Gert Heidenreich : Die Steinesammlerin von Etretat

Die Steinesammlerin von Etretat
Originalausgabe: Die Steinesammlerin Claassen Verlag, Düsseldorf 1984 Neufassung: Nachwort: Fritz J. Raddatz Die Steinesammlerin von Etretat marebuchverlag, Hamburg 2004 ISBN: 3-936384-14-2, 236 Seiten dtv, München 2007 ISBN 978-3-423-13573-3
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Der von Schuldgefühlen gequälte Ich-Erzähler hält sich in Etretat auf. Er hatte seinen Freund Hans nicht halten können, als dieser bei einer Bergtour abgestürzt war. In seinen Briefen an Hans' Lebensgefährtin schildert er, wie ihm am Strand eine schwarz gekleidete Steinesammlerin auffiel. Er verlängert seinen Aufenthalt, beobachtet sie und malt sich ihre Vergangenheit aus. In seiner Fantasie begegnet die 19-jährige Französin 1944 einem desertierten deutschen Soldaten und versteckt ihn. Der Briefeschreiber folgt der Steinesammlerin in ihr Dorf und stößt dort auf ein Grab mit dem Namen, den er sich für den Deutschen ausdachte ...
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Kritik

"Die Steinesammlerin von Etretat" ist ein feiner, kunstvoll komponier­ter Roman. Wie Gert Heidenreich nicht nur die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion unscharf hält, sondern zugleich die verschie­de­nen Handlungsstränge und Zeitebenen miteinander verflicht, ist Literatur auf hohem Niveau.
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Der Ich-Erzähler, dessen Namen wir nicht erfahren – geboren wurde er 1944 wie Gert Heidenreich –, ist auf Anraten einer Frau nach Etretat gefahren. Dort verbrachten sie einmal zu dritt, mit Hans, dem Lebensgefährten der Frau, die Sommerferien, und sie hofft nun, dass er sich an diesem Ort von seinen Schuldgefühlen befreien kann. Ihn quält nämlich die Erinnerung an Hans‘ Tod. Bei einer Bergtour in den Dolomiten, von der Rosszähnen zum Principal-Pass, brach Hans auf einem unterhöhlten Schneefeld ein. Mit der rechten Hand klammerte er sich an den Eisrand. Sein Freund legte sich auf den Boden, robbte zu ihm und packte ihn am Handgelenk, aber er bekam Hans‘ zweiten Arm nicht zu fassen. Als ihm die Kraft ausging, ließ er los, und Hans stürzte in die Tiefe. Der Mann, der nicht über dieses traumatische Erlebnis hinwegkommt, schreibt der Frau regelmäßig aus Etretat. Anfangs zahlt eine Zeitschrift die Spesen, aber den Artikel über deutsche Bunker in der Normandie, den er dafür verfassen soll, bleibt er schuldig und bittet schließlich die Frau, ihm Geld zu schicken.

Unmittelbar vor seiner geplanten Abreise aus Etretat fällt ihm in der Bucht zwischen der Falaise d’Amont und der Falaise d’Aval eine schwarz gekleidete Steinesammlerin auf. Er verlängert seinen Aufenthalt in Etretat und beobachtet sie. Dabei malt er sich ihre Vergangenheit aus.

Er stellt sich vor, wie die damals 19-jährige Frau 1944 auf der Straße außerhalb eines Dorfes, für das er sich den Namen Secretville ausdenkt, einem sieben Jahre älteren, zwei Wochen zuvor desertierten deutschen Soldaten begegnet. Ihm gibt der Briefeschreiber den Namen Heinz Ulrich, und in seiner Fantasie macht er ihn zum Steinmetz aus D. in Südhessen. – Die junge Frau lebt allein in der Gärtnerei in Secretville. Die Eltern ließen sie zu Beginn des Krieges mit ihrem Bruder allein zurück: Der Vater, ein Anhänger der Regierung in Vichy, zog in den Süden, die Mutter reiste nach Algier. Die Dorfbewohner halfen dem verwaisten Geschwisterpaar, indem sie nicht nur Milch und Brot anschreiben ließen, sondern auch Gemüse und Küchenkräuter in der Gärtnerei kauften. Schließlich konnte die junge Frau ihren 15 Jahre alten Bruder François nicht davon abhalten, sich der Résistance anzuschließen.

Als sie den deutschen Soldaten sieht, dreht sie sich um und kehrt ins Dorf zurück. Dabei zügelt sie ihre Schritte, damit es nicht nach Flucht aussieht, geht aber auch nicht so langsam, dass es als Aufforderung zum Mitkommen aufgefasst werden könnte. Er soll selbst entscheiden, was er tut.

Der erschöpfte Soldat folgt ihr, und sie versteckt ihn zunächst im Zimmer ihres Bruders und dann auf dem Dachboden. Sie schleppt einen Zuber in die Küche, und nachdem er gebadet hat, gibt sie ihm Sachen ihres Bruders zum Anziehen. Dabei macht sie sich Sorgen, was François sagen wird, wenn er aus dem Krieg zurückkommt und im Elternhaus einen Deutschen in seinen Sachen sieht. Außerdem weiß sie, dass man Französinnen, die sich mit Deutschen eingelassen haben, als „pute allemande“ beschimpft und kahl geschoren durch die Straßen treibt.

Der Briefeschreiber folgt der Steinesammlerin zur Bushaltestelle, steigt mit ihr ein, löst nach mehrmaligem Fragen des Fahrers eine Fahrkarte nach Le Havre, verlässt den Bus jedoch bereits in Secretville und bleibt der Steinesammlerin auf den Fersen. Sie verschwindet in der geschlossenen Baumschule. Auf dem Friedhof entdeckt er einen Grabstein mit der fehlerhaften Inschrift „Heins Ulrich, Horticulteur“.

Ich hatte die Steinesammlerin wirklich am Strand gesehen. Ich hatte mir zu ihrem Anblick eine Lebensgeschichte erfunden. In dieser war mir ein deutscher Soldat namens Heinz Ulrich eingefallen. Und nun, auf dem realen Friedhof des realen Dorfes: die Wirklichkeit meiner Fiktion, das Grab mit dem Namen, der meinem Kopf entsprungen zu sein schien – gefunden auf der Spur der Steinesammlerin.

Weil es in Secretville kein Gasthaus mit Übernachtungsmöglichkeiten gibt, kehrt der Ich-Erzähler per Anhalter nach Etretat zurück.

Katherine, die Ehefrau des Wirts Vatinel, hält die Steinesammlerin für eine Irre, aber die Küchenhilfe Chiri führt den Gast heimlich zur Chapelle Notre-Dame-de-la-Garde auf der Falaise d’Amont – was auf verschneiten Pfaden im Nebel nicht ungefährlich ist. In der Kapelle zeigt Chiri ihm einen faustgroßen Stein unter dem Altar. Violette – so der Name der Steinesammlerin – habe ihn hergebracht, erklärt Chiri, und niemand nehme ihn weg.

Louis Delamare, der Besitzer eines Antiquariats in Etretat, rät dem Besucher davon ab, sich noch länger mit der Steinesammlerin zu beschäftigen:

„Suchen Sie keine Geschichten in Etretat, Monsieur! Lesen Sie meine Bücher, Sie finden genug Liebe und Tod bei mir! Viertausend Bände! Kommen Sie zu mir, starren Sie nicht in die Bucht! Das ist sinnlos!“

Aber der Mann hört nicht auf ihn, fährt stattdessen mit dem Bus erneut nach Secretville. Wie beim ersten Mal trifft er am Friedhofstor auf einen Jungen namens Julien, der Zigaretten schnorrt. Vom Friedhof geht er zur Baumschule. Violette fragt ihn nach seinen Wünschen und erklärt ihm, dass eigentlich geschlossen sei. Er bittet darum, sich umsehen zu dürfen, und sie zieht sich ins Haus zurück. Als er sie später in den Bus einsteigen sieht und von Julien erfährt, dass es der letzte an diesem Tag ist, rennt er los, stürzt jedoch nach einigen Schritten und verliert das Bewusstsein. Der Junge alarmiert seinen Vater Jules Guerin, dem die seit Jahren geschlossene Tankstelle am Dorfrand gehört. Der holt den Ohnmächtigen mit einer Schubkarre und bringt ihn im Schuppen hinter der Tankstelle unter.

Jules Guerin ist alkoholkrank und wurde von seiner Frau hinausgeworfen. Pauline lebt mit ihren drei Söhnen und zwei Töchtern in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in der zum Dorf gehörenden Sozialsiedlung. Julien ist der jüngste Sohn. Sein ältester Bruder, Hypolite („Poli“), betreibt als Pächter die Bar Tabac in Secretville. Außerdem versorgt er den Vater mit Wein und Schnaps, damit dieser die Familie in Ruhe lässt.

Am nächsten Morgen verlangt Jules Guerin von seinem Gast 50 Francs für die Übernachtung und Bewirtung.

Der Briefeschreiber berichtet der Frau, dass der Künstler Claude, der damals mit ihnen in Etretat war, eingetroffen sei. Obwohl Claude nach wie vor verschuldet ist, lädt er ihn zum Essen ins Restaurant ein. Nachdem sie sich eine Weile angeschwiegen haben, erzählt ihm sein Gast von der Steinesammlerin und dem 1967 angelegten Grab in Secretville.

„Du willst also sagen“, fragte Claude leise, „dass du eine Frau am Strand Steine sammeln siehst, ihre Geschichte zu wissen glaubst, darin den Namen eines Deutschen erfindest –“
„Vorfindest“, unterbrach ich ihn. „Der Name war ja lange schon da!“
„– nun ja, wie auch immer, jedenfalls findest, dann mit einem öffentlichen Verkehrsmittel in den Ort fährst, in dem diese Frau wohnt, und dort einen Grabstein entdeckst mit eben dem Namen, den du dir zuvor ausgedacht hast.“

Claude fährt eigens nach Secretville, um zu überprüfen, ob es das Grab eines Heinz Ulrich gibt. Nachdem er es gefunden hat, reist er überraschend aus Etretat ab. Von seinem Bekannten verabschiedet er sich zwar nicht, aber er bezahlt dessen Rechnung.

In Leleus Bistro in Etretat drängt Louis Delamare den Fremden, die Steinesammlerin endlich in Ruhe zu lassen, denn er durchkreuze damit ungewollt den Plan des Werkstattbesitzers Duchemin, einen Golfplatz anzulegen. Die dafür benötigten Grundstücke gehören Violette. Und weil durch das Interesse des Hotelgasts an ihr alte Geschichten aufgewühlt werden könnten, droht das Geschäft zu platzen.

Die Gegend wurde am 2. September 1944 von der deutschen Besatzung befreit.

Violette, eine regelmäßige und inbrünstige Kirchgängerin, die mit der Situation in ihrem Elternhaus überfordert ist, vertraut sich schließlich dem Dorfgeistlichen an und gesteht ihm, dass sie einen Deutschen versteckt hat. Für den Pfarrer ist das auch eine Nummer zu groß, und weil die Information nicht unter das Beichtgeheimnis fällt, weiht er den Bürgermeister ein. Der hält es für undenkbar, den Deutschen mit seinem Wissen weiter in Secretville zu lassen. Bevor der Bürgermeister über weitere Schritte entscheidet, soll der Pfarrer mehr über den Soldaten herausfinden. Also sucht der Geistliche Violette auf und redet mit Heinz Ulrich. Er ist froh, zu hören, dass der deutsche Steinmetz nicht jüdisch, sondern katholisch ist und ein einfacher Soldat war, kein Mitglied der SS. Dennoch meint er, dass die Polizei verständigt werden müsse. An diesem Abend trinkt Violette sich mit Cidre und Calvados Mut an. Dann hält sie den Deutschen davon ab, wieder in den Speicher hinaufzuklettern, nimmt ihn stattdessen mit in ihr Zimmer und schläft mit ihm.

Der Bürgermeister verrät seiner Frau das Geheimnis, und bald verbreiten sich Gerüchte über einen blonden SS-Offizier, den Violette bei sich versteckt habe. Sie wird ausgegrenzt, und als die Nachricht vom Tod ihres Vater in Marseille eintrifft, heißt es, die Deutschhure habe ihn auf dem Gewissen, denn die Schande habe ihm das Herz gebrochen. Während sie in der Messe ist – wo die Plätze neben ihr leer bleiben –, sucht eine Gruppe junger Männer in ihrem Haus nach dem Deutschen. Der sah sie allerdings durchs Fenster kommen und verbirgt sich so erfolgreich, dass sie ihn nicht finden.

Danach verlässt er Secretville und schlägt sich nach Deutschland durch. Sein Elternhaus findet er zerstört vor. Die Eltern sind vermutlich tot. Nachdem es Heinz Ulrich als Steinmetz mit Grabsteinen in seinem Geburtsort zu bescheidenem Wohlstand gebracht hat, verkauft er alles einem Bestattungsunternehmen und reist in die Normandie. Die Gärtnerei in Secretville ist geschlossen. Violette findet er in einem kirchlichen Pflegeheim in Rouen. Sie leidet an Tuberkulose.

Heinz Ulrich lässt sich die Schlüssel geben und renoviert Violettes Haus. Nach ihrer Gesundung holt er sie zurück. Sie erweitern den Gärtnereibetrieb, handeln nun auch mit Saatgut, Dünger und Chemikalien, beschäftigen schließlich sogar Hilfskräfte. Und als das Paar heiratet, steht Violettes Rehabilitation und Heinz Ulrichs Aufnahme in die Dorfgemeinschaft nichts mehr im Weg.

Drei Monate lang schreibt der Ich-Erzähler der Frau keinen Brief, dann teilt er ihr mit, dass er seit acht Wochen nicht mehr im Hotel wohne, sondern bei Delamares Neffen Maurice Quissonaille in einem Bauernhaus oberhalb des Dorfes Unterschlupf gefunden habe.

Ich musste ihm nur abgewöhnen, mir beim Schreiben zuzuschauen, und er musste mir meinen Ekel vor tagelang nicht gespültem Geschirr austreiben.

Als er das letzte Mal in Secretville war, wirkte das Dorf wie ausgestorben. In der Baracke hinter der geschlossenen Tankstelle fand er Guerin. Der berichtete ihm, die Steinesammlerin sei in Le Havre bei der Polizei und beschuldige sich erneut eines Mordes. Dann erzählte er ihm die ganze Geschichte. Der Briefeschreiber ging anschließend zum Denkmal des Unbekannten Soldaten und fand am Sockel die Signatur „HU 1967“, wie er es aufgrund von Guerins Darstellung erwartet hatte. Plötzlich kam Julien auf ihn zu, beschimpfte ihn als Spitzel und forderte ihn auf, das Dorf zu verlassen.

Während die Leute spekulieren, er sei ein Bruder von Heinz Ulrich und hinter der Erbschaft her, die immerhin aus Feldern, Wald und Wiesen besteht, schreitet er nun nach dem Vorbild der Steinesammlerin jeden Tag den Strand ab.

1966 hatte ein Bauer mit seinem Traktor das Soldatendenkmal in Secretville beschädigt. Weil es kein Geld für die erforderliche Erneuerung gab, kam der Bürgermeister auf die Idee, Heinz Ulrich zu bitten, unentgeltlich ein neues Denkmal zu gestalten. Der Deutsche arbeitete zwar mit seiner Frau zusammen in der Gärtnerei, aber der Bürgermeister wusste, dass er gelernter Steinmetz war. Heinz Ulrich fing also an, einen Steinblock zu bearbeiten. Ohne dass er es eigentlich wollte, nahm die Figur immer stärker die Figur eines im Krieg vor seinen Augen verbrannten Maquisard an.

Dem Widerstandskämpfer hatte eine ältere Frau zugeflüstert, der Ortspolizist von Le Creuset sei ein Nazi und habe in der Scheune seines Schwagers deutsche Soldaten versteckt. Als er nachsah, überraschte er tatsächlich drei feindliche Soldaten, von denen Heinz Ulrich einer war. Die Überrumpelten legten die Waffen ab: zwei Pistolen und eine Panzerfaust. Der Maquisard hob die Panzerfaust auf und versuchte herauszufinden, wie sie zu bedienen war. Dabei feuerte er die Waffe versehentlich ab.

Er sah noch, wie die Deutschen versuchten, das helle Loch zu erreichen, das von dem Geschoss in die Rückwand des Schuppens gerissen worden war, und er hörte noch, wie der Flammenturm, in dem er stand, durch dieses Loch heulend Luft holte.

Die Deutschen retteten sich ins Freie. Der Maquisard verbrannte in der Scheune.

Im Juni 1967 feierte Secretville die Einweihung des neuen Soldatendenkmals. Der Bürgermeister enthüllte es. Das Denkmal gefiel den Leuten, und Heinz Ulrich wurde beglückwünscht. Aber Violette sank beim Anblick des Unbekannten Soldaten beinahe nieder, denn er trug das Gesicht ihres Bruders François.

Heinz Ulrich bekannte, dass er die Panzerfaust damals absichtlich gespannt hatte, als er aufgefordert worden war, sie auf den Boden zu legen. Er hatte gehofft, aufspringen und sie auf den Feind abfeuern zu können. Und als der unerfahrene Maquisard sie ungeschickt hochgehoben hatte, war Heinz Ulrich stumm geblieben. Um Vergebung bittend, kniete Heinz Ulrich sich zu Hause vor seine Frau. Sie traf ihn mit dem Knie am Kopf, und als er aufstand, stieß sie ihn weg. Heinz Ulrich stürzte, schlug mit der linken Schläfe auf einen Stein und starb.

Violette beschuldigte sich dann selbst, ihren Mann gesteinigt zu haben. Sie behauptete, sie habe den blutbesudelten Stein nach Etratat gebracht und bei steigender Flut an den Strand geworfen. Aber man glaubte ihr nicht. Offiziell wurde Heinz Ulrichs Tod als Unfall gewertet. Und die Witwe gilt seither als geistig verwirrt.

Die vernachlässigte Gärtnerei verfiel. Die Steinesammlerin von Etretat lebt von den Pachteinnahmen für ein Stück Wald, Felder und Wiesen, die sie und Heinz Ulrich in den Fünfziger- und Sechzigerjahren nach und nach gekauft hatten.

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„Die Steinesammlerin von Etretat“ ist ein feiner, kunstvoll komponierter Roman. Gert Heidenreich lässt einen Ich-Erzähler zu Wort kommen, dem er keinen Namen gibt, der aber ebenso wie er selbst 1944 geboren wurde. Genau genommen handelt es sich um einen traumatisierten Briefeschreiber, dessen Berichte an eine ebenfalls namenlose Frau gerichtet sind, die übrigens auf der ersten Seite selbst kurz als Ich-Erzählerin auftritt. Er berichtet von einer Steinesammlerin in Etretat, die ihm aufgefallen ist und die er in den Mittelpunkt einer Geschichte stellt, die er sich zunächst ausdenkt, die dann aber zunehmend real zu werden scheint. Wie dabei nicht nur die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion/Einbildung unscharf bleiben, sondern auch die verschiedenen Handlungsstränge bzw. Zeitebenen miteinander verflochten sind, ist Literatur auf hohem Niveau. Dazu kommt die atmosphärische Dichte von „Die Steinesammlerin von Etretat“. Nichts wird durch prätentiöse Verzierungen beeinträchtigt.

Gert Heidenreich veröffentlichte den Roman 1984 unter dem Titel „Die Steinesammlerin“. Später überarbeitete er ihn grundlegend und entfernte vor allem die Einsprengsel politischer Überlegungen, die er für nicht mehr zeitgemäß hielt. Die Neufassung erschien 2004 und trägt den Titel „Die Steinesammlerin von Etretat“.

Den Roman „Die Steinesammlerin von Etretat“ gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Gert Heidenreich (Regie Heiner Boehncke, ISBN 3-936384-56-8).

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2014
Textauszüge: © marebuchverlag

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.