kreuzfahrtleben“ auf ihre Kosten, denn Petra Karla Müller erzählt flott und fröhlich.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2021
Textauszüge: © KellnerVerlag

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