Bettina Weiss : Die anmutige Giraffe

Die anmutige Giraffe
Afrikanische Identitätskrise in einer westlich markierten Umwelt. Okot p'Biteks Dichtung "Song of Lawino & Song of Ocol" Magisterarbeit, Universität Mannheim 1999 Neuausgabe Die anmutige Giraffe kalliope paperback Bettina Weiss Verlag, Bammental 2020 ISBN 978-3-9820327-5-7, 148 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Als eines der bedeutendsten Werke der afrikanischen Literatur gilt "Song of Lawino & Song of Ocol" von Okot p'Bitek. Lawino steht für die Besinnung auf die Tradition und protestiert gegen ihren Ehemann Ocol, einen Politiker, der die Lebensweise der Weißen nachahmt.
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Kritik

Am Beispiel von Okot p'Biteks Dichtung "Song of Lawino & Song of Ocol" setzt sich Bettina Weiss mit dem Konflikt der Traditionalisten unter den Schwarzafrikanern und den Nachahmern westlicher Lebensformen auseinander.

Okot p’Bitek: Biografie

Okot p’Bitek wurde am 7. Juni 1931 in der Stadt Gulu im Nordwesten von Uganda geboren. Bei der Taufe erhielt er den christlichen Namen Jekeri. Seine Mutter Lacwaa Cerina („Lawino“) war eine erfolgreiche Tänzerin und Liedermacherin, sein Vater Opii Jebedayo, ein Lehrer, machte sich einen Namen als Erzähler, aber auch als Tänzer. Nach der Gulu High School besuchte Okot p’Bitek das King’s College Budo bei Kampala. Unter dem Einfluss einer Chorleiterin komponierte Okot p’Bitek nach seiner Mitwirkung bei einer College-Aufführung der „Zauberflöte“ eine eigene Oper („Achan“), die dann 1950 ebenfalls auf die College-Bühne kam.

1951/52 besuchte Okot p’Bitek das Lehrerseminar in Mbarara in West-Uganda. In dieser Zeit schrieb er seinen einzigen Roman in der Volkssprache Acholi („Lak tar miyo kinyero wi lobo“ − Mein Mund lacht, aber mein Herz blutet).

Nachdem er 1953 Mary Anek geheiratet hatte, begann Okot p’Bitek 1954 an der neu gegründeten Sir Samuel Baker Schule in Gulu Englisch und Religion zu unterrichten. Außerdem leitete er den Chor.

1956 reiste er als Mitgllied der ugandischen Nationalelf nach Großbritannien. Dort beschloss er, am erziehungswissenschaftlichen Institut der Universität in Bristol noch ein Postgraduierten-Studium zu absolvieren. Nach dem Abschluss im Jahr 1957 studierte Okot p’Bitek bis 1960 an der Wales University in Aberystwyth Jura und 1961 bis 1963 am St. Peter’s College an der Oxford University Sozialanthropologie. Seine Diplomarbeit trägt den Titel „Die Oralliteratur und ihre sozialen Hintergründe bei den Acholi und Lang’o“.

Sein Kirchenaustritt im Jahr 1960 bedeutete nicht nur eine Abkehr vom Christentum, sondern auch von der westlichen Kultur.

Nach einem vorübergehenden Aufenthalt im Jahr der Unabhängigkeit (1962) in Uganda kehrte Okot p’Bitek 1964 dauerhaft in sein Heimatland zurück und wurde Dozent an der Makerere-Universität in Kampala. 1966 avancierte er zum Direktor des Uganda Cultural Centre. Parallel dazu trat er selbst als Künstler auf und organisierte Festivals.

1967, einige Jahre nach der Scheidung von Mary Anek, wurde Auma Caroline („Kalina Kireng“) seine zweite Ehefrau.

Nachdem ihn Staatspräsident Milton Obote im Jahr darauf seiner Stellung als UCC-Direktor enthoben hatte, ging Okot p’Bitek nach Kenia ins Exil. Dort wurde er zunächst Dozent in einer Außenstelle der Universität von Nairobi in Kisuma am Victoriasee. 1971 wechselte er zum Institute of African Studies der Universität von Nairobi.

1979 kehrte Okot p’Bitek nach Uganda und an die Makerere-Universität in Kampala zurück.

Kurz nachdem er auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Creative Writing berufen worden war, starb Okot p’Bitek am 20. Juli 1982 in Kampala an einer Hirnblutung.

Okot p’Bitek: Song of Lawino & Song of Ocol

Als eines der bedeutendsten Werke der afrikanischen Literatur gilt „Song of Lawino & Song of Ocol“ von Okot p’Bitek.

„Song of Lawino“ entstand zunächst Mitte der Fünfzigerjahre in der Volkssprache Acoli und trug den Titel „Wer pa Lawino“. Das 30 Seiten lange Manuskript von Okot p’Bitek blieb ebenso unveröffentlicht wie die zweite Fassung in Acoli aus dem Jahr 1965. Das East African Publishing House in Nairobi brachte 1966 „Song of Lawino“ in englischer Sprache heraus. Von „Song of Ocol“ gibt es keine Version in Acoli, sondern Okot p’Bitek schrieb das 1967 veröffentlichte Stück gleich in Englisch. Die Kombination der beiden komplementären Gesänge − „Song of Lawino & Song of Ocol“ − erschien 1972 wiederum im East African Publishing House.

„Song of Lawino & Song of Ocol“, das ist Gesang und lyrische Epik, aber das Werk von Okot p’Bitek passt in keine westliche Literatur-Kategorie.

Bettina Weiss über Okot p’Biteks Dichtung „Song of Lawino & Song of Ocol“

Bettina Weiss reichte 1999 an der Universität Mannheim ihre Magisterarbeit ein: „Afrikanische Identitätskrise in einer westlich markierten Umwelt. Okot p’Biteks Dichtung ‚Song of Lawino & Song of Ocol'“. 2020 übernahm sie den Text unter dem Titel „Die anmutige Giraffe“ ins Programm ihres Verlags in Bammental südöstlich von Heidelberg.

Die Arbeit ist in sechs Teile gegliedert: (1) Einführung, (2) Der Dichter, (3) Das Werk – Song of Lawino & Song of Ocol, (4) Wirkungsgeschichte, (5) Mutmaßungen einer Trilogie, (6) Zusammenfassung und Ausblick. Dazu kommen im Anhang eine Biobibliografie von Okot p’Bitek, eine Produktions- und Publikationsgeschichte des Werks, ein Glossar, eine Bibliografie und ein Quellenverzeichnis.

Bettina Weiss zufolge wurde Okot p’Bitek stark von seiner Mutter Lacwaa Cerina („Lawino“) beeinflusst, und die Figur Lawino geht auf sie zurück. Sie weitet ihren Blick vom Familienleben zur Politik. Bei der Besinnung auf die eigene Tradition spielt der Vergleich mit der westlichen Kultur keine Rolle. Die männliche Figur − Lawinos Ehemann Ocol − wirkt arrogant und unglücklich. Dass der Politiker eine Geliebte namens Clementine hat, nimmt Lawino schließlich hin, aber die Traditionalistin wirft ihm vor, seine schwarzafrikanische Identität zu verleugnen. Zwar toleriert sie die ihr fremde Lebensweise der Weißen, aber sie protestiert gegen die Nachahmung. Lawino ist überzeugt, dass eine Adaptation westlicher Einstellungen ein falscher Weg für Afrika wäre.

Bettina Weise hält es für möglich, dass Okot p’Bitek an eine Trilogie in der Form These, Antithese und Synthese dachte.

Eine Neuübersetzung des Werks von Raimund Pousset erschien 1998 im Peter Hammer Verlag in Wuppertal unter dem Titel „Lawinos Lied 7 Ocols Lied“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2020

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