Marie von Ebner-Eschenbach : Krambambuli
Inhaltsangabe
Kritik
Im Wirtshaus „Zum Löwen“ in Wischau entdeckt der Revierjäger Hopp einen reinrassigen Jagdhund, dessen treue Augen es ihm sogleich angetan haben. Das edle Tier gehört einem betrunkenen, heruntergekommenen Forstgehilfen am Nachbartisch, der dem Wirt bereits seinen Stutzen und seine Jagdtasche für Schnaps verpfändet hat und ihm nun auch noch seinen Hund anbietet. Aber davon will der Wirt nichts wissen: Er gibt dem Mann nichts mehr zu trinken. Trotz seines Abscheus setzt Hopp sich zu dem Nichtsnutz und bestellt eine Flasche des Danziger Kirschbranntweins „Krambambuli“. Nach einer Stunde hat Hopp den Betrunkenen so weit, dass dieser ihm für zwölf Flaschen „Krambambuli“ den Jagdhund verkauft. Als er nach dem Namen des Tiers fragt, behauptet der Taugenichts, es heiße wie der Schnaps „Krambambuli“. Weil der Hund nicht von der Seite seines bisherigen Besitzers weichen will, muss Hopp ihn in einem Sack auf der Schulter zum Forsthaus tragen.
Hopp kettet den Hund mit einem Stachelhalsband an und prügelt ihn halb tot, bis er sich nach zwei Monaten unterwirft. Die kinderlose Frau des Revierförsters beschwert sich immer wieder, dass er sich weit mehr mit dem Hund als mit ihr abgibt, aber Hopp wüsste auch gar nicht, was er mit ihr reden sollte.
Zwei Jahre später begibt sich die Gräfin persönlich zum Forsthaus: Sie will Krambambuli kaufen und ihrem Ehemann zum Geburtstag schenken. Hopp, der auf seinen folgsamen Hund stolz und von dessen Treue überzeugt ist, macht ihr ein Angebot:
„Hochgräfliche Gnaden! Wenn der Hund im Schlosse bleibt, nicht jede Leine zerbeißt, nicht jede Kette zerreißt, oder wenn er sie nicht zerreißen kann, sich bei den Versuchen, es zu tun, erwürgt, dann behalten ihn hochgräfliche Gnaden umsonst – dann ist er mir nichts mehr wert.“
Der Graf und die Gräfin versuchen, Krambambuli abwechselnd durch Güte und durch Strenge zu bändigen, aber es gelingt ihnen nicht: Er lässt sein Fressen stehen und greift jeden an, der sich ihm nähert. Nach ein paar Wochen wird der Revierjäger aufgefordert, Krambambuli wieder abzuholen.
Wilderer und Waldfrevler machen dem Forstpersonal schwer zu schaffen. Der Oberförster ermahnt Hopp und die anderen Männer immer wieder dazu, noch härter durchzugreifen.
Eines Tages beobachtet der Oberförster zufällig, wie ein Dutzend Kinder in den Kronen blühender Linden herumklettern und Zweige abbrechen, die von zwei Frauen in Körbe gelegt werden. Wütend befiehlt der Oberförster seinen Gehilfen, die Kinder herunterzuschütteln, obwohl einige sich dabei Arme und Beine brechen. Währenddessen verprügelt er persönlich die Frauen. Bei einer von ihnen soll es sich um die Geliebte eines unbekannten Wilderers handeln, den alle nur „der Gelbe“ nennen.
Eine Woche später findet Hopp die Leiche des Oberförsters im Lindenrondell. Der Mörder hatte ihn anderswo erschossen und tot hierher gezerrt, ihm die Stirn hämisch mit einem Lindenblütenkranz umflochten und den Hinterlader des Oberförsters gegen einen billigen Schießprügel vertauscht. Während Hopp den Leichnam anstarrt, fällt ihm auf, dass Krambambuli aufgeregt herumschnüffelt, winselt und versucht, das Gewehr zu apportieren. Da begreift der Revierjäger, wer „der Gelbe“ ist und wer den Oberförster getötet hat, aber als er die Gendarmerie alarmiert, erzählt er nichts davon.
Zehn Tage vergehen. Dann ertappt der Revierjäger den „Gelben“ beim Wildern mit zwei erlegten Hasen und dem Hinterlader des ermordeten Oberförsters. Leicht könnte er ihn aus dem Hinterhalt erschießen, aber das würde Hopp nie tun. Stattdessen springt er hinter einem Baum hervor und fordert den Wildschütz auf, sich zu ergeben. Der reißt den Hinterlader von der Schulter. Der Jäger schießt – aber seine Flinte versagt. Da hetzt er Krambambuli auf den Wilderer, der nun jedoch seinerseits beschwörend auf den Hund einredet, sodass dieser sich überhaupt nicht mehr auskennt und irritiert hin- und herläuft.
Krambambuli hatte seinen ersten Herrn erkannt und rannte auf ihn zu, bis – in die Mitte des Weges. Da pfeift Hopp, und der Hund macht kehrt, der „Gelbe“ pfeift, und der Hund macht wieder kehrt und windet sich in Verzweiflung auf einem Fleck, in gleicher Distanz von dem Jäger wie von dem Wildschützen, zugleich hingerissen und gebannt.
Schließlich kriecht Krambambuli zu seinem früheren Besitzer. Zornig legt Hopp erneut auf den Gesetzlosen an, und der zielt auf den Jäger. Im Augenblick des Abdrückens springt Krambambuli an seinem früheren Besitzer hoch, um ihn zu begrüßen. Der verreißt daraufhin das Gewehr und verfehlt den Jäger – während dessen Schuss tödlich ist. In der Absicht, auch den untreuen Hund zu erschießen, lädt Hopp nach, aber dann bringt er es doch nichts übers Herz, Krambambuli zu töten.
Der Hund folgte ihm mit den Augen, bis er zwischen den Bäumen verschwunden war, stand dann auf, und sein mark- und beinerschütterndes Wehgeheul duchdrang den Wald. Ein paarmal drehte er sich im Kreise und setzte sich wieder aufrecht neben den Toten hin.
Nachdem die Gerichtskommission die Leiche des Wilderers abholen ließ, streunt der Hund herrenlos herum. Eines Abends schaut Hopp vor dem Schlafengehen aus dem Fenster und glaubt, den Hund am dunklen Waldrand sitzen zu sehen. Da beschließt er, Krambambuli am nächsten Tag wieder bei sich aufzunehmen. Doch als er im Morgengrauen aus dem Haus geht, um ihn zu suchen, liegt der Hund verendet vor der Tür.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Marie von Ebner-Eschenbachs Novelle „Krambambuli“ gilt als eine der populärsten deutschen Tiergeschichten. Es geht um den Konflikt zwischen einem Jäger und einem Wilderer, also zwischen einem Vertreter des Gesetzes und einem Outlaw, der beherzt seinem subjektiven Gerechtigkeitssinn folgt. Zugespitzt wird die Beziehung der beiden Antipoden, weil der Jäger den treuen Hund des Wildschützen kauft und Krambambuli mit viel Mühe gefügig macht. Während des Showdowns läuft Krambambuli jedoch wieder zu seinem ersten Besitzer zurück – und verhindert dadurch ungewollt, dass der Gesetzlose den Jäger erschießt.
„Krambambuli“ leitet sich aus den mittelhochdeutschen Wörtern „kranech“ und „wit“ her: „kranewitt“ – Krächzerholz – sagte man zum Wacholderstrauch, der seiner Beeren wegen von krächzenden Drosseln besucht wird. „Krambambuli“ nannte man daher auch den Wacholderschnaps. Die Likörfabrik „Der Lachs“ in Danzig verwandte die Bezeichnung schließlich für einen Kirschbranntwein, der von Christoph Friedrich Wedekind (1709 – 1777) in „Der Krambambuli. Ein Loblied über die gebrannten Wasser im Lachs zu Danzig“ besungen wurde.
Die Novelle „Krambambuli“ erschien 1883 in den „Dorf und Schlossgeschichten“ von Marie von Ebner-Eschenbach. Die Geschichte wurde mehrmals verfilmt, zuletzt 1998 von Xaver Schwarzenberger mit Tobias Moretti, Gabriel Barylli und Christine Neubauer: „Krambambuli“.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004
Marie von Ebner-Eschenbach (Kurzbiografie)
Xaver Schwarzenberger: Krambambuli