Alice Echols : Janis Joplin. Piece of My Heart

Inhaltsangabe
Kritik
Janis Joplin (Kurzbiografie)
Die kalifornische Historikerin Alice Echols hat nach eigener Aussage fünf Jahre an der Biografie „Janis Joplin. Piece of My Heart. Die Biografie“ gearbeitet und dabei mehr als hundertfünfzig Zeitzeugen befragt, darunter Chet Helms, Travis
Rivers, Powell St. John und Jack Smith, Peter Albin, Sam Andrew, Dave Getz und James Gurley, Peggy Caserta, Linda Gravenites, Pat Nichols, Jae Whitaker und Milan Melvin. Auch mit Myra Friedman, der Autorin der Biografie „Die Story von Janis Joplin“, tauschte sie sich aus. Auf diese Weise hat Alice Echols eine Fülle von Material zusammengetragen, darunter auch bisher unbekannte Details. Die Leser ihres Buches ersticken aber nicht im Faktenreichtum, denn der Autorin ist es gelungen, aus ihren Notizen eine auch formal ausgewogene, kluge und vielschichtige Biografie zu machen.
Das Porträt, das Alice Echols von Janis Joplin entworfen hat, ist außergewöhnlich kontrastreich und farbig, nuanciert und facettenreich. Sie stilisiert Janis Joplin nicht als Ikone oder Mythos, sondern schildert sie ebenso verständnisvoll wie schonungslos als innerlich zerrissene junge Frau, die gegen die gesellschaftlichen Konventionen rebellierte, keine Beschränkungen akzeptierte, nach Orientierung suchte, ihre Unsicherheit durch Provokationen kaschierte und vor allem nach Anerkennung gierte. Weil Alice Echols das Tragische in Janis Joplins Charakter und Leben akzentuiert, ist „Janis Joplin. Piece of My Heart. Die Biografie“ eine erschütternde Lektüre.
Alice Echols beschränkt sich nicht darauf, Janis Joplin zu porträtieren, sondern sie leuchtet auch die musikalische Szene aus, also das Umfeld, in dem Janis Joplin sich bewegte. Dabei wird deutlich, dass die übliche Vorstellung von den Hippies ein Klischee ist, das der Wirklichkeit nicht entspricht: Die meisten Hippies waren nicht frei von Neid, Eifersucht und Aggression – sie wären es nur gern gewesen („Love & Peace“).
Im Vorwort beschreibt Alice Echols ihre Intention beim Schreiben von „Janis Joplin. Piece of My Heart. Die Biografie“:
Es ist nicht nur die Biografie der Sängerin, sondern auch eine Kulturgeschichte ihrer Zeit. Ich stelle Janis nicht wie andere Biografen als pathologisch veranlagte oder intakte Persönlichkeit dar oder erkläre sie zur Lesbierin. Ebenso wenig handele ich ihr Leben als beispielhafte Lektion über die Exzesse jener Zeit ab. Ich habe vielmehr versucht zu erkunden, warum die Sechziger für einen Großteil meiner Generation so starre Wahlmöglichkeiten präsentiert haben: die stille Verzweiflung der Vororte, die durch das Fernsehen und alle denkbaren materiellen Güter unter Kontrolle gehalten wurde, oder der ungezügelte Trieb, das Leben mit verzweifelter Hingabe „flachzulegen“. Die Lebensgeschichte Janis Joplins ist mein Versuch, diese Periode neu zu überdenken, über die wir nie hinwegzukommen scheinen […] Robin Williams hat einmal treffend bemerkt: „Wenn du dich an die Sechziger erinnern kannst, warst du nicht wirklich dabei.“ (Seite 20f)
In der deutschen Übersetzung von Ekkehard Rolle stören einige Grammatikfehler.
Der 90 Seiten dicke Anhang besteht aus einer Diskografie, Anmerkungen und einem Sach- und Personenregister. Illustriert ist das Buch mit Schwarz-Weiß-Fotos auf dreimal acht Seiten.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008
Textauszüge: © Wolfgang Krüger Verlag
Janis Joplin (Kurzbiografie)