Kalter Frühling
Kalter Frühling
Inhaltsangabe
Kritik
Weil ihr Vater Carl Berger (Friedrich von Thun) seinen 65. Geburtstag feiert, steigt die zweiundzwanzigjährige Kölner Jurastudentin Sylvia Berger (Jessica Schwarz) in ihr Cabrio und fährt hinaus zum Landsitz der Eltern. Ihre sechs Jahre ältere Cousine Manuela Berger (Tanja Gutmann) ist bereits da, hat ihren Lebensgefährten Hermann Breiden mitgebracht und bespricht seit dem Morgen mit ihrem Onkel und dessen Anwalt Bernd Aschenbach die finanzielle Situation des Dentalunternehmens „Berger & Berger“, die sich soeben aufgrund eines verlorenen Gerichtsprozesses bedrohlich verschlechtert hat. Hermann ist bereit, Geld in das Unternehmen zu investieren, wenn die Geschäftsführung Manuela übertragen wird. Manuela ist ohnehin der Ansicht, dass ihr diese Aufgabe zusteht, denn die Firma wurde von ihrem Vater zusammen mit dessen Bruder Carl gegründet, und Sylvia studiert noch. (Manuelas Eltern sind bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.)
Als Sylvia erfährt, dass Manuela die Firmenleitung übernimmt, ist sie enttäuscht und wütend, denn sie hat damit gerechnet, nach Abschluss ihres Studiums ihren Vater abzulösen. (Später findet sie auch noch heraus, dass ihr Vater heimlich ein Verhältnis mit Manuela hat.)
Kurz darauf lässt Sylvia sich mit zwei Freundinnen in einer Kölner Bar auf eine Mutprobe ein: Sie wettet, es werde ihr gelingen, von einem fremden Mann 1000 Euro für eine Nacht zu bekommen. So gerät sie an Rico Schmidt (Misel Maticevic), aber sie will gar kein Geld von ihm, sondern verliebt sich in ihn, obwohl sie mitbekommt, dass er von betrügerischen Finanzmanipulationen lebt. Er hat sie gewarnt, dass er nichts gern zweimal macht, doch als er die Beziehung nach kurzer Zeit ohne Begründung abbricht, weint Sylvia vor Schmerz.
Bei einer gynäkologischen Untersuchung stellt ein Arzt fest, dass Sylvia sich mit Syphilis infiziert hat. Eine Woche nach der Diagnose besucht sie ihre Eltern und gesteht ihnen nicht nur, dass sie an Syphilis erkrankt ist, sondern auch, dass sie eine wichtige Klausur nicht bestanden hat. Ihre Mutter Karen (Angela Roy) läuft erst einmal in ein anderes Zimmer, bis sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hat. Sie erinnert sich an die Sorgen, die Sylvia ihr vor zehn Jahren machte, als sie sich mit einem Mann einließ, der sie beinahe missbraucht hätte. Schon damals war das Mädchen erschreckend leichtsinnig. Carl und Karen beraten sich mit ihren Freunden Hans und Ursula Terhofe (Peter Lerchbaumer, Johanna Gastdorf) und verlangen dann von Sylvia, dass sie wieder zu ihnen zieht. Die Wohnung, die sie ihr in Köln gemietet haben, kündigen sie. Aber damit erreichen sie nur, dass Sylvia ihnen zornig an den Kopf wirft, das Geburtstagsgeschenk für ihren Vater gestohlen zu haben und sich die Gechlechtskrankheit bei einem Kriminellen geholt zu haben, von dem sie sich nur wegen einer Mutprobe vögeln ließ. Und statt zu ihren Eltern zu ziehen, verkauft sie ihr Auto und nimmt sich in Köln ein Hotelzimmer.
Ben Lueders (Matthias Schweighöfer), der junge Nachtportier, nimmt sie mit zu sich in seine verwahrloste Wohnung. Als er gefeuert wird, versucht Sylvia sich mehrmals als Kellnerin, aber die Café-Besitzer trennen sich jeweils nach ein paar Tagen wieder von ihr. Schließlich hält Sylvia den Dreck in Bens Wohnung nicht länger aus und beginnt aufzuräumen und zu putzen. Da stößt sie auf ein Drogenbesteck. Entsetzt rennt sie auf die Straße. Als ein Mann sie anspricht, geht sie mit ihm in ein Hotelzimmer und verlangt statt der angebotenen 50 Euro das Doppelte von ihm. Einige Zeit lebt sie von der Prostitution. Ihr Studium hat sie längst aufgegeben.
Eines Tages begegnet sie einem früheren Freier, und weil sie weiß, dass er Rechtsanwalt ist, fragt sie ihn, ob sie ihre Eltern auf Unterhalt verklagen könne. Hendrik Frieloff (Markus Boysen) beschäftigt Sylvia als Aushilfskraft in seiner Kanzlei, und als er erfährt, dass sie in einem leerstehenden Bürohaus schläft, verschafft er ihr über einen Freund ein preiswertes Apartment.
Als Sylvia in einer Zeitschrift liest, dass „Berger Dental“ erneut vor dem Konkurs steht, überredet sie Hendrik, Investoren zu akquirieren, um die Firma zu retten. Dann sucht sie ihre Eltern auf und bietet ihnen neues Kapital unter der Bedingung, dass Manuela ihr die Firmenleitung überlässt. Die Eltern schützen Verpflichtungen gegenüber Manuela vor, und Karen erklärt, sie könne Sylvias Verhalten nicht einfach vergessen.
Um sie zu zwingen, auf ihr Angebot einzugehen, wendet Sylvia sich an Rico, erläutert ihm die Lage und fordert ihn auf, ihre Eltern in die Zahlungsunfähigkeit zu treiben. Rico, der dem Ehepaar Berger über Mittelsmänner ein entsprechendes Geschäft vorschlägt, scheitert jedoch an Sylvias Mutter, die sich nicht auf das Risiko einlässt. Da überredet ihn Sylvia, sich im Golfclub an ihre Mutter heranzumachen. Karen erliegt tatsächlich Ricos Verführungskunst, und nachdem sie in einem Hotelzimmer mit ihm geschlafen hat, unterschreibt sie den vorher abgelehnten Anlagenvertrag.
Spätabends, als nur noch Sylvia in der Kanzlei ist und auch gerade gehen will, taucht Ben auf. Inzwischen ist er clean, lebt in einer Wohngemeinschaft mit zwei anderen jungen Männern, arbeitet als Ausfahrer für eine Bäckerei und kann damit rechnen, demnächst mit einer Bäckerlehre anzufangen. Er möchte wieder mit Sylvia zusammen sein, aber sie sagt ihm unverblümt, in ihrem Leben sei derzeit kein Platz für ihn. Niedergeschlagen verabschiedet Ben sich von ihr.
Endlich sind Carl und Karen Berger damit einverstanden, dass die von Hendrik Frieloff geführte Investorengruppe das Familienunternehmen übernimmt und Sylvia mit der Firmenleitung betraut wird. Die Investoren werden zu einer Feier auf dem Landsitz der Bergers eingeladen. Manuela reist noch vor dem Beginn ab, denn jetzt fühlt sie sich verraten. Während des Festes erfährt Sylvia durch einen Telefonanruf von einem Mitbewohner Bens, dass dieser sich das Leben genommen hat. Da flüchtet sie sich aufgewühlt an die Brust ihres Vaters, der einen Arm um sie legt, den anderen jedoch in der Hosentasche lässt und sie fragt: „Ist alles gut?“ Sylvia hat sich schon wieder beruhigt und antwortet mit einem klaren „Ja“.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)„Kalter Frühling“ ist der dritte Teil einer Trilogie von Dominik Graf, zu der auch die Fernsehfilme „Bittere Unschuld“ und „Deine besten Jahre“ gehören. Darin geht es um die Entlarvung falscher Gefühle und die Entdeckung echter Gefühle hinter den Fassaden.
Sylvia fühlt sich von ihren Eltern verraten, die vorgeben, ihre Tochter zu lieben, ihr jedoch die Leitung des angeschlagenen Familienunternehmens vorenthalten und sie ihrer Cousine Manuela überlassen, weil deren Lebensgefährte bereit ist, dringend benötigtes Kapital einzubringen. Durch den Schock gerät Sylvias Leben vorübergehend aus den Fugen, aber dann entwickelt sie einen Plan und scheut vor keinem Verrat oder Betrug zurück, um Manuela als Geschäftsführerin abzulösen. Dass sie dabei ihr Mitgefühl verloren hat, wird ihr nur kurz bewusst, als ein von ihr zurückgewiesener junger Mann sich das Leben nimmt.
Dominik Graf setzt in „Kalter Frühling“ zu Recht auf die ausgezeichneten Schauspieler und die Atmosphäre, wobei die Stimmung der Bilder schon gleich zu Beginn bewusst von der Musikuntermalung konterkariert wird.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004
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