Umberto Eco : Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel
Originalausgabe Il pendolo di Foucault, Mailand 1988 Das Foucaultsche Pendel Übersetzung: Burkhart Kroeber Carl Hanser Verlag, München / Wien 1988
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Drei Lektoren eines kleinen Verlages in Mailand stoßen auf ein seltsames Dokument aus dem 14. Jahrhundert, bei dem es sich um ein Vermächtnis des Templerordens handeln könnte. Dadurch werden sie angeregt, zum Vergnügen einen Weltverschwörungsplan der Templer zu konstruieren. Es gibt offenbar noch andere, die nach dem "großen Plan" suchen. Anders als die drei Lektoren meinen sie es ernst und schrecken auch vor Morden nicht zurück. ...
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Kritik

Auf schalkhafte, raffinierte und geistreiche Weise parodiert der auch für sein enormes kulturgeschichtliches Wissen bekannte Semiotik-Professor Umberto Eco die Hermeneutik und führt vor, dass sich immer und überall scheinlogische Zusammenhänge konstruieren lassen, mit denen sich dann auch alles plausibel erklären lässt.
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Belbo, Casaubon und Diotallevi, drei Lektoren eines kleinen Verlages in Mailand, die aus beruflichlichen Gründen viel über Okkultismus und Weltverschwörungen lesen, stoßen auf ein seltsames Dokument aus dem 14. Jahrhundert, bei dem es sich um ein Vermächtnis des 1307 von dem französischen König Philipp dem Schönen zerschlagenen und 1312 von Papst Klemens V. aufgehobenen Templerordens handeln könnte. Die Rede ist von einer alle 120 Jahre wiederkehrenden Zusammenkunft von jeweils sechsunddreißig Nachfahren der geistlichen Ritter.

Dadurch werden Belbo, Casaubon und Diotallevi angeregt, zum Vergnügen nach verschlüsselten Botschaften zu suchen und daraus einen Racheplan der Templer zu konstruieren. Nach Geheimtreffen 1344 in Portugal, 1464 in Schottland, 1584 in Frankreich 1704 in Deutschland, 1824 in Bulgarien und 1944 in Israel, bei denen die Eingeweihten jeweils eine weitere Einzelheit des „großen Plans“ zur Vereinigung von Orient und Okzident unter der Herrschaft der Templer erfuhren, geht es jetzt um die Durchführung der Weltverschwörung.

Wenn das, was die drei Lektoren bei ihrem intellektuellen Zeitvertreib herausfinden und sich ausdenken, wahr wäre, müsste die Weltgeschichte umgeschrieben werden: Das Goldene Vlies, der Gral, die Bundeslade – alles gewinne eine andere Bedeutung.

Es gibt offenbar noch andere, die nach dem „großen Plan“ suchen. Sie glauben herausgefunden zu haben, dass Belbo, Casaubon und Diotallevi ihn kennen. Anders als die drei Lektoren meinen sie es ernst und schrecken auch vor Morden nicht zurück …

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Das Foucaultsche Pendel kann man als Allegorie einer von einem Fixpunkt im Universum ausgehenden Weltbeherrschung verstehen: Der französische Physiker Jean-Bernard-Léon Foucault (1819 – 1868) hängte 1850 in der Pariser Sternwarte und im Jahr darauf im Panthéon eine Kugel an einen langen Faden und ließ sie schwingen, um die Rotation der Erde um eine Nord-Süd-Achse nachzuweisen. An den Polen würde so ein Pendel eine nach 24 Stunden geschlossene Kreisbahn beschreiben.

Auf schalkhafte, raffinierte und geistreiche Weise parodiert der auch für sein enormes kulturgeschichtliches Wissen bekannte Semiotik-Professor Umberto Eco die Hermeneutik und führt vor, dass sich immer und überall scheinlogische Zusammenhänge konstruieren lassen, mit denen sich dann auch alles plausibel erklären lässt. Indem er historische Ereignisse in einen neuen Kontext stellt, erzählt er die Weltgeschichte neu. Der Schein trügt! Das begreifen wir spätestens nach der Lektüre dieses ebenso dicken wie amüsanten Romans.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002

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