F. Scott Fitzgerald : Der große Gatsby

Der große Gatsby
Originaltitel: The Great Gatsby, 1925 Der große Gatsby Deutschsprachige Erstausgabe: 1953 Übersetzung: Walter Schürenberg Süddeutsche Zeitung / Bibliothek, Band 4, München 2004 Neuübersetzungen: Bettina Abarbanell, Diogenes Verlag, Zürich 2001 Reinhard Kaiser, Insel Verlag, Berlin 2011 Lutz-W. Wolff, dtv, München 2011 Johanna Ellsworth, Nikol Verlag, Hamburg 2011 Hans-Christian Oeser, Philipp Reclam Verlag, Stuttgart 2018
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

James Gatz erkennt, dass Erfolg eine Frage der Selbstdarstellung ist und beginnt, den "großen Gatsby" zu spielen. Er arbeitet sich vom mittellosen Herumlungerer zum Multimillionär hoch und verwirklicht den amerikanischen Traum in der festen Überzeugung, dadurch seine aus einer besseren Familie stammende große Liebe, die inzwischen verheiratet ist, zurückgewinnen zu können.
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Kritik

In dem zynischen Roman "Der große Gatsby" von Francis Scott Fitzgerald geht es um das Streben nach Glück und Erfolg, den amerikanischen Traum und dessen Scheitern. Die Gegensätze arm und reich, treu und untreu stehen im Mittelpunkt dieses Gesellschaftsporträts.
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Nick Carraways Großonkel ließ sich 1851 im mittleren Westen der USA nieder, stellte im Bürgerkrieg einen Ersatzmann und eröffnete einen Eisenwarengroßhandel, den inzwischen Nicks Vater führt. Nick wurde Börsenmakler, zog 1922 nach New York und mietete ein kleines Haus in West Egg auf Long Island. Auf der anderen Seite der Bucht, in East Egg, haben Tom und Daisy Buchanan eine Villa. Daisy ist eine Cousine Nicks. Tom, der mit ihm auf dem College war, ein kräftiger, sportlicher Typ und bekannter Polospieler, fühlt sich als Angehöriger der nordischen, herrschenden Rasse. Er hat seit einiger Zeit ein Verhältnis mit Myrtle, der Ehefrau von George B. Wilson, dem Besitzer einer Autowerkstatt an der Straße nach New York City.

Bei den Buchanans lernt Nick die erfolgreiche Golferin Jordan Baker kennen, die mit Daisy befreundet ist, und beginnt eine Affäre mit ihr.

Nick Carraways Haus in West Egg steht neben einem ausgedehnten Anwesen, auf dem ständig große Partys gefeiert werden. Eines Tages wird Nick zu einer dieser Gesellschaften eingeladen, und der Gastgeber, Jay Gatsby, bietet ihm auch noch an, ihn am nächsten Morgen bei einem Rundflug in seinem neuen Wasserflugzug über den Sund mitzunehmen. Es gibt Gerüchte, dass Gatsby seinen Reichtum durch Alkoholschmuggel erwarb und einmal einen Mann ermordete, aber niemand weiß Genaueres. Gatsby selbst behauptet, sein Vermögen von seinen Eltern und anderen Verwandten geerbt zu haben. Angeblich studierte er, wie alle seine Vorfahren, in Oxford. Dann lebte er in Paris, Venedig und Rom, sammelte Rubine und ging auf Großwildjagd, bis er sich im Weltkrieg als Freiwilliger meldete.

In Wirklichkeit heißt er James Gatz, und sein Vater ist ein kleiner Farmer. Als er siebzehn war und sich herumtrieb, beobachtete er eine Yacht, die an einer heimtückischen flachen Stelle des Lake Superior vor Anker gehen wollte. Er ruderte hinaus und warnte den Besitzer, einen Fünfzigjährigen namens Dan Cody, vor der Gefahr. Als der Multimillionär ihn nach seinem Namen fragte, antwortete er: Jay Gatsby. Er hatte begriffen, wie wichtig die Selbstdarstellung ist! Cody nahm ihn mit und stellte ihn sozusagen als Privatsekretär und Leibwächter ein. Als Cody fünf Jahre später starb, sollte sein Schützling einen Teil seines Vermögens erben, aber Rechtsanwälte verhinderten, dass Gatsby auch nur einen Dollar bekam.

1917 verliebte sich Gatsby in die sechzehnjährige Daisy Fay. Sie war das erste „feine“ Mädchen, das er kannte. Weil er damals die Uniform eines Leutnants trug, gelang es ihm, Daisy und ihre wohlsituierte Familie darüber hinwegzutäuschen, dass er mittellos war. Vier Wochen dauerte die Romanze, dann wurde Gatsby nach Europa abkommandiert. Während seiner Abwesenheit heiratete Daisy Tom Buchanan. Sie waren noch auf Hochzeitsreise, als Gatsby aus Frankreich zurückkehrte.

Nur um Daisy zurückzugewinnen, brachte Gatsby es mit dunklen Machenschaften zu einem märchenhaften Vermögen und kaufte sich die Traumvilla in West Egg.

Eines Tages bittet er Nick darum, Daisy zum Tee einzuladen, damit er sie wiedersehen kann. Natürlich nützt er die Gelegenheit, Daisy auch sein Anwesen zu zeigen, und sie ist davon stark beeindruckt. Heimlich trifft sie sich von da an mit Gatsby, aber sie ist nicht bereit, ihren Mann zu verlassen. Vergeblich versucht Gatsby, sie zu überreden, mit ihm neu anzufangen und so zu tun, als hätte es die letzten fünf Jahre nicht gegeben.

An Nick Carraways dreißigstem Geburtstag sind der Börsenmakler, Jordan Baker und Jay Gatsby bei den Buchanans eingeladen. Die Stimmung ist gereizt. Tom beginnt zu begreifen, dass Daisy und Gatsby ein Verhältnis haben. Nach einigen Drinks beschließt die Gesellschaft, mit zwei Autos in die Stadt zu fahren, um sich dort zu amüsieren. Tom Buchanan probiert Gatsbys gelbes Coupé aus und tankt unterwegs bei George Wilson. Der weiß zwar noch immer nicht, dass es sich um den Liebhaber seiner Frau handelt, hat aber inzwischen herausgefunden, dass Myrtle ihn betrügt. Das macht ihm schwer zu schaffen.

In New York stellt Buchanan Gatsby zur Rede, und es kommt zum Streit. Gatsby behauptet, Daisy habe immer nur ihn geliebt. Sie weint und fährt mit ihrem Geliebten in dessen Auto los. Tom, Jordan und Nick, die ihnen im blauen Wagen folgen, sehen, dass sich vor Wilsons Werkstatt ein Verkehrsunfall ereignete: Myrtle Wilson liegt tot auf der Straße.

Ein junger Grieche, dem die Kaffeestube in der Nähe der Werkstatt gehört, sagt aus, er habe einen heftigen Streit zwischen George und Myrtle Wilson gehört. Dann sei die Frau schreiend auf die Straße gestürzt und vor ein aus New York City kommendes gelbes Auto gerannt, das nach dem tödlichen Unfall weiterfuhr.

Mit einem Revolver in der Hand taucht George Wilson einige Stunden später bei Tom Buchanan auf. Weil er ihn vor dem Unfall in dem gelben Coupé gesehen hatte, mit dem Myrtle überfahren wurde, hält er ihn für den Schuldigen. Buchanan weiß zwar inzwischen, dass Daisy bei dem Unfall am Steuer saß, lenkt jedoch den Verdacht auf seinen Nebenbuhler. Wilson geht deshalb nach West Egg, erschießt Gatsby und dann sich selbst.

Zur Bestattung Gatsbys kommen nur dessen Vater Henry, Nick Carraway, der Postbote, vier oder fünf Leute vom Personal und ein Herr, den Nick einmal bei einer von Gatsbys gut besuchten Partys sah. Daisy und Tom sind verreist.

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In dem zynischen Roman „Der große Gatsby“ von Francis Scott Fitzgerald geht es um das Streben nach Glück und Erfolg, den amerikanischen Traum und dessen Scheitern: James Gatz alias Jay Gatsby arbeitet sich vom mittellosen Herumlungerer zum Multimillionär hoch, in der festen Überzeugung, dadurch seine aus einer besseren Familie stammende große Liebe, die inzwischen verheiratet ist, zurückgewinnen zu können. Dabei schreckt der unverbesserliche Romantiker in seiner Hybris nicht vor kriminellen Machenschaften zurück. Während Gatsby seiner Angebeteten treu bleibt, betrügt deren Ehemann sie mit der Ehefrau eines anderen.

Beim tragischen Antihelden Gatsby handelt es sich zwar um eine eher märchenhafte Figur, aber die Geschichte hat ihre innere Logik. Man kann sie als gesellschaftskritische Groteske aber auch als tragische Romanze lesen. Erzählt wird sie von Gatsbys Nachbarn Nick Carraway in der Ich-Form.

Bemerkenswert ist, dass F. Scott Fitzgerald das Drama, bei dem drei Menschen ums Leben kommen, statt unter den Augen Gottes unter den bebrillten Riesenaugen auf einem Plakat des Augenarztes Dr. T. J. Eckleburg stattfinden lässt.

John Clayton verfilmte den Roman 1973: „Der große Gatsby“. Im Mai 2013 kam eine Neuverfilmung von Buz Luhrmann mit Leonardo DiCaprio in der Titelrolle in die deutschen Kinos: „Der große Gatsby“.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004 / 2012

F. Scott Fitzgerald (Kurzbiografie)

John Clayton: Der große Gatsby
Baz Luhrmann: Der große Gatsby

Francis Scott Fitzgerald: Der seltsame Fall des Benjamin Button

Ian McEwan - Abbitte
Wie menschliches Handeln aus der Sicht Anderer missinterpretiert wird, hat Ian McEwan psychologisch gut beobachtet, spannend erzählt und nachvollziehbar dargestellt. Der Autor passt seine Sprache in "Abbitte" der jeweiligen Atmosphäre gekonnt an.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.