Liz Nugent : Auf der Lauer liegen

Auf der Lauer liegen
Lying in Wait Penguin Ireland, 2016 Auf der Lauer liegen Übersetzung: Kathrin Razum Steidl Verlag, Göttingen 2022 ISBN 978-3-96999-108-4, 371 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Lydia und ihr Ehemann, der Richter Andrew Fitzsimons, ermorden eine 22-jährige heroinsüchtige Prostituierte. (Warum, werden wir später erfahren.) Der 17-jährige Sohn schöpft Verdacht, als er hört, wie sein Vater die Polizei bei der Befragung im Fall der vermissten Annie Doyle belügt. Und als er nach dem plötzlichen Tod des Vaters im Garten gräbt und auf eine Leiche stößt, sieht er seinen Verdacht bestätigt. Fünf Jahre später lernt er Annies Schwester Karen kennen ...
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Kritik

In dem packenden Psychothriller "Auf der Lauer liegen" geht es Liz Nugent nicht um die Aufklärung eines Verbrechens, sondern sie leuchtet aus, wie es dazu kam – und sorgt parallel dazu für weitere Verwicklungen und unerwartete Wendungen. Der Aufbau ist so klug durchdacht, dass die einzelnen Teile wie die Räder eines Uhrwerks ineinander greifen. Fazit: ein außergewöhnliches Lesevergnügen.
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Lydia

Mein Mann hatte eigentlich nicht vor, Annie Doyle umzubringen, aber diese verlogene Schlampe hat es nicht anders verdient.

Mit diesem Satz beginnt Liz Nugent ihren Roman „Auf der Lauer liegen“. Wir hören die Stimme von Lydia Fitzsimons.

Als sie 25 Jahre alt war, verkuppelte ihr Vater sie mit dem von ihm in der Anwaltskanzlei protegierten Referendar Andrew Fitzsimons. Die beiden sind nun seit 21 Jahren verheiratet, sie haben einen 17-jährigen Sohn – Laurence – und wohnen in Lydias Elternhaus Avalon, einem georgianischen Anwesen auf einem 4000 Quadratmeter großen Grundstück in Cabinteely südlich von Dublin. Obwohl Andrew seit drei Jahren Richter ist und nicht schlecht verdient, hat er finanzielle Sorgen, denn sein mit ihm befreundeter Steuerberater Paddy Carey brachte ihn dazu, für vermeintlich lukrative Geldanlagen Kredite aufzunehmen und setzte sich dann mit dem erbeuteten Geld ins Ausland ab.

Zurück zu Annie Doyle. Spätabends am 14. November 1980 stellt Andrew die 22-Jährige in seinem Jaguar, Baujahr 1957, zur Rede. Lydia beobachtet die Auseinandersetzung und eilt hinzu, als ihr Mann die junge Frau würgt.

„Andrew! Hör auf! Was machst du denn?“ Meine Stimme klang schrill, und die von panischer Angst erfüllten Augen des Mädchens zuckten zu mir herüber, ehe sie sich nach oben verdrehten.
Er ließ sie sofort los, und sie sank röchelnd nach hinten. Sie war fast tot, aber noch nicht ganz, und ich schnappte mir die Lenkradkralle, die in ihrem Fußraum lag und schlug ihr damit auf den Schädel, ein Mal nur. Blut, ein kurzes Zucken, dann absolute Stille.

Zurück in Avalon, bringt Lydia ihren Mann dazu, die Tote im Garten zu begraben, an der Stelle vor dem Küchenfenster, wo es in ihrer Kindheit einen Zierteich gegeben hatte, der jedoch vor fast 40 Jahren, nach dem Tod ihrer neun Jahre alten Zwillingsschwester Diana, zugeschüttet worden war.

Am 25. November hört Laurence, wie sein Vater von Detective James Mooney befragt wird und behauptet, er sei am 14. November, einem Freitag, abends vom Gericht nach Hause gekommen und habe es übers Wochenende nicht mehr verlassen. Laurence weiß, dass sein Vater lügt, denn an diesem Abend hatte er erstmals Sex mit Helen, der Tochter der Dichterin Angela d’Arcy, und als er kurz vor Mitternacht zurückkam, stand der Jaguar seines Vaters nicht vor dem Haus.

Andrew Fitzsimons wird befragt, weil Zeugen mehrmals ein Oldtimer in der Nähe von Annies Wohnung auffiel. Der Fahrer soll einen Trilby getragen haben. Mooneys Vorgesetzter, Sergeant Declan O’Toole, leitet die Ermittlungen.

Lydia erklärt ihrem Mann unumwunden, dass er notfalls alles auf sich nehmen müsse, damit sie weiter für Laurence sorgen könne. Auf keinen Fall dürften sie beide ins Gefängnis kommen, denn das wäre für den Sohn katastrophal.

Karen

Karen Doyle arbeitet in der Buchhaltung einer Reinigung und ist mit ihrem neun Jahre älteren Kollegen Dessie Fenlon liiert. Sie sah ihre drei Jahre ältere Schwester Annie am 13. November 1980 zum letzten Mal. Am 21. November melden die Eltern Gerry und Pauline Doyle die 22-Jährige als vermisst.

Als Annie im vierten Monat schwanger war, schickte der Vater sie in das Magdalenenheim St. Joseph’s in Cork, damit die Nachbarn nichts mitbekamen. Die Tochter, die sie Marnie nannte, wurde Annie im Heim für gefallene Mädchen weggenommen und zur Adoption durch eine katholische Familie freigegeben.

Die Presse greift den Fall der Vermissten auf, wühlt in der Vergangenheit und verbreitet, dass es sich bei Annie Doyle um eine kleinkriminelle heroinsüchtige Prostituierte gehandelt habe. Die Familie ist fassungslos.

Laurence

Als Laurence ein kaputtes Armband mit dem eingravierten Namen „Marnie“ aus dem Staubsaugerbeutel zieht, nimmt er an, dass sein Vater eine Affäre hatte und die Geliebte Marnie hieß.

Am 25. Dezember, seinem 18. Geburtstag, bricht sein Vater tot zusammen.

Die Mutter muss daraufhin in die psychiatrische Abteilung des Saint John of God Hospital.

Die 77 Jahre alte Eleanor Fitzsimons zieht für die Zeit des Klinikaufenthalts ihrer Schwiegertochter nach Avalon und kümmert sich um ihren Enkel Laurence. Weil das Blumenbeet unter dem Küchenfenster nicht zum restlichen Garten passt, überredet ihn die Großmutter, den nach Dianas Tod zugeschütteten Zierteich wieder auszugraben. Dabei stößt Laurence auf einen schwarzen Müllsack mit einer Leiche. Erschrocken schaufelt er die ausgehobene Erde zurück.

Er ist jetzt überzeugt, dass sein Vater die Polizei belog, weil er Annie Doyle ermordete und im Garten vergrub.

Lydia

Als Lydia nach Avalon zurückkommt, konfrontiert Laurence sie mit seiner Entdeckung und seinem Verdacht gegen den Vater. Daraufhin erzählt Lydia ihm, wie alles kam, denn sie geht davon aus, dass er dann Verständnis dafür haben und nicht zur Polizei gehen werde.

1959 heiratete sie Andrew Fitzsimons. Ihr Vater starb 1962. Im Jahr darauf brachte sie Laurence zur Welt. Danach erlitt sie neun Fehlgeburten. Dabei hätte sich Lydia so sehr ein weiteres Kind gewünscht, aber alle Adoptionsagenturen, bei denen sie und Andrew sich bewarben, lehnten ihren Antrag ab und begründeten das mit einem offenbar nicht bewältigten Kindheitstrauma Lydias. Nach der letzten Fehlgeburt im Jahr 1977 musste sie tatsächlich für einige Zeit in die Psychiatrie des Saint John of God Hospital.

Nach ihrer Entlassung überredete sie Andrew, ein Mädchen zu suchen, dass bereit wäre, sich gegen Bezahlung von ihm schwängern zu lassen und dann das Kind für sie auszutragen. Lange Zeit sträubte sich der Richter dagegen, aber Lydia setzte sich am Ende durch. Als er eine junge Frau bei dem Versuch ertappte, ihm die Brieftasche zu stehlen, schlug er ihr das von Lydia ersonnene „Geschäft“ vor – und sie ging darauf ein. Viermal schlief Andrew mit Annie Doyle, dann behauptete sie, schwanger zu sein und verlangte mehr Geld als vereinbart. Bald kamen Zweifel auf, und am 14. November 1980 stellte Andrew Annie zur Rede. Sie räumte ein, gelogen zu haben und drohte zugleich damit, die Presse über das unsittliche Vorgehen des Richters zu informieren. Daraufhin habe Andrew die Nerven verloren und Annie Doyle erwürgt, sagt Lydia. Dass sie das halbtote Mädchen erschlug, erwähnt sie nicht.

Lydia überredet Laurence, anstelle des Blumenbeets über Annie Doyles Leiche einen Zementsockel für das alte Vogelbad zu schaffen.

Laurence

Weil es nach dem Tod des durch Paddy Carey ohnehin schon ruinierten Richters an Geld fehlt, kann Laurence nicht studieren. Dass Lydia ihr Elternhaus Avalon verkauft, kommt nicht in Frage.

Nach dem Schulabschluss trennen sich Helen und Laurence. Während sie sich zur Krankenschwester ausbilden lässt, fängt er beim Arbeitsamt an. 1982 wird er bereits zum Sachbearbeiter befördert, und im Sommer 1984 beginnt er eine Liebesbeziehung mit der Direktionssekretärin Bridget Gough aus Athlone.

Einer der von Laurence betreuten Antragssteller heißt Gerald („Gerry“) Doyle. Laurence begreift rasch, dass es sich um den Vater der Ermordeten handelt. Nach Annies Verschwinden scheiterte die Ehe der Eltern, und inzwischen ist der Vater auch noch arbeitslos. Im Frühjahr 1985 lernt Laurence durch Gerry Doyle auch dessen 24 Jahre alte Tochter Karen Fenlon kennen.

Karen

Im Sommer nach dem Verschwinden ihrer Schwester Annie heiratete Karen Doyle ihren Kollegen Dessie Fenlon. Die Eltern trennten sich inzwischen, und Karens Ehe steht ebenfalls vor dem Aus.

Karen fällt wegen ihrer Schönheit Yvonne LaTouche auf, und die Betreiberin einer Modelagentur überredet sie, sich von ihr seriöse Verträge für Foto-Shootings vermitteln zu lassen. Damit verdient Karen weit mehr als in der Buchhaltung.

Zufällig handelt es sich bei Yvonnes inzwischen gestorbenen Sohn um James Mooney, den Detective, der 1980 an den Ermittlungen im Fall der vermissten Annie Doyle beteiligt war. Yvonne erinnert sich, dass ihr Sohn von einem Mord ausging und jemanden verdächtigte. Aber sein Vorgesetzter, Sergeant Declan O’Toole, tat das als Hirngespinst ab.

Als Karen das erfährt, will sie mehr darüber herausfinden. O’Toole sagt ihr nur, der Mann, den Mooney im Auge hatte, sei längst gestorben.

Nachdem Karen durch ihren Vater Laurence Fitzsimons kennengelernt hat, freundet sie sich mit ihm und Bridget Gough an. Sie erzählt vom Schicksal ihrer Schwester. Bridget bietet ihr sofort an, sie bei den Nachforschungen zu unterstützen, und Laurence bleibt nichts anderes übrig, als sich anzuschließen.

Laurence

Seine Mutter ist entsetzt, als sie erfährt, dass Laurence sich mit der Schwester der Ermordeten angefreundet hat, aber sie sieht auch gleich die Chance, dass er scheinbar bei den Nachforschungen hilft, tatsächlich jedoch Hinweise auf Andrew verschweigt.

Außerdem diktiert sie ihm einen Brief, den Annie nun angeblich an ihre Mutter geschrieben hat. Darin heißt es, Annie habe 1980 untertauchen müssen und lebe jetzt unter einer anderen Identität weiter. Die Familie solle nicht nach ihr suchen. Um diesen Brief nicht in Dublin einwerfen zu müssen, besucht Laurence am 20. Juli 1985 Bridgets Eltern in Athlone. Bridget glaubt, er sei gekommen, um bei ihrem Vater um ihre Hand anzuhalten. Als sie begreift, dass sie sich geirrt hat und Laurence gar nicht daran denkt, sie zu heiraten, endet sein Besuch als Desaster. Sie trennt sich von ihm und lässt sich nach Mullingar versetzen.

Karen

Karen öffnet den an ihre Mutter adressierten Brief, der angeblich von ihrer Schwester geschrieben wurde. Sie liest ihn ihrem Vater vor und ruft ihre Mutter in Mayo an, die sofort herbeieilt. Die Aufregung ist groß, und die Emotionen sorgen dafür, dass Karens Eltern wieder zusammenkommen.

Weil der Brief am 20. Juli in Athlone abgestempelt wurde, fährt Karen dorthin, um mit einem Foto von Annie in der Hand überall nach ihrer Schwester zu fragen. Aber niemand kennt sie.

Sie unterbricht ihre Suche nach Annie, als Yvonne ihr freudestrahlend ein Foto-Shooting in Rom ankündigt, das für Karens Model-Karriere sehr förderlich ist. Zu ihrer Überraschung beschließt Laurence, sie zu begleiten.

Aber ein paar Stunden nach der Ankunft in Rom erfährt Laurence am Telefon, dass seine Großmutter Eleanor gestorben ist, und er muss am nächsten Morgen zurückfliegen.

Karen erhält einen weiteren, diesmal an sie gerichteten Brief Annies mit der Aufforderung, die Suche nach ihr einzustellen. Der Poststempel stammt wieder aus Athlone. Als sie von Bridgets 14-jähriger Schwester Josephine („Josie“) erfährt, dass diese Laurence erneut in Athlone sah, fragt sie ihn, ob er die beiden Briefe gefälscht habe. Er gibt es zu, und Karen glaubt, er habe es getan, um ihr Leid durch die Vorstellung zu lindern, dass ihre Schwester lebe und es ihr gut gehe.

Laurence

Von seiner Mutter erfährt Laurence, dass Eleanor ihr das Cottage in Killiney vererbt habe. Lydia will es verkaufen, um die finanzielle Situation zu verbessern, aber Andrews älterer Bruder Finn taucht mit seiner Frau Rosie auf und wendet sich an seinen Neffen mit der Erwartung, er werde den Verkaufserlös mit ihnen teilen, zumal sie acht Kinder haben. Laurence begreift, dass nicht seine Mutter, sondern er der Alleinerbe ist. Er ist erstaunt und beschließt, das Cottage nicht zu veräußern, sondern dort einzuziehen. Es wird Zeit, dass er sich von seiner Mutter abnabelt.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Lydia (Spoiler)

Um das zu verhindern, schluckt Lydia eine Überdosis Tabletten, achtet aber darauf, dass die Dosis nicht tödlich ist und sie rechtzeitig gefunden wird. Und als sie Laurence dadurch nicht umstimmen kann, bietet sie Finn und Rosie nun doch an, den Verkaufserlös für das Cottage zu teilen. Aber auch den beiden gelingt es nicht, ihren Neffen von seinem Vorhaben abzubringen, das Cottage selbst zu bewohnen.

Laurence fragt seine Mutter nach Diana, seiner Tante, von der es immer nur hieß, dass sie als Kind bei einem Unfall ums Leben gekommen sei.

Lydia erinnert sich.

1941, zwei Jahre nachdem die Mutter Michelle die Familie wegen eines Klempners verlassen hatte, feierten Lydia und ihre Zwillingsschwester Diana ihren neunten Geburtstag. Trotz der vielen verschickten Einladungen kam nur Amy Malone zur Geburtstagsfeier, weil die anderen Eltern befürchteten, die Töchter eines „Flittchens“ könnten ihre Kinder verderben. Lydia, die außerdem darunter litt, dass sie glaubte, der Vater Robert ziehe ihr die Zwillingsschwester vor, geriet mit Diana in Streit und schubste sie in den Zierteich. Sie hörte den Kopf am Betonrand aufschlagen, aber statt der Verletzten zu helfen, drückte sie Diana unter Wasser, bis diese sich nicht mehr bewegte.

Zehn Monate lang musste Lydia nach Dianas Tod bei ihrer Tante Hilary in Wicklow ausharren, bis ihr Vater sie wieder in Avalon duldete.

Während Lydia ihrem Sohn von Diana erzählt, verplappert sie sich und lässt ihn wissen, dass sie – nicht Andrew – den Ort im Garten, an dem Diana gestorben war, als Grab für Annie Doyle ausgesucht habe. Laurence ist entsetzt, als er begreift, dass seine Mutter an dem Verbrechen zumindest beteiligt war.

Karen (Spoiler)

Karens Vater ist nicht länger arbeitslos, sondern arbeitet inzwischen als Pförtner im Mater Hospital. Von Dessie hat sie sich zwar getrennt, aber eine Scheidung ist in Irland nicht erlaubt.

Als sie zu Laurence fährt, der sich inzwischen in dem Cottage in Killiney einquartiert hat, erschrickt sie über dessen Depression und Verwahrlosung. Sie bringt ihn schließlich dazu, nach sechs Wochen erstmals wieder bei seiner Mutter vorbeizuschauen.

Beim nächsten Besuch bringt Laurence Karen mit. Lydia gibt sich freundlich.

Nach einer Weile schickt sie ihn mit der Bitte fort, noch eine Flasche Wein zu besorgen. Dann zeigt Lydia ihrer Besucherin den Garten und weist darauf hin, dass der Zementsockel mit der Vogeltränke wie ein Fremdkörper wirkt. Vor fünf Jahren sei Laurence auf die verrückte Idee gekommen, den früheren Zierteich zuzumauern, lügt sie. Dann schlägt Lydia Fotoalben auf. Auf einem Bild ist Laurence im Alter von fünf Jahren mit dem Trilby seines Großvaters zu sehen. Den habe er ständig getragen, behauptet sie, auch später noch, als er mit 17 den Oldtimer seines Vaters gefahren sei. Lydia breitet von Laurence gesammelte Zeitungsausschnitte über den Fall der vermissten Annie Doyle aus. Und am Ende hält sie das von Laurence aufgehobene Armband mit dem Namen „Marnie“ in der Hand.

Laurence fälschte die beiden Briefe nicht aus Mitgefühl, sondern weil er Annie ermordete! Entsetzt rennt Karen aus dem Haus und zur nächsten Telefonzelle, um die Polizei zu alarmieren.

Lydia (Spoiler)

Als Laurence zurückkommt, kündigt Lydia ihm seine Verhaftung an. Dafür habe sie gesorgt, erklärt sie, weil er nicht bereit gewesen sei, weiter mit ihr in Avalon zu wohnen. Und sie berichtet auch, mit welchen Indizien und „Beweismitteln“ sie Karen davon überzeugte, dass er deren Schwester ermordet habe. Entsetzt stammelt Laurence, der Zementsockel sei ihre Idee gewesen, den Trilby seines Großvaters habe er nur einmal als Kind getragen und mit dem Jaguar seines Vaters sei er keineswegs gefahren.

Blaulicht flackert durchs Fenster.

Laurence bricht zusammen. Die eingetroffenen Polizisten rufen einen Notarzt.

Der 23-Jährige überlebt zwar den Herzinfarkt, doch aufgrund des Sauerstoffmangels im Gehirn ist er hilflos und ein Pflegefall, als er nach Avalon zurückgebracht wird. Weil er nicht mehr geschäftsfähig ist, verkauft Lydia das Cottage, das er von ihrer Schwiegermutter erbte, um mehr Geld für ihren Lebensunterhalt zu haben.

Epilog: 2016 (Spoiler)

Karen beendete ihre Modelkarriere 1985 und kehrte zu Dessie Fenlon zurück. Die beiden haben zwei Kinder: Debbie und Stevie.

Von Lydia hört sie, dass die alte Frau, die ihren geistig behinderten Sohn in Avalon pflegt, dement geworden ist.

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Liz Nugent (*1967) geht es in dem packenden Psychothriller „Auf der Lauer liegen“ nicht darum, ein Verbrechen aufzuklären. Sie beginnt mit dem Mord und lässt uns sofort wissen, wer die Täter sind. „Auf der Lauer liegen“ ist also kein Whodunit-Thriller. Statt um das „Who“ dreht sich der Roman um das „Why“. Nach und nach deckt Liz Nugent auf, wie es zu dem Verbrechen kam und welche Vorgeschichte es dazu gibt.

Aber nicht nur das. Im Lauf der im Wesentlichen 1980 und 1985 spielenden Handlung verstricken sich weitere Personen in einem Netz von Angst und Verdrängung, Geheimnissen, Lügen und Intrigen, allen voran der Sohn des Mörder-Ehepaars und die Schwester der Toten. Nichts ist, wie es scheint. Bis zum Schluss verzerren Täuschungen und Fehleinschätzungen die Wahrnehmung der Handelnden.

Umso passender ist es, dass Liz Nugent „Auf der Lauer liegen“ aus drei einander ergänzenden, widersprechenden und korrigierenden Perspektiven entwickelt, indem sie Lydia, Laurence und Karen abwechselnd als subjektive Ich-Erzähler auftreten lässt.

Der Aufbau von „Auf der Lauer liegen“ ist so klug durchdacht, dass die einzelnen Teile wie die Räder eines Uhrwerks ineinander greifen.

Darüber hinaus überrascht uns die irische Schriftstellerin Liz Nugent immer wieder mit verblüffenden Wendungen und liefert mit „Auf der Lauer liegen“ ein außergewöhnliches Lesevergnügen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2022
Textauszüge: © Steidl Verlag

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"Schmetterling und Taucherglocke" ist keine larmoyante Klage über ein grauenvolles Schicksal, sondern eine sensible, erschütternde Reflexion von Jean-Dominique Bauby über sein Leben mit sarkastischen Seitenhieben auf den Krankenhausbetrieb. Julian Schnabel verfilmte das Buch.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.