Tina Brown : Diana. Die Biographie

Inhaltsangabe
Kritik
Prinzessin Diana (Kurzbiografie)
Als Tina Brown Prinzessin Diana sechs Monate nach deren Hochzeit erstmals persönlich begegnete, kam ihr die damals Zwanzigjährige, die unter einer Bulimie litt, wie eine »scheue Gazelle« vor: naiv, unsicher und schüchtern. Wie sich Diana dennoch zu einem internationalen Medienstar entwickelte, bis sie schließlich als die am meisten fotografierte Frau der Welt galt, schildert Tina Brown in „Diana. Die Biographie“.
Dabei zeichnet die Autorin kein einseitiges, sondern ein facettenreiches Bild der Prinzessin. Diana litt unter der ehebrecherischen Beziehung ihres Mannes mit Camilla Parker Bowles und ihrer Eifersucht, ließ sich allerdings auch selbst auf mehrere Affären ein und führte in den Medien einen rücksichtslosen Rachefeldzug gegen Prinz Charles. Die charismatische junge Frau sei ungebildet und alles andere als intellektuell gewesen, schreibt Tina Brown, doch sie habe sich außergewöhnlich gut in andere Menschen einfühlen können und über eine ausgeprägte emotionale Intelligenz verfügt. Klatschreporter brachten Prinzessin Diana zur Verzweiflung, aber sie bediente sich der Medien auch ihrerseits, log, intrigierte und brachte ihre Schwägerin, die Herzogin von York, vermutlich durch gezielte Indiskretionen gegenüber der Presse in Schwierigkeiten. Auch zu einigen Gerüchten und und Verschwörungstheorien nimmt Tina Brown Stellung.
Auf jeder Seite von „Dina. Die Biographie“ stellt man fest, mit welchem Aufwand Tina Brown recherchiert hat. Mit 39 Seiten Quellenangaben belegt sie Einzelheiten ihrer Darstellung. Die eine oder andere Kurzbiografie einer Nebenfigur hätte sie vielleicht besser weggelassen, auch zwei, drei Wiederholungen von Passagen, doch ihre Betrachtungen über die Entwicklung der Medien und der englischen Gesellschaft in den Achtziger- und Neunzigerjahren des 20. Jahrhunderts bereichern die gut geschriebene Biografie.
Tina Brown schildert, wie die Medien immer sensationslüsterner wurden und auch vor peinlichen Enthüllungen über Mitglieder der königlichen Familie (der »Firma«) nicht länger zurückschreckten. Zur gleichen Zeit wich das Klassenbewusstsein in der englischen Gesellschaft einer Verehrung von glamourösen Massenidolen wie Prinzessin Diana. Diese Wandlungen begriff Königin Elisabeth II. erst nach dem Tod ihrer früheren Schwiegertochter. 2005 war es sogar möglich, dass der Thronfolger eine geschiedene Ehebrecherin heiratete. Eduard VIII. hatte 1936 noch auf den Thron verzichten müssen, um sich mit Wallis Simpson vermählen zu können.
Obwohl Tina Brown (* 1953) seit 1985 mit ihrem Ehemann Sir Harold Evans in New York lebt und inzwischen die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, kennt sie die englische Gesellschaft besonders gut, weil sie sich als Chefredakteurin der Magazine »Tatler«, »New Yorker« und »Vanity Fair« lang und intensiv damit beschäftigte. Prinzessin Diana, mit der sie mehrmals persönlich sprach, stand von 1981 bis 1997 im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit. Während der Recherchen für das Buch flog Tina Brown sieben oder acht Mal nach England, jeweils für mehrere Wochen, und befragte mehr als 250 Personen aus dem Umfeld von Prinzessin Diana, darunter sogar den Premierminister Tony Blair.
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